Gleicht nicht allein ein Ei dem andern,
Weil dies Ei gleichfalls jenem gleicht –
Ein Gleichungsweichensteller eifrig
Schon Ei-chen auf ihr Ei-Sein eicht?
Weiß irgendeiner, wann ein Ei –
Auf Stufe Eins der Gleicherei –
Die eigentliche Eier-Form
Bestimmte einst zur Eier-Norm?
Du weißt das nicht, wie ich Dich kenne!
Fragst immer noch, ob Ei, ob Henne –
Wer von den zwei’n war gleich dabei?
Es kommt drauf an, Mann, welches Ei!
Du meinst, da gleicht doch eins dem andern?
Zurück zur ersten Zeile wandern!
Und doch habe ich nie an der Schönheit gezweifelt
Ich vermisste nur etwas Verstand
Und böt‘ sich die zweite Chance, blieb es dabei, Welt:
Ich behielt‘ diesen zahnlosen Trumpf auf der Hand
Um ihn mir stündlich anzuseh’n
Und sein täglich Erwachen zu preisen
Das Wissen genießend, hier richtig zu steh’n
Und schmähendes Mitleid strikt von mir zu weisen
Denn niemals hat diese Schönheit an Wert eingebüßt
Nur sie traf nicht sehr oft auf Versteh’n
Sie hat unbeirrt weiter die Ahnung versüßt
In den totesten Winkeln vom Tagesgescheh’n
Dem trüben Blick fehlt das Detail
Doch entscheidet nicht er, ob es da ist
Sein Urteil ist auch gar nicht nötig mehr, weil
In diesem Moment Du schon ungewohnt nah bist!
Der eher kleine
Heinrich Heine
Steht als Büste ohne Beine
Da
Müsste ohne Sockel schweben
Oder aber
Angedockt
Fersennah am Boden kleben
Hoffend, dass wer niederhockt
Zwar
Mein‘ ich, dass das jeder täte
Wenn der Heinrich darum bäte
So jedoch ist’s gar nicht nötig
Durch den Sockeldienst erhöht sich
Quasi wie von ganz alleine
Beinbefreit
Der Heinrich Heine
Ich musste sie erwischen – tot oder lebendig. Lebendig – durchatmen! Und bereits umgesiedelt.
Der Zen-Dung mit der Maus
Wie kann in so viel Niedlichkeit
Ein Schädling sich verbergen?
Gehört, wer hier laut „Töten!“ schreit
Nicht zu des Teufels Schergen?
Wer macht der Maus hier den Garaus?
Wem zieht’s die Stirn vor Mitleid kraus?
„Legst du den Nager nun ad acta?
Mir massakriert es den Charakter
Der durch solch Tun gewiss zerschlisse
Benagt von des Gewissens Bisse!“
Ach, wie kann in so viel Niedlichkeit
Ein Schädling sich verbergen?
Gehört, wer hier laut „Töten!“ schreit
Nicht zu des Teufels Schergen?
Hier schwappt es sich aus
Das bekloppte Getue
Mal murgelt das Blesshuhn
Und mal gibt es Ruhe
Es gurgelt ein Wellenversuch
Da muss was im See sein
Das atmet die Seel‘ ein
Und fläzt sich zufrieden in Frottee und Tuch
Und du sitzt daneben
Schaust raus auf den See, denn
Da blitzt immerzu etwas Sonne im Schwipp
Tanzt dunkliger Glimmer
Von tanigem Schimmer
Allplanig galönzigt ein windhauchend Trip
Und mulmig riecht die Kühle rüber
Ein Natterich schlürft durch die Küber
und Barkschmelz küsst die Leckenlipp
Am Ufer von den Badeseen
Entsperrt sich alles Grundversteh’n
Heissahopsa, Hochkultur!
Volles Rohr: Anspruch pur
Kriegt doch keiner mit, wenn man ihm selber nicht ganz treu
Bibliophil und stilblasiert
Subversiv, engagiert
Aber vom Prinzip auch nicht so nigelnagelneu
Mundgemalte Sprachgebilde
Handwerkskunst im xsten Jahr
Schutzpatron der Reimergilde
Metrummäßig ein Eklat!
Selig integriert im Slam
Mit Trara und Plemmplemm
Aber viel beseelter als manch Lyrik-Stupendent
Der devot nach Lehrplan schreibt
Subvention’n einverleibt
Stell Dich Deiner Inbrunst, Himmelherrgottsakrament!
Schür’n Leonce-und-Lena-Preise
Nicht allein die Produktion
Nie geles’ner Dichtergreise?
Sämig handzahm sind sie schon
Ach, das ist ein schöner Zweig!
Den schnäbel‘ ich schnell auf und zeig
Ihn meiner kleinen Vögelfrau
Die grad beim drögen Nesterbau
Von highlight-loser Zeit gestresst
Und ständigem Geäste-Test:
„Passt das von Ton und der Couleur
Zu unsrem Wohnungsinterieur?
Ist’s einzufügen, einzubinden?
Wird er dies Stückchen Stöckchen finden
Das in das Nest am besten passt?!“
„Was hälste denn von diesem Ast?“
Ich leg ihn vor ihr hin und schweig
Schon stöhnt sie: „So ein schöner Zweig …!“