Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Wasser

Verse für die Phlegmatiker, denen man Wasser, Winter, Nacht, Baby- und Greisenalter zuordnet.
Die beschreibenden und erzählenden Gedichte.
Von der Naturlyrik bis zu allen Längenvarianten der Ballade.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Feuer entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!


  • Würm & das zweitausendfünfhundertvierunddreißigste Gedicht

    Die Würm bei Feldmoching

    Mai 2024 (Rückblick 5)

    Den Mai gebar der Tag der Arbeit und er schließt im Katholikentag
    Ein Labora-et-ora mit Missbrauchsanklagen, die kaum wer überblicken mag.
    Ja, Scheinheiligkeiten sind weithin verbreitet,
    Weil sich dadurch ja der Aktionsspielraum weitet …
    Mallorca ist urplötzlich gegen Touristen,
    Die Le Pens und Melonis find’n die AFD Mist, denn
    Von eig’nem Mist liegt die Krah-Krater entfernt –
    Interessant, was man da an Nuancen erlernt!
    Spanien, Norwegen, Irland sind erste beim Rennen
    Im Jetzt-Palästina-als-Staat-Anerkennen.
    Nur – je mehr man auf Bibi-zu-ärgern sich einigt,
    Je wahlloser wird Rafah Hamas-bereinigt.
    Doch trägt jedes Pro-Palästina Anti-Israel-Viren?
    Da Studierende stur auf dem Campus campieren?
    Von Kampen geht „L’amour toujours“
    Mit andrem Text auf Deutschland-Tour.
    Hamburg durchstampfen im Mai harte Burschen
    Nach Nazi-Art, nur mit mehr Bart und zorngerecktem Kampfplakat:
    „Kalifat ist die Antwort“ konnt‘ man da lesen.
    Nun gut. Aber was ist die Frage gewesen?
    War ’ne stark retardierende Herrschaft gesucht?
    Da wär „Kalifat“ wohl als Antwort gebucht!
    Es gärt im Schlick der Gockel-Narrheit
    Manch selbstgestrickte TicToc-Wahrheit.
    AFD-Glucke Alice is‘ notorisch beleidigt
    Und verlangt den Verfassungsschutz auszubuh’n.
    Beim ESC hat „uns Greta“ Palästina verteidigt,
    Als gäb’s nicht beim Klima ’n Berg noch zu tun.
    Ein aufrechter Kampf muss anscheinend auch flexibel genug für Themenwechsel sein:
    „Wein nicht um mich, krankes Klima!
    Ich hab jetzt ein schlankeres Thema.
    Du wurd’st verleugnet, beschrie’n: ‚Is‘ nich‘ wahr!‘
    Beim Terrorismus – da leugne ich ma‘!“
    Es stehen Prinz Reuß und auch Trump vor Gericht,
    Bereu’n ihr Taten – ja, hätt’ste gern! – nicht.
    Weil es gilt nun verstärkt: Zweite Meinung? Die gibt’s nich‘!
    Das firmiert jetzt als brandneues Grundgesetz.
    Das alte wird am 8. Mai fünfundsiebzig
    Mit Staatsakt und Infostand, festlich Let’s fetz!
    Und wir feiern und seiern
    Die üblichen Leiern,
    Derweil sich Attacken
    Plakatkleber packen.
    Plötzlich läuft ein Straßenkrieg
    Gegen Wahlhelferinn’n der Lokalpolitik.
    Hasskommentare gibt’s jetzt auch analog!
    Von Messergestoch’re bis Nasenbein-Broke.
    And’re Meinung – und das ist dein Job, Bruder – gibt’s nich‘!
    Und das Grundgesetz wird heuer fünfenundsiebzig –
    Oder anders gesprochen: als Macht mächtig alt.
    Und ohnehin ohnmächtig gegen Gewalt.
    Und ist Demokratie noch gewollt und reell
    Oder mehr so ’n altkluges Auslaufmodell?
    Das BSW grüßt Parteimitglied Nr. 47.
    Das wird sich schon geben – ein Spoiler: Njet, wird’s nich!
    Schon bald setzt sich durch, dass die Start-Up-Parteien
    Dank Russland-Empfehlungen wählbarer seien.
    Von der’n Trollen durchseucht, deucht uns nicht ohne Qualen:
    Es folgen dies‘ Jahr ja noch einige Wahlen …


  • Wiesnwellenflug & das zweitausendfünfhundertsechsundzwanzigste Gedicht

    Das Wellenflug-Kettenkarussell auf der Wiesn

    April 2024 (Rückblick 4)

    Der April, der April, der sagt: „Brudi, chill!
    Es gibt das Weed, den Shit ab jetz
    Ganz ohne Stress mit dem Gesetz!“
    Nun, was die Welt betrifft, erwacht
    Jetzt mancher „Wohl bekifft?!“-Verdacht.
    Da reist Babo Steinmeier in die Türkei,
    Als Gastgeschenk einen Spieß Döner dabei,
    Die AFD bückt sich vor Russland und China
    Und ist so gefügiger Doppelverdiener.
    Vom Bystron kraht es auf dem Mist,
    Auch Höcke heckt sich aus als List:
    „Gilt hier Cannabis-Amnestie,
    Dann auch SA-Spruch-Amnesie.
    Echt ma easy, Landgericht,
    War wohl damals mächtig dicht!“
    THC bringt auch Briten enorm durcheinander –
    Die exportier’n Flüchtlinge jetzt nach Ruanda!
    Das UN-Gericht spricht uns vom Völkermord frei
    Und ein Teil unsrer Wirtschaft performt richtig high!
    So früh schon im Jahr gibt es ’nen neuen Rekord
    Für die treuen Getreuen vom Waffenexport!
    Ja, der Gazakrieg wird immer zäher,
    Raketentests in Nordkorea,
    Das Drohnengedroppe toppt jetzt der Iran
    Und China droht so wie gewohnt gen Taiwan –
    Bro, die brauchen da Waffen und zwar ohne Ende!
    Und wir reib’n uns jointdrehend räudig die Hände …
    Da müssen wir Volkswagen gar nicht groß retten –
    Der wahre VW aus D, der läuft auf Ketten
    Mit April-Chillum-chilligen, willigen Drift!
    Dem folgen wir fortan gern vollends be… -herzt.


  • Übertritt & das zweitausendfünfhundertdreiundzwanzigste Gedicht

    Hochwasser am Tegernseeufer

    März 2024 (Rückblick 3)

    Der M(a)erz, er folgt dem Februar
    (wohl auch dem Scholz im nächsten Jahr) –
    Ja, vor eig’ner Dummheit kann man nicht laut genug warnen!
    Und Unmut zieht ungut im Land seine Bahnen …
    Was zum ersten März die Militärs sehr empört:
    Der Russe hat uns abgehört!
    Ein dämlicher Infos-aus-höchstem-Geschoss-Klau
    Grüßt arg beschämend uns aus Moskau.
    Ja, vor eigener Dummheit … – gut, kennen wir ja
    Doch nur drei Wochen drauf wurde schlagartig klar:
    Nichts ahnte man derweil vom Anschlagsplan
    Des IS-Outlets Tadschikistan:
    Ein Konzertsaal, 130 Tote – wie bringt man’s ins Reine?
    „Naja, das war halt die Ukraine –
    Das war die Ukraine mit Hilfe vom Westen!“ –
    Gut, die einfachsten Lösungen sind oft die Besten.
    Und kurz drauf krönt solch Propagandaerlebnis
    Noch Putins Wahl-Rekordergebnis!
    Was gab’s noch neben Sieger- und Siegerreichpose?
    Kate Middleton outet ’ne Krebsdiagnose (und das, wo King Charles‘ Prostata Im Vormonat schon Thema war),
    Vorm Tesla-Werk fallen die Strommasten um (tja, halt Berliner Publikum),
    Der NATO tritt Schweden bei – Staat 32.
    Ist das Grund zu feiern? Ej, Leute, was weiß ich …
    Der Papst plädiert plötzlich für mehr weiße Fahnen,
    In Haiti kann niemand vor gar nichts mehr warnen,
    Das Rote Meer ist endlich Huthi-bereinigt
    Und die GDL hat mit der Bahn sich geeinigt.
    Entwickelt sich alles in bessere(n) Bahnen?
    Man kann, wie gesagt, gar nicht laut genug warnen!


  • Artemis & das zweitausendfünfhundertzwanzigste Gedicht

    Artemis-Statue im Schloßpark Glienicke

    Februar 2024 (Rückblick 2)

    Sodann beschloss der Februar,
    Dass dieses Jahr ein Schaltjahr war.
    Und man schalt einander bis zur Spaltung,
    Verdammte stets die Ampelschaltung:
    „Leuchten Rot, Gelb und Grün – heißt das Fahr‘n oder Halten?!“
    Ist ein Schaltjahr die Chance, einmal schneller zu schalten?
    Die Fregatte „Hessen“ kriegt ihr Go!,
    Den „Taurus“ bremst das Kanzler-“No!“
    Der Ukrainekrieg feiert den zweiten Geburtstag,
    Macron denkt ob Bodentruppeinsätze kurz nach,
    Es lässt die Wut im Gazastreifen
    Die nächste Brut der Hamas reifen,
    Zum Berlinale-Finale lärmen Antisemiten
    Und die Bild fragt: „Frau Roth, lassen Sie sich das bieten?“
    Ja, die Welt scheint in Entscheidungsnot:
    Wie, wann und wo intervenieren?
    Plötzlich heißt es, pardauz!, „Der Nawalny ist tot!“
    Ja, wie konnte denn sowas passieren?
    Die Konflikte, die Krisen, die Kriege – sie drängeln,
    Dringen uns ins Gemüt wie Saharasand –
    Vielleicht gräbt das Bezahlkarten-Flüchtlinge-Gängeln
    Einen dichteren Ruhewall um unser Land!?
    Drinnen jagen wir emsig RAF-Pensionäre –
    Auf dass die Welt bald sich‘rer wäre.
    Was sie am letzten Februar
    Dann leider Gottes doch nicht war.


  • Neuer Garten Blüte & das zweitausendfünfhundertachtzehnte Gedicht

    Im Garten vom Schloss Cecilienhof im Neuen Garten in Potsdam

    Januar 2024 (Rückblick 1)

    Was gab’s, was war und was geschah
    Im damals ja noch neuen Jahr
    Im ersten Monat Januar?
    Ja nu, a-nfangs sah man da,
    Dass Japan erbebte
    An Neujahr, Margrethe
    Von Dänemark hat abgedankt,
    Ecuador
    Erfasst Furor –
    Vom Drogenhandel vollgetankt,
    Treckerbauern und Beckenbauer
    Belegen die Zitzen der Titelblattspalten.
    Wo erstere sich auf Berlin-Fahrt erhitzen,
    Muss jener nach Abpfiff in Salzburg erkalten.
    Es enthüllt und entmüllt uns das Correctiv
    Den Potsdam-Kotzkram-Vorjahrsmief –
    Da erlern’n wir das Mordswörtchen Remigration
    Und zu Pfingsten auf Sylt, da beherrscht man es schon.
    Doch rekordzahl’nverdächtig formiert sich Protest
    Zum Quod-erat-demonstrandum-Fest.
    War ganz schön was los, da in unseren Straßen –
    ’ne Werteunion (so ganz ohne Herrn Maaßen).


  • Kleiner Müggelsee & das zweitausendfünfhundertsiebzehnte Gedicht

    Am Strand vom Kleinen Müggelsee

    Urlaub im Stillen

    Die sandverstaubte Kiefernluft
    Ist Brandenburg bei Hitze.
    Man steht im trüben Mümmelsee
    Und reißt gedörrte Witze.

    Du denkst im Stillen: „Ossi-Duft.“ –
    Doch bändigst alle Klagen.
    Bleibt Brandenburg auch ein Klischee –
    Es neigt zum Überragen.


  • Neu-Venedig & das zweitausendfünfhundertvierzehnte Gedicht

    Auf der Müggelspree bei Neu-Venedig zwischen Müggelsee und Dämeritzsee

    Die Ex-Bewohner Venedigs (klein)

    In Klein-Venedig sind jetzt manch
    Großkopferte gelandet,
    Die laden generös zum Lunch.

    Wer hier vordem gestrandet
    Lobt angesäuert: „Schön jemacht –
    Da ließ sich wer wat kosten!“
    Die trag’n noch Dialekte-Tracht
    Mit Sehnsuchtsblick nach Osten.


  • Lej da Champfèr & das zweitausendfünfhundertachte Gedicht

    Der Champfèrersee an der Oberengadiner Seenplatte im schweizerischen Kanton Graubünden.

    Sinn/Sign

    Die Natur aast ja manchmal mit Photoshop rum,
    Als gelte für sie da kein Maß!

    Ich nehm’s als gegeben und ihr das nicht krumm
    Und watschle auf sattgrünem Gras
    Einem vermeerten Türkis-See entgegen
    Mit Himmelbau sprühenden Segen.

    „Sky is the limit“, skandiert das Idyll
    Und Design-Größen schnüren die Ranzen.

    Wirf die Anmaßungsskizzen sogleich auf den Müll
    Und genieße die Sinn-Resonanzen!


  • Salzach & das zweitausendfünfhundertzweite Gedicht

    Blick auf Salzburg vom Müllnersteg

    Die Vorstellungsschwäche des Faktischen

    Es hat sich der Fluss einst vom Berg aufgemacht –
    Da wusst‘ er noch gar nicht wohin.
    Und vielleicht hat er erst sich in Zweifel gedacht
    Übers Überhaupt, Richtung und Sinn.

    Erst zuletzt die Entscheidung: „Ich fließe ins Tal
    Und ich wähle als Weg dieses Bett!“

    Das Nachhinein schreibt Hier bestand nie ne Wahl.
    In seinen ideenfreien Chat.


  • Brahmspromenade & das zweitausendvierhundertdreiundneunzigste Gedicht

    Strandbad an der Brahmspromenade Tutzing

    Bottomless

    Just unter dem Gürtel beginnen die Zonen
    Der Poritzen und ihrer Präsentationen.
    Ein schüchternes Speckbäckchen wölbig bekundet:
    Ab hier wird noch auf- und sehr kräftig gerundet.

    Und mit der Haut outet sich vornehme Blässe:
    „Mich knebelt gewöhnlich textile Tristesse,
    Doch jetzt ist’s nur Sitzfläche, die noch bedeckt!“

    Eh unverwandt standhaft nach oben gereckt
    Sich unverhofft offen zeigt – sagen wir’s barsch –
    Ein prachtvoll im Sonnenlicht schillernder Arsch.


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


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