Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Wasser

Verse für die Phlegmatiker, denen man Wasser, Winter, Nacht, Baby- und Greisenalter zuordnet.
Die beschreibenden und erzählenden Gedichte.
Von der Naturlyrik bis zu allen Längenvarianten der Ballade.

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  • Reset & das zweitausendsechshundertzwölfte Gedicht

    Erste Knospen im Botanischen Garten München

    Rasenstarre

    Das, scheint’s, zu nichts entschloss’ne Gras
    Verbleibt noch im Pastell.
    Durchwrungen von der Sonne Maß
    Erstrahlt es sommerhell

    Und ausgedörrt.
    Man spürt, es stört
    Sich nicht am wiederentstehenden Takt.

    Ist es noch im Verglühen,
    Doch im Wiedererblühen?

    Welche Jahreszeit hat auf Wachturm geflaggt?


  • Kienbachsenke & das zweitausendfünfhundertsiebenundneunzigste Gedicht

    Der Kienbach bim Kloster Andechs

    Einschlafgedicht für hartgesottene Kinder

    Nächtens nächtlich‘ Dunkelheiten
    Gruseligen Gruß bereiten,
    Undurchschaubar Schauer hauchen,
    Aufgeschreckte Schrecken fauchen …

    Un- und heimlich formt ein Spuken
    Das, was vordem Heim dir war,
    Spuckt in alle Lücken Luken
    Für den Eintritt von Gefahr.


  • Grundwasserpool & das zweitausendfünfhundertachtundachtzigste Gedicht

    Moosacher Badeparadies auf der Baustelle der Unterführung an der Dachauer Straß

    Ripostegedicht auf „Die drei Spatzen“ von Christian Morgenstern

    Wenn im Frühling, zusammengeschweißt vom Eis,
    Erst der Hans, dann der Franz, dann der Erich auftauen,
    Fragt jeder den andern, ob er’s vielleicht weiß:
    „Wo zum Teufel sind unsere Frauen?“
    Und jeder gibt zu, nu, er weiß grade nicht.
    Das führt uns zu einem ganz neuen Gedicht:

    Die drei Spätzinnen von Morgan Sternenchrist

    Irene, Helene und Ines
    Sagen zu sich: „Ich verdien es!“
    So lang stand der Gelege Pflege
    Jeglichem Entspann’n im Wege –
    Diesen Winter wellnesst man,
    Fliegt vom Heimgeäst von dann’n
    In die Sonne Korsikas
    Und ihr Chor singt: „So’n Spaß
    Hatten wir schon lang nicht mehr –
    Nächst‘ Jahr flieg’nwa wieder her!
    Und es fehlten uns, ganz ehrlich,
    Weder Hans, noch Franz, noch Erich!“

    Die prob’n ihr’n Zusammenhalt
    So Po an Po, nur schweinekalt.
    Da im Warmen ihre Damen
    Laben sich an Pappelsamen
    Und auf Sonnenliegen liegen,
    Nichts von der Saison mitkriegen,
    Nein, rein
    Gar nichts von ihr’n Kerls in der Kälte erahnen –
    So flanieren die Mädels im Mediteranen.

    „Stopp! Jeder Satz ist Betrug, denn es weiß jedes Kind,
    Dass Spatzen – Strich – Spätzinnen keine Zugvögel sind!“

    Gut, wer zwanghaft solchen Regeln glaubt
    Halt mangels Mut sich selbst beraubt;
    Zum Aufspür’n neuer Möglichkeiten
    Genügt’s die Flügel auszubreiten!

    Doch wer mag, kann Satz für Satz parier’n –
    Und friert dann fest als Spatzenhirn.

    Ja, der dröge Standard fetzt sich meist
    Mit dem Wandlungsvermögen vom Spätzinnengeist …

    Will dein Nest dich zum Stillstand verdammen, so wehr dich!
    Oder friere – zusammen mit Hans, Franz und Erich.


  • Chiemgau & das zweitausendfünfhundertvierundachtzigste Gedicht

    Auf der Birkenallee von Bernau zum Chiemseeufer

    In den Speiseechokammern

    Es gär’n die Verschwörer, Empörer im Brät
    Vom virtuellen Lackmus-Grill,
    Dessen Glut jeden Nonsens zum Thema aufbläht –
    Weil das der Algorithmus will!


  • Botanischer Garten & das zweitausendfünfhunderteinundachtzigste Gedicht

    Im winterlichen Botanischen Garten München

    14 Grad

    Es dampft vor Unentschlossenheit
    Der aufgetaute Firnis.
    Er weiß, es ist noch nicht die Zeit,
    Doch Temp’raturen-Wirrnis
    Lockt Samenkapseln aufzuspringen,
    Aus der Deckung vorzudringen,

    Bis

    Nach den frühen Wärmeschüben
    Es letztlich wieder schneit.

    Der Lenz kam nur vorbei zum Üben –
    Noch ist es nicht soweit.


  • St. Martins-Platz & das zweitausendfünfhundertachtundsechzigste Gedicht

    U3-Station Moosacher St. Martinsplatz

    Dezember 2024 (Rückblick 12)

    Assad schreibt man jetzt Ass a.D.,
    Was freilich ich als Hoffnung seh!
    Oft scheint das: Na, schlimmer kann’s ja nicht werden
    Das uns beschiedene Glück hier auf Erden.
    Und manch einer nimmt’s gleich ungelenk
    Zum „Da könn’n doch die Syrer zurück jetzt!“-Geschenk.

    Im Libanon herrscht Waffenruh,
    Zumindest gilt dies ab und zu.
    Georgien hält fest die Proteste im Zaum –
    Und die suchen sich Tag für Tag doch ihren Raum.
    Ein Blitzkriegsrecht bringt Südkorea
    ’nen neuen Präsidenten näher
    Im Ego-Duell zwischen Le Pen und Macron
    Gibt’s ’nen neuen Premier nach drei Monaten schon,
    In Rumänien wird man die Wahl wiederholen
    Und ungefragt tönt aus dem Nichts Dieter Bohlen
    Er böte sich gerne als Musk-Ersatz an
    Wenn für Kanzler Merz einmal Not wär am Mann.
    Donald Trump reist zum Neustart von La Notre Dame.
    Quasimodo gefällig? Weil wir grad ein’n hab’n …
    Die Länder, die kurz unregierbar erschienen,
    Verständigen vorerst sich auf gute Minen,
    Lange hat man sich da durch Konstrukte gequält
    Und dann doch noch den Voigt und den Woidke gewählt.
    Oft heißt’s ja, sobald alles läuft wie nach Plan:
    Hat eigentlich nicht weh getan!


  • Zweiter Advent & das zweitausendfünfhundertfünfundsechzigste Gedicht

    Zweiter Advent at home

    November 2024 (Zeit der Trennungen, Rückblick 11)

    Das US-Wahlergebnis ist nichts für Mimosen,
    Da trennt sich die Wirklichkeit von den Prognosen.
    Triumphbewampt wurd Kampfschlumpf Trump zum Stumpfsinn frackenden Comebackstampfer.
    Ein schmoll’nder und von Groll durchprollter alles ramm’nder Volldampfdampfer
    Macht nun widdewittwieder, wie’s ihm gefällt
    Sich seine Trumptydumpty-Welt.
    Gerichtsverfahr’n werd’n eingestellt,
    Notorisch gegen links gebellt
    Und von ’nem gesundenden Menschenverstand
    Trennt sich ein uns sonst so verbundenes Land.
    Hier erlischt gelbes Licht im Regierungsgehampel.
    Bleiben nur Rot und Grün – halt ’ne Fußgängerampel!
    Man ahnt ja auch, der Christian
    Würd eh viel lieber autofahr’n.

    Frau Baerbock trennt sich von dem Herrn Bock, China kappt ein Ostseekabel,
    Pflegekräfte aus Kolumbien schieb’n wir ab und leicht blamabel
    Schließt Italien in Albanien seine Lager für Migranten.
    Pistorius fasst den End-Schluss: Die SPD braucht keine Top-Aspiranten!
    Der Tesla-Protest wird aus den Bäumen geräumt,
    Derweil das „Team Robert“ am Küchentisch träumt.
    In Sachsen wird sich auseinander sondiert,
    Da anderswo das BSW koaliert,
    Amsterdam pogromiert gegen Fußballfanjuden,
    Aus Berlin ruft’s: „Bei uns würd’n die ebenfalls bluden!
    Und im selben Kiez drohen den Homos Gefahren!“
    Es werkelt Frau Merkel an ihr’n Memoiren.
    Australien sperrt den TicToc-Kram
    Für alle unter 16.
    Dass auch dieses Jahr wieder viel, viel zu warm –
    Da könn’n wir drüber wegseh’n!
    Von Klimagipfeln scheidet man
    Mit zahnlosen Versprechen
    Da schlammig Spaniens Fluten warn’n:
    Das wird sich bitter rächen!
    Russlands Drohnenangriffe brechen neuen Rekord,
    Man erhält dabei jetzt auch von China Support.

    Jetzt wär’s höchste Zeit mal für schöne Geschichten?!
    Nun, hilfreicher wär’s, wenn ihr langsam erkennt:
    Ich kann diesem Jahr keine Niceness andichten –
    Dass ihr euch von allzu viel Zuversicht trennt!


  • Weihnachtsdorf & das zweitausendfünfhunderteinundsechzigste Gedicht

    Weihnachtsdorf am Hauptbahnhof Hannover

    Oktober 2024 (Rückblick 10)

    Wenn zu Venezuela Herr Maduro verkündet,
    Dass Weihnachten jetzt im Oktober stattfündet,
    Denn das hülfe der Wirtschaft direkt auf die Sprünge
    (ja, nach dem Kapern der Wahl leistet man sich solch Dinge …),
    Dann wird’s nicht mit allzu viel Schelte berappt,
    Denn seine Gegner wurd’n längst gen Europa verklappt.
    Die EU ehrt sie dort mit dem Saccharow-Preis
    Was in Caracas wahrscheinlich gar keiner weiß.
    Na, ist die Menschwerdung Gottes halt dieses Jahr eher
    Und wir der Erlösung zwei Monate näher!
    Also, muss man schon sagen: Von den Herren Despoten,
    Da wurde dies Jahr doch mal echt was geboten!
    Sie frittier’n bei McDonald’s, fahr’n in Müllwägen rum –
    Manch Heiland ist sich für kein Foto zu dumm.
    Putin lädt zur Konklave mit dem Kampfnamen BRICS
    (einfach hingeh’n und Hand schüttlen – kostet doch nix!)
    Und hinterdrein pilgern zwölftausend Nordkoreaner,
    In Georgien und Moldau daten Wahlbetrugsplaner –
    Die wurd’n wegen Misserfolg sicher erschossen.
    Nun, hat Putin ja sinnlos’res Blut schon vergossen!
    Uns besucht nach der Hurricane-Pause Joe Biden
    Und kann zwischen zwei Wirtschaftsgipfeln entscheiden.
    Es glitscht im Ampelschmierenstück,
    Der Kevin Kühnert tritt zurück,
    Kaiser Roland preist das Lied der Deutschen
    Zur Einheitsfeier in Schwerin,
    Derweil sieht man Selensky mit Siegesplan-Thesen
    Eh’r trostlos durch Europa zieh’n
    Der Jünger Musk opfert pro Tag eine Million,
    An Trump-Registrierte – denn es soll sich ja loh’n.
    Lutz Baumanns Glaubenstrupp Pegida
    Geht auf Mission – zum letzten Mal.
    Und Chinas E-Mobil-Anbieder
    Stoppt jetzt der Zölle heil’ger Gral.
    Die Festung Europa zimmert Abfangknäste
    In Albanien, nach Plänen der Herrscher in Rom.
    Und von Osten her blitzt der Palast der Paläste:
    Der Israelis Iron Dome.
    Im Gelobten Land regnet es täglich wie träge
    Vergeltungs- und auch Geltungsschläge –
    Nur hat man jetzt als drittes Land
    Den Libanon mit eingespannt.
    Der Hamas-Führer Sinwar wird als letzter Sünder abgekeult.
    Dann hammas, sinwar durch – und dass mir um den keiner heult!
    Könnt nun der Mossad, man mag mir die Frage verzeihen,
    Nicht einen der Ihr’n, den Ukrainern ausleihen?
    Denn in Moskau, da wartet ein hoffnungslos Böser
    Und mit ihm die Welt noch auf seinen Erlöser.
    So spät im Jahr wirkt meine Lyrik vielleicht etwas roh, ja,
    Es war für uns alle ein harter Oktober!
    Schon schaut, wie erwartet, der November ins Zimmer
    Und ich darf euch verraten: Es wird nur noch schlimmer!


  • Gem. Schneeball & das zweitausendfünfhundertvierundfünfzigste Gedicht

    Aussicht vom Ammerwanderweg zwischen Unter- und Oberammergau

    September 2024 (Rückblick 9)

    In Springfield essen sie Katzen und Hunde
    Und in Thüringen wählen sie Höcke.
    Kaum hegt man die Hoffnung, die Menschheit gesunde,
    Schießt diese gleich rudelweis‘ Böcke.

    Da servieren die ersten zwei Landtagswahl’n Ost
    Demokraten zum Monatsstart arg harte Kost.
    AFD, BSW erlang’n – vorerst getrennt –
    Zusammen fast beides Mal 50 Prozent.
    Der FDP-Vorkommazahlen verschwinden –
    Da möchte man beinahe Mitleid empfinden!?
    Die Redlichen stimmt übel-bang
    Der AFD’ler Überschwang:
    In Sachsen erringen die Platz Nr. 2,
    In Thüringen sind sie die stärkste Partei –
    Ja, droht in drei Wochen als letzte von allen
    Die Feste von Potsdam auch an sie zu fallen?
    Doch es ruft: „Getreue, haltet durch!“
    Graf Woidke von der Brandenburg.
    „Sieg oder Ende! – dies sei unser Eid,
    Macht für die Schlacht gegen Rechts euch bereit!
    Mit Stolz den Prognosen entgegengestellt –
    Noch 12.000 Stimmen und Brandenburg hält!“

    Von Sondierungsirrfahrten erfährt man aus Sachsen:
    Die Brandmauer hält, doch die Brombeeren wachsen!
    Und von Brombeeren weiß man: Pflanzen die sich erst ein,
    Wird kein Teil des Gartens mehr brombeerlos sein.
    Das sind so Debatten, die uns erst noch drohen –
    Alles besser, als unter den Rechten verrohen!
    Selbst CDU-Kretschmer rät, Woidke zu wählen,
    Da die Stimm’n für die CDU eh nicht mehr zählen,
    Seitdem alle Hoffnung auf einen nur fällt –
    Es fehl’n zehntausend Stimmen und Brandenburg hält!

    All der Sturm und Drang der Weltnachrichten
    Will sich zu null Belang gewichten:
    Zweiter Anschlag auf Trump, letzter Boxkampf von Raab
    Und ein Champions League Modus, der früh Stimmung verdarb.
    Macron trickst Barnier als Premier an die Spitzen,
    Selensky kriegt zwölf deutsche Panzerhaubitzen,
    Caterina Valente verlässt diese Welt
    Und noch achttausend Stimmen bis Brandenburg fällt!

    Das Schengenabkommen lässt sich überrollen
    Von grenzenlos ollen EU-Grenzkontrollen,
    Osteuropa und Österreich werd’n überschwemmt
    Und der Merz ist seit Söder-Verödung enthemmt –
    Er lässt Migrationsgipfel merzdirnix platzen
    Und die AFD martert ’nen Song von Die Atzen,
    Englands Labour-Chef dealt Banker-mäßig mit Geld –
    Und noch viertausend Stimmen bis Brandenburg fällt!

    Skandalprozess in Avignon,
    Hisbollah Pager-Explosion,
    In Dresden stürzt ’ne Brücke ein,
    Die Chipfabrik kassiert ein Nein
    Und Magdeburg bleibt unbeschenkt –
    Milliardensubvention versenkt -,
    Der Wolfsschutz wird ein’n Status tiefer gestellt
    Nur noch zweitausend Stimmen bis Brandenburg fällt!

    Aus Berlin ruft’s: „Graf Woidke, wir stehen dir bei –
    Der Kanzler persönlich, die ganze Partei!“
    „Dass mir bloß keiner öffnet, wenn Olaf hier schellt –
    Uns fehl’n eintausend Stimmen, dass Brandenburg hält!“

    Dann ist Wahltag und wahrlich: Die Brandenburg hielt!
    Unter größten Müh’n das Minimalziel erzielt,
    Der AFD-Sturm abgewehrt,
    Was Brandenburgherr Woidke ehrt,
    Ein letztes Unbehagen sät
    Das Wörtchen „Sperrminorität“.
    Und die Grünen betrübt ihr Herausgefliege –
    Die Lang und der Nouripour machen die Biege,
    Die Jugend verlässt gleich komplett die Partei.
    Äh, jetzt einmal kurz durchzähl’n, wer ist noch dabei?
    Denn trotz des Zwangs, nun mit dem BSW rumzueiern,
    Gebührt es, den Wahlsieg der Mitte zu feiern!
    Oh, ein Begeisterungssturm rauscht heran mit dem Wind!
    – Weil Floridas Hurricane-Season beginnt.
    Horcht: Freudenschussfeuerwerksböllergeknalle!
    – Die machen Hisbollahs Nasrallah grad alle.
    Aber das ist ein Siegesfanfaren-Toröööh!
    – Ja, da feiert Herr Kickl vom der FPÖ,
    Der erntet jetzt Schlick für den Rechtsrutsch der Welt,
    In der – beinah einsam – die Brandenburg hält.


  • Calimas Hütte & das zweitausendfünfhundertsiebenunddreißigste Gedicht

    Spree vom Weizen Ausklang in der Calimas Hütte der Ritter Butzke Kreuzberg

    Juli 2024 (Rückblick 7a)

    Urlaubszeit und Sommerloch –
    Nur Maschinen schuften noch,

    Da Auto-Responses die Server erhitzen
    Mit Abwesenheits-/Out-of-Office-Notizen.


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