Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

  • Opernball & das siebenunddreißigste Gedicht

    Opernball & das siebenunddreißigste Gedicht

    Man kann das zeitliche Zusammenfallen von Wien-Besuch und Opernball als Dichter natürlich nicht vollends unkommentiert lassen.

    Der Opernball zu Wien, Schlussakkord

    Ertönt die letzte Walzerwiege
    Schnapp ich mir ’ne Tänzerin
    Die schon auf der Hausflurstiege
    Gibt sich mir in Gänze hin

    S’ist Opernball, s’ist Opernball
    Und ich bin der Herr General

    Doch nach der letzten Walzerwiege
    Warnt mich meine Tänzerin
    Dass ich bloß nichts Böses kriege
    War’n heut‘ so viel‘ xxxxxxxx xxxx…

    S’ist Opernball, welch‘ schöner Spleen!
    S’ist Opernball heut‘ nacht, in Wien


  • Wien & das sechsunddreißigste Gedicht

    Wien & das sechsunddreißigste Gedicht

    Zwei Auftritte in Wien ergeben immer einen vollen Tag vor Ort. Der sollte eigentlich auch für ein Spontangedicht reichen, aber …

    Wien in den Worten des Dichters

    Ach, Wien!
    Du bist wie’n …
    Wie’n …
    Wie’n …
    Wien, du bist wie’n …
    (plötzlich still)

    Man ahnt ja, was er sagen will


  • Umzüge & das fünfunddreißigste Gedicht

    Umzüge & das fünfunddreißigste Gedicht

    This is the day. Vor genau zwei Jahren parkten zwei riesige Zapf-Umzugslaster mit Berliner Kennzeichen vor unserer Münchner Wohnung. Wir hoffen lange Zeit nicht darüber nachdenken zu müssen, wie viele Laster für einen erneuten Umzug nötig wären. Trotzdem ist es schön zu wissen, dass unsere Clouds frei von Daten sind. Schleppen lohnt.

    Meine Wohnorte

    Jede Stadt, wo ich wohnte, kriegt’s auch ohne mich hin
    Essen, Hamburg, selbst Berlin
    Trotzdem glaub‘ ich, es flüsterte München zu mir
    „Schön, dass du da bist – wir brauchen dich hier!“


  • Vereinsheim & das vierunddreißigste Gedicht

    Vereinsheim & das vierunddreißigste Gedicht

    Auch wenn sich in diesem Jahr der Luxus zweier auftrittsfreier Tage zu etwas Lebensnotwendigen entwickeln wird, liebäugele ich mit einem Spontanauftritt heute Abend bei Blickpunkt Spot. Im stets beliebäugelungswerten Vereinsheim Schwabing. Wie das wohl ausgeht?

    Zumündest

    Du, München, wärst so gern wie Mün
    Weil der so groß und mächtig ist?

    Vergiss nicht, dass du ümmerhün
    Zumindest schon mal mündig bist!


  • Museale Vortragsäle & das dreiunddreißigste Gedicht

    Museale Vortragsäle & das dreiunddreißigste Gedicht

    Heute die ersten Auftritte jener Art gemacht, die von meinem Abschied von der Slam-Bühne nicht betroffen sind – also auch 2017 würden stattfinden können: Eine Show ohne Wettbewerb zur Picasso-Ausstellung im Buchheim Museum und ein Auftritt als Gast bei den Schwabinger Schaumschlägern. Das Spontangedicht gibt Ausblick auf die in Kürze anstehende Schweiz-Tour, vielleicht von dem überraschend üppigen Schneefall inspiriert:

    Im Buchheimmuseum zu Bernried

    Neun Tage vor Bern heut‘ in Bernried gelesen
    Das ist eine ganze Spur näher gewesen

    Um jenes sich die Aare schlängelt
    Zu jenem man von Starnberg drängelt

    Im hochverehrten Publikum
    Ging alsbald dann ein Murren um

    Denn

    Man fand, das war genug Reim
    Und schickte mich samt Buch heim.


  • Fußbad & das zweiunddreißigste Gedicht

    Fußbad & das zweiunddreißigste Gedicht

    So langsam haben sich meine hawaiigebräunten, ostseekältegeröteten Füße wieder auf eine normal durchblutete Farbe eingependelt. Eventuell hat es diese Kombi so noch gar nie gegeben: Füße, die innert 14 Tage in Maui und Graal-Müritz im Meerwasser badeten. Aber da es immer wen gibt, der Derartiges schon viel krasser durchlebt hat, das folgende Gedicht:

    Der Mann mit den kältesten Füßen der Welt

    Kommen Sie und schauen Sie: Dies
    Sind die kältesten Füße der Welt!

    Auch wenn diesbezüglich zum Proteste
    Der Rat unsrer Ältesten bellt:

    „Die Quanten soll’n kalt sein? Pah, nicht mal entfernt!
    Wir haben noch Frost zu ertragen gelernt!“

    Ich verneige in Scham mich. Mit respektvollen Grüßen,

    Frank Klötgen (der Mann mit den kältesten Füßen)


  • Strandvergleich & das einunddreißigste Gedicht

    Strandvergleich & das einunddreißigste Gedicht

    Strandvergleich kennt dieses Worte-Vorschlagprogramm nicht. Schlägt Strandurlaub vor, wo doch Schwanzvergleich näher gelegen wäre. Aber dafür sind sich die Herren Programmeure wohl zu fein.
    Wie der Sand am Strand von Graal-Müritz, könnte man poetisch notorisch anfügen. Der war außerhalb der Palmen-Saison vor allem kalt. Aber den zweiten Strandbadegang des Jahres nach dem Hawaii-Test wollte ich mir nicht nehmen lassen. Kurz vorm Knie war dann allerdings Flucht an Land zurück angesagt …

    Was heißt hier kein Badewetter?

    Grau verhangen dräut der Tag
    Düstert seine Niederlag-
    E und elend ächzt er, leer

    Ich verlaufe mich gen Meer-
    E und eh ich mich verseh-
    E, zieh‘ ich mich bloß und steh-
    E im eisigen Wasser und lall‘ es (frei nach JW von Goethe):

    Zum Meere, zum Meere drängt doch alles!


  • Elbstrand & das dreißigste Gedicht

    Elbstrand & das dreißigste Gedicht

    Notorischer Elbstrandspaziergang von Övelgönne zum Jenischpark. Damit habe ich vier Jahre in Hamburg verbracht. Manchmal bin ich bis zur Schiffsbegrüßungsanlage durchspaziert. Etwas autistisch, aber gut fürs Texteschreiben. Apropos: Es war geplant, jeden zehnten Eintrag mit einem neuen Langgedicht zu bestücken – und direkt beim zwanzigsten Gedicht habe ich diese Vorgabe schändlich missachtet. Soll nicht wieder vorkommen, auch wenn das Schreiben von 36 langen Gedichte innerhalb eines Jahres mit Sicherheit ein zu ambitioniertes Ziel ist. Zumal in dieser Zeit auch 330 kurze Gedichte und ein Reiseroman geschrieben werden und 188 Auftritte absolviert werden müssen. Gottseidank gibt es noch ein paar unveröffentlichte Gedichte aus dem letzten Jahr, mit denen ich ein bisschen Boden gut machen kann – und die wie das folgende auch bisweilen während der Tour vorgetragen werden:

    Der Paukist

    Ja, und dann bin ich eben Paukist geworden …
    Vergiss es, Freund, dafür kriss‘ hier keene Orden!
    Weil du nur der Anderen Schlagschatten bist,
    Den man leicht auf Konzerttour am Rastplatz vergisst.
    Nun, die anderen form’n Rudel
    Mit ihrem Gedudel:
    Den Bläser belässt man ihr blasiertes Clübchen –
    Die Geiger hingegen ein eigenes Grüppchen.
    Und dort gut integriert ist ein jeder Solist –
    Da Du meist einfach solo bist!
    Und wo andere fesch sich ihr Star-Sein ergeigen,
    Sollst Du nur für’s Dasein Dich demütig zeigen!

    Ich red‘ das nicht schlecht – man ist halt der Paukist.
    Und der weiß, dass das Leben oft ungerecht ist.

    Ich steh‘, von Trommeln eingekesselt,
    Vorm Publikum, das, feist hingesesselt,
    Schon schwelgt in den Sümpfen symphonischer Welt.
    Nur ich verbleib‘ statisch, bereitgestellt.
    So wart‘ ich hier artig und introvertiert,
    Derweil ja in mir purer Rhythmus pulsiert.
    Allzu oft drang vom Rang schon der Spruch in den Graben:
    „Guck Dir den an! Den Job möcht‘ ich auch mal gern haben!“

    Mitnichten ist’s so, dass mir, ehrlich gesagt,
    Die Spärlichkeit meines Dazutuns behagt.
    Denn so stoisch ich harre, so rauschlos der Schauer
    Einer klanglich belanglosen Kurzeinsatzdauer.
    Wenn filzkopfgeklöppelt, mit gedämpftesten Ton,
    Ich treulich traktiere mein Membranophon,
    Um die Wunder, die andere munter servieren,
    Mit mumpfdumpfen Wummern zu unterminieren.
    Und kaum, dass der Wind meiner Wirbel verraucht –
    Kolportiert wer: „Na, dös hätt’s nu aa net gebraucht!“

    Ich red‘ hier nichts schlecht, ich bin halt der Paukist.
    Und der weiß, dass das Leben oft ungerecht ist.
    Aber auch, dass der Ratschlag nicht allzu viel taugt:
    „Na, hätt’st vielleicht besser Klavierspiel’n gepaukt!“
    Denn nur Perkussion ist mir Lust und Passion,
    Ganz ohne Verdruss bin ich Rhythmusstation
    Denn betracht‘ ich den Rest des Ensembles verstohlen,
    So erscheint mir ihr Treiben oft wie Kapriolen
    Von genügsamen Welpen im verspielten Gewühle –
    Das weckt in mir steckende Muttergefühle.
    Dieses Rackern der Kleinen – so gelöst wie possierlich –
    Da bin doch ein viel, viel, viel größeres Tier ich,
    Das drachengleich mit einem Schlag
    Mag richten über Nacht und Tag.

    Denn versenk‘ ich die schlägelbeschlagenen Hauer,
    So macht dieser Hit nicht nur einmal kurz Aua!
    Wenn Schlag auf Schlager die Felle erdröhnen,
    Wird dies Euch Versager komplett übertönen!
    Ganz ohne Schrei’n ist Oskar dann
    Gehörig stör’nder Ballermann!

    Schon immer lag’s in meinen Händen
    Die ganze Euphonie zu schänden!
    ’s scheint selbst die Macht des Dirrigenten
    In Schlagkraft deutlich different, denn
    Klar, hat der Herr dort ein Stöckchen dabei –
    Doch ich habe derer dann immer noch zwei!

    Bedarf es Euch Kletten noch weit’rer Betonung?
    Es rettet den Abend nur meine Verschonung!
    Denn vergäß‘ ich zu zähm’n die Zerstörungswut,
    Bekäm‘ dies dem Gehör nicht gut!

    Nun gut, nur zur Beruhigung:
    Glaubt mir, zu derart Übersprung
    Verschlägt mich nichts, oh nein, ich glänz‘
    Mit ausgeprägter Resistenz!

    Im Kesselgulag steh‘ und wart‘ ich –
    Geduldig, duldsam und schlag-artig,
    Verkaufe weiter unter Wert mich,
    Bleib‘ im Einklang und konzärtlich.

    Nein, ich spiel mich nicht auf hier – ich sag nur, wie es is‘, denn
    ’s wäre fairer sie achten auch auf den Paukisten.
    Dessen Klasse sich am Unterlassen bemisst
    Obschon da die Welt doch sehr ungerecht ist.


  • Städtespeicher & das neunundzwanzigste Gedicht

    Städtespeicher & das neunundzwanzigste Gedicht

    In keiner Stadt bin ich so oft umgezogen wie in Hamburg. Ja, überhaupt bin ich in meinem Leben noch nie so oft umgezogen wie in den viereinhalb Hamburger Jahren. Gestern bei Wind und Wetter alte Adressen abgelaufen. Und irgendwann in der neuen Speicherstadt gelandet.

    Und irgendwo ein Hafen

    Viel Haar, mon amie, ist dir nicht mehr gegeben
    Die After-Work-Orks meucheln elbisches Leben
    Geschmeichelt träumt die Speicherstadt
    Von spätem Pomp und Streicher satt
    Beim Vorwort bin ich eingeschlafen …

    Und irgendwo rumort ein Hafen.


  • Lüneburg & das achtundzwanzigste Gedicht

    Lüneburg & das achtundzwanzigste Gedicht

    Abstecher nach Lüneburg. Das achte Mal. Das letzte Mal. Und jetzt schon wieder in Hamburg.

    Ein Gedicht zum Preise Lüneburgs (nebst etwas Selbstkritik)

    Du heidehässliches Idyll
    Du Stolz in Hansetransentüll
    Du backsteinbekackter Studi-Hort
    Emporgesalz’ner Niemandsort!

    (Warum muss ich beim Städtepreisen
    Immer irgendwie entgleisen …?)


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