Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Wasser

Verse für die Phlegmatiker, denen man Wasser, Winter, Nacht, Baby- und Greisenalter zuordnet.
Die beschreibenden und erzählenden Gedichte.
Von der Naturlyrik bis zu allen Längenvarianten der Ballade.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Feuer entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!


  • Schlosskasematten & das zweihundertvierundzwanzigste Gedicht

    Way down to the Schlosskasematten Marburg

    Treppen zu den Kasematten des Schlosses zu Marburg. Fledermausbrutstätte heißt es. Aber wer weiß?

    Gruselgedicht

    Das Schaben und Schmirgeln hinter den Türen
    Die festens verriegelt nach Nirgendwo führen
    Obschon doch dahinter, gut hörbar, was ist …
    Dann splittern die Latten. Was ist das? Oh, Mist!


  • Transit & das zweihunderteinundzwanzigste Gedicht

    Schiphol, Gate D86

    Der Rückweg von Luxemburg zieht sich. Ein Zwischenstopp in Amsterdam. Plus Zwischenspurt zum letzten Gate-Zipfel des Flughafens.

    Der letzte Finger

    Transfer Schiphol, Gate D86
    Die letzte Ausfahrt für ein Date in der Luft
    Bevor ich dort boarde, neigt unlängst die Nacht sich
    Und dämmernd umschleicht mich ein Sackgassenduft


  • Luxemburg & das zweihundertneunzehnte Gedicht

    Festung Luxemburg

    Die Festungsanlage du Luxembourg. Steht.

    Das Bollwerk

    Es trutzen vom Felsen die wehrhaften Mauern
    Jeder Blick schweift gebietend ins kniende Rund
    Gewappnet fürs stattliche Welt-Überdauern
    Schier ewigkeitsnah liegen Steine sich wund

    Felsenfest wiegt der alten Feste Macht
    Weil stets auf ihr zähes Bestehen bedacht

    Denn auch resistente Residenzen
    Stößt die Zeit an ihre Grenzen


  • Theaterhinterhöfe & das zweihundertfünfzehnte Gedicht

    Thalia Theater Hamburg

    Drei Theater – der gleiche Eindruck: Da waren wenig Menschenfreunde am Innenausbau der Garderoben beschäftigt.

    Kein Platz so grau

    Kein Platz so profan wie die großen Theater rücklings umgürtelnden Neonlichtgänge
    Wo Künstler und Technik im Hektikgedränge
    Auf grau meliert grauem Linoleum knarzen

    Kein Platz so gefühllos und unglamouriert als der Bau hinter wuchtigen Stahlbrandschutztüren
    Wo aus Garderoben die prächtigsten Roben sich bühnenwärts in eine Scheinwelt entführen
    Wie Sicherheitsvorschriften fliehende Parzen

    Von scheppernden Boxen zum Auftritt gerufen
    Rutschfester Noppenbelag auf den Stufen
    So, wo ging’s hier noch mal lang?
    Hinweiszettel, Kabelstrang
    Ein Wegegewirr, das ins Nirgends sich streckt
    Verwaist weiße Wände, vom Anseh’n verdreckt
    Sich ans hinterkulissige Dunkel gewöhnen
    Feuerwehrmänner beim feixenden Klönen
    Wegweiserpfeile am Aufgang entdecken
    Gelbschwarz gebrandmarkte Kopfanstoß-Ecken
    Und dann stracks sich vom Eindruck der Taubheit befrei’n

    Freilich, dafür musste Schauspieler sein!


  • Maienende & das zweihundertvierte Gedicht

    Rispen

    Wonnemonat vorbei. Tja.

    Juniblues

    All die Rispen lispeln: Vorbei ist der Mai!
    Der buchstäblich kürzeste Monat der Wonne
    Was früh hier erblühte, fiel unlängst entzwei
    Im Quell der bald lediglich quälenden Sonne


  • Frühstück & das zweihundertdritte Gedicht

    Hopfenfelder

    Bevor der Tag beginnt, sitzt man manches Mal bereits im Zug. Und rauscht an Hopfen und Hoffnung vorbei.

    Spätes Frühstück

    Nun,

    Dem frühen Vogel mag
    Jeden Morgen, jeden Tag
    Etwas Wurmverwandtes langen

    Doch Nachtigall,
    Die Nacht war geil –
    Da brauche ich um anzufangen
    Vorneweg, direkt zum Start:

    Weck-Gebäck, das knusperzart
    Jäh verweht des Schlafes Schwere,
    Wenn ich’s beim Kaffee verzehre

    So legt auf die Gabel
    Derweil ich noch gähne
    Ein Starthilfekabel
    Für Ozeankähne
    Es werden dann, schon halbwegs klar
    Der Tag und ich ein spätes Paar


  • Weimar & das zweihundertzweite Gedicht

    Goethe & Schiller Denkmal Weimar

    Die Klassiker und ihre Evergreens im Remix.

    Heideglöcklein

    Sah ein Knab ein Röslein stehn
    Concordia soll ihr Name sein
    „Willst, feiner Knab, du mit mir gehn
    Die Stadt vom Tyrannen befrein?“

    Halb zog sie ihn, halb sank er hin
    „Gestehe, dass ich glücklich bin.“
    Seht, er läuft zum Ufer nieder
    Alle Menschen werden Brüder


  • Isartor & das hundertsiebenundneunzigste Gedicht

    Am Isartor

    Es war da so eine Ahnung, als wenn sich das gute Wetter immer verkrümelt, sobald ich wieder in München ankomme. Heute sieht das anders aus. Aber der Eindruck bleibt – in Form eines Gedichts:

    Hoch & Wasser

    Die Gewässer sind mit allen Wassern gewaschen
    Und Nässe lässt sich von der Nasenspitz naschen
    Die Spatzen sind’s satt, durch die Stadt zu spazier’n

    Weil Platzregen ratzefatz das hinfort spülen
    Was sich bereits regte an Sommergefühlen
    Nun trommeln die Tropfen aufs hoffende Hirn


  • BOB & das hunderteinundneunzigste Gedicht

    Bad-Tölz

    Die BOB-Bahn fährt mit Wortwitzschwung über bayerische Ferienortgleise und sorgt für die Münchner Idyllenspeisung. Wäre auch ein Gedicht wert. Hat mit dem folgenden aber gar nix zu tun:

    Honey

    Mit jedem Schritt steckst du nur tiefer noch drin
    Und im Publikum spricht sich das Ende schon rum
    Jed‘ Versuch, sich zu wehr’n, verliert weiter an Sinn
    Ich reich‘ dir ein Messer – du dankst es mir stumm


  • Pfingstwetter & das hundertneunundachtzigste Gedicht

    Bad Tölz

    Wettertragödien, vermieste Feste. Aber das kann auch vielleicht das Beste sein, was passieren konnte.

    Feste, die ins Wasser fallen

    All den Festen, die ins Wasser fallen
    Bleibt die nicht widerlegte Verheißung erhalten
    Sie wären die besten Feste von allen
    Gewesen, sofern sie von weniger kalten
    Regenfällen gesegnet gewesen …
    Dies sind – wie gesagt – auch berechtigte Thesen
    Denn schließlich war, wie jammerschade
    Klar das Wetter ohne Gnade

    So scheint manches Mal das gescholtene Wetter
    Missratenen Festen willkommen als Retter


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