Crossover-Ripostegedicht zu R. Gernhardts „Vom Fuchs und der Gans“ und „Sie war ein Blümlein“ von W. Busch.
Vom Fuchs und der Gans und dem Blümlein und Esel (Die Heuschrecken)
Gewöhnlich nennt man Fuchs und Esel
Je störrisch und gewitzt.
Was die zu zweit sich einverleiben,
Gilt vorab als geritzt.
Denn
Beharrlichkeit und Raffinesse
Verehrt man als Erfolgsfaktoren.
Was deren Beißerchen zerreiben,
Das ist als Entität verloren
Und wird vom Subjekt zum Projekt,
Das all den Investoren schmeckt.
Nach satter Übernahmewut,
Ner reichlich ungestüm’chen,
Werd’n Gans und Blume neues Gut,
Beworb’n als Gänseblümchen.
Ein verheißungsvolles Top-Produkt:
Die Softness der Daunen, von Blüten der Duft …
Doch
Was vom großen Maul geschluckt,
Gedeiht in dessen Magengruft,
Zum Einheitsbrei – und is
Am Ende bloß Beschiss.
Im Zwischengeschoss war’n die Dienstangestellten
Und teilten sich leicht übersehbare Welten
Samt dem Los der Überschaubarkeit,
Sehr groß im Kompensier’n von Leid.
Gefüllt mit nie erfüllten Träumen,
Zerknüllt von solchen Zwischenräumen,
Leckt diese „Längst Geschichte!“-Schicht –
Fast scheint’s, sie existierte nicht.
So ein mattgrauer Vogel von hinten
Ist kein gleich begeisterndes Fotomotiv.
Dennoch zückt zuckbereit eure Flinten
Und erweckt die Beachtung, die allzu tief schlief!
Oft schwelt in dem uns Abgewandten
Der Docht von noch entfernter Kunst!
Man spürt im früh ins Bild Gebannten:
Aus dem Dunkel der Winkel lockt’s hektisch:
„An Anhaltspunkt: Alter, versteck disch!“
Plötzlich löscht alle Richtung sich aus meinem Weg,
Orientierung verrinnt, schon ist Licht Privileg.
Wie rasend schabt sich Resignieren
In mein früh’res Souverän,
Ich muss Verirrtheit konstatieren,
Fahrigflach lass ich mich geh’n.
Vor Demut ob der Gassen Massen Macht
Geh ich zurück zu sich’rem Ursprung.
Rasselnd japst es in mir sacht:
„Warst grad ganz schön aus der Spur, Jung!“
Doch ein Blick auf den Stadtplan am Morgen beweist:
Ich habe mein Ziel einfach sehr gut umkreist.