Natürlich jedes Mal so, aber nach wie vor beim Neubesuch von exotischem Flair: In der Nacht liegt die Mondsichel waagerecht überm Horizont.
Afrika
Lächelnd hängt die Mondessichel über traurig Afrika
Dem Gewohnten widersprechend im Gebrauch von „Alles klar!“
Im Kuckucksnest der Zuversicht sich Trotz mit Trost und Stolz vermengt
Was sie zu einem Dämmstoff eint, ist: dass der Mond doch an sie denkt
Es schmeckt la Dattel d’Abu Dhabi
So nach „ja, hier komm ich her!“
Nach orientalischst und arabi-
Chst und Schleck und „köstlich, mehr!“
Bergamott‘ winkt, Kardamom
Sandsturm, Temp’raturphantom
Affenglut bis Abendbrise
Scheichgewand und Ölpreiskrise
Nach Verheißung, Adlerholz
Oryx, Souqs und Sultanstolz
Wie ein Harz aus dem Herzen der Wüste geronnen
Wie von Myrrhe beraucht, für den Gaumen erwählt
So haben wohl schon tausend Nächte begonnen
Ich erklär dir den Wert ausgezogener Schuhe:
Ab hier is‘ nu‘ Ferien, klar? Fresse, Kind! Ruhe.
Schon spürst du Spur’n von Wohlgefallen
Schnurrend durch die Sohlen wallen
Und Ballen, Rist und Zehen schenken
Uns Ärger-, Stress- und Wehen-Senken
Und die Meter, die barfuße Schritte erspar’n
Befördern das Endstück zum Sinnesorgan
Zum Ruhepol aller Körperfläche
Getaucht in Fußbad, Meer und Bäche
Im in Urlaubsland verstreuten Sand
Pult dösig man mit Sachverstand
Denn das ist der Wert ausgezogener Schuhe
Hasse verstanden? Dann Fresse, jetzt! Ruhe.
Idylle am Grazer Hauptbahnhof. Später wurde es ungemütlicher.
Der Zuggereiste
Die von Platznot befohlene Sitzposition
Lähmt mir alle Glieder von Anbeginn schon
Verfinstert mir seither das Dasein per Dauer
Und blinzelt gerissen zum dräuenden Aua!
Die despotische Herrschaft des Unausgestreckten!
Der aus Muskelfleisch tränende Drang nach Bewegung …
Diese fiese Gewalt am in Ketten gesteckten
Körper in regungslos tauber Erregung
Der in die Polster rückenschwitzt
Als Plattgedrückter grollt. Und sitzt.
Der Rückweg von Luxemburg zieht sich. Ein Zwischenstopp in Amsterdam. Plus Zwischenspurt zum letzten Gate-Zipfel des Flughafens.
Der letzte Finger
Transfer Schiphol, Gate D86
Die letzte Ausfahrt für ein Date in der Luft
Bevor ich dort boarde, neigt unlängst die Nacht sich
Und dämmernd umschleicht mich ein Sackgassenduft
Sitzplatzdramen auf der ICE-Zugfahrt von München nach Nürnberg. An einem Freitag normal. Und auf den Regionalzugfahrten von Nürnberg bis Chemnitz genug Zeit für die Rekapitulation:
„Verzeihung, sind Sie Bahn.Comfort-Kunde?“ (Den Zweiteklassezweiten)
Regionalbahnenversagerlegionen
Fahren vom Schaffen nach da, wo sie wohnen
Schlafen im Mief der Tarifgebietszonen
Regionalbahnenversagerlegionen
Siegesgewisse Bahncomfortbereichler
Sitzplatzberechtigungskartenbestreichler
„Sorry, ihr sitzt da auf unseren Thronen,
Regionalbahnenversagerlegionen!“
Und natürlich auch: Strand. Slamtour auf Sardinien mit Badehose im Gepäck.
Die italienische Sprache
Da fliegt sie dahin, die italienische Sprache
Für mich ohne Sinn, in die schmucklose Brache
Von Spanisch-Residuen und Schüler-Latein
Gewürzt mit Klischeeschmelz aus Bella! und Wein
Irgendwo glimmt fast nassforsch ein Schein von Versteh’n
Gut, was davon stimmt, wird man später beseh’n …
Hilflos wirft man die Anker ins Wabern vom Sinn
Und fliegt auf ein Stückchen im Klangbild dahin
Sich in dies Gewühl der Gassen
Einfach fünfmal fallen lassen
An den Rand zum Sich-Verlieren
Dann zurück ins Orientieren
Ohne Fallschirm einer App
Ohne Hoffnung auf das Web
Schlichtes volles Risiko
Angekommen. Und jetzt: Vier Auftritte auf Sardinien.
Statt Stadt
Die haben hier Kakteen und Palmen
Wir kauern auf bekackten Halmen …
Ob ich eher auf Mäher oder mehr so auf Meer steh‘?
Ob ich scharf werde, wenn ich ’ne Schafherde anseh‘?
Mann, bis spät in die Nacht lacht hier Sonnenlichtzauber
Da mach‘ ich mich sonst für die Frühschicht schon sauber!
Ach, wär’s so, dass ich Firma nenn‘
Der Insel Sternenfirmament