Immergrünus tropicans
Nimmersatte Pflanzen quengeln:
„Regen! Regen!“ und „Mehr Licht!“
Drum sagt Petrus seinen Engeln:
„Morgen wieder Extraschicht!“
Es gibt in den Tropen stets doppelt viel Wetter
Es ist auch der Regen hier irgendwie netter
Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos
Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten
Globetrottergedichte und andere Verse vom Reisen und Unterwegssein.

Immergrünus tropicans
Nimmersatte Pflanzen quengeln:
„Regen! Regen!“ und „Mehr Licht!“
Drum sagt Petrus seinen Engeln:
„Morgen wieder Extraschicht!“
Es gibt in den Tropen stets doppelt viel Wetter
Es ist auch der Regen hier irgendwie netter

Fremd hier!
Ständig ruft die Stadt mir zu:
„Oller Stubenhocker, du!
Wir schwurbeln rum im Trubelzwang
Und du, du streunst nur stumm hier lang!“
Gelingt’s mir noch, mich auf die Gassen
Gar auf die Gässchen einzulassen?
Die Auslagen sind …interessant
Zum Einstieg viel zu unbekannt
Und letztlich schafft die fremde Sprache
Fast mätzchenhaft ’ne Zugangsbrache
Und doch – das wird sich integrieren
Einfach immer reinspazieren…!

Es liegen drei Kaiser begraben
Ich bin in den Prager Gassen versunken
Wie immer verplant und ein bisschen betrunken
Fand selig vor Glücke
Im Strom eine Lücke
Der über die Karlsbrücke burgwärts sich wand
Und drüben versank ich in anderen Gassen
Verlor schnell den Anschluss am Sturmdrang der Massen
Fand ein Plätzchen am Fluss
Saß im Jetzt mit Genuss
Der aus dem nostalgischen Rauschen entstand

Vielflieger
Die Freundlichkeit der Landschaft lässt mich abermals in die Reise verreisen
Und in das stumme Rumgegucke
Vom Abnabeln bis zum Vergreisen
Bin ich Landschaft um Landschaft begrasende Schnucke

Solche Ortschaften
Manche Ortschaften sind mir halt gar nicht verständlich
Hier scheinen Visionen im Ansatz schon endlich
Man kann dort nur im Garten steh’n
Gemeinsam mit der Zeit vergeh’n
Manche Ortschaften sind einfach gar nicht echt da
Es ist alles vorhanden – doch nichts geht dir nah
Der Carport bekrönt den Zenit aller Fragen
Wo niemand gewinnen will, gibt’s nichts zu wagen
Wo nichts in Bewegung ist, kann sich nichts wenden
Auch du wirst vielleicht in solch Ortschaften enden

Gold
Plötzlich schweift um dich Gold der besonderen Welten
Als Essenz von dem Wunsch, dieses Sein zu erhalten
Doch die Delle des Eindrucks verdümpelt im Selten
Und über die Jahre wird alles zum Alten
Obgleich immer öfter die Züge entgleisen
Und täglich es schwant: Du wirst nie wieder reisen
Sind auch die Tresore schon restlos geleert –
Das Wissen vom Gold verliert niemals an Wert

Der erste Besuch
1) Schön, dich mal zu sehen …! Warte,
Hol‘ mir grad ’ne Tageskarte
Will viel als „Gesehen“ taufen
Ohne groß herumzulaufen
Gerne saug ich alles auf –
Aber halt im Schnelldurchlauf
Bin heut zu sehr freizeitklamm –
Reicht nur für ein Kurzprogramm
Will mich nicht umsonst abhetzen –
Kannst du mir in kurzen Sätzen
Sagen, was sich wirklich lohnt
(„Wirklich“ wirklich stark betont)?
2) Keine Antwort ist kein Satz
3) Doch dann öffnet sich ein Platz
Den ich ganz erfüllt beschreit‘
Und mit seiner Gültigkeit
Zwingt er mich zum Innehalten
Und den Turbo abzuschalten
Ach, wie dort die Zeit verstrich!
Und ich dachte an die zig
Dinge, die ich nicht mehr sah –
War zumindest ihnen nah …
Und nun schlummert das Ersparte
Tief in meiner Tageskarte

Wenig originell, aber ein verlässlicher Quell sprudelnden Glücksgefühls: Fahrradtouren auf La Digue.
Gott ist ein Fahrrad
Ich schiebe per Pedale die ruhigste Kugel
Die sich irgendein Gott für das Erdreich ersann
Ich gelobe dem ewigen Offline und google
Mir Videos, Stichwort: „sehr glücklicher Mann“
Wo Flughunde die Lüfte cruisen
Und Üppigkeit und Sanftheit schmusen
Wo jede Blüte Farbe singt
Von jedem Ast ein Vogel winkt
Jede nächste Kurve, die ich mir ertrete
Beschert eine weitere Fototapete
Vom Schattenspiel des Walds erfrischt
Zwei Meter später: Meeresgischt
Wirklich alle Elysien der Weltreligionen
Kacken kraftlos und sämig gegen diesen Ort ab
Wie sollte sich da all die Fügsamkeit lohnen
Wo ich schon viel Schön’res durchs Flugticket hab?
Ach, Seligkeit des Hedonismus
Bleib du Begleiter meiner Fahrt
Und lass dereinst mich ewig strampeln
Rund um La Digue, mit einem Rad!

Okay, dreihundertfünfzig ist eine Hausnummer. Aber in diesem Jahr nur eine Zwischenstation der Tour-Dichtung. Unser Camp am Fluss.
Reisefieber
Das singende Ritschen der Zeltreissverschlüsse
Öffnet Momenten der Kindheit die Pforten
Da ich campend an Ufern französischer Flüsse
Nichts ahnend von späteren Heimsuchungsorten
Den sorgenden Eltern am Rockzipfel hing
Und die Aufbruchsbereitschaft als Hostie empfing
Ließ den Staub und Gebrauch von gut vier Dutzend Ländern
Meinen Glauben und some Chromosome verändern
Doch führt uns im Fremden empfundenes Glück
An früher genossene Orte zurück
Und das singende Ritschen der Zeltreissverschlüsse
Bleibt ewig den Ufern französischer Flüsse

Der Weg zum Weltnaturerbe Tsingys. Auf die Frage, ob das der schlimmste Teil der Strecke ist, bricht der Fahrer in schallendes Gelächter aus.
Nach 70 Kilometern unbefestigter Piste
Ich möchte die Person nicht kennen
Die unter dieser Dreckschicht steckt
Obschon man nach dem Restmüll-Trennen
Darunter nur sich selbst entdeckt
– Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)
– Gedichte/Fotos ausgewählter Tourstationen:
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* Indien
* Kuba
* Madagaskar
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* Namibia
* Seychellen
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