Fotos aus München, seit 2014 Stammsitz der Reimerei Klötgen. Unzählige Auftritte während der Tour 2016. Und danach quasi alleinige Dienststelle in Sachen meiner Poesie.
Es sind neue Jahre vorab schon entleert –
Und ich schieb’s nicht allein auf das Alter!
Wenn ganz offenbar eine Karre nicht fährt,
Ist das nicht die Schuld von dem Halter.
Was ging, das hab ich eingestielt –
Und erkenne schon wieder entsetzt,
Dass restlos zerstört ist, worauf ich gezielt
Vom stetig erneuerten Jetzt.
Erteilt mir vorm nächsten naiven Erheben
Den Segen, endlich aufzugeben!
Es ist so, dass die Pfütze von Wolken erzählt –
Bloß in ’ner recht schmutzigen Sprache.
Euch geht’s darum, welche Vokabeln man wählt,
Um die Durchsichtigkeit jeder Lache.
Es mag sein, dass so manches den Himmel verfehlt,
Aber stört’s die Beschreibung von Wasser?
Wie lang man nun umständlich Umlaute zählt –
Das Ergebnis ist auch nicht viel nasser.
Ich habe schon so viele Worte verbraucht,
Da wird’s keine neuen mehr geben.
Mein Dauerauftrag scheint erschöpft – und verraucht,
Der Kontostand lauert daneben.
Ich fühl mich von Süchten nach Versen erdrückt –
Gedichte, die ständig verlangen,
Spür, wie meine Bank ihre Kuckucke zückt.
Doch aus den poetischen Zangen
Gibt’s kein Zurück zur Ruhe mehr,
Zum Prosa-Glück, das ich entbehr.
Zebrastreifen und Streberzweifel
Gehören – wenngleich ich noch nicht recht weiß, wie –
In ihren Bereichen zum Sinnbild der gleichen
„Ist die Welt schlecht, bieg’s zurecht!“-Empathie.
Die fünfzehn Minuten nach Boosterung will ich
Gern sinnerfüllend nutzen.
Nur riet man vorab mir, ich solle bloß chill’n – nich
Den Flur im Vorraum putzen.
So starr ich aufs Linoleum,
Wo manch Wisch scheint vönnöten!
Schon ist die Viertelstunde rum –
Und mir ward’s eh verböten …
Zum Ausbleiben der Auffrischungsimpfung (Winterferiensonne)
Sonne, du Geizhals, ist dir nicht bekannt
Wie winters dein schöner Schein streichelt dies Land,
Das finster von Unbill und Frösten gemolken?
Klar, du insistierst: „Das liegt nur an den Wolken,
Die frech vor die Huld meines Strahlspotlights wandern!“
Ja, ja, ne, is klar: Schuld sind immer die andern …
Das eine, dich an mich zu binden
Und auswegslos den Weg zu finden,
Das andre form zu einer Schlinge!
Dass ich mich auch nach oben zwinge,
Bevor das Rückgrat mir zerbricht.
Ich weiß, die Taue sieht man nicht –
Und nennt sie trotzdem vorschnell hässlich.
Doch sind als Halt sie halt verlässlich
Und schon taut’s endlich im Winterquartier.
Ich habe mir so manches Pfund
Aus Faulheit angefressen
Und doch noch nie – aus gutem Grund –
Den Bauchumfang gemessen.
Längst bläht mein Körper, schwartenreich,
Sich feist aus seinem Rahmen,
Schlaff schwabbelt er sich, butterweich,
Zum Schauplatz welker Dramen.
Die Unform grölt manch Garstigkeit
Zwäng ich die Plumpheit in mein Kleid –
So resigniert an mir auch die
Kühnste Positivity,
Denn dieser Body flockt grad aus
Mit prallbrutalem Optikgraus!
Da wölbt die Wampe sich hervor
Als Walleibinselschmer,
Presst schmatzend sich durch jedes Tor
Aus schmalzdurchduns’nem Meer.
Es speckt der Wanst sein Zellulied,
Die Fleischigkeit zu gerben –
Die ratlose Ästhetik zieht
Als letzten Vorschlag: „Sterben!?“
Das scheint weise, denk ich leise,
Als ein Ziel von meiner Reise –
Kann doch grad ich fettes Schwein
Dann der Welt Entlastung sein!