Da ist doch ein Winkelchen meiner Kammer
Noch unbeschrieben geblieben!
Im Unterschlupf (von einer Klammer
Hat’s sich die Zeit vertrieben.
„Lümmelchen!“, hab ich gedacht
Und sanft die Klammer zugemacht).
Mein Müßiggang macht Einkaufsstraßen
Zu auserwählten Boulevards,
Erst zweckgelöst macht Laufen Spaß, wenn
Im Jenseits aller Zeit-Etats
Auch der Gedanken Gang entspannt.
Und füllbereiten, leichten Schrittes
Gerät jed Weg ins Nichts verziert,
Zieht unbeschwerten Lichtsinn mit, es
Verrät ein Strauch, der mich passiert,
Er sei noch lyrisch unbenannt.
Ganz unverwandt steht da ein altes Gedicht,
Das in mir fremder Sprache spricht,
In dem unwiderlegbare Vaterschaft ruht –
Und doch in all der Outputflut
Mir völlig unerfindlich bleibt.
Sei es, dass man jetzt verbindlicher schreibt,
Sei es, dass mich dieser Abstand verstört,
Weil noch nicht daran gewöhnt,
Dass ein Text sich so entwöhnt
Und allein sich selbst gehört.
Vierte Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Angst vor dem weißen Blatt, Discounter, Kratzbäume, Joggende, Porzellanservices und atomare Endlagerung.
Die Angst vorm weißen Blatt
Mir bangt nicht vor dem leeren Blatt,
Weil all das Weiße rasch verweht.
Wovor ich Angst hab, is nur dat
Da nachher so viel Scheiße steht.
Aus der Tiefe des Raumes raunt dein Kühlschrank ins Hier:
„Ich will dir ein Freund sein, ich kühl und gefrier,
Werd deine Versorgung von Sorgen entkeimen –
Bin wirklich sehr angetan von deinen Reimen!
Auch der Stuhl juchzt, wie cool es sei dich zu be-untern,
Und mag nun zu neuen Gedichten ermuntern.
Und
Tiriliert nicht die treu isolierende Tür:
„Hätt’st du einen Vorschlag – ich wär schon dafür!“?
Dann
Lass dich nicht zu sehr beschwingen
Von von dir bezahlten Dingen!
Solch Binnenlichtblicke sind nur eine Falle –
Denn draußen, da hassen dich ausnahmslos alle!