Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Haus & Heimat

Gedichte, die dem Thema Heimat und dem Zuhause sowie der Wohnung nebst Interieur zuzuordnen sind.


  • Vorletzter Tag & das eintausendvierhundertneunundneunzigste Gedicht

    Flora auf dem Rheinsteig

    Der alte Schankraum

    Dass der Tisch und die Stühle da immer noch steh’n,
    Wie wir sie – bald sterbend – verließen.
    Als plane die Tür noch uns wiederzuseh’n,
    Als wüsste sie noch, wie wir hießen.

    Man sieht’s an dem Alter der Photographien:
    Die haben ihr Trinkgeld gegeben.
    Der Thrill vom am Stammtisch geschlag’nen Partien
    Dräut dunstig in anderen Eben-en.

    (Was haben wir die einst mit allem gefüllt,
    Was wir für erachtenswert hielten,
    Was haben wir wie unter Schmerzen gebrüllt,
    Wenn andre zu nachlässig zielten!)

    De-platziert von der Zeit stehen unverrückt da:
    Die Stühle, der Tisch und der Tod.
    Kein spät’res Int’resse kommt uns jemals nah –
    Jede Zeit hat ihr eigenes Lot.


  • Frst. Flaschenhals & das eintausendvierhundertsechsundneunzigste Gedicht

    Blücherdenkmal in Kaub

    In Kaub

    Irgendwo im Flaschenhals,
    Im Würgegriff von Bahn & Car,
    Schmiegt sich an vages Andernfalls
    Ein gut durchmischtes Inventar
    Aus Fachwerk, Baumarkt und Egal!,
    Noch trunken von dem Weine,
    Der rund sich aus dem Gestern stahl,
    Umsprudelnd das Gegreine
    Vom nie gewählten Außenvor –
    Als talversenktes Häusermoor.


  • Bei St. Goarshausen & das eintausendvierhundertneunundachtzigste Gedicht

    Feld auf dem Rheinsteig

    Familienpensionen

    Das „Guten Morgen!“-Gepfeiffe in Familienpensionen
    Erfolgt immer zu laut und zu früh.
    Aber trotz seines Einfalls in schmerzhafte Zonen
    Wird’s wohlig verdaut zum Gebrüh
    Der allerabstrusesten Kaffeeversuche.

    Und das ist’s genau, hey, warum ich euch buche!

    Die Abwesenheit allen Strebens nach oben
    Lässt in dieser Welt sich nicht hinlänglich loben.
    Sicher sah ich schon besser gespieltes Gemeine –
    Doch die Bodenhaftung als Wärme-Event
    Beschämt das durchdachteste Rundum-Designe
    Und schafft Heime, die man vorm Betreten schon kennt.


  • Tenghimmel & das eintausendvierhundertdreiundachtzigste Gedicht

    Ausblick aus meinem Bürofenster auf die Tengstraße

    Partykeller

    Wie verödet sind nun unsre heitersten Säle,
    Als wär’n alle Feste entflogen –
    Sodass mein Erinnern, aus dem ich erzähle,
    Klingt sehr dubios bis verlogen.

    Räume sind nicht die gleichen mehr ohne Personen.

    Dieser Satz ist so einfach addiert.
    Sie behagen den Leben, die sie rasch durchwohnen –
    Und danach sind sie mumifiziert.


  • Feldmochinger See & das eintausendvierhundertneunundfünfzigste Gedicht

    Entennachwuchs am See Feldmoching

    Der Bruderkuss

    Nenn mir ein Merkmal, bevor wir uns trennen,
    An dem wir uns zukünftig wiedererkennen,
    Wenn windiger Glanz unser Strahlen verwischt,
    Bis faltig und fahl sein Gedächtnis erlischt.

    Präg du dir den Fingerabdruck von mir ein
    Und zieh in Erwägung, ich könnte bald ein
    Gänzlich verdorbenes Wesen bewohnen –
    Es wird mich die Welt nicht auf Dauer verschonen.

    Dann kann selbst die finsterste Zeit nicht die Schemen
    Der in uns erinnerten Einigkeit nehmen.


  • Museumsdorf & das eintausendzweihundertdreiundneunzigste Gedicht

    Hof im Wasmeier-Dorf

    Im Bukolischen

    Keiner könnte so fremd sein,
    Dass ihn hier niemand grüßt.
    Der Ort flößt ungehemmt ein,
    Dass die Welt dafür büsst,
    Nicht überall derart bukolisch zu sein.

    Du machst dich – ironisch – mit alldem gemein.

    Doch da glimmt eine Sehnsucht,
    Die sich schürt zum Magnet,
    Die dir bis ins Versteh’n flucht:
    „Hier schnurrt ein Planet –
    Und du stammst aus ihm außerirdischer Welt!“

    Oft hoffst du auf Fragen, die niemand dir stellt.


  • Chinesischer Pavillon & das eintausendzweihundertdreiundsechzigste Gedicht

    Chinesischer Pavillon im Park Sanssouci

    Neocollognia (da simmer dabei, dat is prima)

    Du Fritte im Gourmet-Verdauen
    Du „Gib die Handy, sonst verhauen!“
    Du G-Rap-Deppen-Resterampe
    Du Speckgurt einer Dönerwampe
    Von Billigshops durchsetzte Pampe
    Mit alles Mütter, außer Schlampe
    Da simmer dabei, dat is Prima-tenniveau
    Doch alles nur Tarnung, hey, alles nur Show!
    Wir lümmeln uns im Off so gerne
    Mit offensivster Bildungsferne
    Dass keine Zitty-Tip(p)sen schreiben
    „Trendkiez Neukölln – die komm’n um zu bleiben.“
    Fürs Parabolier-Paradies
    Schein’n selbst Studenten sich zu fies
    So’n Sonn’nallee-Flat – na, das will doch keiner?
    Mein So’n, Allah schuf auch den Mediendesigner!

    Keine Grenzallee stoppt Galeristen
    Trotz Allahgien sich einzunisten
    Und wer vermiest den Werbe-Miezen
    Ihr Siedeln in den Sudelkiezen?
    Die fallen via Kreuzberg ein
    Als besserzahl’nde Mietpartei’n
    Spür wie der Mond ins Ghetto kracht
    Wenn John uns hier Ristretto macht!

    Zwischen Volcan und Volkern, zwischen Alis und Marlies
    Un‘ selbs‘ die Tourischte han letztens ers‘ da gwis
    „Na, sag ma‘, von wo kommscht denn du her, mein Schatz?“
    „Was fragst du komm‘ ich her, Mann?! Platz
    Ej, ich bin noch alte Assi-Garde!“

    Die werd’n jetzt selten.
    Jammerschade.


  • Rückstände & das eintausendzweihundertneunundvierzigste Gedicht

    Das letzte Fass, das wir tranken

    Das letzte Fass

    Das letzte Fass Bier, das wir leerten,
    Steht gedanklich auf meinem Balkon.
    Wir war’n nicht die tiefsten Gefährten –
    Doch der Durst ward nicht mürbe davon.

    Das letzte Fass Bier, das wir leerten
    So, als stürbe schon morgen die Chance,
    Wenn wir sie uns heute nicht währten
    In dem blinden Eck meines Balkons.

    Der Durst ist mir seither geblieben.
    Als Erinnerung, die wir gestillt.
    Als Rat, dieses Dasein zu lieben,

    Weil’s drinnen schon bald nicht mehr gilt.


  • Adalbert & das eintausendzweihundertfünfunddreißigste Gedicht

    Auf der Adalbertstraße in der Maxvorstadt

    Der Alp

    Ein Alptraum hat sich in das Sofa gesetzt
    (und er wird sich nicht weiter erklären),
    Hat sich schon zu Mittag mit Zweifeln vernetzt,
    Die entzündlich in Platzdeckchen schwären.

    Er spricht nicht mit mir, sondern brüllt nur herum,
    Kritzelt Skizzen bedrückendster Klarheit.
    Doch jedwede Frage belächelt er stumm
    Und behechelt den Zugang zur Wahrheit.

    Ein Alptraum streckt anmaßend sich in den Raum,
    Fläzt sich in die gemütlichsten Kissen.
    Noch hält sich die Szenerie halbwegs im Zaum
    Und es wurde noch niemand gebissen.


  • Nordstraße & das eintausendeinhundertsechsundneunzigste Gedicht

    Nordstraße in Arnstadt (unser Quartier)

    Rastlos

    Immer muss ich mein Heimatdorf hinter mir lassen.
    Niemand stürmt auf das Gleis um zu winken.
    Immer muss ich mich mit nächstem Nestbau befassen
    Und mich einsam wie sinnlos betrinken.

    Ich zähle tagtäglich die schwereren Fehler
    (hab mich und mein Elend da niemals geschont),
    Verkauf meinen Hausstand an erstbeste Hehler
    Und jeder Ort sagt: Du hast nirgends gewohnt!


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


Gedichte/Fotos ausgewählter Tourstationen:

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