Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Einakter

Alles, was zwölf Zeilen überschreitet.


  • Blüte & das fünfhundertzweiundvierzigste Gedicht

    In voller Blüte

    Unauslöschlich. Ein Frühlingsgedicht

    Nun, natürlich hatte ich Frühling geordert
    Doch irgendwie bin ich grad voll überfordert
    Denn mit der Flut der Lebensjahre
    Verstummt der Mut der Ausschussware
    Und Jämmerliches klagt sich ein
    Als Dauergast im Kämmerlein

    Wie maßlos und wie ungestüm
    Prasst nun manch Knospen-Ungetüm
    Vorm abgeklung’nen Lebensschwung
    Bin sehr, sehr lang schon nicht mehr jung

    Ich neide ihm, wie viel an Kraft
    Er aus dem Nichts beisammen schafft
    Als wüchse jedes Jahr die Mast
    Des Frühlings oder der Kontrast
    Zu mir, in dem sich nichts mehr regt
    Der sorgsam seinen Garten pflegt

    Man muss für das Preisen vom heiligen Schein
    Ja gar nicht selbst beteiligt sein
    Und manche Pracht zeigt sich erst gerne
    Aus unauslöschlich weiter Ferne


  • Eigengewächse & das fünfhundertvierzigste Gedicht

    Alter Nordfriedhof im Frühling

    Westend Girl

    Du integrierst dir das Viertel als sei es ein Ganzes
    Sagst: „Fehl’n dir die Worte zum Glück, ey, dann tanz es!“
    Neckst die, die sich niemals dem Hier stellen mussten
    Und erlöst altes Denken aus lokalen Krusten
    Du erinnerst dein Kopftuch, doch machst auch FKK
    Nennst das bislang Servierte zu schal und zu starr
    Du gönnst dir ein „Sehr gut“ im schlechten Betragen
    Und reizt deine Schwestern, die nicht genug wagen
    Veralberst ihr Klammern an Uralt-Verboten
    Und kriegst doch zum Ende die besseren Noten
    Du musst dir damit nicht mal selbst was beweisen
    Und burschikos signalisierst du den Greisen
    Und Würde-trag’nden geistig Alten:
    „So, Schnuffis, jetz ma Fresse halten!“
    Weil Tradition und Religion
    Wir instinktiv zu oft verschon’n
    Aber du bist ein Profi im Hürden-Passieren
    Kannst lässig die lästige Würde verlieren
    Wo immer du stehst, geht es nur noch um dich
    Und dein Bruderherz lobt: „Die hört eh nicht auf mich!“
    Du bist die wahre Westend-Queen
    Mit den Füßen in München, im Kopf in Berlin
    Du pegelst das Viertel, lachst, wie simpel das ist:
    „Das Herz zu den Herzen – und der Mist auf den Mist!“


  • Buchmesse 2017 & das fünfhundertneununddreißigste Gedicht

    Buchmesse Leipzig 2017

    Die erste Version von „Slammed!“ ist vollendet – passenderweise zur Leipziger Buchmesse. Und ein Verlagsvertrag unterschrieben …

    Stammwürze

    Ich würze nur mit Petersilie und Lauch
    An schwierigen Tagen geht a Liebstöckel auch
    Doch Majoran und Koriander
    Bringen’s zu sehr durcheinander
    Das brauch ich gar nicht zu entdecken
    Hat auch der fremder Länder Brut Flut
    ‚Ne Freud dran, hin und her zu schmecken –
    Ich weiß, was meinem Magen gut tut
    Und das Normale schmeckt nur fad
    Weil es in einer Ordnung harrt
    Ein Teller ist halt kein Bazar
    Wenn’s euch gefällt – na, wunderbar!
    Ich muss nichts Unbekanntes kauen
    Vom Tellerrand nach sonstwo schauen

    Ich würze nur mit Petersilie und Lauch
    Und an schwierigen Tagen tut’s a Liebstöckel auch
    Vom Würzen wird der Mensch nicht satt
    Grad, wenn es keine Ordnung hat
    Und Majoran und Koriander
    Die machen schwirr und durcheinander
    Was soll man da jetzt übertreiben?
    Was richtig war, darf’s doch auch bleiben
    Integrieren ist löblich, nur nicht gleich ins Essen
    Wir haben hier so was auch sonst nicht gegessen!

    Mag sein, dort locken arabische Schätze
    Und da asiatischer Kräuterfuror
    Erspart mir die Mätzchen osmanischer Meze
    Ich muss auch nicht essen wie irgendein Mohr
    Ein Teller ist halt kein Bazar
    Mir rücken die Würzstreuer einfach zu nah!
    Schon droh’n sie: Wir kämen schon auf den Geschmack
    Und treten das Glück unsrer Ordnung zu Scherben
    Bald führt uns kein Weg mehr zurück und dann, zack:
    Wird die letzte Kartoffel an Rosmarin sterben!

    Ich pflanz‘ auf ihr Grab Petersilie und Lauch
    In solch schwerer Zeit ginge Liebstöckel auch
    Und andres Gewürz kommt mir nicht in den Bauch!

    So will es die Ordnung, so will es der Brauch …


  • Zwischen Es wird & Er ist’s & das fünfhundertachtunddreißigste Gedicht

    Frühlingsbeginn

    Die lange Sendepause in diesem Blog bedeutet nur, dass das Buch zur Tour gedeiht und eine erste Version am Samstag abgeschlossen ist. Im Moment sehe ich nur den Balkon, was vom beginnenden Frühling etwas angehübscht wird – aber größere Reisen, über die zu dichten wäre, bleiben grad aus. Wie gut, dass derweil andere für mich dichten – auf Grundlage meiner Texte. So hat die Yousubtitles-Software meinen Text kongenial zu einem neuen Text übersetzt:

    Gut, du halt einfach so Lopez! (Vergiss Freund Christian Kienhorn)

    da unten an der bassdrum umspielte hat barbara oder zart bum bum
    davon will ich da unten an der bassdrum umspielte hat barbara kurzatmig
    und knackiger mehr wie apache oder klatschen
    und die snare klinkerwerk tierparks oder klatschen
    anhänger dort seine top zustand ob

    ja, und dann bin ich im park ist geworden
    vergiss freund christian kienhorn
    wenn du nur der anderen schlagschatten
    die man leicht auf konzerttour am rastplatz volk ist

    ja die anderen vom rudel mit ihrem gedudel
    dem blazer belässt man ihr blasiert es grüppchen
    die geiger hingegen ein eigens küche
    und dort gut integriert ist ein jeder solist
    gut du halt einfach so lopez


  • Mono & das fünfhundertfünfzehnte Gedicht

    Englischer Garten Monopteros

    Der Turm und die geteilte Freude

    Du wolltest noch erzählen
    Von Zielen größ’ren Werts
    Von Wegen, die zu wählen
    Und spürtest nur: „Wen schert’s?!“

    Du wolltest nicht verstummen
    Doch alle Welt schien taub
    So blieb dir nur zu brummen
    „Ich geh dann, mit Verlaub!“

    Du wolltest immer teilen
    Die Ernte deines Glücks
    Verzweifelt klang bisweilen
    Dein „Schau, da hängt’s doch – pflück’s!“

    Du wolltest hinterlassen
    Und warst doch längst enteilt
    Dir bangt, du wirst erblassen
    Im Glück, das ungeteilt

    Du solltest nicht der Freuden
    Verdopplung ihres Werts
    Noch weit’re Zeit vergeuden
    Sag selber mal: „Wen schert’s?!“


  • Straßencafés & das fünfhundertzweite Gedicht

    Straßencafé im Winter

    Luisa, die wartet

    Luisa, die wartet

    Du mieser entartet-
    er Wicht, auf dich!

    Hat diese Geschichte sich
    Nicht schon zig mal wiederholt?!
    Dir Gör gehört der Arsch versohlt!

    „Komm zu mir, bleib bei mir!“ litaneit es in ihr
    Dass sie zu solch Herzleid bereit ist, scheint mir
    Deiner Randint’ressantheit so unangemessen …!
    Ihr trauriger Blick irrt gebannt wie besessen
    Vorm Ahnungsschlund „Er kommt nicht mehr“

    Und niemals war ein Platz so leer

    Und er entleert sich noch weiter mit jeder Sekunde
    Die Zähheit des Hoffens brennt tief in die Wunde
    Der Zurückgewiesenheit
    Bis zum Tod der Möglichkeit
    Einer Welt, die sie sich für euch beide erdacht

    Blieb einmal nur, wie’s ausgemacht ..!

    Doch du ahnst nicht einmal
    Dass du all dies gestartet
    Und dir wär’s auch egal
    Wie Luisa, die wartet


  • Sirena River & das vierhundertdreiundneunzigste Gedicht

    Krokodil im Corcovado NP

    Noch von Schnorcheleindrücken und Fischmassen inspiriert – schon liegt Interessantes am gegenüberliegenden Ufer.

    Mein Schwarm

    Leib unter Leib und auf weiteren Leibern
    Im Körperverbund mit den Neben-uns-Treibern
    Sind wir eene Wolke und strotzen vor Kraft
    Dank einverleibter Nachbarschaft

    So gelingt sich-um-uns-reißenden Räubern
    Nicht mehr als die Fasern des Randes zu säubern
    Es ist eine Dummheit, doch schwächt nicht den Kern
    Wenn manche sich zu weit entfer’n

    Leib an Leib sind wir auch Teil unsrer Lücke
    Und diese Bereitschaft ergänzende Stücke
    Fürs Massenerleben gibt uns der Schwarm Raum
    Als klar umgrenzter Küstentraum

    Im Schwarm gibst du dir Sicherheit
    Tauschst Einig- gegen Einsamkeit
    Man baut vieles auf – außer Intelligenz
    Denn er bringt nur hervor, was du selbst bereits kennz


  • Karibikküste & das vierhunderteinundachtzigste Gedicht

    Ausgerechnet Bananen!

    Ausgerechnet Bananen
    Unter blauen Planen
    Bilden eine Republik
    Die dann mit sich selbst im Krieg

    Schon wird chemisch abgekeult
    Luftangriffe scharf geflogen
    Bis das Land komplett verbeult –
    Was hat wen dazu bewogen?

    Es gibt sie, diese schlimmen Finger
    Die sich versteh’n auf krumme Dinger
    Auf fremder Länder Böden steh’n –
    Wenn die veröden, weitergeh’n …

    Doch das Gedächtnis wird nicht kleiner!
    Ausgerechnet hat das keiner


  • Calypso Christmas & das vierhundertachtzigste Gedicht

    Cahuita

    24. Dezember

    Der Reggae-Gitarrero versucht auf’s Beste
    Aufzuspiel’n zum Weihnachtsfeste
    Mit ’nem Jingle Bells, das seinen Rhythmus nicht hält
    Und immerfort in einen Off-Beat verfällt
    Feliz Navidad und Marihuana
    Tell the free men: Ick been Costa-Ricaner!
    Ich wippe mit, gefallensblind
    Bin mit Chuck Jesus Krippenkind
    Gebt mir noch etwas Alkohol
    Und stoßt mit an aufs Weihnachtswohl!
    Ganz in Marias Schoß versunken
    Stimm ich mit ein, schon großbetrunken:
    Three Little Birds und Gonna be alright
    Frohe, frohe Weihnachtszeit!


  • Stirnlappenbasilisk & das vierhundertvierundsiebzigste Gedicht

    Stirnlappenbasilisk

    Wem man so alles beim Spaziergang begegnet. 1a-Drache.

    Von Rittern und Drachen und bitteren Fakten

    Was Ritter so für Sachen machen
    Eh sie in der Drachen Rachen
    Zerknittert ihren Geist aufgeben?

    Nun, halt Ritteralltagsleben:
    Malen, lesen, Fahrrad fahren
    Sich mit ’nem Prinzesschen paaren
    Nach ’nem Kompliment erröten
    Und verlier’n beim Drachentöten

    Alsbald war die Ritterschar
    (Mittelgroß und nachwuchsrar)
    Derart kritisch dezimiert
    Dass sich ihre Spur verliert

    Die Sprache der Drachen kannte zu jener Zeit
    Kein „Achtet doch mal auf die Nachhaltigkeit!“
    So dass die Vorratsunbewussten
    Elendig verhungern mussten

    Es gab in diesem frühen Spiel
    Von zweierlei gleich viel zu viel:
    Vom ritterlichen Wagemut
    Und von der Drachen Abschlachtwut

    Und so gehör’n seit langer Zeit
    Auch beide zur Vergangenheit


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