Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Einakter

Alles, was zwölf Zeilen überschreitet.


  • Altöttinger & das zweitausenddreihundertachtundneunzigste Gedicht

    Süße Auswahl in einem Supermarkt in Altötting

    Sommer der Bäuche

    Dies wird der Sommer der Bäuche
    Und Nabelbeschauung!

    Es trennt meinen Blick nur ’ne hautdünne Schicht
    Vom Därmegeschläuche
    Der Damenverdauung –
    Mein lüsternes Schmachten kühlt nun dies Gedicht.

    Wie sollt ich den Flaum deiner Unterbauchwölbe
    Mich nicht durchwehend wähnen?
    Wie mündete nicht ich im Auch-nur-das-sölbe! ?

    Beim letzten Sehnendehnen
    Dem Triebe-Trubel abzuschwör’n
    Entgegen bisheriger Bräuche?

    Steht da als Option. Und ich wählte sie görn.
    Doch nicht in ’nem Sommer der Bäuche.


  • Kein Zürich & das zweitausenddreihundertsiebenundneunzigste Gedicht

    Marienplatz-Skyline

    Unterwegs ohne Kamera

    Ist ja klar: Es ergießt sich die Malerischkeit
    In den kameralosigen Tag!

    Ständig bin ich unbändigstens ablichtbereit –
    Wenn nichts sich zeigen mag!

    Prompt türmt Idyll sich auf Idyll
    Zum Input grauer Zellen.
    Das, was ich konservieren will –
    Schon hat’s die ersten Dellen!

    Wie sich der Berg, der Berg!, !der Berg!
    Im Kirchturm-Off erhebet! –
    Was eines Suchers Lebenswerk,
    Wird ex und hopp durchlebet.

    Gebannt bind ich ums Ungebannt
    Die Fesselchen vom Restverstand.

    Was sich bewahrt im Innern,
    Lässt sich dereinst erinnern:
    „Das war der Tag in jenem Jahr,
    Da ich mal ohne Kamera!“


  • Startgrau & das zweitausenddreihundertneunundachtzigste Gedicht

    Baumsilhouetten an der Würm bei Feldmoching

    Verfrühtling

    Schon sitzen wir draußen bei Sommergetränken
    Und dreh’n durch Gespräche von neuen Versuchen.
    Wir brüten den Eifer, uns Wärmen zu denken,
    Die aus Insgeheimen den Winter verfluchen.

    All das ist uns gestattet. Und es wird uns bestätigt,
    Da Liebmutter Sonne ’nen Blitzbesuch tätigt

    Gemäß eines unterschriftslosen Vertrags.

    Schon rattern den Ladenschlussblues die Rolladen,
    Die andre Geschäfte beschließen.
    Ein ehern Gesetz zerrt an Resteskapaden
    Und lehrt uns das alte Verdrießen.

    Wir frieren verurteilt, die innere Uhr teilt
    Uns mit, dass der Frühling noch lang nicht bei uns weilt.

    Es war nur der Rausch eines vorschnellen Tags.


  • Serenissimaalgen & das zweitausenddreihundertsechsundsiebzigste Gedicht

    Algen in der Lagune von Venedig

    Die Räuber 3

    Hauptmann: Halt!
    Mark Zuckerberg: Stillsteh’n!
    Alle: Überfall! Hier ist das Geld!

    Hauptmann: Da wollten die enden, wie’s ihn’n grad gefällt …!
    Aber da hab’n wir alle Wörtchen noch mitzureden –
    Wir ziehen im Hintergrund längst schon die Fäden!

    Alle: Und deshalb mal bitte beim Zukunft-Gestalten
    Trotz allen Eifers innehalten!
    Hauptmann: Denn wir sind die, die die Ressourcen verwalten –
    Alle: Ihr seid nur die, die hier ehemals galten!

    Mark Zuckerberg: War das euch nicht klar?
    Elon Musk: Was schaut ihr so entsetzt?
    Alle: Nur wir bestimm’n, wann das Spiel aus ist!
    Mark Zuckerberg & Elon Musk: Hargh!
    Hauptmann: Jetzt.


  • Zwielichter & das zweitausenddreihundertachtundsechzigste Gedicht

    Am Markusplatz zu Karneval

    Die Räuber 2

    Hauptmann: Nun, wie bewerten wir Drei das bislang hier Beseh’ne?
    Dem SPA und dem Tal droht das noch nicht Gescheh’ne …

    Mark Zuckerberg: Wie lange, Herr Hauptmann, woll’n wir wohl noch warten?
    Wir sind höchst solvent – und wir drängen auf Taten!

    Elon Musk: Mir ist langweilig!

    Hauptmann: Nun, eilig haben wir’s nicht!
    Die Bad Guttkopper büßen grad ein an Gewicht –
    Und je dünner, je günstiger sind sie zu haben.
    Denn die fürchten, auch China buhlt um unsre Gaben!

    Mark Zuckerberg: Steh’n denn indessen noch außer uns dreien
    Andere Räubersleut in unsren Reihen?

    Hauptmann: Ja, diese Seppl von Apple, die Google-Stoßer,
    Der ChatGPT-Chef ist auch schon ein Großer:
    Der melkt neues Wissen aus altem Gedächtnis –
    Man rätselt nur, ob er wohl selber noch echt is‘!
    Längst ist jenes Land all der Dichter und Denker
    Nur noch das Pfand einer Verpflichtung an Schenker
    Denn unser Schlachtruf heißt – noch einmal probegebellt:

    Alle: Dies ist ein Überfall – hier ist das Geld!

    Hauptmann: Sprich: Gib den Deppchen ihr Häppchen – danach erst beklau ’se!
    Lasst das gern mal sacken, wir machen jetzt Pause!


  • Giorgio Maggiore & das zweitausenddreihundertsechsundsechzigste Gedicht

    Blick vom Campanile vom Kloster San Giorgio Maggiore

    Gen Außenseite

    Ach, bewahrt mich
    Vor der Gram, sich
    Für gutgemeintes
    Schlecht Gemachtes
    Provokant nicht zu bedanken
    Bei all den treu mir zugewandten
    Anverwandten und Bekannten!

    Zu der zunehmend hilflosen Lähmung
    Setzt man oftmals sich selber noch Schranken.

    Ungewahr jeder eig’nen Beschämung
    Keift sich ein als Lärm entfachtes
    Nicht Bedachtes
    Raus, schon scheint es,
    Ein vermeintes
    Lebensleid stimmt unversöhnt –

    Gram, an die man sich gewöhnt.


  • Carnevale Padova & das zweitausenddreihundertfünfundsechzigste Gedicht

    Vorbereitung zum Karnevalszug von Padua

    Räuber 1 aus „Abgespeckt“

    Hauptmann: Erlauchte Halunken, Räubersleute
    Uns frohlockt heut fette Beute!
    Manch Missetat hab’n wir Geriss’nen verbrochen,
    Uns dann vor dem Zugriff der Sheriffs verkrochen … –
    Doch niemals wieder, Spießgesellen,
    Droh’n uns der Verliese Zellen!
    Zwar bleibt die Mission von uns abgrundtief bös,
    Nur sind wir vom Tonfall nun hochseriös!
    Elon Musk und Mark Zuckerberg: Hargh, hargh, Hauptmann Bezos, wir stehen bereit!
    Wer wird unser Opfer, wem bringen wir Leid?
    Hauptmann: Nun, wir Ganoven beherrschen das Unterzahlspiel –
    Drum ist ganz Bad Guttkopp das Überfallziel.
    Dort grasen grad, bar aller Art von Gefahren,
    Wohlstandsgemästete SPA-Gästescharen.
    Diese Badebeschlappten und Frottee-Betuchten
    Sind bald in der Gewalt von uns maßlos Verruchten!
    Wohlan, ihr Kanaillen, heut schröpfen wir sie!
    Nach durchweg erneuerter Dramaturgie –
    Ich sehe die Skripte bei allen vorhanden?
    Ihr habt auch den Ablauf gelernt und verstanden?
    Elon: Kurze Frage! – Hauptmann: Ja, Elon? – Elon: Was mir nicht gefällt,
    Zeile 1 heißt es: „Überfall – hier ist das Geld!“
    Klingt: „Überfall – her mit dem Geld!“ nicht doch besser?
    Dazu grimmes Fuchteln mit Knarre und Messer?
    Hauptmann: Werter Mitbandit, du siehst mich reichlich verwundert!?
    Du klingst noch verdächtig nach letztem Jahrhundert?!
    Wir woll’n nicht mehr irgendwen schnöde berauben –
    Wir schröpfen die Blöden, indem sie uns glauben!
    Wir geb’n ihnen Peanuts und schönste Versprechen,
    Für die sie im Gegenzug bald darauf blechen!
    Erst ’n Lager, – Elon: ’n Werk, – Mark: ’ne Umsonst-App – Hauptmann: errichten,
    Durch die unsre Opfer zu Dank sich verpflichten,
    Und kurz drauf erlassen die Deppen uns Flegeln
    Die Steuern – Mark: den Datenschutz, – Elon: Arbeitszeitregeln.
    Hauptmann:Wenn die erst verstrickt sind im Netz unsrer Gaben,
    Zahl’n sie an uns Geld, das sie nicht einmal haben.
    Wo ist Mark? – Mark: Hier, Herr Hauptmann?! – Hauptmann: Mein treuester Scherge!
    Du Facebuckel-Schurke vom zuckrigen Berge –
    Ja, du weißt, wieviel Tonnen ein Instagramm wiegt
    Hast alle mit ein’m Meta Vorsprung besiegt –
    Und jetzt unsre Opfer im Bad ausgespäht?
    Mark: Sehr wohl, jede Seele und jedes Gerät!
    Ich kenn ihre Konten, Gewohnheiten, Schwächen,
    Den Schwellenbetrag, ihren Willen zu brechen.
    So können für künftige Abhängigkeiten
    Wir gnadenlos zünftigen Druck aufbereiten!
    Elon: Ich verkauf den’n ein „X“ für ein „E“-Autowerk!
    Und flieg auf den Mars! – Mark: Sicher. –Elon: Rauf auf den Berg!
    Hauptmann: Ach, Freunde! Was war’n doch Die Räuber bei Schiller
    Noch ein beuteloser Stimmungskiller!
    Heut wird ein sicker Übeltäter
    Zum Überflieger dank Big Data!
    Bald gehört uns Bad Guttkopp – wie längst schon die Welt
    Per: „Dies ist ein Überfall – hier ist das Geld!“


  • Wintergartenhaus & das zweitausenddreihundertsechsundfünfzigste Gedicht

    Das Wintergartenhochhaus mit drehendem KLogo der Messe Leipzig

    Mehrerträge

    Was türmt sich da im Mailfach auf
    Und schreit: „Bin unerledigt!“?
    Wer schaufelt da jetzt weiter drauf,
    Wie bleib ich unbeschädigt?

    Wann senkt ein wenig Frieden sich
    In mein Organisieren?
    Wie find‘ zur Linde wieder ich
    Aus der Orkane Gieren?

    Die Lage scheint wie festgefahr’n,
    Die Tage eint ein Nichts-Erspar’n,
    In das ich tief gesunken,

    Das mich wie ein Waran umschleicht –
    Ich denk‘ jetzt oft daran: Vielleicht
    Ertrag‘ ich mehr betrunken?


  • Fälle im Regen & das zweitausenddreihundertfünfundvierzigste Gedicht

    Iguazu-Fälle von der brasilianischen Seite einen Tag vorm Rekordhochwasser

    Herbst in der Rückschau

    Da wir durchstolpern Nebelbänke
    Im farblos späten Jahr,
    Durchquer’n wir holprig manche Senke,
    Die gar nicht offenbar.

    Die bare Undurchsichtigkeit
    Umsorgt die Welt mit Milde.
    So sind wir über manches Leid
    Im Frühling erst im Bilde.

    Da wir im Rückblick uns beseh’n
    Zurückgelegte Strecke,
    Begreifen dann, wie uns gescheh’n
    Im Grau der Wolkendecke.

    Verheilte Wunden schmerzen nicht,
    Vererbt vom Ungewussten.

    Sie lindern sich zum Unterricht,
    Den wir verwinden mussten.

    Alle Rechte bei Tom Droste, der das Gedicht im Rahmen der Rio-Spendenaktion 2023 erstanden hat.


  • Botinas & das zweitausenddreihundertachtunddreißigste Gedicht

    Inselchen an der Botinas Bucht bei Ilha Grande

    Furzende Jugendliche

    Furzende Jugendliche sind meistens ganz leise
    Und duften in Grüppchen ihr Viertelchen scharf.
    Sie rüpeln sich aufwärts mit hörbarer Meise –
    Sind in der Erfüllungswucht voller Bedarf.
    Und furzen und furzen und bleiben dabei,
    Erzählt auch der Rektor: „Nun geht – ihr seid frei!“

    Furzende Jugendliche bleiben als Sorge besteh’n,
    Ihr Hier-Sein in keinerlei Morgen zu dreh’n.
    Man fragt: „Wollt ihr Pommes?“ – sie furzen und lachen.
    Und Welt muss sich dreh’n trotz solch störrischer Sachen.
    Und sie dreht sich! Und die Jugend wird furzen und furzen.

    Es greift jeder Vorwurf auch etwas zu kurz, denn
    Wir hab’n uns ärschlich längst pazifiziert,
    In mancherlei Nachhinein niedergeniert.

    Was hat Pubertät an uns übelst gerochen!

    Ich fühl trotz der Knackser mich noch nicht gebrochen
    Und in Wellnesshotel lass ich oft einen geh’n –
    Als konnte das Heute mein Früher versteh’n.


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


Gedichte/Fotos ausgewählter Tourstationen:

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