Sechszeiler

Skoura & das eintausendneunhundertneunte Gedicht

Ausblich vom Marktplatz von der Berberstadt Skoura

Rasa rasa

Die Welt, sie bietet wieder nichts,
Was eine Andacht wäre.
Sie biegt vorm Anspruch des Gedichts
Ins lustlos Ungefähre.
„Wieder nichts Notizwürdiges,“ lautet die Notiz,
Kokettierend mit der grauen Chance auf einen Witz.

Djemaa el Fna & das eintausendachthundertachtundsechzigste Gedicht

Der Djemaa el Fna, Platz der Gehängten, in Marrakesch

Marrakesch

Wie sollten sich tausendundein Versprechen in nur einer Stadt sich erfüllen?
Wie sollte solch ein Etikett nicht lauthals "Schwindel!" brüllen?

Es wurden hier so viele Selfies geschossen - die Stadt kennt sich nur noch als Tag!
Es wurde immer mehr im Hier als Helfer vom Mittel zum Zweck.

Als wäre solch Flair nur ein günstiger Zeitpunkt - und du hast ihn einfach verpasst!
Als wär ein sehr, sehr oft Gelobtes sich selber eine Last.

Game of Thrones & das eintausendachthundertzweiundsechzigste Gedicht

Der oft als Filmkulisse genutzte Kasbahkomplex von Ait Benhaddou

In den Influencerkulissen

Zicklein, Zicklein ohn‘ Gewand,
Wahrlich, du stöhntest schon über Verstand!
Weh, Schnittchen, du bist die Verblödetste hier -
Aber der Flittchen Influencercharme
Im Enddarmdunst von Instagram
Prägt in Tausenderpacks die verödendste Gier!

Chefchaouen & das eintausendachthundertvierundfünfzigste Gedicht

Medina von Chefchaouen, die blaue Stadt

In Rick‘s Café

In einer von der Wirklichkeit nachgebauten Kulisse
Sagtest du, ich wisse
Doch, an diesem Rahmen sei nichts wahr. -
Wie doch grad Welt in ihm geschah.
Die schmiegte aus lauter Romantikgefühl
Sich körperkomplett ins Attrappengewühl ...

Casablanca & das eintausendachthundertfünfzigste Gedicht

Grand Théâtre von Place Mohamed V

Casablanca - ein Annäherungsversuch I

Als blasenkranker, blasser Mann
Kam ich in Casablanca an,
Zog blank am FKKler-Strand,
Bekam da krassen Sonnenbrand.
„Fass bloß nicht meinen Nacken an!“,
Blaff ich halb Casablanca an.

Klosterzugang & das eintausendachthundertvierundvierzigste Gedicht

Brücke zum Kloster Seeon

Hoffnung, wider

Dort am Lottoschalter im Schreibwarenladen
Liegen die Formulare bereit
Zur Einbürgerung in die Sorglosigkeit.

Solch Grenzübergänge umlagern Nomaden -
Denn die Hoffnung wirkt wie ein Magnet,
Der Wirren wie Wissen und Wind widersteht.

Seeonballon & das eintausendachthunderteinundvierzigste Gedicht

Fesselballons über Kloster Seeon

Sonne in Seeon

Sieh an, Seeon, so 'ne Inselséance -
Ist 'ne sonntägliche Sensation!
Sonst ohne Kontakt zu dem Zen unsres Sohns
Schien die Seeonséance
Sehr en vogue als 'ne Chance
Zur Seelen-on-air-Liaison.

Chiemingblick & das eintausendachthundertneununddreißigste Gedicht

Blick auf den Chiemsee vom Chiemseeradweg bei Chieming

Die Nichtfahrt auf der Ems

Da überm "Dann ein andernmal!"
Dräut ein "Ganz sicher nicht".
Du hattest heute die Ems zur Wahl,
Doch warst auf "Ähms" epicht.
Nun ist wohl ein für allemal
Das Wahllokal dort dicht.

Seidlvillagarten & das eintausendachthunderteinundzwanzigste Gedicht

Deko an der Seidvillagarten Open Air Bühne

Zeilensprung

Ein vertrottelter Vers versucht, dir zu gefallen
Und darin versagend, die Fäuste zu ballen,
Um bitterlich sich über dich zu beschweren,
Sodann deine Feinde und Neider zu mehren.

So zeilenspringt mancher durchs Scheitern Getrollte
Sich weit fort von dem, was er eigentlich wollte.

Haus der Technik & das eintausendachthundertachte Gedicht

Fassade vom Haus der Technik in Essen

Die Stützpfeiler

Wir schürfen am Schuldenberg Nicht-Unterstützter,
Der Schutthaufen wächst, nebst der Frage "Wem nützt'er?",
Ein Antwortversuch lautet: "Fünftausend Meter!"
(zunächst mal vernünftig, erläutert wird's später ...),
Uns selber entlastet's rund Achttausendmal.

Alles hat einen Grund. Und der Grund ist egal.

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