Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Poetry Slam

Alles, was Sie über den Poetry Slam wissen müssen, in Versform dargereicht.


  • Drei Monate & das hundertundfünfzehnte Gedicht

    Wald Marienbad

    Drei Monate der Abschiedstour sind rum. Bleiben noch neun Monate und keinerlei Gründe zur Trauer.

    Drei von zwölf

    Für nur ein Viertel Abschied vergieß ich keine Träne
    Fünfundzwanzig Prozent? Also, … nee!
    Is‘ nich ma ein Drittel, errechne ich, gähne
    Das dauert noch viel, viel zu lang, eh ich geh
    Es zieht sich und zieht sich – wie ein Stalaktit, ich
    Habe den Eindruck, es geht nicht vorbei
    Die Hälfte der Hälfte – dann noch mal das selbe
    Die Restzeit vergärt schon zur „Tschüss!“-Narretei

    Und ist die erst geschluckt, kau ich weiter hier, gähne
    Dann ist mir der Abschied doch längstens vertraut
    So lasse – wie heute – ich ab von der Träne
    Sei das Häuschen am Wasser für andre gebaut

    Es fällt ein Abschied uns fast leicht
    Wenn trotz der Zeit
    Die Endlichkeit
    Nie vollends der Bewusstheit weicht


  • Düsseldorf & das hundertunderste Gedicht

    Zakk Poesieschlacht

    Unterwegs. Wie. Immer.

    Unfrei unterwegs

    Bin nur abends an Orten
    Und tags auf dem Gleise
    Mit anderen Worten:
    Versklavt an die Reise


  • Substanz & das neunzigste Gedicht

    Substanz Poetry Slam

    Zurück in München. Zurück im Substanz. Mein zwanzigster Auftritt dort. Damit mein am zweithäufigsten besuchter Slam. Und ein Auftritt steht dieses Jahr gar noch an.

    Slam und Substanz

    Schau, die Macher schöner Worte
    Locken wieder an zum Orte,
    Wo in langen Warteschlangen
    Hintenan harrt hart am bangen:
    Wer da zum Durchquer’n der Pforte
    Eine Bahn zu spät gewählt –
    Wird wohl nicht nicht mehr ‚reingelangen,
    Weil beim Slam das Timing zählt.

    Dort drinnen durchdringt das Gedränge im Raum
    Ein Ohrenmuschelkuschelflaum,
    Dass bald im Strahl der Wortkaskaden
    Nackige Gedanken baden.
    Schön berauscht von Show und Schaum
    Krönt man einen Slam-Nomaden.

    Mal gewinnt was haltlos Grelles,
    Manchmal auch was Substanz-ielles –
    Slam-Ruhm ehrt den Star nie lange
    Und verweht auch allzu schnell. Es

    … ist um eins nur keinem bange:
    Ewig währt die Warteschlange.


  • Wiesbaden & das vierundsechzigste Gedicht

    Wiesbaden Schlachthof

    So Unmittelbar war noch nie. In der Backstage geschrieben, in der Backstage online gestellt. Vom 17sten Geburtstag des Wilde Worte Slams in Wiesbaden.

    17 Jahre Wilde Worte und keinen passenden Text dabei, daher …

    Ich willden Ort der Wilden Worte
    Nicht bloß ob des Stückchens Torte
    Heut in Frankfurt-Höchsten Tönen
    Hurtig mit ’nem „Danke“ krönen


  • Hoch hinaus & das fünfzigste Gedicht

    Davos Walhalla-Bar

    Und schon ist das Jahr 50 Gedichte alt. Wie zu jedem Zehnerschritt gibt es einen langen, bislang unveröffentlichten Slam-Text.

    Der spätbarorokokoschokrokoladile wolkenumwobene speckige Putto

    Oh, Du spätbarorokokoschokrokoladil-
    er wolkenumwobener speckiger Putto,
    Dort im Harfen- und Engelstrompetenfanfar’nspiel,
    Hör: Ich darbe am irdischen Daseinsdreckbrutto!

    Ist denn netto für mich noch ein Plätzchen dort oben
    Im Seraphim-Cherubim-Engel-Gedränge?
    So nutz‘ ich die Restzeit, frohlocken zu proben,
    Das „Luja!“ zu schrein, Hosianna-Gesänge.

    Du und ich, Du, wir werden uns prächtig versteh’n
    (sofern dies nicht jetzt bereits unlängst gescheh’n),
    Denn scheint meine Schulzeit auch recht weit entfernt –
    Ich hab da mal neun Jahre Englisch gelernt.
    Diese bis zur Entrückung beglückende Sprache!
    Wie verirrt wirkt ihr schier irisierender Rhythmus
    Inmitten der klanglos belanglosen Brache
    Des fitnessverbissenen Frühklassizismus,
    Der auf Inbrunst verweigernder Grätendiät
    Alle himmlische Pracht und Ornate verschmäht!

    Welch Balsam ist da die Gesamtsinnlichkeit
    Deiner lausbubkeck-rosigen Pausbäckigkeit!
    Du, als leibhaft-beseelende Lichtgestalt,
    Erspar mir dies Diesseits! Wenn möglich, alsbald.

    Ich will Rokoko statt Rohkost-Flow!
    Will Goldbrokat statt Brokertratsch,
    Statt Mailterror Rocaille-Dekor!
    Gib meiner barocken Barhocker-Sehnsucht ein Nahziel,
    Du spätbarorokokoschokrokoladil-
    er wolkenumwobener speckiger Putto!

    Egal, wie man’s rechnet – ob netto, ob brutto,
    Es zeigt sich: Ich komme hier unten nicht weiter.
    Und da mein bisschen Legende schon rinnet dahin,
    Gilt mein Paternoster der Jakobsleiter –
    Die gäb‘ meinem Leben erhebenden Sinn!

    Oben robbt‘ ich dann durch Wolkenflausch,
    Durch cumulust’gen Dunst mich empor,
    Beschwingt vom ersten Manna-Rausch,
    Zur Eckfahne vom Himmelstor,
    Wo in schwungvollen Posen am Bildausschnittrande
    Tummeln sich die Puttogrüppchen
    Wie ’ne quirlige, handzahme Meerschweinchenbande,
    Ein kindlich ergebenes, fröhliches Clübchen,
    Welches mondköpfig lächelnd und entzückend verzückt,
    Lockig gescheitelt, insignienbestückt
    Mimt den Babyface-Fanclub der Erzengel-Helden
    Die da mahnen und warnen und Großes vermelden.

    Na, es ist die Cloud ein artenreicher
    Engel- und Zierratespeicher!
    Doch mir schwebt nur ein Dasein als Putto im Sinn –
    Ich denk‘, von der Größe kommt’s auch besser hin.

    Ihr schwebt so spielerisch leicht, so erlöst wie pomadig,
    So spätbarorokokoschokrokoladig,
    In nackiger Unschuld und arglosem Spiel,
    So bürschchenhaft pummlig, geschlechtslos-subtil,
    Ganz barbrüstig und unbehost,
    Nur sittsam von ’nem Tuch umkost.

    Gerne winde auch ich mich in vergoldeten Fleece.
    Doch was ich diesbezüglich bewund’re, ist dies:
    Dass, so tänzerisch auch Eure Posen,
    Ihr zeigt Euch stets auch ohne Hosen
    In alles bedeckender Züchtigkeit –
    Ein Punkt, wo Ihr echt tüchtig seid!

    Denn, sorry, dass ich das jetzt so direkt sage,
    Bei mir ist es so, dass in jedweder Lage
    Mein Togatuch zur Seite rutscht
    Und das Gemächt ins Freie flutscht,
    So dass sich mein Anblick verkürzt, gar verroht zum:
    Entglittenem Glied über pendelndem Skrotum.
    Schaut’s Publikum dann himmelwärts,
    Sieht’s immer nur ’nen Pimmelscherz.

    Ja, das ist das Los des Slam-Poeten:
    Er mag zwar große Sprüche beten
    Und in huldvoller Ehrfurcht nach Höherem streben –
    Sein Körper weiß, in diesem Leben
    Kürt die Jury Spleeniges
    Und Unter-Gürtel-Linieges
    Also leiert er von sich das alte Geschwengel
    Und feiert den Sieg als gefallener Engel.

    So entgrenzt unser Streben nach irdischer Gunst
    Sogar noch des Rokokos Ausstattungskunst.
    Doch jedes Stück, das überschmückt,
    Zum End‘ Dich wieder niederdrückt.
    Denn wer mit Entblößung sein Textfeld bestellt,
    Der erntet kein Wort zur Erlösung der Welt.
    So muss man weiter unten bleiben
    Und muntermüde Schundzeug schreiben.

    Dass ich dessen bewusst, trotzdem unverdrossen
    Und herzhaft entschlossen
    Nach all Deiner Gnad ziel‘,
    Du spätbarorokokoschokrokoladil-
    e, himmelhochjauchzende Luftgestalt,
    Ist, weil ich gelob‘ mich zu bessern, ja wirklich, schon bald –
    Ganz sicher in den näxten Täxten!
    Da halt‘ ich bedeckt, was man besser versteckt,
    Schreib‘ ’ne Spur eleganter, im Worte gewandter,
    Dass ich ohne Mätzchen und Weh mich dann kleid‘
    Für’s Plätzchen in der Ewigkeit.
    Denn Slammer sein ist nicht so schwer – but to be a putto sehr!


  • Stippvisite in München & das dreiundvierzigste Gedicht

    Münchner Rathaus

    Keine 24 Stunden Zwischenstopp in München, um das Gepäck zu wechseln. Skischuhe sind auch dabei. Es geht in die Schweiz. Aber eine Frage stellt sich auf der Türschwelle: Kann das nicht auch langsamer gehen?

    Wiedersehen und wieder gehen

    Ah jöö, Adieu – muss wieder geh’n
    Und irgendwo am Mikro steh’n!

    Nun, derart kurze Stippvisiten
    Sollten sich von selbst verbieten

    Reduzieren sie doch ein geliebtes Zuhause
    Zur Backstage einer Auftrittspause


  • Die Tour & das sechsundzwanzigste Gedicht

    Green Mill Poetry Slam

    Bevor ich mich morgen mit der ersten Viererrutsche von einigen meiner liebsten Höhlen im Slam-Norden verabschiede, soll noch schnell ein Slogan-Gedicht als poetischer Soundtrack zum Tourfilm veröffentlicht sein:

    Hashtag Abschiedstournee

    Zwischen Löwen und Möwen
    Zwischen Aachen und Sachsen
    Zwischen Mal-wieder-Kind-sein
    Und endlich erwachsen
    Pend’le ich in einer Tour
    (starker Abgang? Schwachsinn pur?)


  • Verandern & das zehnte Gedicht

    Veranda auf Kauai

    Das Verb verandern sollte unbedingt Eingang in den Wortschatz finden. Für die Tätigkeit massiven Dichtens in einer dieses Tun unterstützenden Balkonumgebung. Muss in diesem Jahr für 366 Gedichte sorgen. Und in jedem zehnten Ei(ntrag) soll ein Langgedicht stecken. Hier also das erste:

    Das Lahmen

    Herr: Es ist Zeit
    Den Ausdruck zu stoppen
    Den Toner zu sparen
    Und schnell zu zerknüllen
    Was mir die Top Twenty der Slam-Poems waren
    Und den Pfuhl jener Suhlgrube mit zu verfüllen
    Wo glücklich wie duldsam ein Nulpenschwarm gammelt
    Und sich drückend der Schulkinderschweißgeruch sammelt
    Wo türsteherlos die Beliebigkeit sintert
    Und ein Sommerversprechen seit Jahr’n überwintert

    Längst gelähmt in Gebärden mit Mundgeruch
    Deren zärtliches Werden scheint doch Grund genug
    Für den Traum von Durchlüftung des ruhenden Geistes
    Du als stets in Entschlossenheit Flüchtender weißt es:
    Da sind viel zu viel Tiere im selben Gehege
    Ist Wille, ist Wille und doch keine Wege
    Ist man ständig auf Flucht vor den prüfenden Blicken
    Weil es weiters misslingt, Dinge weiter zu stricken

    Eh nun Nachgiebigkeit zu Verlorenheit führt
    Dich die Kraftlosigkeit junger Muskeln berührt
    Die mit Till-Schweiger-Kampfgeist Folklore betreiben
    Oder Mainstreamsud-seiernde Heilssprüche schreiben
    Und du duldungsstarr einwirfst, das bessere sich
    Solltest du besser fragen: Was zählt das für mich?

    Freundchen, öffne die Tür – denn im Haus riecht’s nach Abschied
    Und man kommt nicht umhin, hier pathetisch zu werden
    Befindlichkeitsnähe, von der ich stets abriet
    Doch hier kann nur noch Demut den Höhenflug erden
    Erst in Paradiesnähe, dann raubtierumschlichen
    Scheint weitere Aussicht Applauspflicht gewichen

    Von der Zukunft, die wir einstmals hatten
    Wurde viel zu viel schon ohne Wirkung verbraucht
    Wer soll dir denn je deinen Eifer erstatten
    Der all deine Werke wie Schimmel behaucht?
    Kein Platz besser als hier, nur: Du musst hier jetzt weg!
    Auch ein Aufbruch ins Nirgends erfüllt seinen Zweck

    Stimm jetzt nicht deine schwülstigen Kampflieder an
    Mit dem magenleidigen Rülpssopran
    Von Inbrunst und Wortkunst und Prostatafrust
    Von zu dünner Kost, Glutamat und Verlust

    Dein krähenfußgerahmter Blick
    Lässt das Rascheln naher Funktionskleidung ahnen
    Dich prägt jetzt das Schicksal und nicht mehr der Chic
    Zu altbacken klingst du beim zähen Ermahnen
    Der Onlinebestellungsretourennomaden
    Auf Konsensgewissheit verheißenden Pfaden
    Die strategisch naiv das Verwirrende meistern
    Und einander sich halbgar fürs „voll klar!“ begeistern

    Du preist den Genuss, mit dem du dich geprügelt
    Den prickelnden Schmerz wundgeschlagener Knöchel
    Doch auch deine Kampfwut ward unlängst gezügelt
    Erspar deiner Nachwelt das Vorspielgeröchel

    Was immer jetzt klemmt, wird sich auch wieder regen
    Die Welt wird wie immer von selbst sich bewegen
    Nur altgedient hat ausgedient
    Und was du da hegst, wird nie wieder begrient
    Im Haus riecht’s nach Abschied, also öffne die Tür
    Kein Platz besser als hier, doch du kannst hier nicht bleiben
    Wer sich hier verrammelt, muss wissen, wofür
    Den Mietvertrag jedes Jahr neu unterschreiben

    Wen immer du suchst – er wohnt längst nicht mehr hier
    Und das liegt ausschließlich, mein Lieber, an dir!


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