Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Einakter

Alles, was zwölf Zeilen überschreitet.


  • Outskirts & das zweitausendsechshundertvierundfünfzigste Gedicht

    Siedlung am Rand Ljubljanas

    Slowenien

    Ein Tüpfelchen von Sozialismus
    Konterkariert das Auenland.
    Der Industrieschlotkatechismus
    Hält gegen die Idylle stand.

    Fünf Häuschen aus Tomatengärtchen
    Purzeln durch die Täler.
    Und bunt umhupft von Backsteinpferdchen
    Winken Erbsenzähler.

    Fast scheint’s, als juchzten Kinderlieder
    Von redlichen Berufen
    Und hallten aus den Klämmen wider,
    Beswingt von Kälberhufen.

    Doch von irgendwo gilbt noch die Braunkohle ein
    In den Ehrgeiz, schon sehr viel moderner zu sein.

    Mal stockt’s, dann stoppt’s und stets zu slow –
    Darum, Slowenien, heißt du so!


  • Burgbrunnen & das zweitausendsechshunderteinundfünfzigste Gedicht

    Blick herauf aus dem Brunnen der Ljubljanaer Burg / Ljubljanski grad

    Glockenspiel

    Ich tauche
    Langsam
    Unter
    Eine Glocke Alkohol.

    Ich grinse und frohlocke
    Und ich proste
    Auf mein Wohl.

    Gleich kippelt es im Willen,
    Gleich wird er breiig sein.
    Gleich läuft es aus den Rillen,
    Und vielleicht spei ich mich ein.

    Und ob ich auch beim Alkohol
    Mich spielend leicht verzocke –
    Wann hätt ich mich so wohl gefühlt
    Wie unter
    Dieser
    Glocke?


  • Blick von oben & das zweitausendsechshundertachtundvierzigste Gedicht

    Blick von der Burg auf die Altstadt Ljubljanas

    Ja also, wenn man mal ehrlich ist … (Flughunde)

    Ein Terrier ist ein sehr guter Pilot
    Und er trägt eine Fliegerhundbrille.
    Er schießt mit der Flak ein paar Erdlinge tot
    (dies ist sein ausdrücklicher Wille!).

    Wer die Fliegerei kennt,
    Der lässt nie wieder los –
    Es ist einfach zu faszinierend!

    (Natürlich ist das, was man Internet nennt,
    Nicht minder famos
    Und goutierend.)

    Ja, viele tolle Dinge gibt es
    Auf der Erdenscheibe –
    Dass ich, obschon sie bei zu vielen beliebt is,
    Sehr gerne auf ihr bleibe!

    Natürlich, ein paar Rundflugstunden
    Mit kundigen Pilotenhunden –
    Die ließe ich mir wohl gefallen!
    Nebst einen Tag
    Hinter ’ner Flak –
    Mal ehrlich, so geht es doch allen!?


  • Nördlingen & das zweitausendsechshundertsiebenunddreißigste Gedicht

    Am Gerd Müller Platz in Nördlingen

    Erinnerungen am Denkmal (von Gerd Müller)

    Man rauchte außer Rand und Band,
    Auch wurd‘ viel Bier gesoffen.
    Was ich an alldem bloß verstand
    War: Der Bomber hat wieder getroffen.

    Ich, der ich sonst stets im Mittelpunkt stand,
    Fand nicht richtig in die TV-Partie –
    Denn meine Mannschaft war gebannt
    Vom den Schlusspfiff sich nähernden Genie.

    Als ich erwachsen ward genannt,
    Erlas ich dann betroffen:
    Das Nachspiel gab sich eklatant,
    Denn der Bomber hat zu viel gesoffen.

    Nun schau von eines Platzes Rand
    Ich (voller Zichtennostalgie)
    Auf die Treffsicherheit, in ein Denkmal gebannt,
    Von dem an den Schlusspfiff verlor’nen Genie.


  • Alpspitz & das zweitausendsechshundertachtundzwanzigste Gedicht

    Blick auf die Alpspitze von Kranzbach

    Die Namen der Berge

    Bei den Namen für Berge herrscht zunächst freie Wahl.
    Macht jemand ’nen Vorschlag, heißt’s oft „Scheißegal!“,
    Bis irgendein Durchsetzungswilliger schreit:
    „Nun ist es besiegelt – wurd‘ auch höchste Zeit,
    Der Berg heißt fortan Soundso!“

    Gibt’s dann nicht auch ein Tal, von wo
    Protestschrei nennt ihn falsch benannt?
    Denn sei’s doch diesseits anerkannt,
    Seit anno tuck häß dieser Berg
    „Undsoso“ – was sich leichter merk…
    …en ließe hier wie dort im Tal.
    „Undsoso“ – einfach ideal!

    Ob A, ob B sich durchher setzt,
    Wie sehr man sich ob dessen fetzt –
    Man startet nicht mehr ganz von vorn.
    Ans Ende fügt man noch ein „-horn“
    Als Täler zähm’nden Kompromiss,
    Dass obendrauf nu Name is.


  • Schloßkanal, Seitentrakt & das zweitausendsechshundertsechzehnte Gedicht

    Schloßgartenkanal im Schlosspark Nymphenburg

    Es hornt

    Also lasst es Frühling sein …

    Es hornt der postillionsche Sog,
    Des Strom mich ignoriert.
    Er hat, der einst so viel bewog,
    Mich heute nicht tangiert.

    Es sprießt um mich gen Neubeginn,
    Es klimmt empor das Tal,
    Es singt ein mir verstimmter Sinn
    Sein x-tes Nocheinmal.

    Fortan werd ich nur noch Beobachter sein
    Beim Wiederbefüllen der Blüte.
    Ob Gegenwart mich dann mit Ohnmacht narrt? Nein.
    Lang streichelte mich ihre Güte.

    … also lasst es Frühling sein!


  • Milbertshofen II & das zweitausendfünfhundertfünfundneunzigste Gedicht

    Am U-Bahnhof Milbertshofen (U2)

    20 Minuten Wartezeit

    Ich bin zwanzig Minuten an Buswartezeit
    Ganz ohne grantig zu werden bereit,
    Mit ideenreichen Schreibzeugs zu überleben.
    Ich selbst stehe, schriftführend, etwas daneben
    Mit dem Hauptaugenmerk auf die Zeiger der Uhr.

    Nein, da lässt sich nichts drängen
    Zu schnelleren Gängen,
    Solche Renitenz ist mir verständlich – nur
    war es halt
    Schon sehr bald
    Schweinekalt.

    Sieh an, sieh da, da kommt der Bus –
    Was er im Grunde noch nicht muss!
    Knapp zehn Minuten früher kann
    Ich drinnen warten – guter Mann!

    Nach zehn Minuten an Buswartezeit
    War dies Gedicht bereits freundlich bereit
    Sich zu beenden.

    Nun, ich bin sein Fan, denn
    Was hätte man sonst wohl beschreiben noch sollen?

    Ich war ja zur Hälfte schon fertig mit Wollen!


  • Baumsterben & das zweitausendfünfhundertneunundachtzigste Gedicht

    Auf dem Weg zum Kloster Andechs

    Der provozierte Ruheständler

    Und immer schleicht die Spießigkeit
    Mit bissbereiter Fresse
    Um meiner Inbrunst dünnes Kleid
    Und sprießt wie bleiche Kresse.
    Sie wittert etwas Kleinstgewinn
    In meinen größten Nöten
    Und krallt sich alles, was ich bin,
    Aus unterkühlten Klöten.

    Dann tanzt sie ihre Halbgar-Show
    Vor vollverdummten Affen,
    Die ein Verstummen vom Niveau
    In keinem Kosmos raffen.

    Wär sie doch nur so standorttreu,
    Dass wir uns nie verqueren –
    Ich wollte aus Impulse-Scheu
    Mich lang schon nicht mehr wehren!
    In meinem Rückzug bin ich doch
    Längst weit genug gegangen …

    Die Frage „Und was wollt ihr noch?“
    Hängt gut gegart im Bangen.


  • Kalt & das zweitausendfünfhundertsiebenundachtzigste Gedicht

    Am Kochelseeufer im Winter

    Triminilose

    Im Dampfbad glänze ich den Glanz,
    Der allen kampflos glückt.
    Und unterm Unt’ren Herzogstand
    Wird’s Edelweiß gepflückt.
    Wes Herz ich ess, des Los ich zog –
    Und schwerelos ich treibe,
    Dass ich vergess, wieviel ich wog,

    So losgelöst vom Leibe.

    Im Dampfbad steigt die Aura mir
    Heißfeuchtigst in die Lungen.
    Dass ich jed Scheu mir ausradier …
    Scheint momentan gelungen.
    Mein tierverwandtes Selbst stöhnt auf,
    Weil’s sich so wohlbehagt.
    Erst unterm Fön löst sich das auf,

    Wo neongrell es tagt.


  • U3 Endstation & das zweitausendfünfhundertneunundsechzigste Gedicht

    U3-Station Moosach

    Epilog 2024 (Rückblick 13)

    Gut, manche Wunden und Gefahren
    Sind akut seit hundert Jahren
    1924 schluckt, dass Sie versteh’n, was ich meine,
    Die Sowjetunion die kleine Ukraine.
    Die USA beschränken das Einwanderrecht,
    Aufruhr in Georgien und in Deutschland, allmächd,
    Löst Friedrich Ebert – ohne Mehrheit – den Reichstag auf.
    Und ein junger Mann hat in dem Jahr seinen Lauf:
    Zu fünf Jahren verknackt, im selben Jahr schon entlassen –
    Hat gereicht, um im Knast sein „Mein Kampf“ zu verfassen.
    Ja, Zweitausendvierundzwanzig war
    Nicht nur „Zauberberg“ und Kafka-Jahr …
    Da sind viel‘ Parallelen – aber auch Unterschiede!
    Wenn wir die nicht mehr stärken würd’n, wär es perfide.
    Schon bald werd’n die Greul hier, die Gräben und Sorgen
    Um dieses Jahr, nächstes Jahr, heute wie morgen
    All dies hier und auch wir im Zeitstrahl verdimmen …
    Obschon unsre Meinung’n dann immer noch stimmen!
    Sie merken: Statt des Vorhangs senkt sich jetzt das Niveau
    Und markiert, dass wir durch sind mit unserer Show!


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


Gedichte/Fotos ausgewählter Tourstationen:

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