Essen

Meine Heimatstadt, obschon 1998 gen Hamburg verlassen, ist immer noch jedes Jahr für mindestens sechs Auftritte und unzählige Zwischenstopps gut.
Jede Menge Essen-Gedichte finden sich in meinem Buch „Büdchenzauber und Zechenverse“ (http://www.conbook-verlag.de/buecher/ruhrgebiet/)

Bahnhofswand & das eintausendachthundertzehnte Gedicht

22. Juli 2021

Von Sternmustern

Von Sternmustern, die sterben mussten,
Hab gestern ich im Stern gelesen
Und streng mich musternd mutgemaßt:
Ich bin es nicht gewesen!

Essen Luft Unsinn Vierzeiler
Haus der Technik & das eintausendachthundertachte Gedicht

20. Juli 2021

Die Stützpfeiler

Wir schürfen am Schuldenberg Nicht-Unterstützter,
Der Schutthaufen wächst, nebst der Frage „Wem nützt’er?“,
Ein Antwortversuch lautet: „Fünftausend Meter!“
(zunächst mal vernünftig, erläutert wird’s später …),
Uns selber entlastet’s rund Achttausendmal.

Alles hat einen Grund. Und der Grund ist egal.

Essen Feuer Geld, Arbeit, Karriere Politik Sechszeiler
Bahnhofstaube & das eintausendachthundertsiebte Gedicht

17. Juli 2021

Rätsel der Wunde

Ich werd das Rätsel dieser Wunde
Wohl doch nicht mehr enthüllen,
Exakt aus diesem Grunde
Einen Pflasterstein zerknüllen,
Um erste Brände zu verkleben.

Ich grüß auf halbem Weg das Leben
In bald erlernten Sprachen
Und wate durch die Lachen.

Ich schmeiße nach der Grundsteinlegung
Dann doch wohl keine Runde,
Ertrage ohne Regung
Die Verpflegung meiner Wunde –
Sie mag sich noch entzünden.

Ich werd’s nicht mehr ergründen,
Doch lernte zu entscheiden,
Nicht mehr daran zu leiden.

Alter, Tod & Abschied Einakter Erde Essen Politik
Lavandula & das eintausendachthundertsechste Gedicht

17. Juli 2021

Benimmregel

Halt dich an Verhaltensweisen,
Die dich fair und weise preisen!

Essen Ethik Feuer Luft Zweizeiler
Nachbarbaum & das eintausendachthundertfünfte Gedicht

16. Juli 2021

Bei Abreise

Vielleicht doch noch ein weiteres Souvenir?
Beratschlagen Urlaubsvoyeure.
Schon purzelt der Farbüberschuss aus dem Hier
In die Trauer, dass man ihn verlöre.

Was dennoch unvermeidbar ist,
Denn baldigst sinkt man, endlos trist,

In charmefreie Temperaturen.

Verlor’n der Geschmack aller Spezialität,
Verwischt des Aromenrauschs Spuren,
Da Alltag so siegesgewiss nach uns späht
Im Diktat ewig endloser Suren.

So kappt eine Wiedererblindung
Den Widerstand neuer Verbindung.

Einakter Erde Essen Reisen
Vogelsang & das eintausendsiebenhunderteinunddreißigste Gedicht

22. April 2021

Schnitter’s Finest – this all makes Sense

Haushaltsunfall ist ein Wort –
Strotzend vor Ergiebigkeit,
Abschussorgien, Massenmord –
Effektiv beim Faktor Zeit,

Gegenknall und Aufprallschäden,
Kopfstoßwucht und Klippenstürze
Reißen an den seidnen Fäden,
Spritzen auf die Schlachterschürze.

Sport spornt an zu viel zu wagen,
Sich Verschätzen – reicher Quell,
Ziel Verfehlen – grad beim Jagen,
Stromschlag, Sturzflug, Kampfduell –

Der Tod ist wie eine Schachtel Pralinen:
Du fürchtest den Fehlgriff – doch alles schmeckt gleich.
Greifst du zu einer der Grellen von ihnen,
Wird man vor Schrecken fast ebenso bleich.

Alter, Tod & Abschied Einakter Essen Feuer Mord & Totschlag
Wauwaubau & das eintausendfünfhundertneunundfünfzigste Gedicht

6. November 2020

Die Steiger und das Steigern

Ich weigere mich couragiert!
Wenn jeder Bürger Steiger wird
Rückt bald der Ruf, den dies einst hatte
Auf Stufe »Mir doch superlatte!«
Scheint auch ein Steig zuweilen klein
Du steigerst dich da in was rein!
Denn hat es je wen int’ressiert
Ob der Herr Ober Oberst wird?
Der Maier wär’ maist lieber Mai
Der Bayer beißt sich mit good bye
Die Praia preist den Hermann Prey
Der Geier Geist bleibt gerne gay
Oh nein, das Heil vom Trottoir
Liegt sicher nicht im Kompara-
Tiv, da liegste schief, mein Jung’!
Das kommt von der Versteigerung
Und zeigt, wie weit man abgeirrt
Wenn jeder Bürger Steiger wird!

Einakter Essen Geld, Arbeit, Karriere Luft Unsinn
Alte Wirkstätten & das eintausendfünfhundertachtundfünfzigste Gedicht

4. November 2020

Verblasste Chance (an der Heimlichen Liebe zu Heisingen)

Hei, singen wir heut‘ von der heimlichen Liebe
Der’n Unheimlichkeit ich einst schüchtern gescheut!
Doch wäre anheim ich gefall’n ihr – was bliebe?
Vielleicht hätt‘ ich’s einfach nur gleich schon bereut

Alter, Tod & Abschied Erde Essen Liebe und Beziehung Vierzeiler
Friedhof Überruhr & das eintausendfünfhundertsiebenundfünfzigste Gedicht

4. November 2020

Die Haldendichtung nach Löhnmann Herms

Grün ist die Halde
Die Halde ist grün
Doch der Abraum darinnen
Kann bald wieder glüh’n

Essen Luft Regionales Ripostegedichte Vierzeiler
Holthuser Tal & das eintausendfünfhundertsechsundfünfzigste Gedicht

3. November 2020

Zur Portionierung

Man sollte, klar, beim Neu-Erfinden
Sich nicht an zu viel Altes binden.

Und doch braucht’s für den Unterschied
Das Hier, von dem man kam und schied,
Weil’s des Alten genug sei und reiche:

Den Restgeruch der Weiche.

Erde Essen Haus & Heimat Politik Sechszeiler