Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Einakter

Alles, was zwölf Zeilen überschreitet.


  • Isarkiesel & das sechshundertfünfte Gedicht

    Isarkiesel

    Uneinig

    Gleicht nicht allein ein Ei dem andern,
    Weil dies Ei gleichfalls jenem gleicht –
    Ein Gleichungsweichensteller eifrig
    Schon Ei-chen auf ihr Ei-Sein eicht?

    Weiß irgendeiner, wann ein Ei –
    Auf Stufe Eins der Gleicherei –
    Die eigentliche Eier-Form
    Bestimmte einst zur Eier-Norm?

    Du weißt das nicht, wie ich Dich kenne!
    Fragst immer noch, ob Ei, ob Henne –
    Wer von den zwei’n war gleich dabei?
    Es kommt drauf an, Mann, welches Ei!

    Du meinst, da gleicht doch eins dem andern?
    Zurück zur ersten Zeile wandern!


  • Kleinkram & das sechshundertdritte Gedicht

    Kirche von Väterchen Timofej

    Dem Detail

    Und doch habe ich nie an der Schönheit gezweifelt
    Ich vermisste nur etwas Verstand
    Und böt‘ sich die zweite Chance, blieb es dabei, Welt:
    Ich behielt‘ diesen zahnlosen Trumpf auf der Hand
    Um ihn mir stündlich anzuseh’n
    Und sein täglich Erwachen zu preisen
    Das Wissen genießend, hier richtig zu steh’n
    Und schmähendes Mitleid strikt von mir zu weisen

    Denn niemals hat diese Schönheit an Wert eingebüßt
    Nur sie traf nicht sehr oft auf Versteh’n
    Sie hat unbeirrt weiter die Ahnung versüßt
    In den totesten Winkeln vom Tagesgescheh’n
    Dem trüben Blick fehlt das Detail
    Doch entscheidet nicht er, ob es da ist
    Sein Urteil ist auch gar nicht nötig mehr, weil
    In diesem Moment Du schon ungewohnt nah bist!


  • HH in HH & das fünfhundertneunundneunzigste Gedicht

    Heinrich Heine am Hamburger Rathausmarkt

    Die Büste (Arm an Beinen)

    Der eher kleine
    Heinrich Heine
    Steht als Büste ohne Beine
    Da
    Müsste ohne Sockel schweben
    Oder aber
    Angedockt
    Fersennah am Boden kleben
    Hoffend, dass wer niederhockt
    Zwar
    Mein‘ ich, dass das jeder täte
    Wenn der Heinrich darum bäte
    So jedoch ist’s gar nicht nötig
    Durch den Sockeldienst erhöht sich
    Quasi wie von ganz alleine
    Beinbefreit
    Der Heinrich Heine


  • Lebendfalle & das fünfhundertsechsundneunzigste Gedicht

    Lebendfalle Maus

    Ich musste sie erwischen – tot oder lebendig. Lebendig – durchatmen! Und bereits umgesiedelt.

    Der Zen-Dung mit der Maus

    Wie kann in so viel Niedlichkeit
    Ein Schädling sich verbergen?
    Gehört, wer hier laut „Töten!“ schreit
    Nicht zu des Teufels Schergen?

    Wer macht der Maus hier den Garaus?
    Wem zieht’s die Stirn vor Mitleid kraus?
    „Legst du den Nager nun ad acta?
    Mir massakriert es den Charakter
    Der durch solch Tun gewiss zerschlisse
    Benagt von des Gewissens Bisse!“

    Ach, wie kann in so viel Niedlichkeit
    Ein Schädling sich verbergen?
    Gehört, wer hier laut „Töten!“ schreit
    Nicht zu des Teufels Schergen?


  • Weiherbach & das fünfhundertvierundneunzigste Gedicht

    Weiherbach bei Puchheim

    Seelenfrieden

    Hier schwappt es sich aus
    Das bekloppte Getue
    Mal murgelt das Blesshuhn
    Und mal gibt es Ruhe
    Es gurgelt ein Wellenversuch

    Da muss was im See sein
    Das atmet die Seel‘ ein
    Und fläzt sich zufrieden in Frottee und Tuch

    Und du sitzt daneben
    Schaust raus auf den See, denn
    Da blitzt immerzu etwas Sonne im Schwipp
    Tanzt dunkliger Glimmer
    Von tanigem Schimmer
    Allplanig galönzigt ein windhauchend Trip

    Und mulmig riecht die Kühle rüber
    Ein Natterich schlürft durch die Küber
    und Barkschmelz küsst die Leckenlipp

    Am Ufer von den Badeseen
    Entsperrt sich alles Grundversteh’n


  • Fürstenberg & das fünfhundertneunzigste Gedicht

    Postamt Fürstenberg an der Havel

    Im Tempelgarten zu Neuruppin

    Lieg‘ erschöpft im frisch Gemähten
    forsch reckt sich das Überstand’ne
    Ob auch die, die dies hier säten
    schätzten das Nicht-Mehr-Vorhand’ne?

    Wie viel Lieger lagen hier
    zu Apollons Füßen?
    Wie viel Mal gelingt es dir
    Wiederseh’n zu grüßen?

    Kommst vielleicht nie wieder her
    lauschig war’s, doch austauschbar
    Draußen lockt so viel Noch-Mehr
    sagst du dir – wie jedes Jahr

    Schön wär’s nur, wenn ich zum Ende
    solche Ruhe wieder fände
    mitten frisch geschnitt’nem Gras

    Dass, wenn ich siech niederliege
    sanftes, leichtes Heimweh kriege
    nach dem Sommer dieses Jahrs


  • Gaugrau & das fünfhundertdreiundachtzigste Gedicht

    Bild 63

    Im Gau

    Da sitzte
    Im Gau
    Und weißt ja genau
    Das verspritze
    Blut
    Ist Brut
    Einer doch zu intensiven
    Spitzfindigen, dringlich tiefen
    Narbennahen
    Nabelschau

    Bauer A spricht wütend: „Wei,
    Siagst as – so a Sauerei!“
    Bis es allen ähnlich graut:
    „Gut, dass wir noch nachgeschaut!“

    Dir, gerühmter Analyst
    Reicht man Blümchen und du bist
    Nach der Wand aus Rand-Misstrauen
    Und dem Mist in andren Gauen
    Immerhin
    Mittendrin


  • Chamarel Falls & das fünfhundertachtzigste Gedicht

    Chamarel Falls

    The Fall of the Mountain King

    Heissahopsa, Hochkultur!
    Volles Rohr: Anspruch pur
    Kriegt doch keiner mit, wenn man ihm selber nicht ganz treu
    Bibliophil und stilblasiert
    Subversiv, engagiert
    Aber vom Prinzip auch nicht so nigelnagelneu

    Mundgemalte Sprachgebilde
    Handwerkskunst im xsten Jahr
    Schutzpatron der Reimergilde
    Metrummäßig ein Eklat!

    Selig integriert im Slam
    Mit Trara und Plemmplemm
    Aber viel beseelter als manch Lyrik-Stupendent
    Der devot nach Lehrplan schreibt
    Subvention’n einverleibt
    Stell Dich Deiner Inbrunst, Himmelherrgottsakrament!

    Schür’n Leonce-und-Lena-Preise
    Nicht allein die Produktion
    Nie geles’ner Dichtergreise?
    Sämig handzahm sind sie schon


  • Weber & das fünfhundertvierundsiebzigste Gedicht

    Webervogel

    Unter Vögeln

    Ach, das ist ein schöner Zweig!
    Den schnäbel‘ ich schnell auf und zeig
    Ihn meiner kleinen Vögelfrau
    Die grad beim drögen Nesterbau
    Von highlight-loser Zeit gestresst
    Und ständigem Geäste-Test:

    „Passt das von Ton und der Couleur
    Zu unsrem Wohnungsinterieur?
    Ist’s einzufügen, einzubinden?
    Wird er dies Stückchen Stöckchen finden
    Das in das Nest am besten passt?!“

    „Was hälste denn von diesem Ast?“

    Ich leg ihn vor ihr hin und schweig
    Schon stöhnt sie: „So ein schöner Zweig …!“


  • Rückert & das fünfhundertdreiundvierzigste Gedicht

    Wörthsee Erholungsgelände Oberndorf

    Ripostegedicht zu Friedrich Rückerts „Du bist die Ruh“ – ein formaler Zwilling.

    Du bist die Uhr

    Du bist die Uhr
    Hältst niemals still
    Die Sucht, die stur
    Nach vorne will

    Ich eil zu dir
    Du bist zu schnell
    Schon fern vom Hier
    An andrer Stell‘

    Stockt der Verkehr
    So schiebst du an
    Vom Hinterher
    Kommt nichts voran

    Treibst an den Schmerz
    In deiner Brust
    Spamst voll dein Herz
    Bis dein Bewusst-

    sein, angezählt
    Ins Nichts gelangt
    Von Zeit gepfählt
    Der Hülle bangt


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