Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Einakter

Alles, was zwölf Zeilen überschreitet.


  • Seinesgleichen & das eintausendneunhundertneunundsiebzigste Gedicht

    Flamingos im Zoo Berlin

    Das letzte Blatt (Herbst im Salon)

    Die ausgeteilten Karten
    Hat sie nicht mehr aufgenommen.
    Daneben, längst verkommen:
    Die mit Ehrfurcht aufbewahrten
    Pralinés (und nicht Pralinen
    Sagt – wer preisbewusst – zu ihnen)
    Von der Firma mit dem Namen
    Und dem Flair vergang’ner Zeit,
    Da ein Bridgetisch steht bereit
    Für Partien von großen Damen
    (Die sich niemals Frauen nennen
    Und an Pralinés erkennen)

    Und stoisch wirbt dieses verdeckte Blatt,
    Da die Fotos von ihr längst verblichen.
    Nichts von einst gepflegtem Trott findet noch statt
    Und der Glanz der Callets ist gewichen.


  • Außerirdische & das eintausendneunhundertfünfundsiebzigste Gedicht

    Elefanten vor der Hochhausnachbarschaft vom Zoo Berlin

    Man on Mars

    Die Kühle flüstert mir zu,
    Ich sei der Erste auf dem Mars.
    Minus 63 Grad und du
    Sprachst: „Guten Flug, monsieur – das war’s!“

    Noch verspricht ein Schwerkraftgruß:
    „Du wirst dich leichter fühlen!“.
    Doch am Olympus Monsens Fuß
    Wird sich jed Hoffnung verkühlen.

    Die Berge werden immer fremder,
    Kälter, höher, steiler.
    Wer glaubt da an östliches Morgengedämm? Er
    Setze mich auf den Verteiler!

    Ich errechne noch, wie lang die Jahre nun sind,
    Aber mag das Ergebnis nicht seh’n.
    Es war ja der Plan, dass ich tunlichst verschwind,
    Und nicht, den Planeten,
    Den frostwindumwehten,
    Mit Forscherelan zu versteh’n.


  • Jardin Majorelle & das eintausendneunhundertneunundfünfzigste Gedicht

    Im Jardin Majorelle in Marrakesch

    Nachthand

    Sie zog die Hand so plötzlich fort
    (Und sie wäre zu halten gewesen).

    Zu schuldig am leicht zu verhindernden Mord
    Gelobten wir, bald zu genesen.
    Doch der Mond, der uns in jener Nacht sacht’ beschien –
    Er wächst nicht mehr zu ganzer Fülle,
    Kreuzt den Nachthimmel nach unverrückbarer DIN
    Und die Taglast belärmt ein Gebrülle
    Aus „Wieso?“ und „Warum?“ und „Liebst du mich noch?“
    Als drei der dich suchenden Finger
    Vorm bleich übers Laken sich spannendem Loch.

    Und käsig thront
    Über all dem der Mond –
    Ein Hüter, doch auch ein Bezwinger.


  • Middle of E & das eintausendneunhundertsiebenundfünfzigste Gedicht

    Essener Hauptbahnhof

    Vor abermals verregneten Scheiben

    Und mit jedem herbstnen Regenfall
    Berichtigt sich mein Blick.

    Verschwommen tropft sich auf ein Wall,
    Ein unvernomm‘ner Klick
    Linkt zurück ins Graueinst – nunmehr ein Idyll.
    Behauptet als Raubein, steh stad ich und füll
    Die Welt in den Mauern von zu kalten Scheiben
    Wie ein verzwergtes Jenseits auf.
    Jenes lässt vom Elan sich längst schlechter vertreiben –
    Ich nehm‘s als Alter gern in Kauf,
    Da das Jetzt wie zum Trotz sich mit Unverstand schmückt,
    Eine kindliche Bootsfahrt mich stärker entzückt.

    Bis ich dämmrig mich mit diesem Fazit versöhn:
    Mein Leben war – nicht ist – noch schön.


  • Oberbaum & das eintausendneunhundertsechsundfünfzigste Gedicht

    U-Bahn auf der Oberbaumbrücke vorm Eierspeicher Universal Gebäude

    Dem tapferen Baum an der Warschauer Brücke

    Auferstanden aus Ruinen
    Und aus Rinden, winterstarr
    Zwischen Tram- und S-Bahnschienen
    Blühst du auf! Wie jedes Jahr.

    Unbeugsame Flowerpower
    Trotzt dem eitlen Gammel-Look
    Spammt dich auch ein noch so rauer
    Degentrifizierungsdruck
    Du sagst durch die Blume, unbeirrt
    Es freue dich, dass Frühling wird!

    Umströmt vom Party-People-Muff
    Versumpfter Twens nach Billigsuff
    Schluckst du den Touripöbelpiss
    Nebst Pennerwein und Tölenschiss
    Wirst regelmäßig vollgestrullt
    Und unaufhörlich eingelullt
    Vom Atzen-Sang von Kevins Miss
    Von Studi-Talk und Bullen-Diss
    Doch du blühst weiter, unbeirrt
    Freust dich halt, dass Frühling wird!

    Du konterst mit dem Blütenkleid
    Der allgemeinen Hässlichkeit:
    „Ich zieh mir heut wat Schicket an
    Und frische auf, so gut ich kann!
    Ein Frühlingserwachen in ewiger Dreckzeit
    Und vielleicht halt‘ ich durch, bis dass ihr alle weg seid!“

    Muss Schönheit auch vergänglich sein –
    Ich zähl auf dich, Baum, häng dich rein!

    In zwei Wochen ist all dein Zauber verblüht –
    So lang sei Oase dem edlen Gemüt!


  • Fezfalter & das eintausendneunhundertdreiundfünfzigste Gedicht

    Schmetterling im Jnan Sbil Park nahe der Medina von Fez

    Traumwandler

    Sie sagte, es sei ja nur
    Ein schlechter Traum, nicht mehr.
    Ich widersprach ihr, litt noch stur
    Und ward der Lage Herr,
    Nun erkennend: Nichts war den Ärger wert.

    Nun trennt uns, dass sie unbeschwert
    Den Weg, den sie erkannt‘, auch ging
    Und nicht am oft Genannten hing.

    Ich denke oft, jetzt wach zu sein.

    Ob ich sie vermiss, magst du wissen? Ach, nein –
    Ich erinner ihrer ja kaum.
    Doch hatte sie recht,
    Nichts zählt hier in echt.
    Auch sie ist schon nur noch ein Traum.


  • Gummibäume & das eintausendneunhundertzweiundfünfzigste Gedicht

    Reifenhalde in der Nähe vom Waldseiter Hof

    Die adventlichen Müllsammler

    Der Marabu ist mein Begleiter
    Beim Schreiten durch den Müll.
    Wir sind umwolkt von Futterneid, ver-
    Meiden aber still
    Und schweigend, hier Formen der Missgunst zu zeigen –
    Uns eint wie entbrüdert, die Kunst abzuzweigen
    Von dem, was hierher abgemüllt
    Und unsre simplen Mägen füllt,
    Seit Bissenwissen uns umweht,
    Von dem, was andren obsolet.

    Wir teilen als glücklose Stelzvögel hier
    Die Früchte der feuchtwarmen Zone.

    Uns kümmert nicht mehr, ob da Mensch oder Tier
    Ist fremderleuts Herrgottes Sohne.


  • Südfrüchte & das eintausendneunhundertsiebenundvierzigste Gedicht

    Kakibaum am Ufer der Etsch bei Verona

    Thermenpoem

    Das Dichten unter Nackten ist
    Mir recht oft schon gelungen.
    Doch heut hat mich, vertrackt nochmal,
    Nur Anblick angesprungen,
    Der nicht zu überhören war –
    Ich frag mich selbst, wie das geschah!

    Es zerstörte ne Pofalte hier oder da
    Mein versebeflissenes Treiben,
    Da empörte ein Mulden entlockendes Haar
    Mein sonst so hairoisches Schreiben!

    Doch inmitten der Knospen, da spann sich ein Schatten,
    Der warb um die rosigsten Worte.
    Schien mir auch des Geistes Esprit zu ermatten –
    Als Quelltrog der farbreichsten Worte
    Sprudelte jene von Nichtlicht und Haut
    Neusinnlich glitzernde Sicht.
    Die von aller Nacktheit, die ich stumpf beschaut,
    Prompt aufblitzt zu einem Gedicht.


  • Etschufer & das eintausendneunhundertsechsundvierzigste Gedicht

    Blick von der Ponte Pietra über die Etsch

    Dem Abendroten II

    Und immer noch vor mir der See.
    Und immer noch ringsum die Güte,
    Das Lächeln, das ich nun versteh
    Und rundum tief in mir behüte.

    Doch die Macht,
    Mit der Sanftmut die Wellen bezwingt
    Und den See unabänderlich glättet,
    Stärkt die Nacht,
    Die in alle Erinnerung dringt.

    Was ich an Geschichten gerettet,
    Treibt weit in die Zweifel,
    Schon nicht mehr zu stimmen.

    Und ich bin dieses Jahr schon zu spät dran fürs Schwimmen.


  • Kunstlabor 2 & das eintausendneunhundertfünfunddreißigste Gedicht

    Erster Raum vom Kunstlabor 2

    Begrüßungsgedicht für eine Lesung im Humboldt-Lab im neuen Humboldt-Forum Berlin

    Oh Gott, wo bin ich denn hier nun gelandet?

    … wo bin ich, zur Hölle, denn hier nun gela-
    Lalalalabor, Laboah!, Lapoah?, Laoahhh …
    Entschlossen forschend kommt‘s mir vor
    Als fehlte jetzt nur noch ein My an Verständnis,
    Als kratzten die Fingerchen schon die Erkenntnis,
    Als hörten bereits wir den Widerhall
    Vom „Mr. God, tear down this wall!“
    Wir wollen das Dahinter seh‘n,
    Es einzuordnen ins Versteh‘n,
    Bejubeln unser Anschlusstor,
    Das endlich frei gespülte Rohr!
    Unser Weg aus dem Labyrinth führt durchs Labor …
    Verfolgt von einem Labrador!
    Der schnappt nach Erste-Welt-Komfort
    Und Nach der Natur
    Auch nach unsrer Statur – Humm!
    Drum: Machen wir uns ganz, ganz klein,
    Woll‘n statt Labor nur Lab noch sein!
    Lab, Lab, Lab, Lab, Lab – Humm!boldt
    Lab top! Top Lab und Top-Labor,
    La biere, la boom und Laber-Chor,
    Labiles Schlappohr und Labskaus,
    Schloss jetzt!
    Schluss jetzt!
    Ab und
    Aus!


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


Gedichte/Fotos ausgewählter Tourstationen:

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