Möwensehnsucht (Urlaub dahoam)
Sonst immer im Meer, nun am Ammersee steh’n –
Umso mehr nach den Sommern mit Emma sich sehn’n.
Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos
Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten
Globetrottergedichte und andere Verse vom Reisen und Unterwegssein.
Möwensehnsucht (Urlaub dahoam)
Sonst immer im Meer, nun am Ammersee steh’n –
Umso mehr nach den Sommern mit Emma sich sehn’n.

Die Mombasa Likoni Ferry Straßenfotographie
Der Ethno- wie der Fotograph
Wollen fremdes Selbstbild portraitieren –
Der eine bedient einen Forschungsbedarf,
Der Zweite beginnt zu verzieren:
Plastikblumen wie Girlanden,
Sofas voll von Stofftierbanden,
Schrillidyllmärchenschlossparkhintergründe,
Auf dass all dies nahenden Reichtum verkünde,
Wenn wir überbelichtet im Wunschbild ertrinken,
Zum Golfstaatenluxus der Bollywoodschinken.
In dir regt sich ein Widerspruch?
Das liegt an deinem Stallgeruch:
Für dich muss die Kunst mit Erwartungen brechen –
Hier strahlt sie als nie sich erfülln’des Versprechen!

Zum Ergründen von Schatten
Ein Schatten ist Teil der sozialen Person,
Der sich nachts von dir löst, um den Traum zu erkunden,
Nach dem Tod sich erhellt zum verbleibenden Klon –
Nur die Achtsamkeit schützt ihn vor Wunden!
Quintessenz:
Soll die Integration in der Fremde gelingen,
Beachte die Extremitäten –
Um über den eigenen Schatten zu springen,
Ohne auf andre zu treten!

Kritischer Passagier
Ich geb zu, ich bin kein Freund von Flugzeugabstürzen!
Nun hab ich’s zwar nie selbst probiert,
Aber Dingen, die derart ein Leben verkürzen,
Begegne ich prinzipiell sehr reserviert!
Schon allein das Geschrei, wenn die Nase sich senkt!
Da soll mir doch keiner behaupten,
Dass irgendwer dann „Boah, isch lieb das voll!“ denkt
Von den bald ihres Lebens Beraubten!
Für mich ist das nichts – ich find, Flugzeugabstürze
Sind dämliche, neumodisch-haltlose Fürze!
Da soll niemand entgegnen, mir fehle der Mut –
Ich find diesen Hype schon als solchen nicht gut!

Rübermachen
Hier im Hotel am Oderstrand –
Ein Ufer fern vom andren Land –
Erreichte mich nächtens, derweil ich noch schlief,
’ne SMS-Info zum Auslandstarif.
Als reichte meines Schlafes Weite
Herüber auf die andre Seite …
(Was andrerseits für einen Traum
Ein maßvoller Gewinn an Raum)

Zweite Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Heinzelmännchen, Zustand zwischen Schlaf und Wachsein, Carmina Burana, Glückspilze, Vampire, Energetische Gebäudesanierung, Gewissheit des Todes, Gutes Reimen, Frischluft, Griechenland und Vernichtung der Menschheit.
Griechenland
Die Interrail-Endstation hieß stets Αθήνα
Und Kavatis war Bürge vom Sinn dieser Fahrt.
Der Geschmack öffnet sich nicht ad hoc dem Retsina,
Wir waren in uns und die Reise vernarrt.
Wir sind wie Idioten vom Zug rausgepurzelt
Mit Bruderkuss-Jauchzern fürs fastfremde Land.
Privat wie auch menschheitsgeschichtlich verwurzelt,
Gab’s ein Türschild, auf dem sich mein Name befand.
Zwischenstopptrunken bemannten wir Fähren,
Als wenn wir Entdecker und Humwitzboldts wären.
Wir hielten die Volljährigkeit in den Händen,
Befeierten sie an den Nacktbadestränden
Und standen possierlich wie hyperreell
Statuen moderner Antike Modell,
Wir ruhten in uns wie Götter. Und dann
Hielt auch die Welt den Atem an.
Es gibt so Momente, die bleib’n immer da,
Den Archäologen wohlbekannt.

Vom Ausfliegen
Um München herum weihern tausend Geschenke,
Die nur kurzer Bahnfahrt bedürfen –
Kaum spreizt man mal seitwärts die spröden Gelenke,
So lässt sich deren Spiegelung
Im Nu durch die Erinnerung
In öde Nester schlürfen.

Auf Stippvisite
Denke dir jede Minute als heilig,
Füll sie mit Eindrücken voll bis zum Rand!
Selten Beteiligte haben es eilig,
Heut nicht Geseh’nes wird niemals bekannt.
Es gilt, diesen Augenblick gründlich zu schröpfen,
Es türmt sich bedenklich das Wissen.
Mag sein, unser Alter wird uns heut noch köpfen:
Ich werde das Reisen vermissen.

In der Touri-Falle (Zur Lust am Nepp)
Uns eint ein Gefühl, das sich selber genießt –
Es würzt uns das unschönste Essen.
Und schmeckt dieser Wein auch nach bissigem Biest,
Verwöhnt uns sein Anblick stattdessen.

Zum Ende (der ersten Etappe)
Der meilenschwere Schuh am Fuß
Latscht meilenschwer zum Abschiedsgruß
Vom schmiegsamen Gehorsam.
Und biegarm härtet sich der Rist,
Beschwerdlich schwärt ein Schmerzensmist –
Wo wir noch so viel vorhab’n!
– Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)
– Gedichte/Fotos ausgewählter Tourstationen:
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