Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

  • Tübingen & das dreihundertsiebenundsechzigste Gedicht

    Tübingen & das dreihundertsiebenundsechzigste Gedicht

    Herbstverleugnende Blumenpracht an der Eberhardsbrücke

    Lars

    Es trifft die stets zuerst
    Die am stärksten sich wehren
    Die sich emsig beherzt
    An dem Willen verzehren
    Aus der Teilnahmetaubheit sich sichtwärts zu strecken
    Und die Außenwelt drängen, mal sie zu entdecken …

    Doch es bleibt dann dabei, dass sie niemand hier kennt –
    Eine Chancenverwertung von hundert Prozent:
    Sie war’n ja niemals vorgeseh’n
    Sind so geseh’n auch nie gescheh’n

    Es gerät ihr Abschied doppelt dumpf
    Kein Gnadenbrot und kein Triumph

    Was ich je erlangte – es gehörte auch ihnen
    Obschon sie ja niemals in Greifnähe schienen
    So soll denn mein Stolz denen ohne Gedenken
    Mal ab und an ein Lächeln schenken


  • Hauch des Winters & das dreihundertsechsundsechzigste Gedicht

    Hauch des Winters & das dreihundertsechsundsechzigste Gedicht

    Nun wäre das erstgesetzte Ziel geschafft: 366 Gedichte für die 366 Tage des (Schalt)Jahres. Da aber das Ziel auf 500 Gedichte aufgestockt wurde, kann nun nicht der Stift beiseite gelegt werden, sondern muss sich gesputet werden – 134 Gedichte in den restlichen zweieinhalb Monaten…! Und weil diese kalt zu werden drohen, hier ein Foto aus dem Westen Madagaskars – vor drei Wochen aufgenommen und schon sehr weit entfernt.

    Hauch des Winters

    Plötzlich beugt sich das Jahr
    Und will nicht mehr leben
    Und es hat sich beinah‘
    Jedes Blatt aufgegeben
    Es entglänzt sich das Grün
    Und zerzaust sich ins Gilben
    Den Dichtern entflieh’n
    Die romantischen Silben …

    Mählich türmt sich der Eindruck von Straße und Dreck
    Und in vier bis fünf Wochen ist alles hier weg
    Was der Frühling an zartigste Zweiglein getrieben
    Wird von Fußtritten klobigstem Schuhwerks zerrieben

    Für vier Monate wird dann der Film angehalten …
    Und die Leinwand im spärlichen Restlicht erkalten


  • 30 Jahre unzerstörbar & das dreihundertfünfundsechzigste Gedicht

    30 Jahre unzerstörbar & das dreihundertfünfundsechzigste Gedicht

    Irgendwie im Nachhall der Afrikareise untergegangen: Das neue Album „Dies ist nur 1 Test“ zum 30jährigen Bandjubiläum von Marilyn’s Army. In diesem Jahr zwischen den ersten 160 Auftritten und 360 Gedichten entstanden. Eigentlich ein Wunder – welchem hier mit einem weiteren Songtext vom Album gehuldigt sein soll. Album anhören!

    Im Einsatz

    Dort ist der Strand, dort ist das Boot
    Wir beobachten den Strand
    Dort ist der Strand, dort ist das Boot
    Wir beobachten das Boot

    Was soll ich sagen, wenn der Assistent fragt:
    Bist Du Dir sicher, dass noch was passiert?
    So etwas lässt sich leider nie vorausahn’n
    Aber irgendetwas stört mich hier

    Ich bin mir sicher, dass noch was passiert
    Ich bin mir sicher, dass noch was passiert
    Ich bin mir sicher, dass noch was passiert
    Ich bin mir sicher

    Dort ist der Strand, dort ist das Boot
    Wir beobachten den Strand
    Dort ist der Strand, dort ist das Boot
    Wir beobachten den Strand
    Und beobachten das Boot


  • Hannover Hauptbahnhof & das dreihundertvierundsechzigste Gedicht

    Hannover Hauptbahnhof & das dreihundertvierundsechzigste Gedicht

    Dem Landesvater.

    Ernst August von Hannover

    Wie königlich! Im Ernst, ich glaube
    Nie sah ich so ’ne schöne Haube
    Wie dort am Ernst, dem August hier
    Ein Augenschmaus auf jenem Tier
    Das taugussleicht er just bereitet
    Und ernst wie einst plus hochgestellt
    Den Fluss der Autobusse leitet
    In einer staufrustreichen Welt


  • Singen & das dreihundertdreiundsechzigste Gedicht

    Singen & das dreihundertdreiundsechzigste Gedicht

    Beinahe inflationär: ein zweites Singen-Gedicht!

    Lied von Singen

    Da kann ich mal ein Lied von Singen
    … schon fällt’s vor Ort mir nicht mehr ein!

    Die Leut‘, wo uns Musik beibringen
    Sind oft mit ihrem Lied allein


  • Hohentwiel & das dreihundertzweiundsechzigste Gedicht

    Hohentwiel & das dreihundertzweiundsechzigste Gedicht

    Auch wenn noch ein paar Madagaskar-Reprisen hier veröffentlicht werden, muss dieses Gedichttagebuch dem Umstand Rechnung tragen, dass ich bereits knapp zwei Wochen zurück bin im herbstlichen Deutschland und auch schon einige Tour-Stationen abgereist bin, die sich in der Warteschlange stauen. Z. B. Singen.

    Romantische Zugfahrt

    Von Singen bis nach Immendingen
    Hatte ich sein Dingen drinnen

    Der Halt in Engen war vergnüglich
    Und meine Reiterei vorzüglich

    In Hausach sagte ich „Gut Nacht!“
    Und mein rosiger Hintern – er lächelte sacht


  • Aye-Aye-Appetizer & das dreihunderteinundsechzigste Gedicht

    Aye-Aye-Appetizer & das dreihunderteinundsechzigste Gedicht

    Nun wartet nur noch das Aye-Aye auf ein zoologisches Lemurengedicht. Aber das benötigt noch etwas Zeit. Hier nur ein Appetizer.

    Aye to Ai

    „Hei, du Ei!“ sprach das Aye-Aye,
    „Bist du nicht der Ai Weiwei?“
    „Mei, und du bist ein Aye-Aye?!“
    Freute sich Herr Ai Weiwei
    Das sei fei – und beide geiern:
    „Lass uns unsre Ei-Heit feiern!“

    Hernach sagten sich Bye-Bye
    Ai Weiwei und das Aye-Aye


  • Rückreise & das dreihundertsechzigste Gedicht

    Rückreise & das dreihundertsechzigste Gedicht

    Abschied von Madagaskar und den Seychellen. Über Abu Dhabi.

    Vom anderen Ufer

    „Weh mir, Emir,“
    Sprach ich panisch, „Piraten!

    Aus den arabischen Emiraten

    Alle Welt bangt vor ihr’n
    Rabiaten
    Taten und Matern an Patern!“

    Da war der Rat vom Emir:
    „Lieber Rabbi, eh dir

    Die Art der Piraten ’nen Alptraum bereite:
    Die Jungs sind seit Samstag auf unserer Seite!
    Selbst gläubigste Räuber treibt stets, so gelob‘ ick
    Gewinnmaximierend Gesinnungsaerobic!“


  • Wiesellemur & das dreihundertneunundfünfzigste Gedicht

    Wiesellemur & das dreihundertneunundfünfzigste Gedicht

    Und in der letzten Madagaskar-Woche tauchte dann doch noch ein zusätzlicher, noch nicht von einem Gedicht bedachter Lemur vor meiner Kamera auf. Auf welche Weise, erklärt sein Ged/sicht.

    Der Wiesellemur (Englisch: sportive lemur)

    Nur der drolligen Pupillen wegen
    Sollt‘ man nicht den Willen hegen
    Den Schlafkloß aus dem Astlochschacht
    Hinauszustoßen – gleichwie sacht!

    Ach, achteten wir den nachtaktiven
    Tagesablauf des sportiven
    Wiewohl meist ruhenden Wiesellemuren
    Würden wir ihn kaum auf unseren Touren
    Egoman entzückungssüchtig
    Einmal kurz, beglückt und flüchtig
    Aus dem Schlaf ins Helle stupsen
    Dann in unsren Fokus schupsen

    Sein Blick irrt halbgar: „Was’n los?!“
    Mit Augen, die gar doppelt groß

    Da gluckst die Hingerissenheit
    Ob solch massiver Niedlichkeit

    Werter Wiesellemur, verzeih’n Sie die Störung
    Die Ihnen laut Murren nur wenig gefällt
    Doch dient dieses Opfer durch Optik-Betörung
    Versöhnlichst dem inneren Frieden der Welt!


  • Petite Anse & das dreihundertachtundfünfzigste Gedicht

    Petite Anse & das dreihundertachtundfünfzigste Gedicht

    Die letzten Stunden an der See.

    Das Meer der Schwimmer

    Es ist ja das Meer der Matrosen
    Nun nicht das Meer der Schwimmer …
    Will wer gute Stimmung verlosen
    Gewönnen wir Badenden immer!

    Uns sind ja die ödesten Überfahrten
    Nur ein fahrtwindgetöntes In-Freude-Erwarten
    Und das Meer niemals Gegner, nur Spielkamerad

    Zwar wähnt sich manch Seebär gut doppelt so hart
    Und bestimmt für das Ruder, am Dreh der Gezeiten …

    Wir sind die von solcherlei Zugzwang Befreiten!


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


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