Sechste Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Schnitzelbrötchenverleih, Riesenrad, Scheißwetter, Geheimratsecken, Megastau und Ghosting.
Die Stauenden
Wir riechen schon den Vordermann,
Denn kriechend geht es hier voran,
Und der Verlust von Zwischenräumen
Lässt uns vom Entwischen träumen.
Und doch fällt’s nicht schwer einzuseh’n:
Die Welt hält uns an stillzusteh’n.
Die Stoßstangen brüsten sich keiner Berührung
Als Choreographen der Stabilität –
Gemeinsame Einsicht trutzt jeder Verführung. –
Es wird nicht verzweifelt, es wird nicht krakeelt.
Und stillschweigend neigt sich ein billiger Lohn
Mit Namen Zivilisation.
Wir schürfen am Schuldenberg Nicht-Unterstützter,
Der Schutthaufen wächst, nebst der Frage „Wem nützt’er?“,
Ein Antwortversuch lautet: „Fünftausend Meter!“
(zunächst mal vernünftig, erläutert wird’s später …),
Uns selber entlastet’s rund Achttausendmal.
Sehr irreleitend blüht doch die
Zartkerzende Kastanie!
Als ahnte sie nichts von der Stacheligkeit,
Vom harten Geschoss, das nach einiger Zeit
Sich dem igeliggrünen Gewande entschält,
Qua Gestalt andre Stories des Werdens erzählt.
Sind sich all die treuen Bestäuber im Klar’n
Über der Kastanie Plan?
Denn irreleitend blüht doch die
Zartkerzende Kastanie.
Geduld ist unsere sicherste Währung.
Und verliert sie mitunter an Wert,
Bedarf es den Zukauf nur einer Erklärung,
Die Irritationen entzerrt.
Doch bläht sich in dir das Bedürfnis zu shouten:
Der ist verantwortlich! Die trägt die Schuld!
So fehlt’s in den hektisch errichteten Bauten
A) an fast allem – und B) an Geduld.
Hinter meinem Rücken ist hinreichend Platz,
Im Nichts außer Hörweite Satz auf Satz
Auch sicher geheim zu besprechen,
Ohne in Ahnung zu stechen.
Doch unbedarft bleiben zu können –
Diesen Schatz scheint ihr mir nicht zu gönnen,
Da ihr alle schützenden Wirbel durchschwätzt.
Wem nützt, dass mein Ruhen ihr so wenig schätzt?
Etwas so Wagloses Leben zu nennen,
Mag Euch zwar bedenkenswert sein –
Nur um so maßloser werd ich bekennen:
Solch Radius wär mir zu klein!
Ich muss dieses Restdasein etwas erleben
Und schließ keine weitren Verträge,
Gieß Lautstärke ein, eh wir Gläser erheben –
Ihr kontert mit Nervengesäge!
Und so etwas Wagloses Leben zu nennen,
Mögt ihr für erwägenswert halten –
Ich stampf ein Kawumms zwischen gackernde Hennen:
Für die Alten bleibt alles beim Alten!
Selbst der die Unermesslichkeit streifende Schatz
Scheint letztlich ersetzlich zu sein –
So erschien dein Furor mir vorm vorletzten Satz
Im Grunde verletzlich und klein.
Da kreucht es flink im Hexennest –
Ein sattes Glied entsetzt!
Der Inquisitor bebt und bellt,
Das Schlüpferchen benetzt,
Wenn Phantasie mit kühnstem Strich
Verpeinlicht das Befragen,
Dass schlimmster Ahn bestätigt sich –
Kaum lässt es sich ertragen! –
Doch da wir schon so tief gebohrt:
Wie deep drang JENER ein?
Enthemmt ergießt sich Wort auf Wort,
Erlöst von all der Pein.
Ein Stigma ist ein hohler Schlund,
Den Eifernde verfüllen.
Es braucht dazu nicht viel an Grund,
Nur unbeürrten Wüllen!
Oh, durch diesen Krieg müssen die Geister uns lenken!
Denn die Siegchance der irdischen Leben
Offeriert doch zu viele plausible Bedenken
Gegen’s Stöcke und Steine Erheben.
Wenn die Unsittlichkeit dieses Staats dich zerfrisst,
Komm zur Holy Spirit Mobile Armee,
Wo der Oberbefehlshaber ein Medium ist,
Stets auf Empfang gottgewollter Idee!
Ein Kommandoschrei reicht in die Sphären der Predigt:
Unser Glaube kann Berge versetzen!
Schon gewähren wir – montaner Deckung entledigt –
Den Regierungstrupps uns zu zerfetzen.