Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

  • Oct 20, 1973 & das zweitausendvierhundertsechsundvierzigste Gedicht

    Oct 20, 1973 & das zweitausendvierhundertsechsundvierzigste Gedicht

    Sri Aman

    Chinesische Shophouses säumen die Straßen
    Und alles geleitet zum breitbraunen Fluss.
    Ein Blechkrokodil mahnt uns (die’s lange vergaßen):
    Dem Dschungel dient jedes Motiv als Genuss.

    Das Ur- unsrer Wälder gilt scherbenbesiegt –
    Doch die Fallzahlen prahlen mit Splittern.
    Die Spatzen bezetern, dass niemand mehr fliegt
    Im Geblitze von leeren Gewittern.

    Zwischen Rückzug und Aufbruch wird so viel gedeutet
    Und im Fort lauern greise Kanonen.
    Vielleicht wird noch manches Mal Manches erbeutet,
    Doch die Stadt, sie beschränkt sich aufs Wohnen.

    Und der Rauch der verlegenen Streetmarket-Stände –
    Er verfliegt ohne weitere Noten.

    Doch der Strom, er verbirgt noch zu schreibende Bände –
    Darum bleibt weiters Vorsicht geboten!


  • Borneo & das zweitausendvierhundertfünfundvierzigste Gedicht

    Borneo & das zweitausendvierhundertfünfundvierzigste Gedicht

    Sarawak

    Vor Jahren ward es fester Plan,
    Ist dann Prospekt geblieben.
    War damals direkt angetan,
    Doch ließ mich stets verschieben.

    Ich vagabundierte durchs Vorzügegeben:
    Mal nach dort, mal sofort, mal geplant und mal eben.

    Den Prospekt letztes Jahr dann ad acta gelegt
    Ins Archiv des Recycling-Containers –
    Nach dreißig Jahr‘n immer noch sehr gut gepflegt
    (Ich hab mir gedacht, ich erwähn das)!

    Was hat mich damals fasziniert,
    Wie weiß ich, was noch stimmt?
    Manchs Traum Buffet an Wert verliert,
    Sobald man davon nimmt …!

    Doch ich ließ, prospektlos aufgebrochen,
    Mein dreißig Jahr jüngeres Herz wieder pochen
    Und erkenne: Was einst meine Neugier gerührt –
    Es versteht sie noch immer zu stillen.
    Ein sehr langer Weg hat mich hierhin geführt
    Aus tief eingefrorenen Willen.


  • Gunung Kinabalu & das zweitausendvierhundertvierundvierzigste Gedicht

    Gunung Kinabalu & das zweitausendvierhundertvierundvierzigste Gedicht

    Wasserträge

    Bin vom Wassertragen ganz durstig geworden,
    Ich befürchte, ich mach‘s nicht mehr lang.
    Und drohte jetzt jemand, mich bald zu ermorden,
    Mir würde darob nicht mehr bang.

    Das Gewicht meiner Last hat sich stetig verdoppelt,
    Und mein Durst steigert sich mit der Hitze.
    Ihr zu viel ist mit meinem zu wenig gekoppelt –
    Das fühl ich, so wahr ich hier schwitze.

    Bin vom Wassertragen so durstig geworden,
    Ich befürchte, ich schaff‘s nicht mehr weit.
    Indes führt der Weg zwar allmählich nach Norden –
    Alleine, mir bleibt keine Zeit.


  • Umbau & das zweitausendvierhundertdreiundvierzigste Gedicht

    Umbau & das zweitausendvierhundertdreiundvierzigste Gedicht

    The House of Ascher (zum Siebzigsten)

    Hurtig durchspurtet das House of Ascher
    Zum Geburtstagsschmaus: der Pascha.

    Er, der oft auf Shows gesichtet
    (manch Moment dort abgelichtet),
    Folgt dem „Es ist angerichtet!“,
    Wird daselbst nun eingedichtet:

    Es hilft, nicht erst beim Siebzigwerden
    Mittels „Sieb‘s Ich!“ sich zu erden –
    Auf dass hehre Nichtigkeiten
    Nicht von dem, was wichtig, leiten

    Und wir lässig überwinden
    Was wir längst schon lästig finden.

    Alle Rechte bei Wolfgang Ascher, für den das Gedicht im Rahmen der Kuba-Spendenaktion 2024 erstanden wurde.

     


  • Ex-Heizkraftwerk & das zweitausendvierhundertzweiundvierzigste Gedicht

    Ex-Heizkraftwerk & das zweitausendvierhundertzweiundvierzigste Gedicht

    Heldenfantum

    Joi, bald können auch wir wieder Helden gedenken,
    Kränze kredenzen und Mitgefühl schenken,
    Den Stolz in die trauernden Heulsusen rammen
    Und ausweglos heucheln, hier gäb‘s ein Zusammen.

    Denn nie sind es die Söhne der Einsatzbefehle,
    Die die Schützengräben düngen.
    Nie sind es die Söhne der Uni-Hörsäle,
    Die Altersdurchschnitte verjüngen.

    Doch wir formen das Wording der Einladungs-Cards
    Und wir kümmern uns um das Design.
    Wir spiel‘n gern die Liftboys des Ranghöhegrads –
    Durchaus offen, doch niemals gemein.

    Wir bestatten auch Matsche (wir horten ja Würde),
    Beklatschen die Opfer als unsres Volks Bürde
    Beim Kränzekredenzen und Mitgefühlschenken –
    So vollendet durchregt, wenn wir Helden gedenken.


     


  • Ten Tage Fürstenfeld & das zweitausendvierhunderteinundvierzigste Gedicht

    Ten Tage Fürstenfeld & das zweitausendvierhunderteinundvierzigste Gedicht

    Kleine Eimer

    Ein Kleiner Eimer Schwermut
    Sich im Augenwinkel hält.
    Ich streb nicht mehr gen „sehr gut“,
    Seit mein Seufzen mir gefällt.

    Es locht zwei falsche Töne,
    Doch das mindert nicht sein Singen;
    Es kennt der Gegner Söhne,
    Doch es kentert nicht beim Ringen.

    Welch rumpelnder Luxus, gefährdet zu sein –
    Ein dumpfes Gefühl lustig werdender Pein.

    Und welch eilig Entschluss, diesen loszuwerden –
    Er kann (freilich: muss) unser Dasein bloß erden.


  • Ruhrpottglühen & das zweitausendvierhundertvierzigste Gedicht

    Ruhrpottglühen & das zweitausendvierhundertvierzigste Gedicht

    Marshallpläne

    Mit Aus-der-Zeit-Gefallenheit
    Respekte einzufordern,
    Aus überfühltem Krallenneid
    Gleich Bergketten zu ordern,
    Den Einbahnstraßenschildern
    Der Veränderung zu trotzen,
    Nach maßverirrtem Wildern
    Mit Trophäen rumzuprotzen
    Und der geschenkten Gäule Zahngold
    Unverzollt zu horten? –
    Hast, Witzbold, lang genug gehowlt
    Als Sprössling bess’rer Sorten!

    Planst, alle Möbel dieser Stadt
    Zurückzurecht zu rücken
    Und jedes aufgeschlag’ne Blatt
    Mit Post-Its zu bestücken?

    Wirst colt-bereit am Einfahrtsgleis
    Den Sheriffstern polieren –
    Und jeder „You’re too old!“-Beweis
    Wird dich nicht interessieren.


  • Federfuß & das zweitausendvierhundertneununddreißigste Gedicht

    Federfuß & das zweitausendvierhundertneununddreißigste Gedicht

    Rollenwechsel

    Heut bin halt ich mal Publikum,
    Drum schalt ich mich plus Handy stumm.


  • Küstenlinie & das zweitausendvierhundertachtunddreißigste Gedicht

    Küstenlinie & das zweitausendvierhundertachtunddreißigste Gedicht

    Theoretisch abstürzen

    Wie viele juveniler Räusche
    Hab ich nach Dammbruch ausgekotzt?
    Achtzig (wenn ich mich nicht täusche) –
    Wild aus Aug und Maul gerotzt.

    Nicht brutal oft, auch nicht wenig,
    Und höchst selten gilt: Ich sehn mich
    Nach der Zeit zurück – der Non-Stops,
    Jägermeisterrunden, Headshots,
    Einspritzer im Trinkspielwahn,
    Konterbier im Mittagstran … –
    Da ich mich der Sechzig näh’re
    und mir gruselt jetzt, ich wäre
    Nochmals so vom Rausch gepfählt.

    Hab drum vieles abgewählt.

    Doch ich spür nun, auch ohne ins Tun zu versinken:
    Heute ist so ein Tag, hey, zum richtig Betrinken!

    Alle Rechte bei Ute Kratzer, die das Gedicht im Rahmen der Kuba-Spendenaktion 2024 erstanden hat.


  • Einzigartig & das zweitausendvierhundertsiebenunddreißigste Gedicht

    Einzigartig & das zweitausendvierhundertsiebenunddreißigste Gedicht

    Das Rind als Löwenanteil

    Dass Kühe ständig fressen,
    Indes der Löwe meistens ruht,
    Bewegt die Frage: Wessen
    Gewissen schlürft hier ruhig Blut?

    Und wie wird Friedlichkeit belohnt,
    Wenn über ihr ihr Leiden thront?


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


Gedichte/Fotos ausgewählter Tourstationen:

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