Verse für die Phlegmatiker, denen man Wasser, Winter, Nacht, Baby- und Greisenalter zuordnet.
Die beschreibenden und erzählenden Gedichte.
Von der Naturlyrik bis zu allen Längenvarianten der Ballade.
Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Feuer entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!
Brüssel scheint artig pompös, fast phlegmatisch,
Etwas Paris, nur sozialdemokratisch –
Ein Amsterdam, dem man die Schärfe entzogen.
Die Heimeligkeit heischt nicht gar so verlogen
Wie die Willenskulissen beliebterer Städte –
Hier gilt als Idyllenprämisse das Nette
Und streckt oder reckt sich ins Unterpompöse,
Wird ständig beklampft von dem Dampf der Fritteuse,
Im „Lass ‚ma gut sein!“ eingeparkt.
Zunächst dröhnt uns der Schwall einer Rettungssirene
In meinen empfindsamen Handyempfang –
Da ich doch allein deine Stimme ersehne
In alle Gerätschaft verleugnendem Klang!
Später donnert es in einer Bahnunterführung
Im Takt vom geschürten Verkehrsflussgebell.
Das desavouiert jeden Ton meiner Rührung –
Und alles, was ist, ist es nicht mehr reell.
Atmen – Atem – atmen – Atem,
Füllen – Leere – füllen – Leere,
Etwas Angst vor Ungegartem,
Vor dem Schnitt der Wohlstandsschere,
Sog, Druck und Erleichterung,
Fern vom einst erreichten Schwung,
Doch im Schoß entfleischter Süße
Übt das Ebenmaß Tumult
Und bestellt der Schongeduld
Schöngefärbte Grüße.
Ein schwärmendes Aroma-„Ah!“,
In dem sich die Urform der Gleichung beweist,
Um die der Planet unsres Menschentums kreist,
Versinkend im Genuss.
Das Kann schwillt an zum Muss
Für eine Geltung immerdar,
Wo jede Papille ihr Fabelreich schmeckt,
Sich fern jeden Abers gen Wohlgefühl streckt,
Zum schwärmenden Aroma-„Ah!“ …
Es wuchsen mit den Tagen im Wald
Die Binnenradien der Nasenhaare,
Die Insignien des Rückzugs erhärteten bald
Beweise für konsumatorische Ware.
Und alle Manie wurd urplötzlich geerdet –
Wir fielen im Taumel vielglücklich zurück –
Da ein Moosmoses deutete: „Geht hin und werdet“!
Und wir gingen, beherzt. Nicht weit. Nur ein Stück.
… klingt wie ein Vokaltrampolin,
Auf das man zwei Handvoll von Schotterstein streut.
Es lebt von den Fröhlich-qua-Unschuld-Partien,
Von untervolumigen Grindcore betreut.
Es klingt wie der Gischt leichten Seegangs entsprungen,
In all seiner Sehnsucht nach Weite gedrungen,
Und trotz aller Rumpler so rundum vertraut –
Skeptisch richtet sich mein Blick zu den allerschwärzesten Wolken hinauf,
Die seit Wolkengedenken im Diesseits sich türmten.
Mein hektischer Lauf nimmt noch weiter an Fahrt auf
Passiert all die zukünftig hilflos Beschirmten.
Der Wumms des Donners, der Knall seiner Peitsche,
Der Hieb der Akustik, die Schärfe vom Blitz –
Ich seh, bis zum Bahnhof ist’s nicht mehr so weit, schä-
Le mich aus dem Unding gen trockenen Sitz.
Nie lauter, nie doller, nie wütend war letztlich,
Was mir an Gewittern begegnet‘ –
Schaut, welch ein rasiertes Gebölk von Entsetzlich!