Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

  • Zweite Halbzeit & das zweihundertsiebenundvierzigste Gedicht

    Zweite Halbzeit & das zweihundertsiebenundvierzigste Gedicht

    Zum Start in die zweite Jahreshälfte ein Gedicht über München, wo ich zurzeit meine längste Auszeit vom Touren nehme, die sich in diesem Jahr ergibt. Zehn Tage. Erst Donnerstag geht’s los nach Görlitz … Übers Wochenende werden dann auch noch die Gedicht 248-250 hier veröffentlicht. Aber erst mal wirken lassen!

    Die Münchner

    Die beim Protzen etwas ungalanten
    Braungebrannten Zwangsentspannten
    Auf „Passt scho!“-Modus eingeeicht
    Und gläubig, dass es immer reicht

    Sonnenbrillen-Chill-affin
    „Joa, is denn scho Italieien?“
    Pomadige Hallodri-Posen
    Und Habewas in Überdosen
    Gekleidet nach dem eignen Schrei’n
    Heißt’s bloß vermeiden, fad zu sein
    Sie parken auf Pump in der Sorglosigkeit

    Und um sie herum eine Welt voller Neid


  • Marienklausensteg & das zweihundertsechsundvierzigste Gedicht

    Marienklausensteg & das zweihundertsechsundvierzigste Gedicht

    Isar-Spaziergänge. Und ein Gedichte-Marathon. Zehn Gedichte in zwei Tagen – mit der 250 zur Halbjahreswende vor Augen. Rest folgt in Kürze.

    Der Blick von Außen

    Der Spiegel irrt sich – das kann ich nicht sein!
    Ich fordere nun Materialproben ein
    Mit der Bitte zu prüfen, wieso dieser Mann
    Die Darstellungskraft meiner Spiegel gewann
    Er breitet sich aus – infiziert alle Schichten
    Die, ihn widerspiegelnd, mein Abbild vernichten
    Es steht zu befürchten, ich gleich‘ mich ihm an
    Sobald ich den Anblick gewohnt bin und dann
    Ist er der Herr im Hause hier
    Und gilt als Original von mir

    Wie lang kann dann noch die Gewissheit besteh’n
    Das Bestreben, mich selbst doch ganz anders zu seh’n?

    Ich besprüh‘ jetzt die spiegelnden Flächen im Haus:
    „Die Wirklichkeit sieht anders aus!“


  • Dallmeyer & das zweihundertfünfundvierzigste Gedicht

    Dallmeyer & das zweihundertfünfundvierzigste Gedicht

    Das vierte Gedicht aus der Reihe der Münchner Unzuchtverse.

    Dallmeyer

    Das, was ich hier im Schwall reiher‘
    Ditt koofte ick bei Dallmeyer
    Ja, der’n Zeig is‘ auch nach dem x-ten Zerkau’n
    Noch stets appetitlich und schön anzuschau’n!


  • Die Osterseen & das zweihundertvierundvierzigste Gedicht

    Die Osterseen & das zweihundertvierundvierzigste Gedicht

    Da war doch was, sagen mir die Pusteln nach dem Badeausflug zu den Osterseen. Zeit für eine Merkhilfe in Versen.

    Die Osterseen

    Gut, vor Ostern geh ich eh
    Niemals an den Ostersee
    Doch, so riet mir wer diskret
    Nachher sei’s auch schon zu spät
    Weil der Wasser frühe Wärme
    Brüte wahre Mückenschwärme

    „Wann,“ fragt ihr, kurz vorm Versteh’n
    „Ist’s denn ratsam hinzugeh’n?“

    „Immer!“ preist die Stadtreklame

    Mehr weiß der Gewässername …


  • Iffeldorf & das zweihundertdreiundvierzigste Gedicht

    Iffeldorf & das zweihundertdreiundvierzigste Gedicht

    Zehn Tage am Stück daheim in München. Das gibt es dieses Jahr exakt einmal. Fast zu schön, um wahr zu sein … Daher an dieser Stelle ein idyllebrechendes Garstiggedicht. Vor der Kulisse Iffeldorfs (bei München, keine Angst!).

    Die Reinigung der Schuhe

    Ja, die Reinigung der Schuhe
    Nach dem Zertreten einer Katze
    Sie erfordert Zeit und Ruhe
    Mit dem Rosenzweiglein kratze
    Ich allen Grind aus dem Stiefelprofil
    Und füttere damit mein Zwergkrokodil
    Lasse, wenn ich Gassi geh‘
    All das Blut im Frühlingsklee
    Schaut, schon sind sie blitzeblank!
    Und ich lob‘ mich: Spitze, Frank!


  • Vorsicht & das zweihundertzweiundvierzigste Gedicht

    Vorsicht & das zweihundertzweiundvierzigste Gedicht

    Der Lindwurm von Klagenfurt.

    Warnung vor dem lyrischen Hunde

    Traut euch hinein in dieses Gedicht!
    Könnt ihr euch benehmen, erschlägt es euch nicht
    Sonst setzt es Haue wie einstmals bei Etzel
    Ein beschauliches Gemetzel
    Wie „Das woll’n wir doch mal seh’n!“?
    Mancher wird’s wohl nie versteh’n:
    Wer würd‘ in ein lyrisches Ich investieren
    Könnt‘ dies nicht das lyrische Euch massakrieren?


  • Fensterplatz & das zweihunderteinundvierzigste Gedicht

    Fensterplatz & das zweihunderteinundvierzigste Gedicht

    … und der Blick hinaus auf der Rückfahrt von Klagenfurt.

    Der Fensterplatz

    Es scheint auf manchen Zugfahrten gegen das Wesen
    Aufs Display zu schau’n oder Bücher zu lesen
    Selbst das nötige Nickerchen fällt wieder aus
    Die Landschaft nervt: „Kuckuck! Mensch, schau doch mal raus!“


  • Klagenfurt & das zweihundertvierzigste Gedicht

    Klagenfurt & das zweihundertvierzigste Gedicht

    Die Gassen von Klagenfurt.

    Ja, is nich einfach …!

    Manchmal würd‘ ich gern in Kärnten
    Heidelbeer’n und Kernobst ernten
    Manchmal sind mir – ganz banal
    Beer’n und Kernobst scheißegal

    Heißt’s dann: „Letzte Runde, Mann!“
    Steh‘ ich da, wo ich begann …


  • Strandbad & das zweihundertneununddreißigste Gedicht

    Strandbad & das zweihundertneununddreißigste Gedicht

    Weiterhin im Strandbad.

    Die Schwimmerinnen (und ich)

    Bikini-entfliehendes Po-Gebacke
    Spitz beschriene Spritzattacke
    Rötlich in Nöten geratende Rücken
    Triefend nass sich nach den Handtüchern bücken
    Bald reglos aalend eingedöst
    Bäuchlings verdeckend das Top-Teil gelöst
    Achsel-entblößendes Von-sich-Gestrecke
    Seufzend gemächliches Anmutsgerecke
    Dessen Strahlkraft lasziv schon manch Iris beschien
    Auch jüng’rer Herren Phantasien
    Und honigmilchchloriger Sonnencremeduft
    Entschwebt sich in regungslos bräsige Luft

    Ich lieg ausgestreckt da, in frottiertem Gedanken
    Auf sonnenerwärmten, schon farblosen Planken
    Unter mir einladend schwappende Fluten …
    Doch ewigkeitsheuchelnde Sonnenminuten
    Bin abkühlungssatt ich zu nichts mehr bereit
    Und schenk‘ meinem Körper alleine die Zeit


  • Wörthersee & das zweihundertachtunddreißigste Gedicht

    Wörthersee & das zweihundertachtunddreißigste Gedicht

    Im Strandbad.

    Wörtersee

    Es schwamm mal ein verstörtes Reh
    Des samstags durch den Wörthersee

    Ach nee, ich seh:
    War gar kein Reh
    Vielmehr ein Stör, den ich verreht
    Des‘ Redlichkeit nun jäh verdreht
    Weil ich so Wörter, die ich seh‘ –
    Von denen some ich nicht versteh‘ –
    Mit Tags verseh‘, die immerhin
    Ergeben – wenngleich schwammig – Sinn

    Doch grade hör‘ ich – quel malheur!
    In Wirklichkeit war’s auch kein Stör

    Da ich nun her- und hingekramt
    Verbleibt der Vers voll sinnverarmt

    Und entspricht als Gedicht – so gedacht‘ ich im Stillen
    Absolut nicht meinem Willen


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