Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Dutzendzeiler


  • Sommerfrischen & das dreihundertundelfte Gedicht

    Tegernsee

    Aufziehende Gewitter.

    Talkessel

    Das von Bergkettenbändern gebändigte Land
    Hechelt am Knebel der glänzenden Seen
    Und ständig fließt irgendwas über den Rand
    Und Ängstlichkeit reift längst zum bangen Versteh’n:
    „Vorm Deifi sind wir hier im Tal niemals sicher!“
    Und höhnisch erklingt auf den Höh’n ein Gekicher
    Rauscht eisekalt brausend als Windstoß hinab!

    Vom See schweigt Kühle wie ein Grab

    Es fröstelt tief in allen Seelen
    Die hier fromm ihr Leben fristen
    Und oft sich mit der Frage quälen:
    „Weshalb kommen die Touristen?“


  • Blaue/rosa Bauröhren & das dreihundertundzweite Gedicht

    Baustelle Unter den Linden

    Das Dutzend ist voll: zwölfte Berlin-Reise in diesem Jahr.

    Berlin ist das

    Berlin ist Spatz
    Blaue Baugrubenröhren (oder in rosa)
    Ist „Gab mal viel Platz …“
    Und gluckst: „Nachtruhe stören!“ (als Allzweckbühne für die Poser)
    Ist seit Jahr’n auf der Kippe
    Und immer noch Punk
    Historiengerippe
    Seziert für das Hippe
    Riskiert als Xanthippe die ganz dicke Lippe
    Mit stets einer Brise Kloakengestank

    Wenn du willst, stillst du hier noch den irrigsten Durst
    Wenn du still bist, ist vieles ein Irrtum und Wurst


  • Bahnhof Friedrichstraße & das zweihundertachtundneunzigste Gedicht

    Bahnhof Friedrichstraße

    Wo einem Berlin noch wie Berlin vorkommt. Nach einem Schwarzbier mit Bauernfrühstück.

    Unter den S-Bahnbögen

    Unter den wummernden S-Bahnbögen
    Gestanden sie stumm sich einander zu mögen
    Befreit, beseelt sah’n sie sich an
    Derweil die Bahn verschwand und dann
    Enteilten auch sie, ohne weitere Worte
    Doch fortan verbanden die zwei mit dem Orte
    Wie nah man dort einander war
    Obschon ja wirklich nichts geschah

    Nachtrag:

    Nun, wer den beiden zugeschaut
    Schiebt dies auf im Lärm noch gefallene Worte
    Doch dafür war’s dann echt zu laut
    Und wer mehr versteh’n will – der lausche dem Orte!

    Mehr Gedichte über Liebe und Beziehung


  • Asamkirche & das zweihundertvierundneunzigste Gedicht

    Asamkirche München

    Gut gerüsteter Hallraum.

    Pinocchio

    Ach, Hall, mir macht dein ferner Schall
    Bewusstig, dass ich überall
    Mal konsterniert „Ach, hallo!“ sag
    Mal forsch „Na, und wie geht’s so?“ frag
    Und mehr abscheulich Zeug abruf
    Als der, der mich dereinst erschuf
    Mir in die Fibel eingelegt!
    Es klagt Gepetto unentwegt:
    „Was redet mein Balg bloß so blöde und schief?!“
    Sei du mir, Hall, das Korrektiv!
    Da ich der Stichwortgeber bin –
    Berüst den Mist mit etwas Sinn!


  • Publikum & das zweihundertsiebzigste Gedicht

    Fesselballon über dem Englischen Garten

    Oben: Idylle. Unten: Abgründe.

    Poetry Slam

    Diese Masse an Menschen! Und alle verdauen!
    Wie sollt‘ als Ästhet ich mich nun noch getrauen
    In diesen Morastpulk mein Lied zu versenken
    Da alle an Glied- oder Scheidenstrom denken
    Um schon in der Pause ein Meer voller Pisse
    In Kübel zu strullern? Wo ich doch gewisse
    Ideale von Schönheit zu gern propagiere …
    Vor Körpern, den’n Kotknetung und Uriniere
    Das einzige Gebot der Zeit
    Führt solcher Anspruch bloß zu Leid

    Drum geh nicht den Weg über weit’re Verkopfung
    Sondern quäle die andern und sorg für Verstopfung!


  • Sommerpause & das zweihundertsechsundsechzigste Gedicht

    Tollwood Festival

    Beinahe Urlaub: drei freie Tage in München. Im, aber ohne Sommer

    Moose und Mosern

    Da atmen die keuchenden Bäume den Staub
    Den der sonnendurchdrungene Boden nicht hält
    Es senkt sich verzagend vom Zweige das Laub
    Dem gilbenden Grase als Frage gestellt:
    „Weißt du, ob des Regens belebender Guss
    Ist schon auf dem Wege zu uns? Denn sonst muss
    Das vom Frühling Erworbene wieder verderben
    Und noch als Gedeihendes frühzeitig sterben!“

    Da, wie auf ein Zeichen, verfinstern sich Wolken
    Werd’n Wasser auf Wasser aus Watte gemolken

    Den Pflanzen ist’s fraglos erlösender Segen
    Nur ich moser‘ böse: „Den ganzen Tag Regen!“


  • Leavin‘ Görlitz & das zweihundertfünfundsechzigste Gedicht

    Görlitz at night

    Drei Tage Görlitz, Straßentheaterfestival. Abflug.

    Nun bin ich manche Stunde

    Solch Beschaulichkeit müsste erfunden werden
    Um als Ernte der kopfsteingepflasterten Erden
    Den Kantenvernarrten in mir zu entspannen
    Das aufsässig Drängende sanft zu verbannen
    Aus diesem Garten der Nostalgie
    Wo die saftigsten Früchte aus Melancholie
    Und einstiger Pracht nun im Immerfort reifen
    Dass mich deren Düfte wie Ahnungen streifen:

    Hier fänd’st du deine Ruh!

    Doch brennst halt immerzu …
    Ich trinke genüsslich, gemächlich Kaffee
    Erspür‘ so viel Gründe zu bleiben, doch … nee!


  • Olympiaberg & das zweihundertdreiundfünfzigste Gedicht

    Olympiaberg

    Noch anderthalb Tage Freizeit, bevor es wieder auf Tour geht.

    Die Ärsche der Anderen / Generation Y

    Nach dem Abi-Ball in die Charakter-Arthrose
    Man postet gemeinsam ein „Ich – ich – ich!“
    Empfängt jedes Like wie ’ne Baccararose
    Und taggt seine Schwüre mit #weißichnochnich
    Man wittert die lauernden Niederlagen
    Und fordert vom Leben, mal fairer zu sein
    Die Überauswahl lässt sich kaum noch ertragen
    Drum richtet man sich im Ironischen ein
    Und kommt überein, es sei wichtig im Leben
    Sich selber mal – Yolo! – ’nen Arschtritt zu geben

    Lasst den Fokus der Welt von dem hehren Ich wandern!
    Entdeckt mal als Ziele: die Ärsche der Andern!


  • Lindenblüte & das zweihundertzweiundfünfzigste Gedicht

    Lindenblüten

    Noch zwei Tage Freizeit, bevor es wieder auf Tour geht.

    Die Linden im Juli

    Mit süßer Schwere benebeln die Nacht
    Die sich spät in den Blütenduft mischenden Linden
    Deren Fertilität mit der üppigsten Macht
    Dampft vor honigem Willen ins Frühlingsentschwinden
    Schon scheint sich ihr Ruch mit der Nacht zu vereinen
    Als Bündnis für die Ewigkeit
    Solch stolzer Duft muss doch was Bleibendes meinen
    Und sich isolieren vom Feldzug der Zeit …?

    Als Wunsch besteht dies, keine Frage
    Im Lindenduft der Juli-Tage
    Doch spürst du in ihm auch das bittere Wissen:
    Du wirst ihn alsbald schon sehr lange vermissen


  • Zweite Halbzeit & das zweihundertsiebenundvierzigste Gedicht

    Isar

    Zum Start in die zweite Jahreshälfte ein Gedicht über München, wo ich zurzeit meine längste Auszeit vom Touren nehme, die sich in diesem Jahr ergibt. Zehn Tage. Erst Donnerstag geht’s los nach Görlitz … Übers Wochenende werden dann auch noch die Gedicht 248-250 hier veröffentlicht. Aber erst mal wirken lassen!

    Die Münchner

    Die beim Protzen etwas ungalanten
    Braungebrannten Zwangsentspannten
    Auf „Passt scho!“-Modus eingeeicht
    Und gläubig, dass es immer reicht

    Sonnenbrillen-Chill-affin
    „Joa, is denn scho Italieien?“
    Pomadige Hallodri-Posen
    Und Habewas in Überdosen
    Gekleidet nach dem eignen Schrei’n
    Heißt’s bloß vermeiden, fad zu sein
    Sie parken auf Pump in der Sorglosigkeit

    Und um sie herum eine Welt voller Neid


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


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