Verse für die Phlegmatiker, denen man Wasser, Winter, Nacht, Baby- und Greisenalter zuordnet.
Die beschreibenden und erzählenden Gedichte.
Von der Naturlyrik bis zu allen Längenvarianten der Ballade.
Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Feuer entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!
Treppen zu den Kasematten des Schlosses zu Marburg. Fledermausbrutstätte heißt es. Aber wer weiß?
Gruselgedicht
Das Schaben und Schmirgeln hinter den Türen
Die festens verriegelt nach Nirgendwo führen
Obschon doch dahinter, gut hörbar, was ist …
Dann splittern die Latten. Was ist das? Oh, Mist!
Der Rückweg von Luxemburg zieht sich. Ein Zwischenstopp in Amsterdam. Plus Zwischenspurt zum letzten Gate-Zipfel des Flughafens.
Der letzte Finger
Transfer Schiphol, Gate D86
Die letzte Ausfahrt für ein Date in der Luft
Bevor ich dort boarde, neigt unlängst die Nacht sich
Und dämmernd umschleicht mich ein Sackgassenduft
Es trutzen vom Felsen die wehrhaften Mauern
Jeder Blick schweift gebietend ins kniende Rund
Gewappnet fürs stattliche Welt-Überdauern
Schier ewigkeitsnah liegen Steine sich wund
Felsenfest wiegt der alten Feste Macht
Weil stets auf ihr zähes Bestehen bedacht
Denn auch resistente Residenzen
Stößt die Zeit an ihre Grenzen
Drei Theater – der gleiche Eindruck: Da waren wenig Menschenfreunde am Innenausbau der Garderoben beschäftigt.
Kein Platz so grau
Kein Platz so profan wie die großen Theater rücklings umgürtelnden Neonlichtgänge
Wo Künstler und Technik im Hektikgedränge
Auf grau meliert grauem Linoleum knarzen
Kein Platz so gefühllos und unglamouriert als der Bau hinter wuchtigen Stahlbrandschutztüren
Wo aus Garderoben die prächtigsten Roben sich bühnenwärts in eine Scheinwelt entführen
Wie Sicherheitsvorschriften fliehende Parzen
Von scheppernden Boxen zum Auftritt gerufen
Rutschfester Noppenbelag auf den Stufen
So, wo ging’s hier noch mal lang?
Hinweiszettel, Kabelstrang
Ein Wegegewirr, das ins Nirgends sich streckt
Verwaist weiße Wände, vom Anseh’n verdreckt
Sich ans hinterkulissige Dunkel gewöhnen
Feuerwehrmänner beim feixenden Klönen
Wegweiserpfeile am Aufgang entdecken
Gelbschwarz gebrandmarkte Kopfanstoß-Ecken
Und dann stracks sich vom Eindruck der Taubheit befrei’n
All die Rispen lispeln: Vorbei ist der Mai!
Der buchstäblich kürzeste Monat der Wonne
Was früh hier erblühte, fiel unlängst entzwei
Im Quell der bald lediglich quälenden Sonne
Es war da so eine Ahnung, als wenn sich das gute Wetter immer verkrümelt, sobald ich wieder in München ankomme. Heute sieht das anders aus. Aber der Eindruck bleibt – in Form eines Gedichts:
Hoch & Wasser
Die Gewässer sind mit allen Wassern gewaschen
Und Nässe lässt sich von der Nasenspitz naschen
Die Spatzen sind’s satt, durch die Stadt zu spazier’n
Weil Platzregen ratzefatz das hinfort spülen
Was sich bereits regte an Sommergefühlen
Nun trommeln die Tropfen aufs hoffende Hirn
Die BOB-Bahn fährt mit Wortwitzschwung über bayerische Ferienortgleise und sorgt für die Münchner Idyllenspeisung. Wäre auch ein Gedicht wert. Hat mit dem folgenden aber gar nix zu tun:
Honey
Mit jedem Schritt steckst du nur tiefer noch drin
Und im Publikum spricht sich das Ende schon rum
Jed‘ Versuch, sich zu wehr’n, verliert weiter an Sinn
Ich reich‘ dir ein Messer – du dankst es mir stumm
Wettertragödien, vermieste Feste. Aber das kann auch vielleicht das Beste sein, was passieren konnte.
Feste, die ins Wasser fallen
All den Festen, die ins Wasser fallen
Bleibt die nicht widerlegte Verheißung erhalten
Sie wären die besten Feste von allen
Gewesen, sofern sie von weniger kalten
Regenfällen gesegnet gewesen …
Dies sind – wie gesagt – auch berechtigte Thesen
Denn schließlich war, wie jammerschade
Klar das Wetter ohne Gnade
So scheint manches Mal das gescholtene Wetter
Missratenen Festen willkommen als Retter