Krummzeiler

Halle an der Saale & das hundertsechzigste Gedicht

Saale-Spaziergang

Halle an der Saale an den Auen.

Sechs

Die Vokale des Substantivs Saaleaue
Zählte dereinst König Volker, der Schlaue
Mit den Mitteln von heut erscheint dies fast banal
Doch nach wie vor gilt die ermittelte Zahl
Als früher Beweis des menschlichen Geistes
Dem, was er zu leisten imstande sei - heißt es

Doch war Volker bewusst, was er so kontemplativ tat?
Allzu viel zu dem Punkt ist ja nicht überliefert
Nur ein Zählholz ist uns - samt sechs Kerben - geblieben
Von dem man sich sagt, es gab ursprünglich sieben

Schulslam & das hunderteinundvierzigste Gedicht

Sassari Gastronomieschule

Zum Schulslam in Sassari. Wilder Vormittag.

Noschonung

Entscheidungen, liebe
Jungen und Mädchen
Sind die adjustier'nden Rädchen
Die im Körperwuchse wohnen

Haut nur laut und stetig rein
Stellt sie ständig anders ein
Später bleibt noch so viel Zeit
Um sich in Beständigkeit
Für das, was man niemals erreichte, zu schonen

Mün2 & das hundertvierunddreißigste Gedicht

Maibaum Viktualienmarkt

Am gleichen Tag, nach der Fahrt on -ster nach -chen

Auf Drei alle

Sind die anderen Leute so bedeutsam wie ich?
Ich halt's ja für Unsinn - berichtige mich!
Oder richte mich gleich
Im Kleinstädterreich
Mit irgendwas mit Medien hin

Man erkennt ja beim Gähnen
Sein Volk an den Zähnen
Jed Eigenschaft am immerhin

Auf Drei ruft alles: "Neubeginn!"

Münster & das hundertdreiunddreißigste Gedicht

Münster

In Münster gefeiert. Vorher Slam. Trotz vorherer Streckensperrung Marl-Haltern.

Die verkaterten Morgen

Ein verknitterter Blick kratzt das Kalb meiner Stirn
Der gehört noch nicht so ganz zu mir
Ich muss ein verwittertes Fell strukturier'n
Die entglittenen Bilder des Tages entwirr'n
Danach erst begebe auch ich mich ins Hier

Falkensee & das hundertsiebenundzwanzigste Gedicht

Silhouette am Bahnhof Falkensee

Nach dem Abflug um 6:30 Uhr von Helsinki Zwischenstopp und Auftritt in Falkensee. Weiter ging es dann nach Essen. Zum Auftritt. Und um zwei Uhr auf den Zug gen München, wo ich um 8 Uhr eintraf. Einer 24Stunden-Reportage würdig.

In Falkensee

Ob ich nun nackt im Balkan steh'
Ein Schaf anpack' in Falkensee
Bei 'ner Attacke Hulk anfleh'
'Ne Kalkwand wacker schwarz bestreiche -
Es ist am Ende eh das Gleiche!

Da hör' ich euch den Einwand schrei'n:
"Das kann doch nicht das Gleiche sein!?"

Nun, wenn ich da noch etwas einschränken darf:
Nichts war so weich wie das Fell von dem Schaf

Wedding & das neunundneunzigste Gedicht

Wedding, Hinterhof

Wedding, Hinterhof.

Ich hätt' vielleicht noch so etwas wie einen Koffer in ...

Ich hab noch einen Koffer in Berlin
Da ist vermutlich längst schon nix mehr drin
Denn die Baliner
Ditt sind Schlawiner
Wo wat zu holen is', da langen'se auch hin

Wartburg & das neunundsiebzigste Gedicht

Wartburg Eisenach

Pflichtprogramm Eisenach: Einmal zur Wartburg hoch. Die Ursprungsslamlocation.

Die Sehnsucht der Steine

Eh die Wartburg Burg ward, war sie
Unbehauner Fels und quasi
Wie der Berg, den sie heut krönt

Manches Werden wird bestöhnt:
"Was soll das Gewese? Ich hab doch das Meine!"

Sieh dein Mühsal als Dienst für
Die Sehnsucht der Steine

Anmerkung zum Genus: Heute wird Mühsal nur noch als Femininum verwendet, früher konnte Mühsal indessen auch ein Neutrum sein.

Zürich & das sechsundfünfzigste Gedicht

Zürichsee

Im Regen angekommen, im Frühlingssonnenschein raus. Zürich versöhnt.

Zur Ich und zum Du

So, als sei es ganz natürlich
Führte eine fremde Spur mich
Schnurgeraden Weges zur Ich
Dem feminin wurzelnden Kern meines Lebens

Da sprach zur Ich ich
"Komm, verführ mich
Scheint's auch etwas ungebührlich
Hier, in der Kannschonstadt Zürich!"

"Kann schon sein, dass ich das mache
Doch das bleibt ganz meine Sache
Zum Du drängst du mich vergebens!"

Zu dumm, zu dumm, zu dumm, zu dumm
So seufzend kehrt' ich wieder um

Fürth & das zweiundfünfzigste Gedicht

Fürth Brunnen

Just, da ich dachte, in Fürth nichts mehr Abbildenswertes zu erblicken, stolpere ich über ein Einhorn nebst einem Krokohippo-Mischling, die Ihresgleichen suchen. Was wiederum nur ein holprige Überleitung zum 52. Gedicht ergeben soll. (Schöne Zwischenerkenntnis: Als ich versuchte zu ergooglen, ob man die Wendung "just da" mit einem Komma trennt, wurden mir Hunderte Vorkommen von "Just Dance" angezeigt)

Iris gleichen

Gerne würd' ich Iris gleichen

Doch

Ihr is' alles unter Scheichen
Bloß Affront - und darf sich schleichen

Ich

Ahne, dass ich Ihresgleichen
Niemals kann das Wasser reichen
Doch ihr irrt, wähnt ihr mich weichen:

Einmal wird mir Iris gleichen!

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