Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Reisen

Globetrottergedichte und andere Verse vom Reisen und Unterwegssein.


  • Orosital & das vierhundertachtundfünfzigste Gedicht

    Orosital

    Immergrünus tropicans

    Nimmersatte Pflanzen quengeln:
    „Regen! Regen!“ und „Mehr Licht!“
    Drum sagt Petrus seinen Engeln:
    „Morgen wieder Extraschicht!“

    Es gibt in den Tropen stets doppelt viel Wetter
    Es ist auch der Regen hier irgendwie netter


  • San José & das vierhundertvierundfünfzigste Gedicht

    image

    Fremd hier!

    Ständig ruft die Stadt mir zu:
    „Oller Stubenhocker, du!
    Wir schwurbeln rum im Trubelzwang
    Und du, du streunst nur stumm hier lang!“

    Gelingt’s mir noch, mich auf die Gassen
    Gar auf die Gässchen einzulassen?
    Die Auslagen sind …interessant
    Zum Einstieg viel zu unbekannt
    Und letztlich schafft die fremde Sprache
    Fast mätzchenhaft ’ne Zugangsbrache

    Und doch – das wird sich integrieren
    Einfach immer reinspazieren…!


  • Prag & das vierhundertvierundzwanzigste Gedicht

    Karlsbrücke von der Moldau

    Es liegen drei Kaiser begraben

    Ich bin in den Prager Gassen versunken
    Wie immer verplant und ein bisschen betrunken
    Fand selig vor Glücke
    Im Strom eine Lücke
    Der über die Karlsbrücke burgwärts sich wand

    Und drüben versank ich in anderen Gassen
    Verlor schnell den Anschluss am Sturmdrang der Massen
    Fand ein Plätzchen am Fluss
    Saß im Jetzt mit Genuss
    Der aus dem nostalgischen Rauschen entstand


  • Auf dem Sprung & das vierhundertdreiundzwanzigste Gedicht

    Altstadt Pilsen

    Vielflieger

    Die Freundlichkeit der Landschaft lässt mich abermals in die Reise verreisen
    Und in das stumme Rumgegucke

    Vom Abnabeln bis zum Vergreisen
    Bin ich Landschaft um Landschaft begrasende Schnucke


  • Auf der Durchfahrt & das vierhundertvierzehnte Gedicht

    Bild 2

    Solche Ortschaften

    Manche Ortschaften sind mir halt gar nicht verständlich
    Hier scheinen Visionen im Ansatz schon endlich
    Man kann dort nur im Garten steh’n
    Gemeinsam mit der Zeit vergeh’n

    Manche Ortschaften sind einfach gar nicht echt da
    Es ist alles vorhanden – doch nichts geht dir nah
    Der Carport bekrönt den Zenit aller Fragen
    Wo niemand gewinnen will, gibt’s nichts zu wagen
    Wo nichts in Bewegung ist, kann sich nichts wenden

    Auch du wirst vielleicht in solch Ortschaften enden


  • Basel & das vierhundertsiebte Gedicht

    Basel Rheinufer

    Gold

    Plötzlich schweift um dich Gold der besonderen Welten
    Als Essenz von dem Wunsch, dieses Sein zu erhalten
    Doch die Delle des Eindrucks verdümpelt im Selten
    Und über die Jahre wird alles zum Alten

    Obgleich immer öfter die Züge entgleisen
    Und täglich es schwant: Du wirst nie wieder reisen
    Sind auch die Tresore schon restlos geleert –
    Das Wissen vom Gold verliert niemals an Wert


  • Brüssel & das dreihundertsiebenundachtzigste Gedicht

    Brüssel Grote Markt

    Der erste Besuch

    1) Schön, dich mal zu sehen …! Warte,
    Hol‘ mir grad ’ne Tageskarte
    Will viel als „Gesehen“ taufen
    Ohne groß herumzulaufen

    Gerne saug ich alles auf –
    Aber halt im Schnelldurchlauf
    Bin heut zu sehr freizeitklamm –
    Reicht nur für ein Kurzprogramm

    Will mich nicht umsonst abhetzen –
    Kannst du mir in kurzen Sätzen
    Sagen, was sich wirklich lohnt
    („Wirklich“ wirklich stark betont)?

    2) Keine Antwort ist kein Satz

    3) Doch dann öffnet sich ein Platz
    Den ich ganz erfüllt beschreit‘
    Und mit seiner Gültigkeit
    Zwingt er mich zum Innehalten
    Und den Turbo abzuschalten
    Ach, wie dort die Zeit verstrich!
    Und ich dachte an die zig
    Dinge, die ich nicht mehr sah –
    War zumindest ihnen nah …

    Und nun schlummert das Ersparte
    Tief in meiner Tageskarte


  • La Digue & das dreihundertsechsundfünfzigste Gedicht

    La Digue, Uferstraße

    Wenig originell, aber ein verlässlicher Quell sprudelnden Glücksgefühls: Fahrradtouren auf La Digue.

    Gott ist ein Fahrrad

    Ich schiebe per Pedale die ruhigste Kugel
    Die sich irgendein Gott für das Erdreich ersann
    Ich gelobe dem ewigen Offline und google
    Mir Videos, Stichwort: „sehr glücklicher Mann“

    Wo Flughunde die Lüfte cruisen
    Und Üppigkeit und Sanftheit schmusen
    Wo jede Blüte Farbe singt
    Von jedem Ast ein Vogel winkt

    Jede nächste Kurve, die ich mir ertrete
    Beschert eine weitere Fototapete
    Vom Schattenspiel des Walds erfrischt
    Zwei Meter später: Meeresgischt

    Wirklich alle Elysien der Weltreligionen
    Kacken kraftlos und sämig gegen diesen Ort ab
    Wie sollte sich da all die Fügsamkeit lohnen
    Wo ich schon viel Schön’res durchs Flugticket hab?

    Ach, Seligkeit des Hedonismus
    Bleib du Begleiter meiner Fahrt
    Und lass dereinst mich ewig strampeln
    Rund um La Digue, mit einem Rad!


  • Campen & das dreihundertfünfzigste Gedicht

    Okay, dreihundertfünfzig ist eine Hausnummer. Aber in diesem Jahr nur eine Zwischenstation der Tour-Dichtung. Unser Camp am Fluss.

    Reisefieber

    Das singende Ritschen der Zeltreissverschlüsse
    Öffnet Momenten der Kindheit die Pforten
    Da ich campend an Ufern französischer Flüsse
    Nichts ahnend von späteren Heimsuchungsorten
    Den sorgenden Eltern am Rockzipfel hing
    Und die Aufbruchsbereitschaft als Hostie empfing
    Ließ den Staub und Gebrauch von gut vier Dutzend Ländern
    Meinen Glauben und some Chromosome verändern

    Doch führt uns im Fremden empfundenes Glück
    An früher genossene Orte zurück
    Und das singende Ritschen der Zeltreissverschlüsse
    Bleibt ewig den Ufern französischer Flüsse


  • Real bad road II & das dreihundertfünfundvierzigste Gedicht

    Der Weg zum Weltnaturerbe Tsingys.

    Der Weg zum Weltnaturerbe Tsingys. Auf die Frage, ob das der schlimmste Teil der Strecke ist, bricht der Fahrer in schallendes Gelächter aus.

    Nach 70 Kilometern unbefestigter Piste

    Ich möchte die Person nicht kennen
    Die unter dieser Dreckschicht steckt
    Obschon man nach dem Restmüll-Trennen
    Darunter nur sich selbst entdeckt


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


Gedichte/Fotos ausgewählter Tourstationen:

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