Meine Heimatstadt, obschon 1998 gen Hamburg verlassen, ist immer noch jedes Jahr für mindestens sechs Auftritte und unzählige Zwischenstopps gut.
Jede Menge Essen-Gedichte finden sich in meinem Buch „Büdchenzauber und Zechenverse“ (http://www.conbook-verlag.de/buecher/ruhrgebiet/)
Viel ist vorbei-bye, Junimond –
Dabei war’n wir so viel Zementiertes gewohnt!
Doch Mandelas ANC verflacht,
Selbst Modi koaliert,
Derweil die Russ’sche Übermacht
Grad eignes Land verliert,
Und Volksparteien, einst aus Stahl,
Zerreißt’s bei der Europawahl …
Erstmals Wahl schon ab 16 – dann zeigt sich, oh je:
Je jünger die Stimme, je mehr AFD!
Und einen Hauch vorm Vollalarm
Befindet man, zum Gotterbarm,
Dass EVP und Von der Leyen
Ein annehmbares Übel seien.
Nur Macron zeigt Argwohn und beschließt: Wenn schon fallen,
Dann soll es auch richtig knallen –
Löst Le Grand Parlement auf, erzwingt neue Wahlen …
Man sorgt sich: Wie hoch wird er dafür wohl zahlen?
Doch lobt man ja Europas Krone
Im Juni auch im Fußball aus –
Da berührt uns die Restwelt mal echt nicht die Bohne
(hffntlchfliegnwa nichgleich inder Vorrunde raus …)!
So direkte Duelle erzeugen oft Leiden –
Das merkte recht schnell Mr. Tatter-Joe Biden.
„Ach, das Politisier’n ist doch albärn, mein Gottchen!“,
Meint Albärt das EM-Maskottchen,
„Klar, man besang Großalbaniens Nazistaatdichtung –
Im Strafraum gab’s ’ne Wolfgrußsichtung
Un den sintflutartigen Regen, ja gut!“
Im Süden herrscht Jahrhunderflut.
Schon wieder Jahrhun…?! Wie die Zeit doch vergeht,
Wenn’n Globus erst auf Highspeed dreht!
Wie lang ist der wohl noch bewohnt?
Wann ist’s vorbei-bye, Junimond?
Mit Aus-der-Zeit-Gefallenheit
Respekte einzufordern,
Aus überfühltem Krallenneid
Gleich Bergketten zu ordern,
Den Einbahnstraßenschildern
Der Veränderung zu trotzen,
Nach maßverirrtem Wildern
Mit Trophäen rumzuprotzen
Und der geschenkten Gäule Zahngold
Unverzollt zu horten? –
Hast, Witzbold, lang genug gehowlt
Als Sprössling bess’rer Sorten!
Planst, alle Möbel dieser Stadt
Zurückzurecht zu rücken
Und jedes aufgeschlag’ne Blatt
Mit Post-Its zu bestücken?
Wirst colt-bereit am Einfahrtsgleis
Den Sheriffstern polieren –
Und jeder „You’re too old!“-Beweis
Wird dich nicht interessieren.
Meine alte Hood untergrundbähnlich zu queren
Und ihr irgendwie schändlich den Rücken zu kehren,
Zeigt, wie sehrstens entleert meine Seele schon ist
Und wie wehrlos sich manch eine Ära vergisst.
Da all ihr Wert nährt ein gemeines Verrinnen
Im Zärteln der Mär, es tät Neues beginnen.
Schoch tauch ich hier ab mit der Zeit, die ich habe –
Auch leidlich bereit für den Ausblick im Grabe.
Essen-Überruhr, hört man, verbiete es mir,
Es meinen Geburtsort zu nennen.
Man lädt mich zwar jedes Mal ein auf ein Bier,
Doch nur, um sich von mir zu trennen.
Mich dürstet es so nach dem Wiegengefühl,
In alter Gewissheit zu baden –
Schon schließt tumbes Modernisierungsgemühl
Den letzten verbliebenen Laden.
Man schläfert hier jeglichen Anhaltspunkt ein.
Nur ich kann doch nicht alles erinnern!
Dann bittet man rüde, mich rechts einzureih’n,
Im Rudel von echten Beginnern.
„Ich bin hier geboren!“, rumort es in mir
(die S-Kurve immer im Blick),
Geb weder verloren den Ort und das Hier
Und schlurf durch den Ruhrwiesenschlick.
Im Eisstielwald der Kindergärten
Ist der letzte Busch Sehnsucht verbrannt.
Bis zum Punkt, da noch nächtens die Glutnester schwärten,
Hab ich Magnum Mandel erkannt.
„Magnum Mandel„, erkläre ich allen Erziehern,
„ist gelegentlich nur Theorie!
Manchmal gleitet die Eiswelt ins Tal wie auf Skiern,
Mal geschieht das nur selten bis nie.“
„Und was“, fragst du, „willst du mir damit denn sagen?“ –
Wechselst antwortenscheu gleich das Gleis.
„Ich war auch mal so wie die anderen Blagen
Und ich aß dabei sehr gerne Eis.“