Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

  • Brüssel & das dreihundertsiebenundachtzigste Gedicht

    Brüssel & das dreihundertsiebenundachtzigste Gedicht

    Der erste Besuch

    1) Schön, dich mal zu sehen …! Warte,
    Hol‘ mir grad ’ne Tageskarte
    Will viel als „Gesehen“ taufen
    Ohne groß herumzulaufen

    Gerne saug ich alles auf –
    Aber halt im Schnelldurchlauf
    Bin heut zu sehr freizeitklamm –
    Reicht nur für ein Kurzprogramm

    Will mich nicht umsonst abhetzen –
    Kannst du mir in kurzen Sätzen
    Sagen, was sich wirklich lohnt
    („Wirklich“ wirklich stark betont)?

    2) Keine Antwort ist kein Satz

    3) Doch dann öffnet sich ein Platz
    Den ich ganz erfüllt beschreit‘
    Und mit seiner Gültigkeit
    Zwingt er mich zum Innehalten
    Und den Turbo abzuschalten
    Ach, wie dort die Zeit verstrich!
    Und ich dachte an die zig
    Dinge, die ich nicht mehr sah –
    War zumindest ihnen nah …

    Und nun schlummert das Ersparte
    Tief in meiner Tageskarte


  • Druck & das dreihundertsechsundachtzigste Gedicht

    Druck & das dreihundertsechsundachtzigste Gedicht

    Ganz ohne Druck

    Ein 3D-Drucker bräuchte fast sechs Jahre, um den Kölner Dom zu drucken
    Wahrlich eine lange Zeit!
    Boah, fast sechs Jahre stoisch drucken – dann den Dom hervor zu spucken …?!
    Ja, wir sind noch nicht sehr weit!
    Denn so ein Drucker ist komplex
    Ebenso der Dom! Nun, sechs
    Jahre – ungefähr so lang
    Dauert noch der Druckvorgang

    Zwar wird – so ist vorauszuseh’n
    Sein Tempo sich schon bald erhöh’n
    Doch bis dir jemand sagt: „Ach guck:
    Dome zum Sofortausdruck!“
    Wird gleichfalls noch sechs Jahre dauern …!

    Da indes des Domes Mauern
    Ausdruckslos wie down-to-date
    Aufgetürmt zur Majestät
    Voll schnippischen Gleichmuts dem Fortschritt trotzen
    Und mit ihrem Dasein protzen


  • Humor & das dreihundertfünfundachtzigste Gedicht

    Humor & das dreihundertfünfundachtzigste Gedicht

    In Kölle gelasse, wenngleich im Hintergrund: Der Dom.

    Get Up, Stand Up Comedian!

    Wir allesamt sind Frohnaturen
    Obgleich man das zunächst nicht sieht
    Doch fand ein Trapper unsre Spuren
    Am Rand vom seichten Moorgebiet
    Der Horton hörte dort ein „Hu“

    Das schrieb er dann uns Narren zu


  • Seespaziergang & das dreihundertvierundachtzigste Gedicht

    Seespaziergang & das dreihundertvierundachtzigste Gedicht

    Herbstspaziergang am Planschbecken des Sommers.

    Narziss

    Ach, könnte ich, ach, könnt‘ ich doch
    Wie Jesus übers Wasser geh’n
    Und in der Oberfläche Spiegel
    Das Baumeln meines Sacks beseh’n!


  • Kastanien & das dreihundertdreiundachtzigste Gedicht

    Kastanien & das dreihundertdreiundachtzigste Gedicht

    Die Sommersimulation Münchens läuft weiter! Trotzdem beiße ich mich an den Herbstgedichten fest.

    Herbstgedicht für seltsame Kinder

    Kastanien, Kastanien
    Kastraten und Knast-Arien
    Arkadiens krasse Nagetiere
    Und Katasteramtspapiere
    Karstig knacken die Cassetten
    Gleich Kastiliens Kastagnetten:
    „Was haste getan, Ian!?“
    Überall Kastanien!


  • Blätter & das dreihundertzweiundachtzigste Gedicht

    Blätter & das dreihundertzweiundachtzigste Gedicht

    Indian Summer

    In Erinn’rung an die Sonne
    Wechseln Blätter ihre Farbe
    Dass man all der Wärme Töne
    Besser im Gedächtnis habe


  • Pläne & das dreihunderteinundachtzigste Gedicht

    Pläne & das dreihunderteinundachtzigste Gedicht

    Das zweite Mal in diesem Monat in der Stadt der Projekte. Das x-te Mal in diesem Jahr. In Berlin.

    Der Traumtänzer

    Für deine Pläne bräucht‘ es drei weitere Welten
    Doch die Götter – sie halten sich grade zurück
    Wie oft fehlte dir nur der Platz, um zu gelten?
    Du hast mit den Schöpfern von Rahmen kein Glück!

    Wenn die Welt erst beginnt, dich Versager zu nennen
    Wappnest du dich schon längst mit ’nem neuen Projekt
    Du bist und du bleibst einfach ewig im Rennen
    Und hältst dich in puncto Erreichtes bedeckt

    Kostümierst dich so gerne mit Excel-Tabellen
    Und negierst deine Neigung zum Festangestellten
    Du würdest dich ja deinen Aufgaben stellen
    Doch bräuchte es dafür: drei weitere Welten


  • Pause & das dreihundertachtzigste Gedicht

    Pause & das dreihundertachtzigste Gedicht

    Nichts zu tun, außer für eine Slam-Revue in Augsburg drei Texte hervorzusuchen – und trotzdem kein neues Gedicht im Blog?! Ist das schon der Anfang vom Ende?

    Schreibblockade bei Dreihundertachtzig?

    Schreibblockade bei Dreihundertachtzig!
    Plötzlich stoppt all der Schreibfluss mit quietschenden Reifen
    Was dir ein Profil erschien, dampft und verflacht sich
    Vermag auf dem Untergrund nicht mehr zu greifen

    Der Nullfallsreichtum schleicht sich an
    Und fragt, ob er dir helfen kann
    Die Antwort kennst du, doch sagst: „Nein –
    Das regelt sich von ganz allein!“

    Ich werd‘ jetzt mal ein Stündchen warten
    Dann vorsichtig den Motor starten …
    Und vom Start weg mit Vollgas Ressourcen verprassen!

    Der Rat, es mal langsamer angeh’n zu lassen
    Verbreitet zwar mit dreister Macht sich
    Doch nicht bis zur Taktzahl von Dreihundertachtzig!


  • Laub & das dreihundertneunundsiebzigste Gedicht

    Laub & das dreihundertneunundsiebzigste Gedicht

    Herbstlaub

    Wenn Herbstlaub mir aufs Haupthaar fällt
    Und gnädig bedeckt all die lichteren Stellen
    Die manch Gedicht schon hergestellt
    So drängt es die Erben, die Stämme zu fällen

    Wie mutig die sich an den Sägen verheben
    Und an den verlockenden Knebelverträgen
    Die man noch lockig abgesegnet
    Und die bald schon die Stille der Flocken beregnet

    Indes kämme ich mein Haupthaar
    Lass das Laub hinunterschweben
    Wenn ihr Bäume es erlaubt, ja
    Mag ich noch ein Jährchen leben –
    Nicht den Blick nach oben richten:
    Übers Schweben möcht‘ ich dichten


  • Fossa & das dreihundertachtundsiebzigste Gedicht

    Fossa & das dreihundertachtundsiebzigste Gedicht

    Nachhaltige Begegnung. Herbstliche Erinnerung an Madagaskar und den Fossa (dessen „o“ im Madagassischen eher wie ein „u“ intoniert wird).

    Fossanähe

    Ein gewisser Fossa
    Stand mir heut im Wege
    Panisch schrie ich: „Mussa
    Nich in ein Gehege?!“

    Das Tier, es maunzte souverän
    Beim An-mir-vorübergeh’n –
    Führte reines Nichts im Schilde
    Und beschämte mich mit Milde

    Klar
    Es war
    Das abgerundetste Katzentier
    Das auf Wattetatzen hier
    Verwundert meinem Blick auswich
    Geduckt ins Dickicht wieder schlich
    Bis nach auf Stunden
    Gerundeten
    Sekunden
    Auch sein seidig geschmeidiger munter gewundener rundlicher ungemein langer Schwanz
    Ganz
    Entschwunden
    War

    „Hoppsa,“ dachte ich, „so nah
    War ich grade einem Raubtier!“
    Aber nee – die Nähe, glaubt mir
    War mir näher als der Abstand
    Mit dem ich mich letztlich abfand

    Nächstes Mal versuch’ste mehr –
    Kriechst dem Fossa hinterher!


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


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