Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Wasser

Verse für die Phlegmatiker, denen man Wasser, Winter, Nacht, Baby- und Greisenalter zuordnet.
Die beschreibenden und erzählenden Gedichte.
Von der Naturlyrik bis zu allen Längenvarianten der Ballade.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Feuer entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!


  • Orange Sassari & das hundertvierzigste Gedicht

    Sassari Altstadt

    Palmen und Orangenbäume, dazwischen Parkplätze. Schöne Alternativen zum nordeuropäischen Normstraßenbaum.

    Straßenbaum im Frühling

    Im Apfelsinenblütenduft
    Spürst du wellnessnahes Erahnen
    Das tapfre Bienen zu sich ruft
    Den Napf früchtelnd süßen Geruchs zu umgarnen
    Dessen süffig‘ Aroma die Straßen besprüht
    Und allüberall auf Asphaltflächen glüht


  • Sardinien & das hundertsechsunddreißigste Gedicht

    Bahnfahrt Sardinien

    Angekommen.

    Das Landen auf Inseln

    Wenn die Linie der Küste sich sichtbar erstreckt
    Und das Meer türkisgrünend den Gelbrand beleckt
    Querst du erstmal das Füllhorn an landiger Masse
    (Sofern du nicht falschseitig ohne Gewähr bist
    Nur siehst, dass das Meer halt noch immer ein Meer ist)
    Was hieraufhin folgt, ist ’ne bauchmulmig krasse
    Kurve, durch die Meer und Himmel verschwimmen
    Im taumelnden Glauben, dies möge so stimmen
    Fliegt man schiefer und schiefer
    Und taucht immer tiefer
    Dann macht die Maschine recht fremde Geräusche
    Ist das noch in Ordnung? Klingt nicht so – ich täusche
    Mich da hoffentlich … und: ja!
    Hier ist der Boden, wir sind da.


  • Helsingin Yöt & das hundertsechsundzwanzigste Gedicht

    Helsinki Domplatz

    Das letzte Gedicht aus Helsinki. Zu den letzten Stunden des Tages. Oder den ersten Stunden der Nacht. Und dem fehlenden Unterschied.

    Das nicht schwindende Tageslicht des Nordens

    Nachts sind alle Straßen blau …

    Als stünde der Tag da noch grade im Stau
    Auf seinem Weg ins All zurück

    Doch spart er sich das letzte Stück
    Und bläut hinein in schwarze Nacht
    Man freut sich, dass er das so macht

    Auch Reiseweg-technisch scheint es äußerst schlau:
    Das Dunkel durchströmende nordische Blau


  • Schären & das hundertfünfundzwanzigste Gedicht

    Schären

    Noch mehr vom Vortage: Schärenmaterial.

    Die Felsen der Schären

    Diese unverwandt wasserhervorigen Steine
    Sind seltsam glatt und weichgestalt
    Beinahe organischen Ursprungs. Ich meine
    Auch, dass sich bei Sonnenbescheinung recht bald
    Aus dem Innersten mählich die Steinhaut erwärmt
    Und Grad um Grad Körper die Poren beschwärmt
    Das kenn‘ ich von Reptilien
    Die bis zum Temp’raturbehag
    Strecken sich zur Sonne hin
    Erst dann bereit sind für den Tag

    Nennt mich sehr gern einen Voll-Übertreiber
    Doch vielleicht sind’s versteinerte Saurierleiber!?
    Diese Felsen in Wasser und sonnigem Scheine
    Sind einfach zu seltsam für „einfach nur Steine“

    Aber irgendwas müssen die Felsen ja sein
    Vielleicht also Saurier. Gefällt euch das? Nein?


  • Warmes Helsinki & das hundertzweiundzwanzigste Gedicht

    Helsinki

    Der dritte Tag war dann wieder schön.

    Warm

    Nichts ist so warm wie der Tag nach dem Tag nach dem Tag des gebrochenen Sommerversprechens
    Man strauchelt zurück an den Ort des Verbrechens
    Und ich wag und ich wag und ich mag es kaum hoffen
    Hinterm Vorhang steht einer und ruft: Überraschung!
    Das Ende des Vorgangs steht immer noch offen
    Ich sag mir: Nu lüg dir nich selbs in die Tasch, Jung!
    Es ist noch nicht Sommer, komm, bild dir nichts ein!

    Doch allein von der Wärme, da könnt er’s fast sein …


  • Birken & das hundertundzwanzigste Gedicht

    Birken

    Der zweite Tag in Finnland ist recht grau. So grau, dass sich auch die Bäume auf Schwarz-Weiß beschränken

    Die Birken

    Als der Leopard ums Zebra
    Zärtlich seine Arme warf
    War den Amourierten eh klar
    Dass man derlei gar nicht darf

    Doch Leo sagt Zebi – den Huf in der Pfote:
    Ein Zweig wahrer Liebe entmachtet Verbote!

    Seitdem wächst für der beiden Traum
    Sogar auf kargem Grund ein Baum
    Die Fellmuster beider Tiere vereinend
    Die Grenze zu dem, was nicht sein kann, verneinend

    Singet nun ein Lob den Birken
    Und sagt’s auch den andern Tierken!


  • Piroggen & das hundertundneunzehnte Gedicht

    Kaivopuisto

    Die Karelische Pirogge (Pirakka) ist hier eine wichtige Grundlage meiner tagtäglichen Mästung. Gerne in ihrer schmucklosen Urform. Warum eigentlich?

    Pirakka

    Die Pirakka schmeckt wie ein junges Versprechen

    Die Geschmacksknospen maulen: „Öhm, kommt da noch was?!“
    Wenn roggenmehlsämig Erwartungen brechen
    Döst nur noch die Haptik zu geltendem Maß

    So würzt Zurückgenommenheit
    Dies kleine Stück Vollkommenheit
    Zu ’nem Etwas, das wie nichts fast schmeckt
    Macht die mulmige Speise
    Zum Start einer Reise
    Auf der man nicht einfach von selbst was entdeckt


  • Resteis & das hundertundachtzehnte Gedicht

    Helsinki

    Trotz frühlings- bis sommerhaften Wetters sind die Parks noch voller Schneereste. Und die Eisflächen um die Schären sind gerade mal brüchig geworden.

    Die Tage vor dem Tauen

    Nun ist das Eis zwischen uns endlich geschmolzen
    Jetzt gilt es, den Inselwald niederzuholzen
    Um taugliche Kanus für Fahrten zu bauen
    Die wir in Tagen vor dem Tauen
    Problemlos bewältigt mit kindlichen Schlitten

    Mag sein, es war Kälte, auf der wir da glitten


  • Taubenschlag & das hundertundvierzehnte Gedicht

    Tauben aus Amsterdam

    Ein Gedicht zur Rehabilitation der Taube.

    Die Tauben und wir

    Was hat dich die Taube zu hassen gelernt
    Dein Schnurren so krass weit vom Gurren entfernt?

    Wann störte uns jemals die ungalante
    Trippelpickend dicke Tante
    Dass man diesen Vogel so kregel unliked
    Und nur noch Ekel in uns aufsteigt
    Wenn der ungeschickt Flatternde knapp uns verfehlt
    Aus dem Garten der Grazie die Unformen wählt?

    So erscheint uns ihr Flug nie ganz Vogel genug
    Übt die Taube am Zauber des Fliegens Betrug
    Ist mehr hektischer Zweck denn ein lautloses Schweben
    Ihr geht’s nicht um Freiheit, sie will überleben
    Sie ziert sich nicht, in unsrer Nähe zu nisten
    In Dreck und in Unrat ihr Dasein zu fristen

    Nun, wenn der Mensch ein Vogel wär‘
    Käm‘ er dieser Spezies vor anderen näh’r

    Uns schmeichelte fraglos das Grau der Taube
    Das suchende Huschen und Kreuchen im Staube
    Auch in puncto Plumpheit gäb’s null Differenzen
    Nur am Hals würden wir dann wohl nicht so schön glänzen


  • Marienbad & das hundertundzwölfte Gedicht

    Marienbad

    Ein Lob dem Schaumbad aus der Bademantelzone Mariánské Lázně.

    Im Bade

    Ich lass mich von dir ganz umfließen
    Du sollst mir Raum, nicht Wasser sein
    Wie ließe sich das Selbst genießen
    Wenn nicht getunkt in Wärme rein-
    -er Duftschauminseltauchstationen?
    Dort schweigt die Stille von Äonen
    Schon flieht die Hektik des Tages, geschlagen
    Und mit ihr die Hektik von anderen Tagen

    Man weiß
    Die nahende Kälte erahnend
    Dies Glück kann nicht von Dauer sein
    So preis‘
    Die labende Gnade des Badens
    Und sinke tief, tief in ihr ein


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


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