Fotos aus München, seit 2014 Stammsitz der Reimerei Klötgen. Unzählige Auftritte während der Tour 2016. Und danach quasi alleinige Dienststelle in Sachen meiner Poesie.
Wenn Herbstlaub mir aufs Haupthaar fällt
Und gnädig bedeckt all die lichteren Stellen
Die manch Gedicht schon hergestellt
So drängt es die Erben, die Stämme zu fällen
Wie mutig die sich an den Sägen verheben
Und an den verlockenden Knebelverträgen
Die man noch lockig abgesegnet
Und die bald schon die Stille der Flocken beregnet
Indes kämme ich mein Haupthaar
Lass das Laub hinunterschweben
Wenn ihr Bäume es erlaubt, ja
Mag ich noch ein Jährchen leben –
Nicht den Blick nach oben richten:
Übers Schweben möcht‘ ich dichten
Ich möchte gern auf großen Plätzen
Dich bei der Wirklichkeit verpetzen
Schnell abtauchen ins Einerlei
Im tiefen Tale, göttlich high
Und dann, erschöpft vom Nichts-Erleben
Wie Schauspieler die Röcke heben
Diese Zeile hat noch gar keinen Dunst, wo sie endet
Und auch dieser hier werde ich das nicht verraten
Diese glaubt, dass sich durch ihr Dazutun was wendet
Und nun steh’n sie zu viert hier geschrieben – und warten
Sich im Ist einzurichten, klingt manchmal gescheiter
Denn oft geht’s im Leben ja gar nicht groß weiter
Ein Gedicht zu einem der vom Aussterben bedrohten Worte.
Die Grisette
Der Hausmeister grüßt dich oft offensiv freundlich
Die Zugehfrau mustert dich weniger nett
Die komplette Studentenschaft würde nicht scheu’n, dich
Zum Tanz zu geleiten – doch leider, Grisette
Bleibst du heute Nacht wohl allein auf dem Zimmer
Dessen Miete du selbst begleichst, monatlich, immer!
Wer könnte von all den dich scheltenden Damen
Behaupten, für ihr Leben selbst zu bezahlen?
Es nährt sich ihr Stolz an des Ehemanns Samen!
So soll’n sie mit schäumenden Leumunde prahlen
Und sich drei Moralstufen höher einrichten –
Über keine von den’n würd‘ ich je ein Wort dichten!
Doch man lädt mich jetzt oft zu Gesellschaften ein
Die sind sich für deine Gesellschaft zu fein …
Dass niemand mehr bleibt, um mit dir heut zu tanzen
Erfüllt dich mit Wehmut im Großen und Ganzen
Doch kennst ja die Maschen von jederMann:
Sie schell’n gleich morgen wieder an!
Drum gräm dich nicht weiter und leg dich ins Bett –
Denn das gehört dir ganz alleine, Grisette!
Für die Unterkategorien dieses Blogs braucht es ein paar Blogunterkategorieerklärungsgedichte. Hier das erste – zur Erläuterung des Begriffs Zweizeiler.
Zweikampf
Zwei Pfeile feil‘ ich, voller Gift
Und coach‘ sie mit ’ner Überschrift
Es runzeln die bewölkten Tage
Mit altersschwachem Esprit in die Welt …
Erfreu uns am Tran dieser gräulichen Lage
Inszenier dich in Dunstschwaden, strahlender Held!
Denn wie fahl und apathisch, wie schleierumgarnt
Die Himmelslast nieder wälzt – jeder hier ahnt:
Auch größere Düsternis ist schon verflogen!
Deine vollgeträumte Speisekammer
Wird heut von Eis und Schmaus geräumt
Du denkst, noch schlafend: Was für’n Jammer!
Hast dich im Liegen aufgebäumt
Und ärmeltief ins Mett gekrallt …
War’s auch mehr Wärme denn ein Halt!
Hast satt zu sein im Traum versäumt?
Nun hat der Raum sich ausgeträumt