Diese Landschaft gab es auf der Zugrückfahrt nach Cagliari auch in Rot und Violett. Volle Pulle Frühling.
Frühling & Fortbestand
Für den einen Moment des höchsten Ruhmes
Wirkt das Land wie von Zartheit und Auftrieb bestäubt
Wenn aufgewallt zu Blüt‘ und Blum‘ es
Das Wissen vom Ehrgeiz der Dürre betäubt
Bald wird das Gold der Farben lichter
Bald welkt der Flor zum Rückzug an
Bald wahrt nur noch ein Wort der Dichter
Den Schwur, dass hier die Spur begann
Palmen und Orangenbäume, dazwischen Parkplätze. Schöne Alternativen zum nordeuropäischen Normstraßenbaum.
Straßenbaum im Frühling
Im Apfelsinenblütenduft
Spürst du wellnessnahes Erahnen
Das tapfre Bienen zu sich ruft
Den Napf früchtelnd süßen Geruchs zu umgarnen
Dessen süffig‘ Aroma die Straßen besprüht
Und allüberall auf Asphaltflächen glüht
Der zweite Tag in Finnland ist recht grau. So grau, dass sich auch die Bäume auf Schwarz-Weiß beschränken
Die Birken
Als der Leopard ums Zebra
Zärtlich seine Arme warf
War den Amourierten eh klar
Dass man derlei gar nicht darf
Doch Leo sagt Zebi – den Huf in der Pfote:
Ein Zweig wahrer Liebe entmachtet Verbote!
Seitdem wächst für der beiden Traum
Sogar auf kargem Grund ein Baum
Die Fellmuster beider Tiere vereinend
Die Grenze zu dem, was nicht sein kann, verneinend
Singet nun ein Lob den Birken
Und sagt’s auch den andern Tierken!
Was kümmert die Blüte die fehl’nde Idylle?
Zur Not ist sie durchaus sich selbst schon genug
Auf kleinstem Terrain die größtmögliche Fülle
Schmückt sie sich ihr Stück zum geglückten Versuch
Übers Andere sollen die Andren entscheiden
Das wird sie nicht sehen, das muss sie nicht leiden
Und noch ein letztes lyrisches Mitbringsel aus Potsdam.
Im Garten
Das alles hier hatte mal einen Namen
Fest verstrebt pferchten Lettern den Grundbesitz ein
War’n dem Platz in der Welt jener nötige Rahmen
Um zeitlich befristet ein Ich-Reich zu sein
Nun nistet ein Schwalbenpaar in diesem Bogen
Der war vielleicht mal ein O, war vielleicht Konsonant
Wohl zig mal bebrütet, noch öfter durchflogen
Stand hier mal ein Name, den jemand gekannt
Und schon wieder auf Achse. Beim Aufbruch schon Heimweh. Na, Gottseidank geht’s in die immer vergnüglich stimmende Schweiz – das mag uns Gedichte folgender Strickart ersparen (die nach der Strickart Zwei zufällig ausgewählte Anfangszeilen weiterschreiben im Dienstagsslammer Workshop aus mir purzelten):
Die Dahlien 2.0
Immer, wenn die Dahlien blüh’n
So spät im Jahr noch frisches Grün
Blick‘ ich verdutzt
Aufs schlecht genutz-
te, nun schon fast vergang’ne Jahr
Und frag‘ mich, ob es nicht vielleicht
Nicht jetzt erst, da die Zeit mir weicht
Man sollte Wien nicht verlassen, wenn man bislang dieses stimmungsvolle Städtchen nur mit purer Quatsch-Dichtung bedacht hat. Habe ich dennoch getan. Hier nun meine postbesuchige Wiedergutmachung:
Vorfrühlingsmelancholie
Die braunbegrauten Astkorallen
Der herbstzeitvergessenen Großstadtallee
Sie spür’n in ihren Wurzelballen
Die ersten Signale an Knospen-in-spe
Es lässt die Gewissheit von Blühen und Sprießen
Sie schweigsam die Tage des Aufschubs genießen
Denn wenn Dorn und Rösschen erst aufgewacht sind
Ist der Wandel vorbei