Sommerregen
Der Sommerregen prasselt scharf
Aus ächzender Erschöpfung.
Ich meine schon, dass er das darf –
Die bass aparte Tröpfung,
Sie eicht so satte Freude ein
Auf wiederkehr’nden Sonnenschein.
Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos
Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten
Verse für die Phlegmatiker, denen man Wasser, Winter, Nacht, Baby- und Greisenalter zuordnet.
Die beschreibenden und erzählenden Gedichte.
Von der Naturlyrik bis zu allen Längenvarianten der Ballade.
Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Feuer entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!
Sommerregen
Der Sommerregen prasselt scharf
Aus ächzender Erschöpfung.
Ich meine schon, dass er das darf –
Die bass aparte Tröpfung,
Sie eicht so satte Freude ein
Auf wiederkehr’nden Sonnenschein.
Sozialistische Bauweise
Wenn man Türmen versagt
Sich zu überragen,
Verlier’n sie den Eifer der Höhe.
Statt von Ehrgeiz zernagt,
Eicht sie dann das Behagen
Ihrer Standhaftigkeit vor der Böe.
Lässiges Bratislava
Im Verlangen nach baren Besonderheiten
Entleert sich von Schiffen die Menschenfracht,
Hastig füllen sich die Speicherkarten
Mit den spürlichsten Spuren vergangener Zeiten.
Verwehrt bleibt das Ständchen geschliffener Pracht:
Zu unterjustiert
Harrt, was interessiert,
Lädt ein, nicht zu viel zu erwarten.
Santiago de Cuba (von der Rooftopbar betrachtet)
Santiago klingt wie ein Verbrechername,
Nach ’nem Schurken mit reinem Gewissen.
Der verkneift sich die Schimpfwörter vor einer Dame –
Die Manieren nicht vollends verschlissen
Und im Innern die Sehnsucht nach schöngeist’gem Leben,
Nach Porch, Poesie und Pompon,
Im Schoß eines Lichts, das sich müht zu vergeben,
Wenn Läuterung bricht den Kokon.
Der Schwitzkasten früherer Notwendigkeiten
Verrohte gewöhnlich den Ton.
Mag Santiago auch niemand zum Tisch mehr geleiten,
Versöhnt man sich mit seinem Sohn.
Was Paradiesvögel singen
In den Randbezirken von Paradiesen
Läuft man barfüßig über den Schnee,
Man kikerikit reine Lautexpertisen
Und tränkt mit Daiquiri den Klee.
Ich weiß, Spatz, du wirst dies als gestrig schelten –
Du schätzt Freiheit alleine aus Not.
Hier schält sich die Regel vom Zwang frei, zu gelten –
Und du hast hier Redeverbot!
Trinidad (ich muss dich lassen)
Es prägt das Städtchen Trinidad
Der maximal mögliche Sättigungsgrad
Eines Ortes bezüglich Musik
(und das macht man auch zügig publik).
So tönt im Städtchen Trinidad
Ein scheinbar unbändiger Band-Apparat
Sein Guantamemuchachandante
(und improvisiert durchs Bekannte).
Man lässt das Städtchen Trinidad
Nie, wie man’s zu Beginn betrat,
Da das Wippen im Fuß sich noch hält
(selbst wenn längst wieder Schneeregen fällt).
Havannas Paläste in der Wiederverwertung
Es ist, scheint’s, die Gerechtigkeit
Nicht sehr erpicht auf stilgerecht.
Zunächst vergeht doch sehr viel Zeit,
Dann muss es schnell geh’n – oft wird’s schlecht.
Man schaut auf alter Prachts Verfall
Als das, was wir erstritten –
Verwittert mit im Abgasschwall
Längst ausrangierter Schlitten.
Man restauriert ein Überall
In stets zu kleinen Schritten
Und überhört den Widerhall,
Wie hart man einst gelitten.
Bewerten wir Gerechtigkeit
Bisweilen etwas ungerecht –
So, weil halt Optik sehr laut schreit,
Wenn man zu viel an Schönheit blecht.
Ripostegedicht auf das Gedicht „Zusammenkunft. Ostasiatischer Zirkel“ von Ai Qing
Zusammenkunft in Reimen
Hier ein Grüppchen, da ’ne Gruppe,
Hier Gelaber, dort ’ne Fluppe,
Erst’res um sich selbst rotierend,
Letztere ward selbst gedreht,
Multilingual parlierend,
Da man sich auch stumm versteht.
Da Dispute sich erhitzen –
Wütend aufsteh’n … wieder sitzen.
Und wie von Sehnsucht angefacht,
Entflammen Wut und Glut die Reden
Und jed‘ Wort, das miterwacht
Schürt; erzürnt und rührt hier jeden.
Um diesen vibrierenden Brutkasten schließt
Jene leblose Stadt ihren Rahmen
Im Regen, der kühl sich ans Fenster ergießt –
Sie bemüßigt sich nicht fremder Dramen,
Die heiß zu verfechten, ein Grüppchen erfrecht sich
In Paris, rue Saint-Jaques, in dem Haus 61.
Plaza de San Juan de Dios
Der Platz schwitzt aus dem Pflaster: „Alles fertig zur siesta!“
Fast übernimmt die Nostalgie das Maß für dich, mein Bester!
Bloß billigt jeder Wohnungsschacht ein sehr bejetztes vida,
Bezirzt mit letztenbehrtem Ton durch stolzbewährte Lieder.
Die sol spielt eine Rhumba an, verschickt ihre Kassiber –
Drauf rührst du dir den Rum ins Eis und schlürfst Genuss, mein Lieber!
Unabhängigkeit
Wir ruhen auf dem Fundament
Aus „Momentan nicht lieferbar!“,
So lange jemand einen kennt,
Wo alles noch viel schiefer war.
Die neue Folter heißt Geduld,
Der Sklavenhalter Zeit.
Die Strenge ölt das Lehrerpult
Und preist Genügsamkeit.
Ein Einspruch schreit hier mannigfach,
Sobald ihn wer benennt.
Doch fehlt auch alle Kraft zum Dach –
Es bleibt: ein Fundament.
Alle Rechte bei Christian Jobst, der das Gedicht im Rahmen der Kubafestival-Spendenaktion von mir gekauft hat.
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