Ich vermeine, Du verneinst
Wenn ich, Frank, am Meinen bin
Dich entführ auf Meinetwegen
Spür die Deinung, immerhin
Kommt mir Stück für Stück entgegen …
Folgt der Frage zum Vereine
„Möchtest du die Meine sein?“
Deinerseits dann doch ein „Nein!“
Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos
Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Ich vermeine, Du verneinst
Wenn ich, Frank, am Meinen bin
Dich entführ auf Meinetwegen
Spür die Deinung, immerhin
Kommt mir Stück für Stück entgegen …
Folgt der Frage zum Vereine
„Möchtest du die Meine sein?“
Deinerseits dann doch ein „Nein!“

Lieb Fresshüttchen (Entsorgung der Altlasten)
„Lieb Fresshüttchen vom Weihnachtsmarkt
Was bietest du mir an?“
„‚Nen Champion, halb angenagt
Von einem schwarzen Mann!“
„Ein mohrbenagter Champion?“
(So formuliert ein Stammtischsohn)
„Lieb Fresshüttchen vom Weihnachtsmarkt
Den Pilz wollt‘ ich wohl gern
Eh dass er vollends eingeparkt
In jenem dunklen Herrn!“
Von Unenschlossenheit geplagt
legt sich die Stirn in Falten
Lieb Fresshüttchen vom Weihnachtsmarkt:
„Ich sag dir, wie wir’s halten:
Du sollst zunächst dich satt dran essen –
Dann darf der schwatte Mann dich fressen!“
„Das klingt nach einem Angebot:
Erst satt zu sein und dann gleich tot!
Ich fühl‘ mich eh schon zu betagt
Lieb Fresshüttchen vom Weihnachtsmarkt!“

Der Tänzer
Herrmann, mann, frag mich!
Herr, das ertrag ich
Keinen Tanztee länger!
Du alter Rattenfänger
Wie kannst du es wagen
Grad mich nicht zu fragen?!
Wann wählst du mich aus
Als rattige Maus?
Wir lassen’s all die andren seh’n
Wenn wir uns dann im Tanze dreh’n!
Wie fiebrig sie schelten
Aus schmerzlich verprellten
Nassen Tanzteephantasien
Die nur als Chance vorüberzieh’n!
„Was schmeißt sich denn die Grande Madame
An diesen Gecken Hermann ran?!
Hat sie denn kein Gramm Stolz im Bauch?!“
Ich muss gesteh’n, so dacht‘ ich auch
Und denke es vielleicht noch länger
Fragst du mich nicht, du Rattenfänger

Brahmanenfrage
Es zieren ja manchmal Brahmanen in Bremen
Die Wahrnehmungsbrauchbarkeit mindernde Schemen
Hab’n Schemen aus Bremen schier gar kein Erbarmen
Mit darstellungstraumatisierten Brahmanen?

Meine Maschinen
Meine Maschinen
Haben Turbinen
Haben die Stärke von mancherlei Pferden
Meine Maschinen
Sind fleißig wie Bienen
Liefern die Antwort auf „Wat soll dat werden?“
Meine Maschinen
Sind flott ausgespuckte
Schrottig gewordene Wegwerfprodukte
Meine Maschinen sind nachts oft allein
Und werden dir nie deine Skepsis verzeih’n
Der Rest
Nein, keiner von uns klagt der Schmerzen
Die noch vom November verschuldet
Gewärmt von verbitterten Scherzen
Fühlt jeder sich etwas geduldet
Wir kennen die Grauheit der Gräuel
Uns muss man im Grunde nichts zeigen
Wir dulden des Winters Geheuel
Und die nicht gleich sterben, die schweigen

Zen der Schmerzen
Don Au
Pass Au
Gen Au
Wow Au

Zu spät
Zu spät kam die Mahnung zur Aufmersamkeit
Wenn früh resigniert jemand „Pass au…!“ nur schreit

Ripostegedicht zu „Knecht Rupprecht“ von Theodor Storm, dessen abschreckende und erzieherische Wirkung über die Jahre etwas einzusacken droht.
Magd Knappragd
Magd Knappragd hieß das böse Vieh
Ihr Defizit an Empathie
Empfahl sie schon früh
Als mit echtem Vergnü-
Gen züchtigend prügelnde Knechtassistentin
Obschon ’s Gottes Sohn echt krass empfand, wenn sie’n
Sperriges Gör mit dem Schlagring bedrohte
Es hieß: „Bei der Knappragd gibt’s irgendwann Tote!“
Wo der Rupprecht sich manchmal das Schlagen erspart‘
Blieb die Strafe der Magd immer unverzagt hart
Sie nahm mit ihren ehernen Prügel
Die Unartigkeit wahrhaft stramm an die Zügel
Auch entlockten ihr weder Gejammer noch Tränen
Je mehr als ein zähneentblößendes Gähnen
Geriet auch mancher Schaden groß
Die Magd blieb standhaft gnadenlos
Es müssen, ganz klar, im beruflichen Leben
Grad gewalterzieh’nde Frauen
Selbstlos immer alles geben
Und doppelt hart wie gerne hauen
Doch es mehrten sich erstmals auch kritische Stimmen
Dass der Chor der Schmerzensschreie
Vom schändlich adventlichen Blagen-Vertrimmen
Unser Weihnachtsfest entweihe …
Jahrs drauf – da war autoritär
Plötzlich nicht mehr populär
So dass Magd Knappragds Boss beschloss
Nicht fortzufahren wie bisher
So sehr man’s jahrelang genoss
Der Weihnachtsmarkt gäb’s nicht mehr her
Man dürfe die Trends unsrer Zeit nicht verschlafen
Und der Nachfragerückgang an härteren Strafen
Sei so eklatant
Dass man letztlich befand
Im Züchtigungssektor ’ne Stelle zu streichen
Denn eine Kraft würde da allemal reichen
Wenn in dieser Phase der Harmonie
Hier jemand zu viel ist, so sicher doch sie
Magd Knappragd, die ja nücht mehr jung
Verstand sich nur auf Züchtigung
Bald machte man ihr klar, sie war
Nicht anderwärts vermittelbar
So musst‘, da die joblosen Tage sich jährten
Ihr hartes Herz noch mehr verhärten
Und neue Kinder kam’n ins Land
Gewannen gar die Oberhand
Kaum abgeworfen von den Storchen
Wollten die nicht mehr gehorchen
Knecht Rupprecht, der alleine war
Fühlt‘ alsbald sich ’nem Burn-Out nah
Er rief: Ey, Christkind, überreiz
Hier nicht die Geschichte vom heiligen Geiz!
Diese Gör’n sind so blöd wie verhaltensstur
Kackfrech, gierig und entgrenzt im Verhalten
Hey, wir hab’n doch grade Konjunktur!
Und die Zeit, einen Stellenausbau zu gestalten
Um dann zu vollbring’n, was die Eltern nicht schafften
Die Satansbräten zu entsaften
Jene vorlauten Paschas mit ADHS
Die quenglig-verwöhnte „ich mag nicht“-Comtesse
Die – so wie DU! – egomanisch verdorben!
Nun, Magd Knappragd hat sich auf die Stelle beworben …

Der erste Winter
Wer im Schnee die Meisen tötet
Wird es schwerlich spurlos tun
Jeder Schlachtplatz warnt errötet
Dass die Mörder niemals ruh’n
Schlucken erst die Sonnenblenden
Still und stetig das Verenden
Wird man jeder Wahl verwaisen
Im Jahrhundert ohne Meisen
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