Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Einakter

Alles, was zwölf Zeilen überschreitet.


  • Basilika & das eintausendneunhundertsiebzehnte Gedicht

    Basilika der Ausgrabungsstätte Volubilis

    Der verspätete Frühjahrsputz

    Es war so, dass
    Wir beim großen Frühjahrsputz nur

    Ein paar Spinnen die Netze zerstörten.
    Wir inhalierten Hausstaub pur,
    Wir kauten wohin wir gehörten
    Und war’n schweißnass.
    Es war ja so:

    Da eine nahe Bess’rung glomm
    Aus dem Fakt, dass wir uns so bemühten,
    Erglaubten wir uns stur wie fromm:
    „Noch nicht Sichtbares lässt sich erbrüten!“.
    Von irgendwo

    Rief plötzlich vermeintliche Reinlichkeit „Schnapp!“ –
    Wir jubelten einig und klatschten uns ab.


  • Essaouira Hafen & das eintausendachthundertachtundneunzigste Gedicht

    Am Fischereihafen von Essaouira

    Nippesplädoyer

    Recht nutzlos scheint manch Souvenir

    Handwerkliche Sensationen!
    Arbeitsstunden, die kaum lohnen …

    Und du denkst schon beim Kauf:
    „Hm, was soll ich damit?“
    Doch was zahlst du schon drauf?
    Also gehst du den Schritt …

    Und erst im heimischen Revier

    Streng gepflegte Traditionen,
    Denen Mythen innewohnen!

    Bringt die Haptik allein
    Jene Strände zurück,
    Schwebt der Nippes ins Sein
    Als ein wertvolles Stück.


  • Kamelrast & das eintausendachthundertsechsundachtzigste Gedicht

    Ausruhendes Kamel in der Sahara

    Wie’s so läuft, Folge 1: Das Kamel

    Es scheint so ein Kamelknie
    Seinen Aufgaben gar nicht gewachsen.
    So sind der Last Kontrast die
    Knickschrittbiegverwindenden Achsen.

    Und unerbittlich schwer bepackt
    Wird, kracks!, im Sande eingesackt –
    Mit sanft protestierendem Stöhnen.

    Auch scheint der Wüstenschiffe Knie
    Selbst in Rastposition schwer belastet.
    Per hartem Knickser sinkt das Vieh,
    Das gesprengte Gelenk eingerastet.

    Das wirkt alles so unbequem,
    Wie ausgemacht als Knieproblem –
    Für’s Kamel scheint es sehr schlecht zu laufen.


  • Essaouira Rooftop & das eintausendachthundertsiebenundsechzigste Gedicht

    Essaouira Sunset

    Essaouira

    Du windumbrauste, gischtumsäumte, möwenreichste weiße Stadt,
    Die du gassenvendigst
    Und fastschillernd predigst,
    Sobald mal dein Untergrund Steinboden hat.

    Dein Jimi-Hendrix-Erbe setzt als Möglichkeit zum Solo an.
    Jim Joplin, Janis Morrison
    Machten ebenfalls Station –
    Ihr Restrausch verweht jetzt als Kitesurferfun.

    Schauergemäuriger Meeresbelag raunt durch der Festung Wall
    Den alten Namen Mogador
    Zu den Rooftopbars empor –
    Ein Neuanstrich riecht oft nach schnellem Verfall.

    Hippies, Touris und Souk-Tradition schlucken die Zinnen des Orts.
    Dann ergießt sich ins Blau der
    Artistische Zauber
    Des alle Vokale enthaltenen Worts.


  • Anima Park & das eintausendachthundertfünfundsechzigste Gedicht

    Im Anima-Park von André Heller bei Marrakech, Blick auf den Hohen Atlas

    Auf Blauschau

    Bin hängegemattet und schau
    Ins wolkenumrahmte Blau,
    Geschaukelt von Winden.
    Muss blinzeln, schmunzeln,
    Stirne runzeln –
    Alles ruht
    In mir
    Hier –
    Da ihr
    Mir nichts tut,
    Nichts bedeutet,
    Eifer vergeudet.
    So nah am Verschwinden,
    Dass mich nichts mehr beschattet,
    Auf Blauschau, hängegemattet.


  • Seeon Ort & das eintausendachthundertfünfundvierzigste Gedicht

    Blick auf Seeon von der Klosterinsel

    Halsbandpekaris am Mittelpunkt der Welt

    Aschenputtel, Trottellummen,
    Kriminelles Himmelzelt,
    Wo die Ghettogangsterwummen
    Spielen Mittelpunkt der Welt.
    Und urplötzlich mischen sich Halsbandpekaris
    Aus nicht hinterlegten Befugnissen ein.
    Ich sehe – just zweifelnd, ob’s Trug oder wahr is -:
    Ein Halsbandpekari. Dann wird’s wohl so sein.
    Es folgt eine Rotte der Nochmaligkeit
    Und spottet zuvorigen Themen,
    Will all der bislang hier durchwanderten Zeit
    Die Unhinterfragbarkeit nehmen.
    Schon scheint der Mittelpunkt durchwellt
    Von Büttenreden, Bisonbrummen,
    Von Götterdotter eingepellt:
    Aschenputtel, Trottellummen.


  • Isarhochwasser & das eintausendachthundertfünfunddreißigste Gedicht

    Isarhochwasser

    Badenbaden!

    Die Fingerkuppen durchfurchende, dellige Rillen
    Mahnten an, weiter in Wellen zu chillen,
    Sei langsam nicht mehr angesagt.

    Mal langsam!, hab ich mir gedacht.

    Gebührt es der in Akademikerkrei-
    Sen durchweg verfemten Handwahrleserei
    Mein Baden als bad zu beschimpfen,
    Verunfairzuglimpfen?
    Die Finger zu rümpfen
    Ob planschender Nymphen?

    Ich verbat meinem Aber, derart gläubisch zu sein,
    Und bestimmte im Brustton des Brustschwimmers: Nein,
    Mich kümmert nicht der Spitzen Rat!

    Und fortgesetzt hab ich mein Bad.


  • St. Georg & das eintausendachthundertvierzehnte Gedicht

    Vor der Kirche St. Georg in Freising

    Sechste Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Schnitzelbrötchenverleih, Riesenrad, Scheißwetter, Geheimratsecken, Megastau und Ghosting.

    Schnitzelbrötchenverleih

    Der Bote vom Ortsschnitzelbrötchenverleih
    Grüßgottelt: „Ich hätt‘ was für Klötgen dabei!“
    „Prächtig – ich öffne, die sechste Etage!“,
    Lächelt’s von mir durch die Türsprechanlage.
    Doch die Anlieferung ist nicht möglich für ihn
    Vorm unlängst verbindlichen Abholtermin. –
    Sechs Etagen ohne Fahrstuhl sind für alle Pagen uncool.

    Doch der kurze Besitz
    Von Brötchen samt Schnitz-
    El krönt dieses Tags, meines Lebens Begehren –
    Alles war auf dem Weg,
    Fehlt auch jeder Beleg. –
    Ohnehin ging’s mir nie um das Wirklichverzehren.

    Nur die Illusion, dass ich befugt dazu sei,
    Verleiht mir der Brötchen-um-Schnitzel-Verleih:
    Bezahlbar sich etwas nicht-einzuverleiben –
    Und dabei nicht mal Vegetarier zu bleiben.


  • Bahnhofstaube & das eintausendachthundertsiebte Gedicht

    Am Essener Hauptbahnhof

    Rätsel der Wunde

    Ich werd das Rätsel dieser Wunde
    Wohl doch nicht mehr enthüllen,
    Exakt aus diesem Grunde
    Einen Pflasterstein zerknüllen,
    Um erste Brände zu verkleben.

    Ich grüß auf halbem Weg das Leben
    In bald erlernten Sprachen
    Und wate durch die Lachen.

    Ich schmeiße nach der Grundsteinlegung
    Dann doch wohl keine Runde,
    Ertrage ohne Regung
    Die Verpflegung meiner Wunde –
    Sie mag sich noch entzünden.

    Ich werd’s nicht mehr ergründen,
    Doch lernte zu entscheiden,
    Nicht mehr daran zu leiden.


  • Nachbarbaum & das eintausendachthundertfünfte Gedicht

    Blick vom Balkon meines Elternhauses in Essen Überruhr

    Bei Abreise

    Vielleicht doch noch ein weiteres Souvenir?
    Beratschlagen Urlaubsvoyeure.
    Schon purzelt der Farbüberschuss aus dem Hier
    In die Trauer, dass man ihn verlöre.

    Was dennoch unvermeidbar ist,
    Denn baldigst sinkt man, endlos trist,

    In charmefreie Temperaturen.

    Verlor’n der Geschmack aller Spezialität,
    Verwischt des Aromenrauschs Spuren,
    Da Alltag so siegesgewiss nach uns späht
    Im Diktat ewig endloser Suren.

    So kappt eine Wiedererblindung
    Den Widerstand neuer Verbindung.


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


Gedichte/Fotos ausgewählter Tourstationen:

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