Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Einakter

Alles, was zwölf Zeilen überschreitet.


  • Mittenwaldente & das eintausendsiebenhundertzehnte Gedicht

    Ente bei der Leutascher Ache in Mittenwald

    Die goldenen Horden der Positivität

    Der freie Spaß: Verrohung,
    Der Trieb per se Bedrohung,
    Das Dunkel ist auch ohne Schaden
    Per purem Dasein schuldbeladen.

    Besessen vom Verbessern
    Bestückt ihr euch mit Messern,
    Die Säbel durchweg krumm gebogen,
    Hat sich manch These dumm gelogen.

    Der Missmut schon gesteinigt,
    Der Wankelmut gepeinigt,
    Schwermut von Freudenstrom diszipliniert.
    So seid ihr ins sündige Rom einspaziert.

    Doch letztlich ermorden
    Die goldenen Horden
    Jed Ort, noch bevor sie ihn sehen,

    Weil sie seinen Wert nicht verstehen.


  • Stadtmuseum & das eintausendsiebenhundertsechste Gedicht

    Ausstellung Welt im Umbruch im Stadtmuseum München

    Umbruchnaht

    Oh Kraftwerk, oh Schalttafel, oh Apparat!
    In euch dampft der Mythos vom Neuaufbruch,
    Der Schneisen von frischer Erkenntnis und Tat.
    Gebräuchlicher Fortschritt schien nicht nur ein Spruch,
    Sondern ein vernehmbarer Einspruch zu sein –
    Doch hielt man dies bald durch Vernehmungen klein.

    Der Euphor ob berauschender Dienstbarkeit
    Von Kraftwerk, von Schalttafel und Apparat
    Las sich als Vertrag einer harmfreien Zeit.
    Doch unter dem Hoffnungsflor gärte die Saat
    Von Gartenerträgen der Mähdrescherei,
    Der Umbruch versiegte in mehr Tyrannei.

    In das Jahrhundern der Hoffnungsmaschinen
    Entfaltet sich wieder der Glaube daran,
    Möglichkeit könne der Möglichkeit dienen
    Für das mähliche Nähern vom Irgendwann.
    Doch Tastflächendruckkraft verschließt nicht die Naht
    Zum Kraftwerk, zur Schalttafel, zum Apparat.


  • Finanzgarten & das eintausendsiebenhundertvierte Gedicht

    Konfuzius Statue im Finanzgarten

    Stille Verlautbarung

    So viel Leute, wenig Plätze …
    Mitten in der Meute ätze
    Ich: „Is‘ klar – die Deutsche Bahn!“
    Geistentleert im Größenwahn.
    „Boah, ich krieg‘ hier noch die Krätze!“,
    Deklamiere ich und hetze:
    „Könn’n wir jetzt mal weiterfahr’n –
    Oder was is‘ hier der Plan?“

    Doch:

    Nicht ein Ton beseelt die Sätze,
    Einzig Mimik taugt als Petze.
    Das mag ich der Welt erspar’n –
    Zu erfahr’n, dass ich’s nicht schätze:
    Viele Leute, wenig Plätze.


  • Gipfelfoto & das eintausendsechshundertsiebenundneunzigste Gedicht

    Blick auf das Gipfelkreuz vom Grasleitenstein bei Lenggries

    Zeitungsjunge

    Ach, immer bin ich Typenbild
    Und wär so gern Portrait,
    Dem Achtung als Beachtung gilt
    Auch ohne Assemblee!

    Ein Große-Gruppe-Linienstrich
    Vereinnahmt mein Gesicht,
    Entschuppt so rigoros mein Ich
    Zum namenlosen Wicht.

    Ich steh hier für den Rest Modell,
    Ich werd für ihn platziert,
    Bin überindividuell,
    Vom Abbild ausradiert.

    So werde ich dann dargestellt,
    Wie ich mich gar nicht seh,
    Als ein Charakter jener Welt,
    Doch niemals als Portrait!


  • Walchenseerunde & das eintausendsechshunderteinundneunzigste Gedicht

    Blick vom Jochberg auf den Walchensee

    Fünfte Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Corona-Plauze, Olivenschiffchen, Quetzal, Granteln, Gendersternchen, Wetten Dass und Reizarmut.

    Die vom Reize Gelockten

    Am frühsten Morgen steht da schon
    Ein kahlgefressner Tag,
    So fahl wie gleißend monoton,
    Verlockend wie ein Sarg.

    Da jemand den Mangel als Chance offeriert,
    Weil jetzt vom Banalen Belang emergiert.

    „Ich geh dann mal zum Edeka“,
    Seufzt Intermezzi-Not,
    Gibt sich dem Strom hin, Boreout-nah,
    Zermürbt vom Leerlauf-Lot.

    Man klagt, dass das träge Versacken erschöpft,
    Von Bunkerappell-Serien hoffnungsgeschröpft.

    Der Rückzugsräume öde Muff
    Schürt stetig Appetit,
    Sind selbst schon nur noch Fraß und Suff,
    Ein schrumpfendes Gebiet.

    Erklärte wer, jetzt sei der Angriff vorbei,
    Wär’n wir längst verzehrt von der Einsiedelei.


  • Loisach & das eintausendsechshundertneunzigste Gedicht

    Blick auf den Lauf der Loisach vom Jochberg

    Fünfte Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Corona-Plauze, Olivenschiffchen, Quetzal, Granteln, Gendersternchen, Wetten Dass und Reizarmut.

    Wetten Dass

    Früher war mehr Lagerfeuer
    Und das Publikum war treuer.

    Früher, da war eine Show noch verbindlich
    Unter dem Motto „Wer nix kann, gewinnt nich’“.

    Früher gab’s mehr echte Stars,
    Deutlich wen’ger Kameras.

    Früher, da wurde noch feist überzogen,
    Früher, da hat man meist feiner gelogen.

    Früher musst es samstags sein –
    Und die Auswahl war beinahe auswahllos klein.

    Früher sah’n’s gleichzeitig zwanzig Millionen –
    Früher schien sich das zu lohnen.

    Früher war mehr Wetten Dass
    Und Lametta. – Bitte? – Spaß!


  • Landhahn & das eintausendsechshundertachtundachtzigste Gedicht

    Hahn in Bayrischzell

    Fünfte Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Corona-Plauze, Olivenschiffchen, Quetzal, Granteln, Gendersternchen, Wetten Dass und Reizarmut.

    Der Grantler

    Im Sturm befohlen guter Laune ragt stolz dein Mast empor,
    Du moserst miesepeterigst den Gegenpol ins Tor.
    Dein Griesgram schimpft sich große Kunst,
    Die du genießt voll Innenbrunst.

    Dem kollektiven Anstandszwang
    Bist du so dringlich zumutbar,
    Dem Wohlfühlregulierungsdrang
    Bleibst stur du deflorierend nah,

    Du Hartnack an der Aneckfront
    Im Grummelunmutsbrummbärfell –
    Wenn Kantigkeit treibt’s so gekonnt,
    Macht Düstres unsren Erdball hell.

    Und wokt die Welt harmonisch bieder,
    Reiß lustvoll ihren Schutzschild nieder!
    Die Triebkastrierten hab’n schon Schiss,
    Tönst du: „I sog amoi, wies is …“


  • Quetzalgrün & das eintausendsechshundertsiebenundachtzigste Gedicht

    Walchenseeufer bei Urfeld

    Fünfte Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Corona-Plauze, Olivenschiffchen, Quetzal, Granteln, Gendersternchen, Wetten Dass und Reizarmut.

    Der Quetzal

    Der Farben Pracht und Dynastie
    Sind still in ihm vollendet –
    Und so erklär ich hiermit die
    Befragung für beendet,
    Welch Schöpfung unsre Welt bekrönt,
    Die sonst vor Eitelkeiten dröhnt.

    Der Löwe zu herrisch, das Schaf wirkt zu dumm,
    Der Adler zu aggro, der Wal bleibt zu stumm,
    Der Mensch ist ein breitflächig andres Problem –
    Doch dazu benötigt’s ein eignes Poem.

    Sich Unschuld in Brillanz zu leisten,
    Ich denk, darauf versteh’n die meisten
    Hoch geschätzten Stars sich nicht –

    Dem Quetzal steht es im Gesicht.
    Er macht selbst den räubrigsten Dschungel noch fromm –
    Auch mein Dümpeln als Mausklick
    Fand durch seinen Anblick
    Den Link auf die Seiten von Gott(dot)com.
    Doch braucht’s für dies Bildnis
    Den Gang in die Wildnis,
    Denn er wird in Gefangenschaft
    Vom Freiheitsdrang hinweggerafft.


  • Angelsaisonstart & das eintausendsechshundertsechsundachtzigste Gedicht

    Anglerboot auf dem Walchensee

    Fünfte Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Corona-Plauze, Olivenschiffchen, Quetzal, Granteln, Gendersternchen, Wetten Dass und Reizarmut.

    Olivenschiffchen

    Wie viel Stück Olivenschiffchen
    Benötigt der Haushalt vom Menschenverstand?

    Eins, um stilecht aufzutischen,
    Ein weitres zur Pflege vom Faible für Tand,
    Zwei, um für beide Ersatz zu besitzen,
    Drei mit zur Fruchtgröße passenden Schlitzen –
    Von jenen empfiehlt’s sich, die gängigsten Farben
    (im besten Fall sechsfach) auf Vorrat zu haben!
    Und hat man mal keine Oliven im Haus,
    So zieht man sein schlitzloses Schiffchen heraus.

    Wenn nun jemand fragt: „So viel Schiffchen – weswegen?
    Ich esse Oliven vom Glas aus der Hand!“

    Es gilt, kleine Dinge als Schätze zu pflegen
    Als zwingende Vorschrift vom Menschenverstand.


  • Präsenteheimat & das eintausendsechshundertneunundsiebzigste Gedicht

    Geschäftsfassade in Bayrischzell

    Zum reifen Geburtstag

    Du hast ja schon recht oft Geburtstag gefeiert –
    Ich frag mich: Wann hast Du’s verlernt?
    Dass dich Dein „Ach, keine Geschenke!“-Geleier
    Von just jenen Zeiten entfernt,
    Da Dir sehr bewusst war: „Geburtstag?! Mensch, Klasse!
    Der Cäsar in der Resttagmasse!“

    Heut bettet ein Samtflor Dich fürsorglich,
    Flötet morgens die Amsel das erste „Für Dich!“ –

    Da solltest Du dich nicht lang schämen,
    Mit vollsten Händen anzunehmen!

    Bescheidenheit als Zier? Das rächt sich!
    Denn an dreihundertvierundsechzig
    Tagen ist Deine Geburt schnurzegal,
    Dann feiern fairerweise mal
    Die zahllosen anderen Leute.

    Aber du zählst (und zahlst) für uns ganz allein – heute!


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