Um mich vom Nichtstun auszuruhn
flaniert‘ ich heut zu Neptuns Brun’n
Kandiert von Kalk und Grünspans Zier
hockt ungeduscht im Muscheltier:
Neptun. Und wartet aufs Waten im Zufluss
(man weiß nich‘, wassersonsso als Wassermann tun muss …)
spricht ein Machtwort an die Kinder, die sich um ihn gruppieren
„Nich‘ Schuppen hier – die überlasst ihr den Tieren!“
Vom Erdgeschoss her reckt sich ringsum Reptil:
Schildkröt‘, Schlang‘ und Krokodil
Fehlt zoologisch noch ’ne Echse
Dann guck’se nach und wat entdeck’se?
’n Seehund. Hinterm Neptun und
denks‘: Was’n da der Hintergrund?
und andrerseits: Is‘ doch mal schön –
so ohne Grund ’n Seehund seh’n!
Einmal um Neptuns Brunnen rennen
kann man nu‘ auch nich‘ Nichtstun nennen
Ich wünsch‘ (mein Tagwerk ist erbracht)
’ne schlecht gereimte Gute Nacht!
Ripostegedicht zu Ricarda Huchs an ihren Jugendschwarm und Cousin Richard gerichtetes „Liebesgedicht“ (Geschwister sind sich alle schönen Dinge).
Never trust a Lovepoem
Cousiniert sind sich alle Dinge, die schön sind
Das verstimmte schon früh manch Instrument
Weil man sich für das Aneinandergewöhn’n, Kind
Schon vom Start weg zu gut kennt
Ein Notenblatt bewahrt sich nur seine Verheißung
Wenn dessen Lied bleibt ungespielt
Beschau Dir die Noten, doch bau keinen Scheiß, Jung
Wenn sich wer per Reim als Geheimnis empfiehlt
Es gibt Dinge, die lassen sich nicht wiederholen
Es gibt Dinge, die bleiben für immer gestohlen
Es gibt Dinge, die lernen sich nur über Narben
Du darfst dies und alles – auch unbegrenzt – haben
Mir bleibt nicht die Zeit, diese Tat zu vollbringen
Schon liegt sie neben meiner Hand
Und die Extremitäten, die einst sich verfingen
Sind längst im Furor ihres Willens verbrannt
Nun hält sich die Ebbe der Unaufgeregtheit
In den Knöcheln zerschmelzt das Gelenk
Es scheue euch nicht, die ihr noch unentwegt seid
Dass ich all der Zeit als „vergangen“ gedenk
Einen Plan aus den alternden Händen zu geben
Gemahnt mich an die beendeten Leben
Denen ich den Respekt einst aus Habgier versagt
Was mir als dem Nächsten nun nicht mehr behagt
Dies Endlich-an-der-Reihe-Sein
Es reiht sich einer Serie ein
Von neuer Glut auf altem Mut
Durch Zeit, die bald verloren tut
Die Dämmerungswärme der Straßenlaternen
Gilbt sich über Brücken in streunende Gassen
Es befähigt zum Ära und Aura Erlernen
Entgangenen Zeiten ins Antlitz zu fassen
Und jedem Laut stiehlt es die harten Facetten
Und befiehlt der modernen Welt nichtig zu sein
Es wird eine steinalte Nacht in sich betten
Als ein ewig ins Früher gerichteter Schein
Die Moldau ist ein schmiegsamer Fluss
Und ein Prager Behaglichkeit förderndes Muss
Ist ein mild dem Flaneur zugeneigtes Entrücken
Das ihn verführt zum Brückenpflücken
Jedes Nichts wird zum Ufer und pflegt den Verlauf
Vielleicht lohnt es sich doch noch zu kämpfen
Hast das Leben zu früh du zu Boden geworfen
Benebelt von Schweiß und verzweifelten Dämpfen
Steht die Kirche noch rüstig und stur hier im Dorf, denn
Sie übersteht dich, übergeht dich
Auch der Rest der Welt, er dreht sich
So, als sei da nichts gewesen
Man hat nie von dir gelesen
Aber aus dem Fundament
Stahl ein Wer, das niemand kennt
Einen Stein