Der DJ sagt, die Sonne spieg‘le sich so schön im Meer,
Die Abrüstungsabkommen gniedeln Soli vor sich her,
Fast jeder plärrt im Casual Dress den Chor von bess‘rer Zeit
Und dancet Konsens auf Depeche Mode – oh, neue Herrlichkeit!
Wie auf Befehl schießt alles Pics vom Sonnenuntergang
Und Seligkeit süßt uns‘re Hits, die zieh‘n sich endlos lang …
Wir hüllen uns ins Badetuch – du niedlich Wesen, du!
Und fragt uns wer, wonach wir suchen, wissen wir‘s im Nu.
Wieviel Klarheit, wieviel Wahrheit lässt sich noch ertragen?
Der DJ mahnt, dies sei auch Arbeit, und posterboyt Entsagen.
Das große Ade stimmt die Querflöte an
Und die Schwermut zwingt alle zu singen,
Dass Linie fortan nicht mehr Linie sein kann,
Bis auch uns / graue Wolken verschlingen.
Das große Hallo spielt den öffnenden Tusch
Und die Vorfreude drängt uns zu tanzen.
Sie zischt in die letzten Verstecke: „Husch, husch!“
Und ich mag / mich in Skepsis verschanzen.
Radi – Radi – Radio,
Ich drehe am Rad deiner Sendersuche
Und flüchte mich ins Irgendwo,
Getrieben vom seiernden Deutschpop-Eunuche.
Wissend:
In dem Gerausche der Ultrakurzwellen
Gibt’s die momentelang richtigen Stellen,
Die wandernd der lot-rote Strich für mich findet
Und Gerättreue kurz an Bestätigung bindet.
Erinnernd:
Die matt hinterleuchteten Stadtnamenskalen
Im Musiktruh’n entströmenden Röhrengeruch,
Die ’nem Dreiersprung folgenden Megaherzzahlen
Am Radiorecorder nebst Bandsalatfluch.
Mixtape-alert auf der Suche nach Stil
Stieß ich tiefnächtens aufs Herz von John Peel,
Gab ihm die Lizenz, mir die Nächte zu stehlen
Mit krudem Kram aus noch verdecktem Gefallen –
Den würde mir Spotify niemals empfehlen!
In solch Algorithmen riecht alles nach allen.
Verklärend:
Auf Grundig und Blaupunkt brach ich dereinst auf
Zu landen an Stränden von neuen Instanzen.
Von Sony und Sharp nahm ich Flotten in Kauf,
Als Worte und Klänge mich lehrten zu tanzen.
Abwehrend:
Du maulst gekränkt, hier fehle die
Probierkraft der Community –
Der autarkische Schwarm sei der Held vom Gedichte!
Das ist vielleicht nicht grundverkehrt,
Mir bleibt’s ein Reichtum ohne Wert –
Das wird später deine, nie meine Geschichte.
Wir sind schon zu lange in Ferien vor Orte
(Dieser DJ spielt immer das gleiche!):
Wir lümmeln wie auf unserm Strandtuch Verdorrte –
Im Swimmingpool dümpelt ’ne Leiche.
Wir sehen uns vorsätzlich fassungslos an
(Ey, Liquido geh’n nicht mal ironisch!):
Schon vorm Rooftopbar-Sundowner fragst du „Und dann?“ –
Unsre Restauswahl lichtet sich chronisch.
Wir ringeln uns ein in die Post-Wiederholung –
Sind die Abreisezyklen so zwingend?!
Der Tag fädelt ein in die WiderErholung
(Diese Setlist ertrag ich nur singend!): …
Groll‘ nicht den Drogen der Irrfahrten wegen
Ohne sie gäb‘ es gar keine Reise
Trünn‘ auch nicht ab von des Alkohols Segen
Denn wer will die Welt doppelt so leise?
Nun wiegt dich die Zerbrechlichkeit
Zu dem Sermon „Das war zu erwarten“
Der gern als nebensächlich weiht
Allen Ungestüms prächtigste Taten
Beginn’n auch meiner Jugend Helden
Sich nacheinander abzumelden
Für den Rest meiner Zeit rühr’n sie tief durch die Knochen
Schür’n hinter dem Vorhang vom einstigen Brennen
Ich hab‘ meine Seele längst zigmal erbrochen
Aber vier bis fünf Songs lang kann ich sie erkennen
Hier kommt meine Wishlist fürs Totenspalier
zu den Recken der Family wünsche ich mir:
Zunächst Tom Waits und Thomas Bernhard
Marlene Dietrich, Robert Gernhardt
Rivers Cuomo und Billy Bragg, Harry Belafonte
Orson Welles und Friedrich von (wie man ahnen konnte)
Falls noch Platz im Kirchlein ist:
’nen Comedian Harmonist
und dann können gleich daneben
auch The Cure ein Ständchen geben
Das hört sich dann leicht neidisch an:
Der Kaiser Maximilian
Maximilian I. von Habsburg hat für sein Grabmal 40 überlebensgroße Bronzefiguren in Auftrag gegeben, von denen 28 den – leeren – Sarg in der Innsbrucker Hofkirche eskortieren. Diese „Schwarzen Mander“ stellen Familienmitglieder sowie von Maximilian auserwählte Persönlichkeiten dar.