Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Einakter

Alles, was zwölf Zeilen überschreitet.


  • Weitseeausgang & das zweitausendfünfhundertfünfte Gedicht

    Ufer vom Weitsee im Dreiseengebiet zwischen Ruhpolding und Reit im Winkl

    Nach dem See

    Ich war heut mit künftigen Leichen baden.
    Ich muss sagen, sie schwammen sehr gut.
    Da schwärmten sie: „Erika, zeig deine Waden!“
    Für Lebende ganz schön viel Mut!

    Ich hab manche Hintern vorm Stillstand geseh’n.
    Ich muss sagen, sie blieben mir fern.
    Ich zerrte sie in Silhouetten von Reh’n
    Vor einem erloschenen Stern.

    Die Straffen hab’n frech für ein Mehr kandidiert.
    Ich muss sagen, die wirkten gesund.
    Da wurd‘ manche Zweisamkeit abzelebriert
    In Gemeinsamkeit mit einem Hund.

    Mag sein, ihre Haut wird durch Luft präpariert.
    Ich muss sagen, die kennen den Dreh!
    Für jeden, der doch in ’nen Sarg sich verirrt,
    Steht hinten am Waldrand ein Reh.


  • Jedermann-Festspieltribüne & das zweitausendfünfhundertdritte Gedicht

    Die Jedermann-Zuschauertribüne der Salzburger Festspiele am Domplatz

    Vielleicht, dass Schmetterl …

    Kaum, dass der Sommer dir versprach,
    Du würdest nie mehr frieren,
    Verfinstert sich der Rest vom Tag
    In längst geleerten Bieren.

    Die Brunnen sind noch in Betrieb –
    Dann hab’n wir’s noch nicht Winter!
    Du schwörst, es hätt‘ dich jemand lieb
    und kommst auch noch dahinter …

    Die Würfel sind im freien Fall –
    Da ist noch nichts entschieden
    Und alles ist jetzt überall.
    Der Schlusspunkt ward vermieden.

    Noch laufen vor allem die Brunnen vorm Tore –
    Doch die schönen Geschichten sind alle erzählt.

    Ich schwitze den Alkohol aus jeder Pore –
    Vielleicht, dass aus mir sich ein Schmetterling schält …?


  • Bahnwärterwacht & das zweitausendvierhundertneunundneunzigste Gedicht

    Auf dem Gelände des Bahnwärter Thiel

    Crème de la Crème

    Ich wünsche mir vor meines Lebens Erblindung
    Noch so etwas wie eine Eiscremeerfindung.
    Etwas Nützliches, dass dem Genusse entspringt –
    Etwas Nutzloses, dass sich als Must-have verdingt.
    Ein Gewöhnung verpönendes Mahl des Verwöhnens,
    Ein unübergehbares Mal des Versöhnens,
    Unwiderlegbar als „Is the world nice?!“-Meme –
    Kurzum, ein bisschen so etwas wie Eiscreme.

    So ’ne Erfindung der Welt hinterlassen,
    Als letzter Akt vorm finalen Erblassen,
    Irgendwie etwas wie Eiscreme vererben …

    Gut, man kann friedlich auch ohne dies sterben.
    Doch das als ein Restzielchen nicht aufzugeben –
    Das ist letztendlich mein Anspruch ans Leben.


  • Schlafenszeit & das zweitausendvierhundertsiebenundneunzigste Gedicht

    Eingangsportaluhr der Blutenburg

    Das Gerüst

    Wenn ihr Clowns euch schlafen legt,
    Muss ich aufbau’n, unentwegt,
    Das Gerüst; muss prüfend schauen,
    Ob der Lift zum Morgengrauen
    Sicher funktioniert, dass die
    Liebe Sonne irgendwie
    Ihren Weg ans Firmament
    Absolviert. Derweil ihr pennt.

    Ich erschaff zur Schlafenszeit,
    Eskortiert von Wachsamkeit,
    Das Gerüst vom neuen Tag.
    Einfach, weil ich euch so mag.
    Würd ich nicht um euch mich sorgen,
    Verseleer wär euer Morgen!

    Doch dass ich dann dösend den Tag zu nichts nutze
    (verrichteter Pflicht gemäß hab ich ja frei),
    Es müßigt euch zu einem Runtergeputze:
    Ihr bezichtigt mich schlichtweg der Tagträumerei!


  • Kircus und Cirche & das zweitausendvierhundertneunzigste Gedicht

    Ausblick auf Kochel

    Zum Neumischen der Karten

    Bevor alles beim Alten bleibt,
    Wappnen wir uns fürs Rückschritte-Rennen.
    Es ist ja egal, wer nun wie übertreibt,
    Da wir beide Seiten schon kennen.

    Doch schon wieder ertappst du dich, mehr zu erwarten –
    Treu verfolgst du die Phalanx der Prognosen!
    Ob der Möglichkeit anderer Kann-Kandidaten
    Hortest du Hope – in nicht-impfbaren Dosen.

    Litaneien von „Eigentlich kann das nicht sein!“
    Setzt Realität unter Dauerbeschuss.
    Sie krächzen und ächzen ihr stöhnendes „Nein …!“,
    Steh’n fassungslos vor – scheint’s gewöhnbarem – Stuss.

    Wir haben das nicht mehr für möglich gehalten –
    Ohne Chancen, auf and’res zu hoffen.

    Es gilt, die Prinzipien im Off zu verwalten,
    Als stünd das Ergebnis noch offen.


  • Badeseeaussicht & das zweitausendvierhundertneunundachtzigste Gedicht

    Ausblick auf dem Weg zum Fohnsee

    Ultra Windfrisch

    Mein T-Shirt riecht, als hätte man’s
    Mit einem Hund gewaschen,
    Als trüg’s ’nen kotverschmierten Schwanz
    In unsichtbaren Taschen!

    Versprach denn nicht die Packung,
    Die den Weichspüler enthielt,
    ‚Ne windfrische Durchschmackung,
    Die jed‘ Wäschestück durchprilt?

    Es mag ja sein, aus einem Heim
    Für vollgeschiss’ne Hunde
    Weht solch ein kaltes Windchen beim
    Vollzug der Nachtwachrunde.

    Dann wäre das Versprechen „windfrisch“
    Nicht mal komplett gelogen.
    Und doch hat die Verpackung, find isch,
    Mein Käufer-Ich betrogen!


  • Ankerplatz & das zweitausendvierhundertsiebenundachtzigste Gedicht

    Ankerplatz am Büsumer Hafen

    Büsum ohne Maps

    Der Meerzugang gibt sich umfährend
    Und fernab blökt ein Kahn …
    Dich wünsche ich mir selbsterklärend,
    Denn ich hab keinen Plan.

    Doch mein Fremdeln mit den fremd’sten Städten
    Währt nur einen Fixpunktaugenblick.
    Hernach kann sich Übersicht in ihnen betten –
    Das passiert nach mir selbst nicht erschließbarem Trick.

    Dann schlägt sich in gewohnte Bahnen
    Meine verhilfloste Ziellosigkeit.
    Es ist ein zum Wissen geleitendes Ahnen –
    Kurz scannen, erkennen – schon is man soweit:
    Da Eiskrem, hier Fischbrötchen, dort geht’s zum Meer!

    Als kennte die Stadt man von irgendwoher.


  • Gleitfliegerschlaf & das zweitausendvierhunderteinundachtzigste Gedicht

    Fliegender Lemur (Galeopterus variegatus)

    Heimrück(en)kehrersorgen (Reprise zum Gedicht „Sarawak“)

    So war ich denn – nach dreißig Jahr’n –
    In Sabah und in Sarawak.
    Sollt‘ ich noch mal so fleißig spar’n,
    Kehr‘ ich zurück als Sabberwrack.
    Oder ist’s für mich als Menschgerät
    Nicht sehr viel früher schon zu spät?

    Ach, über den Plänen großer Reisen
    Wähn ich längst die Geier kreisen!
    Wie viele der säumig gebliebenen Fahrten
    Darf ich bei okayer Gesundheit erwarten?

    „Ausreichend genug“, möchte ich mir entgegnen,
    „Aber sei drauf gefasst, Kerl: Es könnte mal regnen …!
    Also, spar dir dein kack Hohes-Alter-Gelaber:
    Du warst jetzt in Sarawak, warst auch in Sabah
    Und die Hälfte der Welt würd ’nen Teil deiner Sorgen
    Sich gern mal drei Stunden als Zuversicht borgen!“


  • Proboscis monkey & das zweitausendvierhundertachtzigste Gedicht

    Nasenaffenmännchen am Ufer des Kinabatangan.

    Geburt eines Clowns (und Sympathieträgers)

    „So vielleicht?“, fragte scheu Gottes Designer
    Beim ersten Entwurf, der Zweifel voll.
    „So nasenreich ist dort im Tierreich noch keiner!“
    Und Gott brummte mürrisch: „Ich find’s nicht so toll …
    Aber nehmen wir. Und dann auch weg mit den Affen –
    Wir müssen ja noch die Insekten erschaffen!
    Zur Vermeidung von Spötterei machen wir’s so:
    Sein Verbreitungsgebiet bleibt auf Borneo
    Beschränkt, dass da kaum jemand denkt
    ‚Wer hat an das Tier diese Nase gehängt?‘
    Denn, um auch in düstere Zukunft zu schau’n,
    Irgendwann wird dieser Clown
    Als Naseweis schwindenden Regenwald nützen
    Und Schöpfungsbekrönte besinn’n, ihn zu schützen!“


  • Semenggoh & das zweitausendvierhundertsiebenundsiebzigste Gedicht

    Orang Utans kreuzen den Besucherweg im Semenggoh Wildlife Centre

    Inpovisation

    Hab‘ mit Verrücktheit angespeckt
    Ein Handymitfilmsetting.
    Ein Displaymeer ward hochgereckt
    Auf Bildgewalt zwecks Petting.

    Ich saug‘ mich voller Gigabytes
    Mit extra-sten Vaganzen,
    Entfache machtvoll Posting-Reiz
    Im Social-Media-Ranzen.

    Und alles drückt den grünen Knopf
    Mit sieggewissem Wissen.
    Man spürt: Es schmoren Likes im Topf,
    Die Köpfchen voller Nissen.

    Ich provozier‘ für euch ein Hier –
    Ihr gebt mich mir zurück!

    Und dringlicher ich inponier‘
    Je tiefer ich mich bück‘.


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


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