Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Einakter

Alles, was zwölf Zeilen überschreitet.


  • Usedom & das zweihundertneunundneunzigste Gedicht

    Strand Heringsdorf Usedom

    Tourstress. Nicht.

    Der Wert ausgezogener Schuhe (Der Strandurlaub)

    Ich erklär dir den Wert ausgezogener Schuhe:
    Ab hier is‘ nu‘ Ferien, klar? Fresse, Kind! Ruhe.

    Schon spürst du Spur’n von Wohlgefallen
    Schnurrend durch die Sohlen wallen
    Und Ballen, Rist und Zehen schenken
    Uns Ärger-, Stress- und Wehen-Senken
    Und die Meter, die barfuße Schritte erspar’n
    Befördern das Endstück zum Sinnesorgan
    Zum Ruhepol aller Körperfläche
    Getaucht in Fußbad, Meer und Bäche
    Im in Urlaubsland verstreuten Sand
    Pult dösig man mit Sachverstand

    Denn das ist der Wert ausgezogener Schuhe
    Hasse verstanden? Dann Fresse, jetzt! Ruhe.


  • Bayern & das zweihundertdreiundneunzigste Gedicht

    Rottach-Egern Tegernsee

    Gott mir dir, du Land, du!

    Weissblau

    Der Herrgott tränkte einst dies Land
    Dass aus den Blumen Butter sprießt
    Und Seligkeit zum Treuepfand
    Als Griebenschmalz durch Kehlen fließt

    Wir sind überall Schinken
    Unser Geld schwimmt im Heu
    Hab’n vor allem Linken
    Natürliche Scheu

    Der Schmack im Fleisch, im Gras der Saft
    Das Pfund im Brot, im Arm die Kraft …
    Dass die Luft hier so klar ist, so sauber die Seen …
    Auch die Schönheit der Berge gibt uns zu versteh’n …

    Und dies ahnen genauso die weniger Frommen:
    Das alles hat Bayern vom Herrgott bekommen


  • Kochel am See & das zweihundertneunundachtzigste Gedicht

    Kochelseefischer.

    Rezept für den Gegenbeweis

    Man hört im Sud des Rochens Röcheln
    Den Ruth und ich in Kochel köcheln (blogfreie Version: im Kochtopf köcheln)
    Und auf dem aufgeklappten Beitisch
    Zappelt sichtbar noch ein Haifisch

    Wie ich aus der Delphinen-Schule
    All die Innereien pule!
    Weiter hinten macht es Zisch:
    Ruth frittiert den Tintenfisch

    Da gab es ja doch schon sehr viele Gerüchte
    Wir äßen niemals Meeresfrüchte
    Dass unser beider Kost allein
    Bestünd‘ aus totem Ochs und Schwein
    Uns vielleicht noch Getier mit Gefieder errege …

    Was ich nun hiermit widerlege!


  • Leipzig Völkerschlacht & das zweihundertneunundsiebzigste Gedicht

    Völkerschlachtdenkmal in Leipzig nach Wolkenbruch

    Wuchtig, donnernd, wuchtig, wuchtig – Völkerschlachtdenkmal in Leipzig nach Wolkenbruch.

    Stirb Langsam, Teil Nichts!

    Das furorlose große Seniorenmenu
    Es strotzt vor Geschmack eines „Tout est perdu“
    Und eigner Überkommenheit

    Man kleckert sich lecker durch kleine Portionen
    So lange wir über der Erdkruste wohnen
    Wenn der Mund auch schon voll ist – das Schlucken braucht Zeit!

    Die vergebliche Hege des Ausgedienten
    Schwingt zwischen Gewohnheit und Liebhaberei
    Im Fond des nach etlichen Brüchen geschienten
    Hechelnden Lächelns nach Ehrungenbrei …

    Doch kommt da nix, ohweiohwei!

    Nein,
    Mit drei Mai Thai und Heiteitei
    Wirbt man nun frech um unser Lob
    Berechnet Erbanteile, grob


  • Lauenbrück & das zweihundertfünfundsiebzigste Gedicht

    Landpark Lauenbrück

    Gäste im Abseits beim Poetry Slam im Landpark Lauenbrück.

    Unter Tieren

    Die Tiere sind immer in ihren Verstecken
    Was sich unbedacht zeigt, wird schnell niedergestreckt
    Der Wald wird Gewehrlauf und Fangzähne blecken
    Wo ein Schnäuzchen zu weit sich in Lichtungen reckt

    Die Tiere sind immer in ihren Verstecken
    Sie sind nicht zu sehen und doch sind sie da
    In blickdichten Dickichten nicht zu entdecken
    Ihr’n Fluchtinstinkt zügelnd bei nah’nder Gefahr

    Doch Angstschweiß verrät die Gedanken der Tiere
    Ein spähender Blick streift die Fährte zum Bau
    Die knurrenden Mägen markieren Reviere
    Und Anwesenheit spürt ein Jäger genau

    Dann schnellt eine Kralle ins Herz einer Höhle
    Gellt ein Schuss, kläfft die siegreiche Jägersmann-Töle
    Werden Kobel und Nester von Glut überfallen
    Und Blutrunst durchstöbert die heim’ligen Hallen …

    Doch die Tiere sind immer in ihren Verstecken
    Es werden Verluste und Wunden beleckt
    Kurz ohne ein Heim und ermattet vom Schrecken
    Besteht eine Welt, die ist bestens versteckt


  • Auf der Durchreise & das zweihundertdreiundsiebzigste Gedicht

    Rheintal Zugstrecke

    Auf dem Weg nach/über Stuttgart. Jetzt nur Zwischenstopp, Sonntag bereits Tourstation.

    Die Heldenhaften

    Well, i stood grad
    Dort in Stuttgart
    Für den brüchigsten Bruchteil von einem Moment
    Von Umstieg und Zustieg zur Heimfahrt getrennt …

    Hinter mir im Bleibenswerten
    Treiben all die Umgekehrten
    Rütteln am Baugerüst meines Entschlusses …

    Jeder Waggon scheint ein Wagnis, man muss es
    Tun
    Nun
    Sitz ich im Zug
    Die Willenskraft war wieder saftig genug!

    Und schmeckt der Triumph meiner Tat auch recht schal
    (Es war ja nur Stuttgart!) – das ist mir egal …


  • Rheinwasser & das zweihundertzweiundsiebzigste Gedicht

    Mosel bei Koblenz

    Moselschwimmer, vom Schönfärber verwöhnt. Und ein Rheingedicht. Mit Gruß aus Koblenz.

    Treibgut (darum ist es am Rhein so schön)

    Dass ein alter und schmutzigschauriger Fluss
    Im Tal der Romantik sehr traurig sein muss
    Mag jeder nach Stimmigkeit Dürstende glauben
    (Und niemand soll hier ihm die Zuversicht rauben)

    Auch zur Schmach der Dramaturgen
    Schauen Fachwerk, Wein und Burgen
    Auf die brackigbraunste Brühe
    Die als Fahrtweg nur beliebt
    Weil es all das andre gibt

    Ach, leidige Idyllen-Mühe!
    Da am stärksten dich genießen
    Die sich dreist und mit Genuss
    Ins gemachte Flussbett gießen
    Nivelliert vom Überfluss


  • Maxvorstadt & das zweihundertsiebenundsechzigste Gedicht

    Maxvorstadt

    Da schwingt wohl eine kleine Fremdsprachensehnsucht mit … kaum, dass man fünf Tage nur in Deutschland war.

    Karwenzig blasst de Avenhumm

    Karwenzig blasst de Avenhumm uwer Pickwikkastell
    Da einsamst klamm ehn Petersmann im Blottschreif durg de Astel
    Sei Wündspalts purgelt furchtersicht, un krähwärts zirrt sei Nassen
    Da hebbet sig de Mann un richt: „No kommet Darsteen Kassen!
    No kommet he, no kommet he!“ – un all da Spritzback bämmst in’n sne‘
    De Zarm kühn’ns nimmer fassen …

    Verländert geift an letzt Gerück‘
    Herdorch de Heen von Peters
    Da spanend außig alsen Drück
    Hinnach flächt dess Gezeters

    Larendebt locht de Avenhumm un ab de Lurgen Beime
    Von stillerst ward, niet angepelcht – vorkorst de lichten Eime
    Un wenzig blasst de Avenhumm uwer Pickwikkastell
    Klamm einerter de Petersmann. Im Blottschreif foh’sen Astel!


  • On the road again & das zweihundertsiebenundfünfzigste Gedicht

    Olympiapark München

    Ach, was war das für eine entspannende Zeit: zehn Tage Tourpause. Und jetzt weiter im Text.

    Das Leseband

    Es hängt das Lesebändchen stur
    Sinnlos baumend, scheinbar munter
    Zweckverwaist als Buchmontur
    Sich nicht rein, nur rücklings runter

    Wie ist noch dieses Buch gewesen
    Das ich scheinbar hab gelesen?
    Sagt das Band, ich wollt dran denken
    Es schnellstmöglich zu verschenken?

    Oder meint es: „Gib dem Buch
    Einen weiteren Versuch!“
    Ist’s ein Signal, es sei so schlecht geschrieben
    Dass nicht mal sein Bändchen drin hängen geblieben?

    Nun war ja des Bändchens ureigener Sinn
    Zu zeigen, wie weit ich gekommen bin
    Doch mitleidsbefreit sagt das Band jetzt: „Du Tor!
    Bist so weit als wie zuvor …“


  • Olympiaturm & das zweihundertvierundfünfzigste Gedicht

    Olympiaturm München

    Immer noch anderthalb Tage Freizeit, bevor es wieder auf Tour geht.

    Der Parasit

    Der Schatten der Bäume flüstert leise:
    „Leg dich, Dichter, hin zu mir!
    Ich bin alt, erhaben, weise …
    Will in ein Gedicht von dir!“

    „Nun,“ sprach ich, „das lässt sich machen
    Sollst mein Werkeln heut bedachen!“

    Doch dann bin ich eingeschlafen
    In des Zwielichts kühlen Hafen
    Und trotz treu bescherter Träume
    Schrieb ich nie was über Bäume

    Hab mich oft dort rumgetrieben
    Wegen der Behaglichkeit
    Doch sie selbst blieb unbeschrieben

    Das tut mir unsagbar leid


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


Gedichte/Fotos ausgewählter Tourstationen:

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