Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Ripostegedichte

Antwortgedichte zu Werken der großen und kleineren Poesie. Inspiriert von den Federn der anderen, monatlich vorgetragen in der Rubrik „Parade und Riposte“ der Lesebühne Poetry & Parade – an jedem dritten Donnerstag im Pelkovenschlössl in Moosach.


  • Kubareiher & das zweitausendzweihundertsechsundsiebzigste Gedicht

    Fischreiher am Strand von Cayo Santa Maria

    Crossover-Ripostegedicht zu R. Gernhardts „Vom Fuchs und der Gans“ und „Sie war ein Blümlein“ von W. Busch.

    Vom Fuchs und der Gans und dem Blümlein und Esel (Die Heuschrecken)

    Gewöhnlich nennt man Fuchs und Esel
    Je störrisch und gewitzt.
    Was die zu zweit sich einverleiben,
    Gilt vorab als geritzt.
    Denn
    Beharrlichkeit und Raffinesse
    Verehrt man als Erfolgsfaktoren.
    Was deren Beißerchen zerreiben,
    Das ist als Entität verloren
    Und wird vom Subjekt zum Projekt,
    Das all den Investoren schmeckt.

    Nach satter Übernahmewut,
    Ner reichlich ungestüm’chen,
    Werd’n Gans und Blume neues Gut,
    Beworb’n als Gänseblümchen.

    Ein verheißungsvolles Top-Produkt:
    Die Softness der Daunen, von Blüten der Duft …
    Doch
    Was vom großen Maul geschluckt,
    Gedeiht in dessen Magengruft,
    Zum Einheitsbrei – und is
    Am Ende bloß Beschiss.


  • Model & das zweitausendzweihundertdreiundfünfzigste Gedicht

    Nicole Eisenman. What Happened im Museum Brandhorst

    Crossover-Ripostegedicht zu Tucholskys „Das Ideal“ und den Heidi-Klum-Rant von Roger Willemsen.

    Der Ich-Handel (The I-deal/Dimunitiv von „selten“)

    Ja, das möchste:
    Du willst bei der Challenge heut voll überzeugen,
    Dass all jene andren dich neidisch beäugen
    Und Heidi kreischt fleischig vor Scheineuphorie,
    Du hätt’st krass Personality
    Und die Fashionwelt wird sich schon bald darum reißen,
    Dich auf ihren Kampagnen willkommen zu heißen.

    Du schwebst vom Walk auf Wolke Sieben,
    Bist dabei ganz du selbst geblieben,
    Gibst dich dem Netz in Gänze hin
    Als mega! Influencerin,
    Bekommst von dort so viel zurück:
    Ein tausendfach geteiltes Glück.
    Ja, das möchste.
    Aber,
    in Wahrheit wirst du voll verheizt
    Im Tollhaus, das mit Chancen geizt,
    Verkackst im Kreis beknackter Grazien,
    Verlacht als Wackelkandidatin,
    Die beständig, unbändig und flehentlich flennt
    Vor gemeinen Designern, die eh keiner kennt.

    Letztlich fehlt dir das Foto zum Model-Champ,
    Du hoffst noch auf das Dschungelcamp
    Und hangelst fesch von „Au!“ zu „Au!“
    Durchs Dickicht dich vom Trash-TV.

    Doch wie sehr man sich auch engagiert,
    Dass man sich dann noch etabliert
    Vorm bösen Ansturm erster Fältchen
    Das
    Ist seltchen.


  • Ausguck & das zweitausendzweihundertneununddreißigste Gedicht

    Blick vom Fondaco dei Tedeschi auf den Canale Grande

    Crossover-Ripostegedicht zu Rilkes „Wenns Frühling wird“ und „Karneval“ von W. Busch.

    Im Frühling, zu Karneval

    Wenn sich die Narren und Vernarrten
    Im Faschingsrausch zusammenschließen
    Und frühe Paarungsträume sprießen,
    Die Säfte in die Schäfte fließen,
    Konfettis aus Kanonen schießen,
    Will ich mein Innerstes begießen
    im Biergarten.

    Nun schunkeln sich die Unbepaarten
    In unmaskiert beschwipste Tänzchen,
    Umwedelt von betrunk’nen Schwänzchen,
    Bedrängt das Schnaps-statt-Kaffeekränzchen
    Kamelien- und Kamellepflänzchen.
    Was blüht hier wem beim zarten Lenzchen
    im Biergarten?

    Wenn heimwärts wir durch Trübsinn waten,
    Gestützt von andren Kotztümierten
    Und Luftgeschlängelei-Verzierten,
    Zähl’n wir, die so nach Frühling gierten,
    Zu vorschnell in den Herbst Verirrten
    Samt Hausverbot bei vielen Wirten
    von Biergärten.


  • Zweitgarderobe & das zweitausendzweihundertdreiundzwanzigste Gedicht

    Umrankter Baum im Botanischen Garten München

    Ripostegedicht zum Text „Natur“ von Robert Gernhardt

    Korrektur der Schieflage (Mensch-Baum-Gefälle)

    Es legt beim Menschen-Baum-Gefälle,
    Steht man vorm Fall an fal(l)scher Stelle,
    Der fall’nde Baum den Fäller um
    (klar, das gefällt dem Publikum …).

    Jetzt, da sich beide nicht mehr regen,
    Beschließen Sägen, letzte Segen
    Die Daseins unter freier Luft –
    Es geht gemeinsam in die Gruft:

    Ein Schreiner flext das Baumgebein
    Zum bettgerechten Bretterschrein,
    Und was vom Mensch man zsammgeharkt,
    Wird dann in jenem eingesargt.

    War einst dem Mensch der Baum ein Gast,
    Gibt jener jenem nun ein Heim.

    Fällt euch was auf? – Das klingt doch fast
    Wie’n gefällig
    Sich schließender,
    Astreiner Reim.


  • Nachbarn & das zweitausendzweihundertdreizehnte Gedicht

    Skyline am Schloss Nymphenburg

    Ripostegedicht auf „Das Eichhörnchen und der gestillte Hunger“ von Elke Bräunling

    Das Eichhörnchen und der gestillte Hunger

    Das Eichhörnchen mag faul zwar sein
    Und ungerecht zu andern
    Und dennoch kann’s mit Stolz allein
    Durch Wald und Wiesen wandern,
    Denn ein Charakterdefizit
    Verdirbt uns nicht den Appetit.

    Doch rattige Beweglichkeit
    Bewirkt, dass man „Boah, eklig!“ schreit.
    Trotz Body-Positivity
    Verstummt nie unser Hang zum „Iieh!“
    In Treu- wie auch in Redlichkeit
    Übt sich dies Tier vergebens
    Von Abscheu wie auch Schädlichkeit
    Trübt sich sein Lauf des Lebens.

    Wer da jetzt seufzt, das sei nicht fair –
    Der äußert sich bedeutungsleer.
    Denn nichts Neues ist, dass uns nur gilt
    Das äußere Erscheinungsbild.

    Bereits beim Faktor Schwanzvergleich –
    Hier nackt verschorft, dort plüschig weich –
    Zeigt sich, da tun sich Welten auf.
    Und so löst sich’s nicht selten auf:

    Ist erst das Eichhorn halbwegs satt,
    Solch Freundschaft bald ein Ende hat.
    Schnell wird’s dem Nest der Ratte weichen
    Und lästern unter Seinesgleichen.


  • Folkwangstadt & das zweitausendeinhundertfünfundneunzigste Gedicht

    Weihachtsmarkt in Essen

    Ripostegedicht auf „Die Weihnachtsmaus“ von James Krüss

    Die Weihnachtsmaus 2.0 (Mutters Rache)

    Die Weihnachtsmaus ist sonderbar –
    Sogar für die Gelehrten.
    Denn einmal nur im ganzen Jahr
    Entdeckt man ihre Fährten.
    Das ganze Jahr macht diese Maus
    Den Menschen keine Plage.
    Doch plötzlich aus dem Loch heraus
    Kriecht sie am Weihnachtstage.

    Und kaum späht sie ein freches Kind,
    Das Muttern nicht zu Willen,
    Wird dieses Tier vor Blutdurst blind
    Und drängt drauf, ihn zu stillen.
    Nascht Christian vom Marzipan,
    Das doch bestimmt für Peter,
    Begießt sie ihn schnell mit Benzin –
    Und siehe da: Schon brät er!
    Auch Nelly, die am eierschaum’nen
    Weihnachtsmann geknabbert,
    Ist kurz drauf ihr Gesamtgedärm
    Zum Bauch hinaus geschlabbert.
    Es stahlen Ernst, Hans und Papa
    Sich frech ein Stück vom Kekseschmaus?
    Zerdrückt werd’n sie zu Mett-Tartar –
    Denn so was schmeckt der Weihnachtsmaus!
    Ihr fragt euch bang, wer machte Hänschen,
    Ja, und auch Lieschen dem Garaus?
    Nun, sagt Mama, sie sah ein Schwänzchen –
    Dann war es wohl die Weihnachtsmaus!
    Weihnachtsfest im Kreis der Lieben –
    Wie man’s gern gefeiert hätt!
    Ach, von der Familie blieben
    Einzig übrig: Mum and Dead!
    Wie gesagt, Herr Kommissar:
    Diese Maus ist eine Plage –
    Doch es endet ihr Eklat
    Just am Weihnachtstage.

    Was gibt’s denn da im Nachbarhaus?
    Dort spritzt grad Blut ans Fenster!
    Ja, wütet da die Weihnachtsmaus?
    Ja, seh ich schon Gespenster?!
    Gibt’s auch dort drüben Mausetote?
    Klär’n Sie das auf, Herr Kommissar!
    Vielleicht die Tat der selben Pfote?
    Ich sag dann: Tschüss – bis nächstes Jahr!


  • Schilfblüte & das zweitausendeinhundertzweiundachtzigste Gedicht

    Schilf am Murnauer Moos-Weg

    Ripostegedicht auf „Herbsttag“ (1902) von R. M. Rilke

    Wintertag (2022)

    Gott: ist dat kalt! Und der Frost macht bald groß.
    Wir lesen schnatternd Gasstandsuhren
    Und kurz hernach geht’s Winseln los.

    Deck dich mit Konserven und Trockenobst ein;
    Begib dich ins Loch ungemütlicher Tage,
    Bedrängt von Entwertung und Weltfinanzlage –
    Diese Welt voller Büsser fängt schwer an zu wein’n.

    Wer jetzt sein Haus heizt, hat bald keines mehr,
    Wird schrei’n: „Ej, verleiht hier wer Thermoglasscheiben!?“,
    Wird Wasser schleppen, preppen, um letzlich auch ’nen Campinggaskocher aufzutreiben.
    Und wird nach allem Hin und Her
    Sich wundern, wo die Blackouts bleiben.


  • Festbeleuchtung & das zweitausendeinhundertachtundsechzigste Gedicht

    Das Atomium bei Nacht

    Ripostegedicht auf gleich drei vom Publikum gewünschte Ursprungstexte: „Oktoberfest 100 Jahre“ von Ludwig Thoma, „Was ich habe, will ich nicht verlieren“ von Thomas Brasch und das anonym verfasste „hic liber est mein“ aus dem 18. Jhd.

    Oktoberfest 187 years, aber

    It’s raining all day cats und Hunde, aber
    I don’t care und dreh a Runde, aber
    I neverever drank my Maß im Steh’n, aber
    So far i have no free’et Plätzchen geseh’n, aber
    The price for a beer is too high zum Verwässern, aber
    The weather refrains from mal endlich Verbessern, aber
    As soon as the people stand up on the Bierbank
    Entstehender Zwischenraum frohlockt auch dir, Frank! Aber
    The music is boring and absolute fad, aber
    To wish the song „Layla“ erscheint mir too hart (to be honest) aber
    After two year’s break this song’s the einzige Chance
    For an alle verpflichtenden Bierbänketanz, aber
    To sing this song eckt echt rebellious an –
    We’re fast like the awesome young girls im Iran, aber bei uns heißt’s
    Nach ProTEST ProSIT der Gemütlichkeit
    Coronavir’nempfangsbereit (feel free)
    Denn we all came here trotz cough and nies’n
    Auf a covidliche Wies’n!


  • Lulu Brentano & das zweitausendeinhundertvierundfünfzigste Gedicht

    Das Ludovica-des-Bordes-Brünnchen (Lulu Brentano) bei Wasserlos

    Ripostegedicht auf die „Ant-ologie“ von Christian Morgenstern

    Das alpha-ologische Achtel

    A Meise und a Ameise
    Bebeten zehn Tsetse-Fliegen
    Und murr‘nde DDR‘ler Kreise,
    Die seit ehedem eh eh‘r im Elend rumliegen,
    Stöh‘n wie aus dem Effeff geäfft,
    Dies geh‘ gegen jeglich Gebete-Geschäft
    Und sei auch nicht GG-gemäß!
    Da wendet mit hartem HaH(ha)! das Gsäß (Gesäß),
    Sprengt alle Regeln mit FE (Effet)
    DCdiert (dezidiert) verBAmtet (verbeamtet),
    Dass a Ameise and an ant
    Aufgepeppt vom Happy End
    „Alle meine Ant-chen“ singen
    Und dabei vollendet klingen.


  • Slinky Springs to Fame & das zweitausendeinhundertelfte Gedicht

    Die Rehberger Brücke „Slinky Springs to Fame“, Emscherkunst 2010

    Ripostegedicht zu den dödeldominanten Gedichten, die ich am 4. Juli 2022 zu rezitieren hatte.

    Annabelle und Barbara (und viele andere mehr)

    Oh Annabelle, oh Barbara,
    Ihr lasst euch schnell und wunderbar
    Als Sinnbilder inniger Milde vergöttern!
    Eure hotshitten Tophits – sie spotten den Spöttern!
    Ihr seid 360 Grad begabt,
    Voll vollendeter Talente –
    Ich hätte gern derer nur eines gehabt
    Vor Beginn meiner mentalen Rente.

    Ach Annabelle, ach Barbara,
    Ich selbst ward so schnell unbrauchbar,
    Wie Kaltmamsell und Wonderbra!
    Doch ihr beglückt so glockenklar
    Und flockiglocker noch die bigotteste Welt,
    Seid dies Planeten Sternenzelt!
    Es würd‘n, um in euren Zonen zu wohnen,
    Sich neue Religionen lohnen!
    Ihr würdet kruder Wahrheit Memen
    Mit Grazie, Anmut, Charme beschämen
    Als Raum und Zeit Bereicherung!

    Wir scheitern am Vergleich, mein Jung!
    Zur Erlösung gilt‘s, jene pompös anzuhimmeln –
    Doch wir spiel‘n noch dösenddrög an unsern Pimmeln …
    Wir woll‘n untertanwürfigst an jene uns kletten –
    Sie ehrend den Rest unsrer Ehre noch retten.

    Denn des aufrechten Ganges Rollatorgestell
    Sind Barbara und Annabell.


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


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