Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

See

Gedichte, für die das stehende Gewässer Model stand.


  • Chiemsee again & das eintausendvierhundertsechsundsechzigste Gedicht

    In Übersee am Chiemsee

    Seefriede

    Und grad weil dieser See alle Ruhe aufnimmt,
    Die vom ufernden Rund sich ergießt,
    Scheint mein Angesicht wie von Hektik bestimmt –
    Dem nie überwundenen Biest.

    Denn wie viel an Gesorg ich dem Himmel vermach‘ –
    Aus dem See säuselt’s: Da geht noch mehr!

    Wenn lustvoll zum „Ah!“ sich verschmälert das „Ach!“,
    Verdümpelt erst all das Gezerr‘.


  • Fledermausfisch & das eintausendvierhundertsechste Gedicht

    Fledermausfisch am Anse Source d'Argent auf La Digue

    Gerridae

    Ich seh den See und drinnen die Fische –
    Mich freut, dass ich ’nen Reim erwische
    In schnell erfasster Szenerie.
    Nur frag ich mich: Versteh ich sie?

    Die Eleganz vom Flossenschwingen
    Verhöhnt doch dieses ganze Ringen,
    Dem Puren auf den Grund zu gehen,
    Die Spur zu fassen und zu sehen.

    Und wehrt die abgeklärte Ruhe
    Nicht alles ab, was ich hier tue?

    Frisch gespitzten Stifts durchsteche
    Ich des Wassers Oberfläche.


  • Lesestoff & das eintausenddreihundertzweiundneunzigste Gedicht

    In der Libreria Acqua Alta

    Carpe diem light

    Ich leg mich an den Teich mit Buch –
    Ist besser als ins Leichentuch.


  • Eislauf & das eintausenddreihundertneunundfünfzigste Gedicht

    Saimaaseen im Winter

    Wort/brüchig

    Wenn die Eisschicht Dir verspricht,
    Dass sie keinesfalls zerbricht,
    Doch das Wort vor Ort nicht hält,
    Wird‘s in Deinem Fall schnell kält-
    Er.

    Lag‘s an Dir und dem Gewicht?
    Log das Eis Dir ins Gesicht,
    Weil‘s gern eiskalt Fallen stellt?
    Du wirst jedenfalls nicht ält-
    Er.


  • Strandbad Buckow & das eintausendzweihundertunderste Gedicht

    Strandbad Buckow

    Frühmorgens im Strandbad

    Frühmorgens im Strandbad ist gar niemand da,
    Für den man den Daseinstyp wechselt.
    Man schwemmt sich ins allenfalls eigne Blabla,
    Wo keiner mal ungehemmt sächselt.
    Man ist ganz gewiss grad der Schönste im Hier,
    Der sportlichste Schwimmer im Wasser.
    Ich setze mir selber das Ziel und parier‘,
    Doch werde mit jedem Gast blasser.

    Später bin ich komplett in der Menge verschwunden
    Und bemühe mich, richtig zu schwimmen.
    Ein Akzent lenkt die Sonne von früheren Stunden,
    Die nostalgisch im Seewasser glimmen.


  • Bode & das eintausendeinhundertfünfundsechzigste Gedicht

    Sonneuntergang am Bodeufer

    Am Langen See

    Dort ruht die letzte Schönheitsspur
    Aus altgedienten Zeiten –
    Von jetzt kann neue Einsicht nur
    Dir gleiche Freud bereiten.

    Ein altes Treppenfundament,
    Dem das Gebäude fehlt.
    Ich kenn noch wen, der das noch kennt –
    Der nennt den Ort: entseelt.

    – – –

    Damit kleine Dinge verschwinden,
    Muss wirklich nichts Großes gescheh’n.
    Die Zeit lebt vom steten Erblinden –
    Auch du bist schon nicht mehr zu seh’n!

    – – –

    Aufs Seeufer fällt manchen Abends ein Schatten
    Von einem verschwundenen Ausflugslokal.

    Und die Freude am Spiel, die wir einst darinn’n hatten,
    Verdimmt im Anno Dazumal.


  • Davoser See & das eintausendeinhundertsiebte Gedicht

    Davoser See

    Den Toten vom Bodensee

    Der Winter lässt den See wie verkleinert entglänzen
    Und die Schwimmer – wie immer – zumutiger werden,
    Die dann derart entlernt in der Ferne auf Erden
    Ozeane durchkraul’n im Vertrau’n neuer Grenzen.

    Schelmisch grüßen die Felchen some Leichenimporte
    Und genüsslich triumphert ein Wasserhuhnflöten:
    Es schluckt gluckernd global unentwegt unser Töten!
    Ob zu anderer Zeit, ob an anderem Orte …


  • Ostküste & das eintausendelfte Gedicht

    Küste bei Malcesine/Gardasse

    Ende der Saison

    Nun hat der See sich abgekühlt
    Der mich fast ein Halbjahr verführt
    Dass ich wie im Wahn seine Wasser durchwühlt

    Ab heute wir nur noch gerührt


  • Thuner See & das neunhundertsechzehnte Gedicht

    Thuner See

    Am Thuner See

    Du fändest Ruhe hier …
    Steht in lebensgroßen Schönschriftstaben
    Auf den Bergplakaten

    Du tränend Panthertier
    Komm und geh dich am Äußeren laben!
    Wozu noch länger warten?


  • Isarlauf & das achthundertneunte Gedicht

    Isar

    Ripostegedicht zu „Der Reiter und der Bodensee“ von Gustav Schwab

    Die anderen Reiter und der Bodensee

    Tief unten und in Bodennäh‘
    Harrt auf dem Grund vom Bodensee
    Die Reiterschar, die übers Jahr
    So durch das Eis gebrochen war

    Von Zeh und Huf bis zu den Ohren
    Starr’n Ross und Reiter schockgefroren
    Hinauf zur milchig strahl’nden Schicht
    Wohlwissend: „Manchmal hält die nicht!“

    Und jeder, der hindurchgerammt
    Schwebt nun zum Zombietum verdammt
    Im kühlen Nass, wo nichts verdirbt
    Bis er im Frühling richtig stirbt

    Wenn Sonnenstrahl die Eisschicht taut
    Wird auch der Körper abgebaut
    So lange müssen unten warten
    Die hier ein Stockwerk tiefer traten

    So muss manch Recke nutzlos dümpeln
    Im Bodensee und andren Tümpeln

    Doch, horcht! Da naht auf seinem Rosse
    Vom Ufer ein künftiger Leidensgenosse!

    Schon trabt er mit immer leicht schlitternden Tritte
    Zum Eingangsbereich der schon knisternden Mitte
    Dumpf durchwabert der Schall von dem Todesgalopp
    Die zermürbende Stille des Sees, bis dann „Stopp!“

    Ein Leichnam namens Bertram schreit
    „Ihr Mannen, macht euch mit bereit!
    Entreißt eure Leiber des Winterschlafs Betten
    Treibt mit mir nach oben, den Knaben zu retten!

    Stützt mit den Leibern eurer Rappen
    Die Eisschicht, wo sie einen schlappen
    Und kläglich tragend Eindruck macht
    Und wo’s beim nächsten Kleindruck kracht!

    Nun, Freunde, was soll ich euch lange behellen
    Ihr kennt wohl am besten die heikelsten Stellen!
    Vollbring’n wir’s mit vereinter Kraft
    Dass er’s ans andre Ufer schafft!“

    Kurz drauf wird die Schicht, wo ihre Deckkraft im Argen
    Von den Rücken ertrunkener Pferde getragen

    Schon donnert heran das Getrommel der Hufe
    Von vorderster Front hört man Jubel und Rufe:

    „Es hielt – wir hielten’s! Er hat uns passiert!“
    Und wenn auch manch Sprung durch die Eisdecke sirrt
    Solange die Schutzschicht nur splittert statt bricht
    Hält auch noch die Mitte des Reiters Gewicht

    Und im Zentrum von alldem hält Bertram sein Ross
    Den gefall’nen Gefährten im See nun der Boss
    Da der durchschlagskraftmächtigste Tritt auf ihn bangt
    Und er nur ruft: „Treffer. Mitnichten versenkt!“

    Da schöpfen auch die, die’s noch treffen wird, Mut
    Zudem dort das Eis mählich dicker wird. „Gut,
    Den kritischen Teil hat er nun überwunden
    Und bald auch den Weg an das Ufer gefunden

    Wo im Schatten der Berge es stärker gefriert
    So dass ihm von nun an wohl nichts mehr passiert!“
    Da jubelt die Schar und man gibt sich Highfive
    Sie tanzen und singen zu „Stayin‘ Alive“

    Doch kommt ein Zwerg hervorgekrochen:
    „Just dort bin ich ins Eis gebrochen!“

    „Just wo?!“ „Nun, er reitet geradewegs hin!
    Und dort ist das Eis wirklich dünner als dünn!“

    Weh! Niemand traut da gern seinen Ohren
    Nur Bertram gibt dem Pferd die Sporen
    Und sein treuer Gaul schießt durch das Nasselement
    So wie man das höchstens von Seepferdchen kennt

    Schon ist’s – so sehr strengt es sich an
    Gleichauf mit jenem Reitersmann
    Wie ein gekipptes Spiegelbild
    Dort arglos – da entschlossen wild

    Nun wird auch die Gefahr reell:
    Den See trifft hier ein warmer Quell
    Macht’s Eis porös wie Blätterteig
    Durchschmetterbar vom kleinsten Zweig

    Um zu erkenn’n: Das hält ihn nicht!
    Braucht es nicht erst ’nen Testbericht
    Auf Verstärkung zu warten, dazu fehlt die Zeit
    Also plant Recke Bertram die Rettung zu zweit:

    „Wir bleiben stetig unter ihnen
    Geleiten sie so wie auf Schienen

    Und öffnet sich des Eises Spalt
    Geb’n unsre Körper ihnen Halt!“

    So ward zum Peak vom Eisschicht-Schwund
    Das Pferd dem Pferd ein Untergrund
    Bewahrt‘ es vor dem kühlen Grab
    Perfekt getimet im Hucketrab

    Dem Highsporn, der nach vorn nur stiert
    Wird nicht gewahr, was hier passiert
    Schon nimmt er mit ’nem Riesensatz
    Im Fließ der Uferwiese Platz

    Bloß Pferd und Bertram treib’n zerfetzt
    Vom Hufgetrampel arg verletzt
    Im eisfrei’n Teil des Sees herum
    Wo sie sofort verwesen – dumm!

    Denn kaum am Sauerstoff gerochen
    Schält sich das Restfleisch von den Knochen
    Trotzdem feiert nun stürmisch: „Oh, Bertram, du Held!“
    Der Reittrupp Unterwasserwelt

    „Siehst du ihn, noch?“ „Ja, er erreicht jetzt das Dorf!“
    Von den brüchigen Lippen des Boss‘ blättert Schorf

    „Erzähl uns, was tut er?“ „Er blickt grad zurück!
    Ich denke, allmählich begreift er sein Glück.

    Und nun … bitte, nein! Gott, das glaub ich jetzt nicht!“

    Na, ihr kennt ja das Ende vom andren Gedicht!


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