Der zweite Tag in Finnland ist recht grau. So grau, dass sich auch die Bäume auf Schwarz-Weiß beschränken
Die Birken
Als der Leopard ums Zebra
Zärtlich seine Arme warf
War den Amourierten eh klar
Dass man derlei gar nicht darf
Doch Leo sagt Zebi – den Huf in der Pfote:
Ein Zweig wahrer Liebe entmachtet Verbote!
Seitdem wächst für der beiden Traum
Sogar auf kargem Grund ein Baum
Die Fellmuster beider Tiere vereinend
Die Grenze zu dem, was nicht sein kann, verneinend
Singet nun ein Lob den Birken
Und sagt’s auch den andern Tierken!
Die Karelische Pirogge (Pirakka) ist hier eine wichtige Grundlage meiner tagtäglichen Mästung. Gerne in ihrer schmucklosen Urform. Warum eigentlich?
Pirakka
Die Pirakka schmeckt wie ein junges Versprechen
Die Geschmacksknospen maulen: „Öhm, kommt da noch was?!“
Wenn roggenmehlsämig Erwartungen brechen
Döst nur noch die Haptik zu geltendem Maß
So würzt Zurückgenommenheit
Dies kleine Stück Vollkommenheit
Zu ’nem Etwas, das wie nichts fast schmeckt
Macht die mulmige Speise
Zum Start einer Reise
Auf der man nicht einfach von selbst was entdeckt
Trotz frühlings- bis sommerhaften Wetters sind die Parks noch voller Schneereste. Und die Eisflächen um die Schären sind gerade mal brüchig geworden.
Die Tage vor dem Tauen
Nun ist das Eis zwischen uns endlich geschmolzen
Jetzt gilt es, den Inselwald niederzuholzen
Um taugliche Kanus für Fahrten zu bauen
Die wir in Tagen vor dem Tauen
Problemlos bewältigt mit kindlichen Schlitten
Mal wieder in Berlin. Und endlich mal wieder in der Ritter Butzke. Nach dreimal Schwänzen.
Ritter sein
Ich würd‘ ja gern ein Ritter sein
Dann tränke ich zwei Liter Wein
Bloß um im nächsten Schritt zu schrei’n:
„Da passt auch noch ein dritter rein!“
Dann tät‘ – um wieder fit zu sein
Ich in den Pool von Britta spei’n
Die schaute wohl verbittert drein
Doch ich, ich würde Ritter sein
Wenn wer vor Wut entrüstet‘ sich
Stünd‘ immer gut gerüstet ich
Drei Monate der Abschiedstour sind rum. Bleiben noch neun Monate und keinerlei Gründe zur Trauer.
Drei von zwölf
Für nur ein Viertel Abschied vergieß ich keine Träne
Fünfundzwanzig Prozent? Also, … nee!
Is‘ nich ma ein Drittel, errechne ich, gähne
Das dauert noch viel, viel zu lang, eh ich geh
Es zieht sich und zieht sich – wie ein Stalaktit, ich
Habe den Eindruck, es geht nicht vorbei
Die Hälfte der Hälfte – dann noch mal das selbe
Die Restzeit vergärt schon zur „Tschüss!“-Narretei
Und ist die erst geschluckt, kau ich weiter hier, gähne
Dann ist mir der Abschied doch längstens vertraut
So lasse – wie heute – ich ab von der Träne
Sei das Häuschen am Wasser für andre gebaut
Es fällt ein Abschied uns fast leicht
Wenn trotz der Zeit
Die Endlichkeit
Nie vollends der Bewusstheit weicht
Was hat dich die Taube zu hassen gelernt
Dein Schnurren so krass weit vom Gurren entfernt?
Wann störte uns jemals die ungalante
Trippelpickend dicke Tante
Dass man diesen Vogel so kregel unliked
Und nur noch Ekel in uns aufsteigt
Wenn der ungeschickt Flatternde knapp uns verfehlt
Aus dem Garten der Grazie die Unformen wählt?
So erscheint uns ihr Flug nie ganz Vogel genug
Übt die Taube am Zauber des Fliegens Betrug
Ist mehr hektischer Zweck denn ein lautloses Schweben
Ihr geht’s nicht um Freiheit, sie will überleben
Sie ziert sich nicht, in unsrer Nähe zu nisten
In Dreck und in Unrat ihr Dasein zu fristen
Nun, wenn der Mensch ein Vogel wär‘
Käm‘ er dieser Spezies vor anderen näh’r
Uns schmeichelte fraglos das Grau der Taube
Das suchende Huschen und Kreuchen im Staube
Auch in puncto Plumpheit gäb’s null Differenzen
Nur am Hals würden wir dann wohl nicht so schön glänzen
Ein Lob dem Schaumbad aus der Bademantelzone Mariánské Lázně.
Im Bade
Ich lass mich von dir ganz umfließen
Du sollst mir Raum, nicht Wasser sein
Wie ließe sich das Selbst genießen
Wenn nicht getunkt in Wärme rein-
-er Duftschauminseltauchstationen?
Dort schweigt die Stille von Äonen
Schon flieht die Hektik des Tages, geschlagen
Und mit ihr die Hektik von anderen Tagen
Man weiß
Die nahende Kälte erahnend
Dies Glück kann nicht von Dauer sein
So preis‘
Die labende Gnade des Badens
Und sinke tief, tief in ihr ein