Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Ripostegedichte

Antwortgedichte zu Werken der großen und kleineren Poesie. Inspiriert von den Federn der anderen, monatlich vorgetragen in der Rubrik „Parade und Riposte“ der Lesebühne Poetry & Parade – an jedem dritten Donnerstag im Pelkovenschlössl in Moosach.


  • Unterm Fernsehturm & das sechshundertneunzigste Gedicht

    Unterm Berliner Fernsehturm

    Ripostegedicht zu Ricarda Huchs an ihren Jugendschwarm und Cousin Richard gerichtetes „Liebesgedicht“ (Geschwister sind sich alle schönen Dinge).

    Never trust a Lovepoem

    Cousiniert sind sich alle Dinge, die schön sind
    Das verstimmte schon früh manch Instrument
    Weil man sich für das Aneinandergewöhn’n, Kind
    Schon vom Start weg zu gut kennt
    Ein Notenblatt bewahrt sich nur seine Verheißung
    Wenn dessen Lied bleibt ungespielt
    Beschau Dir die Noten, doch bau keinen Scheiß, Jung
    Wenn sich wer per Reim als Geheimnis empfiehlt


  • Teetisch & das sechshundertzweiundsiebzigste Gedicht

    Von der Tate Modern

    Ripostegedicht zu „Sie saßen und tranken am Teetisch“ von Heinrich Heine unter der Vermutung, dass Heine sich nur aus semantischen Gründen den Lapsus eines identischen Reimes (Teetisch – ästhetisch) leistet. Es war natürlich der rein reimende Stehtisch gemeint, dessen Nutzung durch Sitzende Heine unstatthaft, wenn nicht kriminell, erschien.

    Wir saßen und tranken am Stehtisch

    Wir saßen und tranken am Stehtisch
    Und kamen so lieblos uns vor
    Denn fraglos war’s wenig ästhetisch
    Wie der Tisch an Bedeutung verlor

    Wie negierten frech alle Semantik
    Und bestuhlten, wo aufrecht man steht
    Der Plattenbau moserte grantig:
    „Ey, wenn ihr nicht steh’n wollt, dann geht!“


  • Charlottenburg & das sechshundertdreiundfünfzigste Gedicht

    Straße in Charlottenburg

    Wandrers Nachtlied. Der Spreepark-Remix

    Über allen Schienen
    Ist Ruh,
    Und in bemoosten Fahrkabinen
    Ahnest du
    Schlummern Fahrtwindturbulenzen.
    Alle Statik
    Starrt und knarrt
    Dir und uns den Riesenrat:
    Jeder stößt an seine Grenzen.

    Vor dem Tore: Kassenhäuschen.
    Die warten schon lange
    Auf Wärter und Schlange
    Und wundern sich: Kerl, wat’n krasset Päuschen!

    Hier liegt
    Des Vergnügens Mumie
    Zu Ruinen aufgebahrt;
    Die Dinos verrotten im Walde.

    Warte nur, balde
    endet auch für dich die Fahrt.


  • Pichola See & das sechshundertfünfundvierzigste Gedicht

    Pichola See Bei Uidapur

    Ripostegedicht zu Erich Kästners „Maskenball im Hochgebirge“

    Am Mittwoch nach Maskenball

    Ab Mittwoch wär wieder was frei im Hotel
    Und man freue sich auf den Besuch
    Die Tanzabende vorerst zwar ohne Kapell‘
    Doch Schnee gäb’s noch immer genug

    Im Garten wär jetzt so ein Massengrab
    Und auch manch totes Reh
    Der Vollmond vom Maskenball nähm wieder ab
    Im Gegensatz zum Schnee

    Du zweifelst: „Vielleicht fahr’n wir doch nicht dorthin?
    Der Hausherr heißt Erich, mein Bester …
    Ich bin in solch Vers-Tecken nich so gern drin
    Denn der Mörder ist immer der Kästner!“


  • Hanuman-Languren & das sechshundertvierundvierzigste Gedicht

    Hanuman-Languren

    Ripostegedicht zum berlinerischen Kindergedicht „Der Klops“

    Der Leberkäs

    Da hock i, ess an Leberkäs
    Es klopft, i brumm: „Wer’s’n’dös?
    Zur Brotzeit kimmt mia keina nei!“
    I öffne nur mei Maul und schrei:
    „Schleich di, du Lackl, sonst gibt’s a Fotzn
    Mann, isch tu disch inne Fresse rotzen!“
    Und weitaus noch weniger freundliche Sachen
    Entfahren samt Leberkäs-Fetzn mei’m Rachen
    „Ja, mei“, denk i, i denk: „ja, mei
    Wos’n dös jetzt fia a bleedes Geschrei
    Mit dem man mia hia mei Brotzeit versaut?!“
    Ers war es leis, nu is es laut …
    Und i denk, wo i grad mei Pistoln schon wollt zieh‘:
    „Der, wo hia schreit – dös bin ja i!“


  • Forst & das sechshundertzweiundzwanzigste Gedicht

    Pullacher Forst

    Ripostegedicht zu „Mondnacht“ von Joseph von Eichendorff.

    Mondnacht bei Hausarrest

    Der Eichendorff hat Hausarrest
    Und einsam ist’s im Wald
    Heut lobt kein Vers das Blattgeäst
    Als göttliche Gestalt

    Die Linde rauscht bedeutungslos
    Der Linda droht das Gleiche
    So all des Sinnens Schwere bloß
    Ohn‘ Dorffpatron der Eiche

    Die Vögel weiten – nur zum Test
    Die seelenlosen Flügel
    Und alle finden Hausarrest
    Viel grauslicher als Prügel

    Mehr Gedichte über Pflanzen und Natur


  • Draußen Essen & das sechshundertzehnte Gedicht

    Brombeeren

    An Anne Bude (Schwitters im Twitterformat)

    Anne Bude, schönet Gör
    tust den ganzen Pott versorgen
    mit Geklön, Gedöns und möhr
    Danke, Anne – und bis morgen!


  • Ringelnatz & das fünfhundertsiebenundneunzigste Gedicht

    Im Englischen Garten

    Ein Ripostegedicht, das sich die Zuschauer meiner Lesebühne Poetry & Parade zu „Morgenwonne“ von Ringelnatz gewünscht haben. Diesmal gleich doppel-ripostiert: inhaltlich mit meinem Gedicht-Tryptichon „Die verkaterten Morgen“, „Im Bade“ und „Spätes Frühstück“ – sowie formal:

    Rohachim Natteritz: Morgenwonne

    Die Wachtel ist ins Gnu verknallt
    Das Huftier hat ’ne Klatsche
    Was sehr verlockend sei, doch bald
    Zerschürft es sie zu Matsche

    Ein Kackekicker macht ’nen Schmu
    Und balanciert am Grate
    Zum „Schlagt dem Wicht die Augen zu
    Bei einem Attentate!“

    Auf rauer See ein Schifflein wippt
    Das hat, was vielen blühe
    Ein Ungeheuer angenippt
    Zerstückelt in der Frühe


  • Rückert & das fünfhundertdreiundvierzigste Gedicht

    Wörthsee Erholungsgelände Oberndorf

    Ripostegedicht zu Friedrich Rückerts „Du bist die Ruh“ – ein formaler Zwilling.

    Du bist die Uhr

    Du bist die Uhr
    Hältst niemals still
    Die Sucht, die stur
    Nach vorne will

    Ich eil zu dir
    Du bist zu schnell
    Schon fern vom Hier
    An andrer Stell‘

    Stockt der Verkehr
    So schiebst du an
    Vom Hinterher
    Kommt nichts voran

    Treibst an den Schmerz
    In deiner Brust
    Spamst voll dein Herz
    Bis dein Bewusst-

    sein, angezählt
    Ins Nichts gelangt
    Von Zeit gepfählt
    Der Hülle bangt


  • Moohr & das fünfhundertdreißigste Gedicht

    Algen in Venedigs Lagune

    Wieder einmal beginne ich die Gedicht-Woche mit einem Ripostegedicht, das sich die Zuschauer meiner Lesebühne Poetry & Parade gewünscht haben. Diesmal eine erotischer Remix von Annette von Droste-Hülshoffs „Der Knabe im Moor“.

    Das Knabbern am Ohr

    O kau ich dir am Ohr, ist’s schön,
    Wenn es knistert im Speichelschaume,
    Schlucklaute über dein Trommelfell dröh’n
    Und die Zunge entspringt ihrem Zaume,
    Unter jedem Schleck ein Quellchen springt,
    Wenn’s rund um dein Ohrläppchen zischt und singt,
    O kau ich dir am Ohr, ist’s schön,
    Wenn ein Röhren flüstert vom Gaume‘!

    Fast hold vor Liebe, erzittert das Kind;
    Nun trennt es vom reinen Behage
    Die Frage, wie ehrlich die Absichten sind –
    Hat das Schleckermaul nicht eine Raubtiervisage?
    Hat denn jemals gebändigt das Menschengeschlecht
    Jenen Trieb, für den meistens ein Beutetier blecht?
    „Duhu …bist sicher nicht bissreflexblind?!
    Nicht schlucken! Nur knabbern und nagen!“

    Vom Kiefer starret Gestumpf hervor,
    Das heimlich giert nach Gehöre,
    Als Knabberei verschwand manch Ohr
    Durch Riesenhungers Begehre;
    Und wie fies es tief im Rachen spricht:
    „Ohrmuscheln sind mein Leibgericht!“
    Da bleckt der Backenzähnechor,
    Da späht die Speiseröhre!

    „Ohr dran, Ohr dran!“ so wimmert es laut,
    „Ohr dran – ach, ich will doch noch hören!
    Mit wenig Genuss wird solch Knorpel verdaut,
    Sein Fleisch will kein Mund gern verzehren!“
    Erst lippengebändigt, hebt sich das Visier;
    Da blitzt des Schneidezahns Ungetier,
    Das in diebischer Absicht den Ohrrand bekaut –
    Der will noch Papillen betören!

    Da birst’s im Ohr, den Löffel zerrt’s
    Herein in die klaffende Höhle;
    Schon rutscht’s vom Zahndamm magenwärts:
    „Ho, ho, hinein in die Kehle!“
    Der Knabberer schlingt wie im rohen Wahn;
    Wehrhaft trutzt das Kind dem nahen Zahn,
    So befreit es die Kraft des sich sperrenden Pferds
    Und gewährt, dass kein Ohr an ihm fehle.

    Da endlich Grunz-Erotik wich
    Der bübischen Zärtlichkeits Weide,
    Die Leidenschaft stimmt heimelig,
    Der Knabberer steckt in der Scheide.
    Tief atmet er auf, zum Ohr zurück
    Doch dorthin zieht’s ihn echt kein Stück:
    Denn am Gehör schmeckt’s fürchterlich,
    Und schaurig war’s für sie beide!!


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