Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Wasser

Verse für die Phlegmatiker, denen man Wasser, Winter, Nacht, Baby- und Greisenalter zuordnet.
Die beschreibenden und erzählenden Gedichte.
Von der Naturlyrik bis zu allen Längenvarianten der Ballade.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Feuer entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!


  • Dreibacheck & das zweitausendsiebenhundertachtzehnte Gedicht

    Zusammenfluss vom Bernauer Bach, Berghamer Bach zum Bernauer Achen

    Der Orniethologe

    Ich hör, es sind sehr viele Vögel im Garten –
    Ein quirliges Mischmasch von fliegenden Arten,
    Allüberall flatterndes Huschen.

    Sie müssen im Nirgendwo starten und landen?
    Forsch losgeschickt, all meine Blicke versanden –
    Spendiert mal ’n Anblick, ihr Luschen!

    Rascheln, Piepser und Geflitze
    Nehm ich wahr, da ich hier sitze,
    Und sehr viel Gebüschtes.

    Aber Äuglein, Federkleider
    Seh trotz Warterei ich leider
    Immer nur als Nüschtes!


  • Schöllkopfstrand & das zweitausendsiebenhundertste Gedicht

    Strandbad am Schöllkopf bei Bernau am Chiemsee

    Vorm Sommerzenit

    Der Sommer hat das Blüh’n gelernt
    Und zögert noch zu brennen.
    Den Fakt, dass uns sein Glüh’n betrübt,
    Scheint er ganz gut zu kennen.

    Noch ist dem Grün er zugeneigt,
    Noch soll kein Hälmchen knicken.
    Doch bald entfesselt sich sein Brand,
    Bald wird die Zeituhr ticken …


  • Moosacher Pumuckl-Ampel & das zweitausendsechshundertvierundachtzigste Gedicht

    Moosacher Pumuckl-Ampel

    Buddylotion

    Es sind Lebensgefährten wie Bodylotion
    Kurz sehr prägend, um sich dann zu entleeren.
    Und dein bester Kumpan, sag, beginnt er nicht schon
    Sich einzuquartier’n ins Entbehren?

    Es ging ja lang glatt und es roch auch so passend.
    Es erfolgte kein Bruch, kein Protestschrei „Genug!“ –

    Im Tiegel versiegte erst matt, dann verblassend:
    Der eine Epoche einst prägn’nde Geruch.


  • Franz Marc Museum & das zweitausendsechshunderteinundachtzigste Gedicht

    Im Skulpturenpark vom Franz Marc Museum in Kochel am See

    Exit through the giftshop

    Diese steinalte Frau erwirbt sich wie zum Trotz
    Ein wertloses Kunstsouvenir.
    Ihre Restlebenszeit hängt an ihr wie ein Klotz,
    Doch sie strahlt vor Awareness „Ich war heute hier!“
    In den Abfallsack baldiger Haushaltsauflösung.

    Kein Endreim, auf dass
    Ihr noch und noch Zeit bleibt
    Sich von diesem Moment
    Zu erinnern.


  • Reutergasse & das zweitausendsechshundertsiebenundfünfzigste Gedicht

    Stilleben in der Reutergasse - Aufstieg zur Burg Ljubljana

    Dieser Songtext greift schon mal vor, da „Die letzten Nächte der Westend Bohème“ ab September 2025 nach Schwabing umziehen. Da braucht es einen neuen Einstiegssong …

    Die letzten Nächte der Bohème

    Wenn das Licht versinkt
    Und oben vom Monopteros
    Ein Kiffertross noch unentschlossen hin zur Freiheit zieht

    Dort, wo Schwabing trinkt,
    Klingt bald jeder Willkommenssong
    Beklommen an, als wär’s nicht lang mehr bis zum Abschiedslied

    Da grüßen wir noch eben
    Den Rest vom süßen Leben
    In jedem „Grüß di/Servus!“ weht ja auch ein …
    Hauch von Abschied

    Refr.: Denn was heut so gut beginnt, könnte morgen schon vorbei sein!
    Der DJ schwankt noch zwischen Sex Pistols und Wham
    Es ist vielleicht nicht die, aber sicherlich schon eine
    Der letzten Nächte … für … den Rest der Bohème

    Die letzte Runde steht
    Und ein verirrter Wies’n-Touri
    Trinkt mit dir am Tresen selig seinen dritten Schnitt

    Die Mietspirale dreht
    Statt Bremse heißt es Gaspedal
    Und Scheißegal, doch jeder fragt sich, komm’n wir da noch mit?

    Da grüßen wir noch eben
    Den Rest vom süßen Leben
    In jedem „Grüß di/Servus!“ weht ja auch ein …
    Hauch von Abschied


  • Outskirts & das zweitausendsechshundertvierundfünfzigste Gedicht

    Siedlung am Rand Ljubljanas

    Slowenien

    Ein Tüpfelchen von Sozialismus
    Konterkariert das Auenland.
    Der Industrieschlotkatechismus
    Hält gegen die Idylle stand.

    Fünf Häuschen aus Tomatengärtchen
    Purzeln durch die Täler.
    Und bunt umhupft von Backsteinpferdchen
    Winken Erbsenzähler.

    Fast scheint’s, als juchzten Kinderlieder
    Von redlichen Berufen
    Und hallten aus den Klämmen wider,
    Beswingt von Kälberhufen.

    Doch von irgendwo gilbt noch die Braunkohle ein
    In den Ehrgeiz, schon sehr viel moderner zu sein.

    Mal stockt’s, dann stoppt’s und stets zu slow –
    Darum, Slowenien, heißt du so!


  • Nördlingen & das zweitausendsechshundertsiebenunddreißigste Gedicht

    Am Gerd Müller Platz in Nördlingen

    Erinnerungen am Denkmal (von Gerd Müller)

    Man rauchte außer Rand und Band,
    Auch wurd‘ viel Bier gesoffen.
    Was ich an alldem bloß verstand
    War: Der Bomber hat wieder getroffen.

    Ich, der ich sonst stets im Mittelpunkt stand,
    Fand nicht richtig in die TV-Partie –
    Denn meine Mannschaft war gebannt
    Vom den Schlusspfiff sich nähernden Genie.

    Als ich erwachsen ward genannt,
    Erlas ich dann betroffen:
    Das Nachspiel gab sich eklatant,
    Denn der Bomber hat zu viel gesoffen.

    Nun schau von eines Platzes Rand
    Ich (voller Zichtennostalgie)
    Auf die Treffsicherheit, in ein Denkmal gebannt,
    Von dem an den Schlusspfiff verlor’nen Genie.


  • Ende, Poet! & das zweitausendsechshundertdreiunddreißigste Gedicht

    Die Straße Endepoet in Essen-Kettwig

    Das Entblühen

    Im Nu der Maximalentfaltung
    Fällt schon das erste Blatt.
    Das Wachstum führt zur ersten Spaltung:
    Erwach!/Blüh auf!/Ermatt!

    Ein My an Müh wird aufgefahr’n –
    Es scheint uns zu umspielen -,
    Entfernt sich halbwegs durch sein Nah’n
    Von kurz erspürten Zielen.

    Im Lalala der Frühlingsseelen
    Basst ausdringlich ein Ton.

    Den kann die Blüte nicht verhehlen
    Als Maß der Extinktion.


  • Alpspitz & das zweitausendsechshundertachtundzwanzigste Gedicht

    Blick auf die Alpspitze von Kranzbach

    Die Namen der Berge

    Bei den Namen für Berge herrscht zunächst freie Wahl.
    Macht jemand ’nen Vorschlag, heißt’s oft „Scheißegal!“,
    Bis irgendein Durchsetzungswilliger schreit:
    „Nun ist es besiegelt – wurd‘ auch höchste Zeit,
    Der Berg heißt fortan Soundso!“

    Gibt’s dann nicht auch ein Tal, von wo
    Protestschrei nennt ihn falsch benannt?
    Denn sei’s doch diesseits anerkannt,
    Seit anno tuck häß dieser Berg
    „Undsoso“ – was sich leichter merk…
    …en ließe hier wie dort im Tal.
    „Undsoso“ – einfach ideal!

    Ob A, ob B sich durchher setzt,
    Wie sehr man sich ob dessen fetzt –
    Man startet nicht mehr ganz von vorn.
    Ans Ende fügt man noch ein „-horn“
    Als Täler zähm’nden Kompromiss,
    Dass obendrauf nu Name is.


  • Sataris Kalvarie & das zweitausendsechshundertdreiundzwanzigste Gedicht

    Hl.-Kreuz-Doppelkirche auf dem Kalvarienberg im oberbayerischen Bad Tölz

    Im Frühtau zu Kurpark

    Im Sommer gibt es hier nicht genug Bänke –
    Das zwingt Müde aufrecht zu steh’n
    Trotz des kränkelnden Jammerchors aller Gelenke
    Und des „tout est perdu!“-Tons der Herzkasperfeen.

    Und für einen Moment scheint hier Kleinholz wahrscheinlich –
    Aber alles denkt stolz: „Nee, das wär mir zu peinlich!“
    Und der Aufstand der Steh’nden bleibt aus.

    Drum zu Kurparks nicht nur starke Gangs übersteh’n,
    Sondern lederne Gerdas bestimm’n das Gescheh’n –
    Die zieht’s schon im Frühtau hinaus.


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


Gedichte/Fotos ausgewählter Tourstationen:

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