Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Politik

Gedichte mit politischem Hintergrund oder entsprechender Attitüde.


  • Drängelfreie Ränge & das zweitausendfünfhundertzweiunddreißigste Gedicht

    Zuschauertribüne an der Olympia Regattastrecke Oberschleißheim

    Museen am Montag

    Ich bin in den Museen am Montag das „Heute ist geschlossen“-Schild.
    Ich weiß, wie sich die Welt
    Verhält –
    Bin über dies (und das!) im Bild,
    Doch rette meinen Non-Bedarf mit Funktionalität,

    Verbleibe in der Auftrennwut als einer, der noch näht.


  • Wiesnwellenflug & das zweitausendfünfhundertsechsundzwanzigste Gedicht

    Das Wellenflug-Kettenkarussell auf der Wiesn

    April 2024 (Rückblick 4)

    Der April, der April, der sagt: „Brudi, chill!
    Es gibt das Weed, den Shit ab jetz
    Ganz ohne Stress mit dem Gesetz!“
    Nun, was die Welt betrifft, erwacht
    Jetzt mancher „Wohl bekifft?!“-Verdacht.
    Da reist Babo Steinmeier in die Türkei,
    Als Gastgeschenk einen Spieß Döner dabei,
    Die AFD bückt sich vor Russland und China
    Und ist so gefügiger Doppelverdiener.
    Vom Bystron kraht es auf dem Mist,
    Auch Höcke heckt sich aus als List:
    „Gilt hier Cannabis-Amnestie,
    Dann auch SA-Spruch-Amnesie.
    Echt ma easy, Landgericht,
    War wohl damals mächtig dicht!“
    THC bringt auch Briten enorm durcheinander –
    Die exportier’n Flüchtlinge jetzt nach Ruanda!
    Das UN-Gericht spricht uns vom Völkermord frei
    Und ein Teil unsrer Wirtschaft performt richtig high!
    So früh schon im Jahr gibt es ’nen neuen Rekord
    Für die treuen Getreuen vom Waffenexport!
    Ja, der Gazakrieg wird immer zäher,
    Raketentests in Nordkorea,
    Das Drohnengedroppe toppt jetzt der Iran
    Und China droht so wie gewohnt gen Taiwan –
    Bro, die brauchen da Waffen und zwar ohne Ende!
    Und wir reib’n uns jointdrehend räudig die Hände …
    Da müssen wir Volkswagen gar nicht groß retten –
    Der wahre VW aus D, der läuft auf Ketten
    Mit April-Chillum-chilligen, willigen Drift!
    Dem folgen wir fortan gern vollends be… -herzt.


  • Martinsbrunnen & das zweitausendfünfhundertfünfundzwanzigste Gedicht

    Der Martinsbrunnen in Bernried

    Ei der Daus

    Manch Kuckucksei das Nest befüllt –
    Was sich dann später flugs enthüllt.


  • Übertritt & das zweitausendfünfhundertdreiundzwanzigste Gedicht

    Hochwasser am Tegernseeufer

    März 2024 (Rückblick 3)

    Der M(a)erz, er folgt dem Februar
    (wohl auch dem Scholz im nächsten Jahr) –
    Ja, vor eig’ner Dummheit kann man nicht laut genug warnen!
    Und Unmut zieht ungut im Land seine Bahnen …
    Was zum ersten März die Militärs sehr empört:
    Der Russe hat uns abgehört!
    Ein dämlicher Infos-aus-höchstem-Geschoss-Klau
    Grüßt arg beschämend uns aus Moskau.
    Ja, vor eigener Dummheit … – gut, kennen wir ja
    Doch nur drei Wochen drauf wurde schlagartig klar:
    Nichts ahnte man derweil vom Anschlagsplan
    Des IS-Outlets Tadschikistan:
    Ein Konzertsaal, 130 Tote – wie bringt man’s ins Reine?
    „Naja, das war halt die Ukraine –
    Das war die Ukraine mit Hilfe vom Westen!“ –
    Gut, die einfachsten Lösungen sind oft die Besten.
    Und kurz drauf krönt solch Propagandaerlebnis
    Noch Putins Wahl-Rekordergebnis!
    Was gab’s noch neben Sieger- und Siegerreichpose?
    Kate Middleton outet ’ne Krebsdiagnose (und das, wo King Charles‘ Prostata Im Vormonat schon Thema war),
    Vorm Tesla-Werk fallen die Strommasten um (tja, halt Berliner Publikum),
    Der NATO tritt Schweden bei – Staat 32.
    Ist das Grund zu feiern? Ej, Leute, was weiß ich …
    Der Papst plädiert plötzlich für mehr weiße Fahnen,
    In Haiti kann niemand vor gar nichts mehr warnen,
    Das Rote Meer ist endlich Huthi-bereinigt
    Und die GDL hat mit der Bahn sich geeinigt.
    Entwickelt sich alles in bessere(n) Bahnen?
    Man kann, wie gesagt, gar nicht laut genug warnen!


  • Artemis & das zweitausendfünfhundertzwanzigste Gedicht

    Artemis-Statue im Schloßpark Glienicke

    Februar 2024 (Rückblick 2)

    Sodann beschloss der Februar,
    Dass dieses Jahr ein Schaltjahr war.
    Und man schalt einander bis zur Spaltung,
    Verdammte stets die Ampelschaltung:
    „Leuchten Rot, Gelb und Grün – heißt das Fahr‘n oder Halten?!“
    Ist ein Schaltjahr die Chance, einmal schneller zu schalten?
    Die Fregatte „Hessen“ kriegt ihr Go!,
    Den „Taurus“ bremst das Kanzler-“No!“
    Der Ukrainekrieg feiert den zweiten Geburtstag,
    Macron denkt ob Bodentruppeinsätze kurz nach,
    Es lässt die Wut im Gazastreifen
    Die nächste Brut der Hamas reifen,
    Zum Berlinale-Finale lärmen Antisemiten
    Und die Bild fragt: „Frau Roth, lassen Sie sich das bieten?“
    Ja, die Welt scheint in Entscheidungsnot:
    Wie, wann und wo intervenieren?
    Plötzlich heißt es, pardauz!, „Der Nawalny ist tot!“
    Ja, wie konnte denn sowas passieren?
    Die Konflikte, die Krisen, die Kriege – sie drängeln,
    Dringen uns ins Gemüt wie Saharasand –
    Vielleicht gräbt das Bezahlkarten-Flüchtlinge-Gängeln
    Einen dichteren Ruhewall um unser Land!?
    Drinnen jagen wir emsig RAF-Pensionäre –
    Auf dass die Welt bald sich‘rer wäre.
    Was sie am letzten Februar
    Dann leider Gottes doch nicht war.


  • Neuer Garten Blüte & das zweitausendfünfhundertachtzehnte Gedicht

    Im Garten vom Schloss Cecilienhof im Neuen Garten in Potsdam

    Januar 2024 (Rückblick 1)

    Was gab’s, was war und was geschah
    Im damals ja noch neuen Jahr
    Im ersten Monat Januar?
    Ja nu, a-nfangs sah man da,
    Dass Japan erbebte
    An Neujahr, Margrethe
    Von Dänemark hat abgedankt,
    Ecuador
    Erfasst Furor –
    Vom Drogenhandel vollgetankt,
    Treckerbauern und Beckenbauer
    Belegen die Zitzen der Titelblattspalten.
    Wo erstere sich auf Berlin-Fahrt erhitzen,
    Muss jener nach Abpfiff in Salzburg erkalten.
    Es enthüllt und entmüllt uns das Correctiv
    Den Potsdam-Kotzkram-Vorjahrsmief –
    Da erlern’n wir das Mordswörtchen Remigration
    Und zu Pfingsten auf Sylt, da beherrscht man es schon.
    Doch rekordzahl’nverdächtig formiert sich Protest
    Zum Quod-erat-demonstrandum-Fest.
    War ganz schön was los, da in unseren Straßen –
    ’ne Werteunion (so ganz ohne Herrn Maaßen).


  • Tudorschornstein & das zweitausendfünfhundertsechzehnte Gedicht

    Schornsteine im Tudorstil vom Schloss Cecilienhof im Neuen Garten in Potsdam

    Unter auf Krawall Gebürsteten

    Wir machen’s uns nicht schön, wie Sie
    Ob Wohlstandsgrads vermuten –
    Wir schießen uns ins eigne Knie
    Und filmen uns beim Bluten.

    Der morgendliche Joggingkurs
    Kreuzt unsre Leidenswege.
    Allmächt’ger Kanonklang des Durs –
    Nun komm’nwa ins Gehege!

    Denn das Idyll als Ideal
    Hat abgedankt, Frau Holle!
    Das Glück und Pech sind gleich egal,
    Sie paradier’n im Molle.

    Wir haben Lasten angehäuft
    Und wollen uns beschweren.
    Uns ist jetzt klar, wie was hier läuft,
    Bell’n: „Einspruch, Euer Ehren!“

    Die Tonlage heißt einig Wut
    Und stetig knickt ein Knie.
    Allein der Ärger tut uns gut
    Und wir erklären, wie.


  • Kalkgraben & das zweitausendvierhundertvierundneunzigste Gedicht

    Am Ende der Brahmspromenade Tutzing vorm Midgardhaus

    Ripostegedicht auf „Der Radwechsel“ von B. Brecht

    Der Radwechsel 2024

    Ich sitze am Smartphonefeed.
    Mein Radar kommt auf Fahrt.
    Ich kann mir nichts leisten, wenn die Preise fallen.
    Ich kann mir nichts leisten, wenn die Preise steigen.
    Warum sehe ich den Zeitenwechsel
    Mit Zukunftsangst?


  • Kircus und Cirche & das zweitausendvierhundertneunzigste Gedicht

    Ausblick auf Kochel

    Zum Neumischen der Karten

    Bevor alles beim Alten bleibt,
    Wappnen wir uns fürs Rückschritte-Rennen.
    Es ist ja egal, wer nun wie übertreibt,
    Da wir beide Seiten schon kennen.

    Doch schon wieder ertappst du dich, mehr zu erwarten –
    Treu verfolgst du die Phalanx der Prognosen!
    Ob der Möglichkeit anderer Kann-Kandidaten
    Hortest du Hope – in nicht-impfbaren Dosen.

    Litaneien von „Eigentlich kann das nicht sein!“
    Setzt Realität unter Dauerbeschuss.
    Sie krächzen und ächzen ihr stöhnendes „Nein …!“,
    Steh’n fassungslos vor – scheint’s gewöhnbarem – Stuss.

    Wir haben das nicht mehr für möglich gehalten –
    Ohne Chancen, auf and’res zu hoffen.

    Es gilt, die Prinzipien im Off zu verwalten,
    Als stünd das Ergebnis noch offen.


  • Fort Margherita & das zweitausendvierhundertachtundsiebzigste Gedicht

    Das Brooke-Familienwappen, die weißen Rajas von Sarawak am Eingang vom Fort Margherita

    So lang ich atme, hoffe ich – die Brooke-Dynastie

    Der weiße Raja schmunzelt seinem Denkmalsturz entgegen …
    Weißheit ohne Weisheit fand zu oft Erfolges Segen –
    Mag sein, dass Löschbedürfnisse auch seinem Sockel gelten,
    Doch in den Jalans, allgemein, sind Standardflüche selten.

    Sarawak poetisiert „dum spiro spero“-Zukunftsdrang,
    Von aufgeklärtem Geist filtriert (geschah gewiss nicht ohne Zwang).
    Mit musealer Muße wappt der fleißig-plumpe Dachs –
    Dekoloniale Säuberung? Vollzieht der Stolze lax.


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


Gedichte/Fotos ausgewählter Tourstationen:

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