Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Einakter

Alles, was zwölf Zeilen überschreitet.


  • Nachwuchs & das zweitausendvierhundertneunundsechzigste Gedicht

    Nasenaffenmutter mit Baby am Ufer des Kinabatangan.

    Unterholz

    Zwischen all den großen und mächtigen Stämmen,
    Bette ich als Gestrüpplein mich ein.
    Ohne mich wär der Wald allzu leicht zu durchkämmen,
    Erst durch mich darf er Dschungelstück sein!

    Auf den Displays der Touris bin ich nie zu sehen,
    Denn ich tauge nicht für Sensationen.
    Um mich rum türmen sich Tagesgeschehen
    Und Fotomotive, die lohnen.

    Ich darf hier ganz ich sein, auf mich kommt’s nicht an –
    Alle Peinlichkeit sickert ins Off.
    Mich wird man nicht hängen, ich häng mich nicht rein,
    Ich hangle mich weiter und hoff‘ …

    Zwischen all den großen und mächtigen Stämmen,
    Finde ich einen Platz, der mir passt.
    Ich kann meine Ziele noch weiter eindämmen –
    Aber niemals bin ich hier nur Gast!


  • Pantai Dalit Beach & das zweitausendvierhundertvierundfünfzigste Gedicht

    Der Strand Pantai Dalit vom Shangri La Hotel Rasa Ria

    Sandbürge

    Wie kann von Unaufhörlichkeit
    Entrartes Gut so wertvoll sein?
    Es wellt und schwappt die ganze Zeit,
    Doch dämmt’s seinen Effekt nie ein,
    Dass die knapp-über-Kniehöhe Meeresportion
    Nach kürzestem Anlauf berauschet mich schon,
    Dass der Wind, der mir andernorts Ärger bereitet,
    Hier frisch erfrischt in meine Riechlöcher gleitet.

    Wie fix ich dann befruchtet bin!
    Und wie ersoffen all das Stressen!
    So hoffnungsfroh pflügt mich ein Sinn
    Ins ewiggleiche Unermessen!

    Und der endlose Sand kitzelt durch meine Zehen –
    Schon ist es um mich durch ein Für mich geschehen.


  • Sungai Sarawak & das zweitausendvierhundertdreiundfünfzigste Gedicht

    Der Fluss Sarawak bei der Stadt Kuching

    Normromantik

    Romantik nimmt Platz auf den günstigsten Plätzen
    Per „Man muss mich mögen, so stumpf, wie ich bin!“
    Mit Ansprucherheben wird man sie vergrätzen –
    Sie gibt sich den gängigsten Strickmustern hin:

    Rosen, Sonnenuntergänge,
    Dösende Pianoklänge,
    Weinglas-Paar (besonders teuer),
    Schummrig Light und Lagerfeuer,
    Venedig- und Paris-Ausflüge,
    Komplimente bis zur Lüge,
    Schnell zufrieden, voll empathisch,
    Niedrigschwellig, demokratisch.

    Romantik ist – einfach – für alle – zu haben –
    Die unprätentiöse der wertvollen Gaben.


  • Oct 20, 1973 & das zweitausendvierhundertsechsundvierzigste Gedicht

    Wahrzeichen der "Town of peace" Sri Aman, vormals Simanggang, in Erinnerung an die  "Deklarasi Sri Aman", die hier am 20. Oktober 1973 unterzeichnet wurde.

    Sri Aman

    Chinesische Shophouses säumen die Straßen
    Und alles geleitet zum breitbraunen Fluss.
    Ein Blechkrokodil mahnt uns (die’s lange vergaßen):
    Dem Dschungel dient jedes Motiv als Genuss.

    Das Ur- unsrer Wälder gilt scherbenbesiegt –
    Doch die Fallzahlen prahlen mit Splittern.
    Die Spatzen bezetern, dass niemand mehr fliegt
    Im Geblitze von leeren Gewittern.

    Zwischen Rückzug und Aufbruch wird so viel gedeutet
    Und im Fort lauern greise Kanonen.
    Vielleicht wird noch manches Mal Manches erbeutet,
    Doch die Stadt, sie beschränkt sich aufs Wohnen.

    Und der Rauch der verlegenen Streetmarket-Stände –
    Er verfliegt ohne weitere Noten.

    Doch der Strom, er verbirgt noch zu schreibende Bände –
    Darum bleibt weiters Vorsicht geboten!


  • Borneo & das zweitausendvierhundertfünfundvierzigste Gedicht

    Hafen am Batang Ai Stausee

    Sarawak

    Vor Jahren ward es fester Plan,
    Ist dann Prospekt geblieben.
    War damals direkt angetan,
    Doch ließ mich stets verschieben.

    Ich vagabundierte durchs Vorzügegeben:
    Mal nach dort, mal sofort, mal geplant und mal eben.

    Den Prospekt letztes Jahr dann ad acta gelegt
    Ins Archiv des Recycling-Containers –
    Nach dreißig Jahr‘n immer noch sehr gut gepflegt
    (Ich hab mir gedacht, ich erwähn das)!

    Was hat mich damals fasziniert,
    Wie weiß ich, was noch stimmt?
    Manchs Traum Buffet an Wert verliert,
    Sobald man davon nimmt …!

    Doch ich ließ, prospektlos aufgebrochen,
    Mein dreißig Jahr jüngeres Herz wieder pochen
    Und erkenne: Was einst meine Neugier gerührt –
    Es versteht sie noch immer zu stillen.
    Ein sehr langer Weg hat mich hierhin geführt
    Aus tief eingefrorenen Willen.


  • Ex-Heizkraftwerk & das zweitausendvierhundertzweiundvierzigste Gedicht

    Das neue Kulturkraftwerk Bergson in Aubing

    Heldenfantum

    Joi, bald können auch wir wieder Helden gedenken,
    Kränze kredenzen und Mitgefühl schenken,
    Den Stolz in die trauernden Heulsusen rammen
    Und ausweglos heucheln, hier gäb‘s ein Zusammen.

    Denn nie sind es die Söhne der Einsatzbefehle,
    Die die Schützengräben düngen.
    Nie sind es die Söhne der Uni-Hörsäle,
    Die Altersdurchschnitte verjüngen.

    Doch wir formen das Wording der Einladungs-Cards
    Und wir kümmern uns um das Design.
    Wir spiel‘n gern die Liftboys des Ranghöhegrads –
    Durchaus offen, doch niemals gemein.

    Wir bestatten auch Matsche (wir horten ja Würde),
    Beklatschen die Opfer als unsres Volks Bürde
    Beim Kränzekredenzen und Mitgefühlschenken –
    So vollendet durchregt, wenn wir Helden gedenken.


     


  • Ruhrpottglühen & das zweitausendvierhundertvierzigste Gedicht

    Blick von Überruhr auf Essen-City

    Marshallpläne

    Mit Aus-der-Zeit-Gefallenheit
    Respekte einzufordern,
    Aus überfühltem Krallenneid
    Gleich Bergketten zu ordern,
    Den Einbahnstraßenschildern
    Der Veränderung zu trotzen,
    Nach maßverirrtem Wildern
    Mit Trophäen rumzuprotzen
    Und der geschenkten Gäule Zahngold
    Unverzollt zu horten? –
    Hast, Witzbold, lang genug gehowlt
    Als Sprössling bess’rer Sorten!

    Planst, alle Möbel dieser Stadt
    Zurückzurecht zu rücken
    Und jedes aufgeschlag’ne Blatt
    Mit Post-Its zu bestücken?

    Wirst colt-bereit am Einfahrtsgleis
    Den Sheriffstern polieren –
    Und jeder „You’re too old!“-Beweis
    Wird dich nicht interessieren.


  • Küstenlinie & das zweitausendvierhundertachtunddreißigste Gedicht

    Varadero Beach

    Theoretisch abstürzen

    Wie viele juveniler Räusche
    Hab ich nach Dammbruch ausgekotzt?
    Achtzig (wenn ich mich nicht täusche) –
    Wild aus Aug und Maul gerotzt.

    Nicht brutal oft, auch nicht wenig,
    Und höchst selten gilt: Ich sehn mich
    Nach der Zeit zurück – der Non-Stops,
    Jägermeisterrunden, Headshots,
    Einspritzer im Trinkspielwahn,
    Konterbier im Mittagstran … –
    Da ich mich der Sechzig näh’re
    und mir gruselt jetzt, ich wäre
    Nochmals so vom Rausch gepfählt.

    Hab drum vieles abgewählt.

    Doch ich spür nun, auch ohne ins Tun zu versinken:
    Heute ist so ein Tag, hey, zum richtig Betrinken!

    Alle Rechte bei Ute Kratzer, die das Gedicht im Rahmen der Kuba-Spendenaktion 2024 erstanden hat.


  • Blick von der Liege & das zweitausendvierhundertzwanzigste Gedicht

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    Die nutzlose Zeit

    Du köstlich verstreichende nutzlose Zeit,
    Ich winke dir vom Pool-Rand zu!
    Gern wär ich zu reicherem Output bereit,
    Doch saug vom Honig deiner Ruh.

    Ich lasse meine Blicke schweifen,
    Ohne meinen Kopf zu dreh’n.
    Reizt’s mich Geseh’nes zu begreifen,
    Ist eig’ntlich schon zuviel gescheh’n.

    Wo immer Schönheiten mich streifen,
    Ruf scheu ein Schaudern ich hervor,
    Mit Reizes Flut mich einzuseifen –
    Das pflegt die Zeit, die ich verlor.

    Es zählt kein Tag, wo sonst schon Stunden
    Im Zerrbild der Bedeutsamkeit
    Sich aufgebläht. Lass dich erkunden,

    Du kostbare, streichzarte, nutzlose Zeit!

    Alle Rechte bei Markus Berg, der das Gedicht im Rahmen der Kuba-Spendenaktion 2024 erstanden hat.


  • Hartgestrüpp & das zweitausendvierhundertachtzehnte Gedicht

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    Anmutungen

    Ach, ihr seid noch gar nicht vorbestraft?!
    Hat man euch nie erwischt?
    Habt ihr per Ausseh‘n mich verarscht,
    Verruchtheit aufgetischt?

    Rasiert man außerhalb vom Knast sich
    Denn derart hart den Schädel?
    Blasiertheit war‘s allein, dass fast ich
    Evakuiert‘ mein Städel!

    Die Tattoowucht entsprang allein
    Spätjugendlichen Zwängen?
    Gefängnis stünd euch wirklich fein!
    Ich will euch da nicht drängen,

    Doch optisch passt ihr wunderbar
    Auf den Justizvollzugsalltar!
    Die Härte, die ihr darstell‘n wollt –
    Die ließ sich dort beweisen!
    Ihr würdet nur, dort reingetrollt,
    Halt weniger verreisen.


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


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