Ich hab mich mit einigen Wassern gewaschen
Verkühlt an dem Inhalt von mancherlei Flaschen
Bin stetig in innere Bäder versunken
Ein guter Freund lobt: „Der ist ständig betrunken!“
Wie schmal auch der Flaschenhals – ich ließ es fließen
Den Strom meines Reibachs in Gläser ergießen
Dir, Wirt, jedenfalls blieb ich niemals was schuldig
Drum bleib auch im Überdruss etwas geduldig!
Wir kriegen das gewisslich hin
Wenn ich erst wieder flüssig bin!
Der vermutlich sauberste Konzertsaalboden der Welt. In München, natürlich.
Überzeugt
Wir sind im Hier nicht zum Vergnügen
Dem sollten sich auch unsre Mundwinkel fügen
Wir wollen den Mindestansprüchen genügen
Polieren Gewissen mit Bissen und Rügen
So ein Weinstraßenkind möchte ich gerne sein
Ach, täglich verputzt‘ ich –
Kläglich verschmutzt – zig
Schoppen
Alle Hirten und Wirte
Hier lud ich dann ein
Mich bäuchlings zu poppen
Und ganz ohne Schrei’n
Bezahlten mich die Peiniger
Und als rektalen Reiniger
Führt‘ abermals mir Wein
Ich ein
Man soll ja nicht zu glücklich sein –
Ein stückweit hatt‘ ich einfach Schwein!
Ripostegedicht zu Novalis „Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren“
Wenn doch vor Zahlen und Figuren …
Wenn doch vor Zahlen und Figuren
Gefügig alle Dichter spuren …
Als Pagen ihrer Gagen müssen
Grad sie, die’s eig’ntlich besser wissen
Den Furor zähmen zum bequemen
Für-den-Sponsoren-zurück-sich-Nehmen
Wenn dann sie auch in den Metaphern
Versuchen, Großes nachzuaffern
Kopieren sie in ihr’n Gedichten
Die immergleichen Weltgeschichten
Doch verbleibt die Inbrunst unversehrt
Jenes selige Geifern
Und tolle Ereifern
Für Stil und Genie
Aber auch Anarchie
Dass Figuren und Zahlen
Werd’n wertlose Schalen
Schreibt der dichtende Wicht
Dieses eine Gedicht …
Dann sei er trotz allem für dieses verehrt!
Das zweite Mal in diesem Monat in der Stadt der Projekte. Das x-te Mal in diesem Jahr. In Berlin.
Der Traumtänzer
Für deine Pläne bräucht‘ es drei weitere Welten
Doch die Götter – sie halten sich grade zurück
Wie oft fehlte dir nur der Platz, um zu gelten?
Du hast mit den Schöpfern von Rahmen kein Glück!
Wenn die Welt erst beginnt, dich Versager zu nennen
Wappnest du dich schon längst mit ’nem neuen Projekt
Du bist und du bleibst einfach ewig im Rennen
Und hältst dich in puncto Erreichtes bedeckt
Kostümierst dich so gerne mit Excel-Tabellen
Und negierst deine Neigung zum Festangestellten
Du würdest dich ja deinen Aufgaben stellen
Doch bräuchte es dafür: drei weitere Welten
Im von mir vor dreieinhalb Jahren hier aus Büchern gebauten Emirates Palace gewesen. Angesichts der Wucht von Marmor, Glanz und Blattgold gedacht, dass hier viele Dinge ganz neu gedacht werden müssen. U.a. altgediente Sprichwörter:
Ein Gedicht zu einem der vom Aussterben bedrohten Worte.
Die Grisette
Der Hausmeister grüßt dich oft offensiv freundlich
Die Zugehfrau mustert dich weniger nett
Die komplette Studentenschaft würde nicht scheu’n, dich
Zum Tanz zu geleiten – doch leider, Grisette
Bleibst du heute Nacht wohl allein auf dem Zimmer
Dessen Miete du selbst begleichst, monatlich, immer!
Wer könnte von all den dich scheltenden Damen
Behaupten, für ihr Leben selbst zu bezahlen?
Es nährt sich ihr Stolz an des Ehemanns Samen!
So soll’n sie mit schäumenden Leumunde prahlen
Und sich drei Moralstufen höher einrichten –
Über keine von den’n würd‘ ich je ein Wort dichten!
Doch man lädt mich jetzt oft zu Gesellschaften ein
Die sind sich für deine Gesellschaft zu fein …
Dass niemand mehr bleibt, um mit dir heut zu tanzen
Erfüllt dich mit Wehmut im Großen und Ganzen
Doch kennst ja die Maschen von jederMann:
Sie schell’n gleich morgen wieder an!
Drum gräm dich nicht weiter und leg dich ins Bett –
Denn das gehört dir ganz alleine, Grisette!