1) Schön, dich mal zu sehen …! Warte,
Hol‘ mir grad ’ne Tageskarte
Will viel als „Gesehen“ taufen
Ohne groß herumzulaufen
Gerne saug ich alles auf –
Aber halt im Schnelldurchlauf
Bin heut zu sehr freizeitklamm –
Reicht nur für ein Kurzprogramm
Will mich nicht umsonst abhetzen –
Kannst du mir in kurzen Sätzen
Sagen, was sich wirklich lohnt
(„Wirklich“ wirklich stark betont)?
2) Keine Antwort ist kein Satz
3) Doch dann öffnet sich ein Platz
Den ich ganz erfüllt beschreit‘
Und mit seiner Gültigkeit
Zwingt er mich zum Innehalten
Und den Turbo abzuschalten
Ach, wie dort die Zeit verstrich!
Und ich dachte an die zig
Dinge, die ich nicht mehr sah –
War zumindest ihnen nah …
Und nun schlummert das Ersparte
Tief in meiner Tageskarte
Ein 3D-Drucker bräuchte fast sechs Jahre, um den Kölner Dom zu drucken
Wahrlich eine lange Zeit!
Boah, fast sechs Jahre stoisch drucken – dann den Dom hervor zu spucken …?!
Ja, wir sind noch nicht sehr weit!
Denn so ein Drucker ist komplex
Ebenso der Dom! Nun, sechs
Jahre – ungefähr so lang
Dauert noch der Druckvorgang
Zwar wird – so ist vorauszuseh’n
Sein Tempo sich schon bald erhöh’n
Doch bis dir jemand sagt: „Ach guck:
Dome zum Sofortausdruck!“
Wird gleichfalls noch sechs Jahre dauern …!
Da indes des Domes Mauern
Ausdruckslos wie down-to-date
Aufgetürmt zur Majestät
Voll schnippischen Gleichmuts dem Fortschritt trotzen
Und mit ihrem Dasein protzen
In Kölle gelasse, wenngleich im Hintergrund: Der Dom.
Get Up, Stand Up Comedian!
Wir allesamt sind Frohnaturen
Obgleich man das zunächst nicht sieht
Doch fand ein Trapper unsre Spuren
Am Rand vom seichten Moorgebiet
Der Horton hörte dort ein „Hu“
Das zweite Mal in diesem Monat in der Stadt der Projekte. Das x-te Mal in diesem Jahr. In Berlin.
Der Traumtänzer
Für deine Pläne bräucht‘ es drei weitere Welten
Doch die Götter – sie halten sich grade zurück
Wie oft fehlte dir nur der Platz, um zu gelten?
Du hast mit den Schöpfern von Rahmen kein Glück!
Wenn die Welt erst beginnt, dich Versager zu nennen
Wappnest du dich schon längst mit ’nem neuen Projekt
Du bist und du bleibst einfach ewig im Rennen
Und hältst dich in puncto Erreichtes bedeckt
Kostümierst dich so gerne mit Excel-Tabellen
Und negierst deine Neigung zum Festangestellten
Du würdest dich ja deinen Aufgaben stellen
Doch bräuchte es dafür: drei weitere Welten
Nichts zu tun, außer für eine Slam-Revue in Augsburg drei Texte hervorzusuchen – und trotzdem kein neues Gedicht im Blog?! Ist das schon der Anfang vom Ende?
Schreibblockade bei Dreihundertachtzig?
Schreibblockade bei Dreihundertachtzig!
Plötzlich stoppt all der Schreibfluss mit quietschenden Reifen
Was dir ein Profil erschien, dampft und verflacht sich
Vermag auf dem Untergrund nicht mehr zu greifen
Der Nullfallsreichtum schleicht sich an
Und fragt, ob er dir helfen kann
Die Antwort kennst du, doch sagst: „Nein –
Das regelt sich von ganz allein!“
Ich werd‘ jetzt mal ein Stündchen warten
Dann vorsichtig den Motor starten …
Und vom Start weg mit Vollgas Ressourcen verprassen!
Der Rat, es mal langsamer angeh’n zu lassen
Verbreitet zwar mit dreister Macht sich
Doch nicht bis zur Taktzahl von Dreihundertachtzig!
Wenn Herbstlaub mir aufs Haupthaar fällt
Und gnädig bedeckt all die lichteren Stellen
Die manch Gedicht schon hergestellt
So drängt es die Erben, die Stämme zu fällen
Wie mutig die sich an den Sägen verheben
Und an den verlockenden Knebelverträgen
Die man noch lockig abgesegnet
Und die bald schon die Stille der Flocken beregnet
Indes kämme ich mein Haupthaar
Lass das Laub hinunterschweben
Wenn ihr Bäume es erlaubt, ja
Mag ich noch ein Jährchen leben –
Nicht den Blick nach oben richten:
Übers Schweben möcht‘ ich dichten
Nachhaltige Begegnung. Herbstliche Erinnerung an Madagaskar und den Fossa (dessen „o“ im Madagassischen eher wie ein „u“ intoniert wird).
Fossanähe
Ein gewisser Fossa
Stand mir heut im Wege
Panisch schrie ich: „Mussa
Nich in ein Gehege?!“
Das Tier, es maunzte souverän
Beim An-mir-vorübergeh’n –
Führte reines Nichts im Schilde
Und beschämte mich mit Milde
Klar
Es war
Das abgerundetste Katzentier
Das auf Wattetatzen hier
Verwundert meinem Blick auswich
Geduckt ins Dickicht wieder schlich
Bis nach auf Stunden
Gerundeten
Sekunden
Auch sein seidig geschmeidiger munter gewundener rundlicher ungemein langer Schwanz
Ganz
Entschwunden
War
„Hoppsa,“ dachte ich, „so nah
War ich grade einem Raubtier!“
Aber nee – die Nähe, glaubt mir
War mir näher als der Abstand
Mit dem ich mich letztlich abfand
Nächstes Mal versuch’ste mehr –
Kriechst dem Fossa hinterher!