Ripostegedicht zu Novalis „Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren“
Wenn doch vor Zahlen und Figuren …
Wenn doch vor Zahlen und Figuren
Gefügig alle Dichter spuren …
Als Pagen ihrer Gagen müssen
Grad sie, die’s eig’ntlich besser wissen
Den Furor zähmen zum bequemen
Für-den-Sponsoren-zurück-sich-Nehmen
Wenn dann sie auch in den Metaphern
Versuchen, Großes nachzuaffern
Kopieren sie in ihr’n Gedichten
Die immergleichen Weltgeschichten
Doch verbleibt die Inbrunst unversehrt
Jenes selige Geifern
Und tolle Ereifern
Für Stil und Genie
Aber auch Anarchie
Dass Figuren und Zahlen
Werd’n wertlose Schalen
Schreibt der dichtende Wicht
Dieses eine Gedicht …
Dann sei er trotz allem für dieses verehrt!
Das Stuttgarter Wundenlecken ist vollzogen. Man zieht wieder durch die herbstige Hood. Und vollendet die vierte Hundert!
Der Plagegeist (Ein Verdachtgedicht)
„Das war ich nicht!“
Mault dies Gedicht
Und plärrt noch kindlich:
„Immer ich!“
Doch woher kommt die Traurigkeit
Die wild verstreut im Zimmer liegt
Und dieser Sack verlorner Zeit
Der massiger als Schwermut wiegt?
Wer hat die zwei Fell von der Leine gelassen?
Wer hat vor die Einfahrt den Grübel geladen?
Wer billigte willig das sinnige Prassen?
Wer naschte vom Melancholateralschaden?
„Ja, ich doch nicht!“
Spricht dies Gedicht
„Verdächtige nich
Immer mich!“
Nun, dass das Braune einmal schweigt
Bin ich zu hoffen zwar geneigt
Doch, Ach und Krach, mir fehlt der Glaube
Weil stets die Eleganz verstummt
Wird das Aparte eingedummt
Zum Gären in der Menschentraube
Vom schnellen Urteil eingezäunt
Sind manche Rücken eingebräunt
Von denen, die im Rudel warnen
Im Grunde ist ja schon bekannt
Dass alle Hunde artverwandt
Dies gilt bereits auch vor dem Zahnen
Wie gern hab ich in Stuttegart
‚Ner stutendoofen Nutte zart
Zum Start die Stube klar geputzt
Des Gartens Rasen grad gestutzt
Und dann statt wie gewohnt in bar
Bestanden, dass sie heute gar
Nichts zahlen müsste
Worauf sie mich arg artig küsste!
Denn Stuttegart lädt dazu ein
Mal gutartig statt stur zu sein
Hallo Hotline und O2
Ich schlag ja ohne Grund nich zu …!
Doch jede Geduld beugt sich deinem Gedudel
Und schuld ist dein scheißblödes Seier-Gesudel
Von Leitungen, die leider grade belegt
Und das wiederholst du sogleich, unentwegt
Stellst in Aussicht, in ungefähr dreißig Minuten
Wendet sich wartendes Elend zum Guten
Um dann – nach vollendeter Stunde – zu melden
Man danke dem artig noch wartenden Helden
Aber nun würde hier doch wohl nichts mehr passieren
Und man wolle ja niemands Geduld strapazieren
Und löse die Warteschleife jetzt auf!
Scheinheiligst hofft man wohl darauf
Dass Expectare voll humanum esse …
Doch treff ich dich einst – gibt es was auf die Fresse!
Sie gestatten?
Sie erlauben?
Wir erstatten
Ihren Glauben
Mit der Gier
Nach harten Fakten
Die wir
In die Saaten packten
Um im Sumpf
Der Schwammigkeiten
Aufzutrumpfen
Als Enlighten-
Ment im Spind
Der leichten Ziele
Wer wir sind?
Nun, scheinbar viele!
Wir sind nur die Advokaten
Neuer Fakten, neuer Sparten
Futter für die Matten
Tauben
Sie gestatten?
Sie erlauben?
Und alles verstellt sich, ein Arschloch zu sein
Und jeder schreit: „Alles wird alles verändern.“
Und was dir ein „Ja, …“ scheint, heißt eigentlich „Nein!“
Ein „Einmal wie immer!“ in neuen Gewändern
Wir wissen: Das is nix – das kann auch nix werden
Wie sehr sich die Herrn auch als Wilde gebärden
Hier herrscht keine Verbindlichkeit
Wir sickern saftlos durch die Zeit