Sechszeiler

Licht I Kugeln & das eintausendsechshunderterste Gedicht

23. Dezember 2020

Die weihnachtliche Stube (und eine betrübliche Erkenntnis)

Hüben steht der Tannenbaum,
Drüben brät ein Pfannentraum,
Bübchen sitzt im andern Raum.
Ist wohl grad am Üben? Kaum.

Mit dem Vortrag des Gedichts
Wird’s – so wie im Vorjahr – nichts.

Kindheit & Jugend München Ostern & Weihnacht Sechszeiler Wasser
Freimann & das eintausendfünfhundertneunundneunzigste Gedicht

21. Dezember 2020

Erste Lektion der Katzenblick-Fibel

Es rügen dich zwei Katzenaugen:
„Wann wirst für Empathie du taugen? –
Du bist einfach skandalös untersensibel!

Zweifelsohne ist die Krone der Schöpfung
In unserer Wohnung ein andres Geschöpf, Jung –
Korrigier‘ das mal in deiner Bibel!“

Feuer München Sechszeiler Tiere
In den Isarauen & das eintausendfünfhundertsiebenundneunzigste Gedicht

18. Dezember 2020

Der Unerbitt

Die Kälte masst aufs ebne Land,
Das kühle Nebel schwitzt
Als hätt‘ ein Qualm von tiefem Brand
Die Erdkrume durchritzt.

Der Winter lässt sich Zeit und Ruh,
Schaut rauchend uns beim Leiden zu.

München Sechszeiler Wasser Wind & Wetter Winter
Pupplinger Forst & das eintausendfünfhundertdreiundachtzigste Gedicht

29. November 2020

Kathmandu

Cat-Man, du wirst niemals Vater!
Bist halt ein kastrierter Kater
Und dein Part zur Arterhaltung
Scheitert an der Saat-Erkaltung.

Doch du spielst weiter Muskelprotz –
Eskapismus oder Trotz?

Feuer München Sechszeiler Tiere
Ring Ost & das eintausendfünfhunderteinundachtzigste Gedicht

27. November 2020

Lichtbad

Der Herbst verkürzt die Sonnenstunden
Auf allenfalls zwanzig Minuten.
Man muss auf den Spaziergangsrunden
Sich dementsprechend sputen,
Die im Licht gespeicherte Wärme zu tanken,

Eh wir zurück zur Schwermut wanken.

Erde Herbst München Sechszeiler
Holthuser Tal & das eintausendfünfhundertsechsundfünfzigste Gedicht

3. November 2020

Zur Portionierung

Man sollte, klar, beim Neu-Erfinden
Sich nicht an zu viel Altes binden.

Und doch braucht’s für den Unterschied
Das Hier, von dem man kam und schied,
Weil’s des Alten genug sei und reiche:

Den Restgeruch der Weiche.

Erde Essen Haus & Heimat Politik Sechszeiler
Accademia & das eintausendfünfhunderteinundvierzigste Gedicht

18. Oktober 2020

Vollmondromantik

Vollmondlichtumrandet
Wolkt‘s im himmlischen Gefilde –
So pompös gewandet
Wandelt Nacht sich zu ’nem Bilde,
Das ein Träumer unbeirrt
In den Weltraum projiziert.

Sechszeiler Venedig Wasser Wind & Wetter
Ankunft Tegernsee & das eintausendfünfhundertfünfunddreißigste Gedicht

12. Oktober 2020

Zum Ende (der ersten Etappe)

Der meilenschwere Schuh am Fuß
Latscht meilenschwer zum Abschiedsgruß
Vom schmiegsamen Gehorsam.
Und biegarm härtet sich der Rist,
Beschwerdlich schwärt ein Schmerzensmist –
Wo wir noch so viel vorhab’n!

Alter, Tod & Abschied Feuer Kleidung Körperteile Reisen Sechszeiler Ski & Sport Tegernsee
An der Knatter & das eintausendfünfhunderteinundzwanzigste Gedicht

22. September 2020

An der Knatter

Dass Kyritz an der Knatter liegt,
Dass dieser Witz die Stadt besiegt,
Hat ein Konsens beschlossen.

Die Prignitz prägt als Alterssitz
Wohl weniger Gehalt von Witz –
Doch knattert’s unverdrossen!

Kyritz Luft Sechszeiler Städte
Landiwiese & das eintausendfünfhundertachte Gedicht

25. August 2020

Monumentenmomente

War den Statuesierten im Diesseits bewusst,
Dass sie späterzeits posthumig gelten?
War die Lebenszeit nicht bösdurchdustert von Frust,
War‘n nicht Lichtblicke skandalös selten?

So scheint grad ein gut ausgetretener Schlips
Wie prädestiniert für ein Abbild aus Gips.

Alter, Tod & Abschied Feuer Kunst & Inbrunst Sechszeiler Zürich