Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Einakter

Alles, was zwölf Zeilen überschreitet.


  • Berlinmilde & das hundertsiebenundsechzigste Gedicht

    Silhouette Berlin

    Noch mal was zur alten Heimat Berlin. Und dem ewigen Update-Stress dieser Stadt.

    Berlin vermag

    Berlin vermag
    An einem Tag
    Den Charme einer Pangalaxie zu verlieren
    Kann im Großen und Ganzen
    Verstoßen
    Verranzen
    Verstörend den Rest alter Gunst infiltrieren

    Doch sogleich
    Kann’s butterweich
    Flüstern: „Hab dir jrad verlor’n, wa?
    Bis‘ mir so een kleener Zornja …!
    Willste mir keen Lächeln borgen?
    Krisst ooch wieda. Übermorgen.“


  • Chemnitz & das hundertvierundfünfzigste Gedicht

    Chemnitz

    Und nun wirklich: Chemnitz.

    Geheimnisvolles Chemnitz

    Als ICE-Halt abgeprallt
    Umgeben von diffusem Wald
    Liegt Chemnitz da, man weiß nicht wo
    Nicht, wie’s dort ausschaut – sowieso

    Ach, Fremder, solltest nicht erwarten
    Dir würde man nun mehr verraten
    Es raunt die Stadt geheimnisvoll:
    „Ja, is‘ hier wirklich nich‘ so toll!“

    Denn würde man
    Mal irgendwann
    Was Chemnitz‘ Reize bieten, zeigen
    Würd’n zeitnah auch die Mieten steigen

    So hüllt man Insel, Park und See
    Im Schrecken vom Betonklischee
    Mit leergepafftem Schornsteinschlund
    (Scheint einer auch entwaffnend bunt)
    Gilt gern als „Bäh!“ und dankt der Welt
    Dass nie ein ICE hier hält


  • Sardinien & das hundertsechsunddreißigste Gedicht

    Bahnfahrt Sardinien

    Angekommen.

    Das Landen auf Inseln

    Wenn die Linie der Küste sich sichtbar erstreckt
    Und das Meer türkisgrünend den Gelbrand beleckt
    Querst du erstmal das Füllhorn an landiger Masse
    (Sofern du nicht falschseitig ohne Gewähr bist
    Nur siehst, dass das Meer halt noch immer ein Meer ist)
    Was hieraufhin folgt, ist ’ne bauchmulmig krasse
    Kurve, durch die Meer und Himmel verschwimmen
    Im taumelnden Glauben, dies möge so stimmen
    Fliegt man schiefer und schiefer
    Und taucht immer tiefer
    Dann macht die Maschine recht fremde Geräusche
    Ist das noch in Ordnung? Klingt nicht so – ich täusche
    Mich da hoffentlich … und: ja!
    Hier ist der Boden, wir sind da.


  • 100 Tage & das hundertzweiunddreißigste Gedicht

    Helsinki Achterbahn

    100 Tage des neuen Jahres – und meiner Slam-Abschiedstour sind vergangen. Schnell, finde ich. Ein Foto aus Helsinki als Blick zurück.

    Hundert, immer schon

    Verwundert
    Blick‘ ich auf die hundert
    Nunmehr schon vergang’nen Jahre
    Die ich im Gewirr der Strecken
    Stimmungstiefen abzustecken
    Durch die Republiken fahre

    Vermindert
    Gleichwohl ungehindert
    Schleichen sich die Schlussakkorde
    An die unverändert breiten
    Hürden der Beständigkeiten
    Fähig zum Tyrannenmord

    Verwundet und vermint
    Sind Weggefährten, Wege
    Was nur dem Stillstand dient
    Der tatverblassten Hege


  • Schären & das hundertfünfundzwanzigste Gedicht

    Schären

    Noch mehr vom Vortage: Schärenmaterial.

    Die Felsen der Schären

    Diese unverwandt wasserhervorigen Steine
    Sind seltsam glatt und weichgestalt
    Beinahe organischen Ursprungs. Ich meine
    Auch, dass sich bei Sonnenbescheinung recht bald
    Aus dem Innersten mählich die Steinhaut erwärmt
    Und Grad um Grad Körper die Poren beschwärmt
    Das kenn‘ ich von Reptilien
    Die bis zum Temp’raturbehag
    Strecken sich zur Sonne hin
    Erst dann bereit sind für den Tag

    Nennt mich sehr gern einen Voll-Übertreiber
    Doch vielleicht sind’s versteinerte Saurierleiber!?
    Diese Felsen in Wasser und sonnigem Scheine
    Sind einfach zu seltsam für „einfach nur Steine“

    Aber irgendwas müssen die Felsen ja sein
    Vielleicht also Saurier. Gefällt euch das? Nein?


  • Drei Monate & das hundertundfünfzehnte Gedicht

    Wald Marienbad

    Drei Monate der Abschiedstour sind rum. Bleiben noch neun Monate und keinerlei Gründe zur Trauer.

    Drei von zwölf

    Für nur ein Viertel Abschied vergieß ich keine Träne
    Fünfundzwanzig Prozent? Also, … nee!
    Is‘ nich ma ein Drittel, errechne ich, gähne
    Das dauert noch viel, viel zu lang, eh ich geh
    Es zieht sich und zieht sich – wie ein Stalaktit, ich
    Habe den Eindruck, es geht nicht vorbei
    Die Hälfte der Hälfte – dann noch mal das selbe
    Die Restzeit vergärt schon zur „Tschüss!“-Narretei

    Und ist die erst geschluckt, kau ich weiter hier, gähne
    Dann ist mir der Abschied doch längstens vertraut
    So lasse – wie heute – ich ab von der Träne
    Sei das Häuschen am Wasser für andre gebaut

    Es fällt ein Abschied uns fast leicht
    Wenn trotz der Zeit
    Die Endlichkeit
    Nie vollends der Bewusstheit weicht


  • Taubenschlag & das hundertundvierzehnte Gedicht

    Tauben aus Amsterdam

    Ein Gedicht zur Rehabilitation der Taube.

    Die Tauben und wir

    Was hat dich die Taube zu hassen gelernt
    Dein Schnurren so krass weit vom Gurren entfernt?

    Wann störte uns jemals die ungalante
    Trippelpickend dicke Tante
    Dass man diesen Vogel so kregel unliked
    Und nur noch Ekel in uns aufsteigt
    Wenn der ungeschickt Flatternde knapp uns verfehlt
    Aus dem Garten der Grazie die Unformen wählt?

    So erscheint uns ihr Flug nie ganz Vogel genug
    Übt die Taube am Zauber des Fliegens Betrug
    Ist mehr hektischer Zweck denn ein lautloses Schweben
    Ihr geht’s nicht um Freiheit, sie will überleben
    Sie ziert sich nicht, in unsrer Nähe zu nisten
    In Dreck und in Unrat ihr Dasein zu fristen

    Nun, wenn der Mensch ein Vogel wär‘
    Käm‘ er dieser Spezies vor anderen näh’r

    Uns schmeichelte fraglos das Grau der Taube
    Das suchende Huschen und Kreuchen im Staube
    Auch in puncto Plumpheit gäb’s null Differenzen
    Nur am Hals würden wir dann wohl nicht so schön glänzen


  • Marienbad & das hundertundzwölfte Gedicht

    Marienbad

    Ein Lob dem Schaumbad aus der Bademantelzone Mariánské Lázně.

    Im Bade

    Ich lass mich von dir ganz umfließen
    Du sollst mir Raum, nicht Wasser sein
    Wie ließe sich das Selbst genießen
    Wenn nicht getunkt in Wärme rein-
    -er Duftschauminseltauchstationen?
    Dort schweigt die Stille von Äonen
    Schon flieht die Hektik des Tages, geschlagen
    Und mit ihr die Hektik von anderen Tagen

    Man weiß
    Die nahende Kälte erahnend
    Dies Glück kann nicht von Dauer sein
    So preis‘
    Die labende Gnade des Badens
    Und sinke tief, tief in ihr ein


  • Marionettentheater & das hundertundzehnte Gedicht

    Marionetten aus dem Marionettentheater München

    Aus dem Marionettentheater München. Sind wir nicht alle ein bisschen …?

    Der Gehängte

    Auch tot hänge ich noch am seidenen Faden
    Und daran hinab seil’n sich seibernde Maden
    Drängen und zwängen sich in meinen Nacken
    Um dem baumelnden Körper Gewicht zu entschlacken
    Der sackig, fahl und eingefallen
    Strebt Schwerkraft suchend mit den prallen
    Leichensaft gefüllten Zehen
    Weiters Richtung Niedergehen

    So häng‘ ich nun vielleicht seit Wochen

    Und hab noch nie so streng gerochen

    ‚S ist gut verpackt, was ich einst hatte
    
In jene Schlinge der letzten Krawatte

    Und raffte auch hin ich am ästhetischen Leide
    
Sie zumindest ist aus Seide


  • Osterspaziergang & das hundertundneunte Gedicht

    Osterseen

    Über Ostern Pause gemacht. Auch hier im Blog. Und dennoch an Euch gedacht:

    Ostersuche

    Tradiert durch Gottes Kind und Sohn
    Drapier ich meinen Finderlohn
    Mit aus Ritzen stibitzten Eier-Color
    Das der Hase, der nächtens im Weiher erfror
    Dort sorgsam für seine Würfe gehortet
    ‚S ward von mir gierig mit Spürsinn geortet
    Und auch der Kakaomassenhohlraumfigur
    Kam ich schlussendlich auf die Spur
    Steckt da, in des Leichnams Backentaschen
    Noch lecker süßer Kram zum Naschen?
    Ist das, was zuletzt seinen Magen gefüllt
    Eventuell von Schokolade umhüllt?
    Ich geb‘ keine Ruh, bis ich jedes entdecke
    Der Schleckerei’n trächtigen Hasenverstecke!

    Doch den Beutezug werd‘ zum Dekors ich drapieren
    Und klug schaff‘ ich in meinem Nest
    Ein Plätzchen, um drinnen den Sinn zu zentrieren
    Von dem ich träume, treu und fest
    Denn
    Jede Suche macht nur Sinn, wenn
    Wir in ihr was andres finden


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


Gedichte/Fotos ausgewählter Tourstationen:

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